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Nürnberg, die letzte Schlacht

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Hier wurden der Nationalsozialismus und seine Verdammung auf die Bühne der Justiz gebracht. Elf Jahre nach den triumphalen Militärparaden wird in dieser für das ganze Regime emblematischen nordbayrischen Stadt das Urteil über die Verbrechen des Nationalsozialismus in Europa gesprochen und damit der Grundstein für eine internationale Strafjustiz gelegt.


Nürnberg, November 1945: Hermann Göring, Rudolf Heß, und Joachim von Ribbentrop auf der Anklagebank, hinter ihnen Karl Dönitz und Baldur von Schirach.

Nürnberg 1934. Leni Riefenstahl filmt auf dem zweiten „Reichsparteitag des deutschen Volks“ den Einklang von Volk und Führer. Triumph des Willens (veröffentlicht 1935) wird der Titel ihres Dokumentarfilms lauten. Strahlenbündel, Militärparaden, wohlarrangierte Aufmärsche, „Ein Volk, ein Reich, ein Führer“. Das NS-Regime inszeniert für seine Propaganda nach innen wie nach außen seine Einheit und seine Stärke.

Nürnberg 1945. Der US-Chefankläger Robert H. Jackson erklärt am 20. November, einen Tag nach der Eröffnung des Prozesses gegen 24 NSKriegsverbrecher, vor der Weltöffentlichkeit: „Noch nie in der Geschichte der Rechtsprechung wurde der Versuch unternommen, in einem Prozess alle Verbrechen zu bündeln, die in einem guten Jahrzehnt auf einem Kontinent an ganzen Nationen und einer Unzahl von Individuen begangen wurden.“

Die Stadt Nürnberg wurde vor allem aus politischen und praktischen Gründen dazu auserwählt, den NS-Verbrechern den Prozess zu machen: Die Amerikaner legten Wert darauf, dass der Prozess in ihrer Besatzungszone stattfände, und das einzige noch intakte große Gerichtsgebäude stand nun einmal in der ansonsten zu 90 Prozent zerstörten Hauptstadt Frankens. Mithilfe des angrenzenden Gefängnisses war auch das Problem der Inhaftierung der 21 Angeklagten geregelt (drei konnten schließlich nicht vor Gericht gestellt werden) und die 530 Büros und 80 Empfangsräume konnten das Personal der vier alliierten Nationen aufnehmen. Das gebaute Erbe der „Stadt der Reichsparteitage“ bildet das größte erhaltene Ensemble dieser Art in Deutschland. Derartige Spuren befördern einerseits einen gewissen Erinnerungstourismus und andererseits in den 1980er-Jahren die Erörterung von Fragen nach der Bewahrung dieser Orte, bevor schließlich 2001 dort ein Dokumentationszentrum eröffnet. Derartige Bauten belegen, dass Nürnberg von den Nationalsozialisten als Geschichtsort eines triumphierenden Nationalsozialismus konzipiert wurde, bevor es zum europäischen Erinnerungsort seiner Niederlage wurde. Ab 1927 wurde alles dafür getan, um die Reichsparteitage und das Reichsparteitagsgelände zum Ort und zur Zeit der Feier von Deutschlands Erwachen und der Vollendung der deutschen Geschichte durch das „Dritte Reich“ zu machen.

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