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Wild gewachsen
ОглавлениеHenrike Wiemker
Im Nationalpark darf Natur sich ungestört entwickeln, hier entstehen wilde Landschaften und Wälder. Auch auf dem Papier wuchs mit der Zeit ein Urwald aus Richtlinien und Schutzkategorien. Ein Pfad durch den Paragrafendschungel des Naturschutzes
Im Norden Brandenburgs an der Grenze zu Polen schlängelt sich die Oder durch eine flache Landschaft, nur wenige Meter über dem Meeresspiegel. Ungestört, mit Altarmen und umgeben von Wiesen, die im Frühjahr überschwemmt werden, formt sie hier eine der letzten Flussauenlandschaften Europas, Heimat für unzählige Vogelarten.
Im Westen von Thüringen prägen Buchen die hügelige Landschaft. Die weiten Wälder des Hainich bilden das größte zusammenhängende Laubwaldgebiet Deutschlands, das sich hier über einen Höhenzug zwischen den Städten Eisenach, Mühlhausen und Bad Langensalza erstreckt.
Nahe der Grenze zu Österreich ragt mächtig der Watzmann empor, mehr als 2700 Meter über dem Meeresspiegel. Steil fallen seine rauen Felswände ab, auf der Ostseite bis hinunter zum tiefblauen Wasser des Königsees. Enzian, Murmeltiere, Steinböcke – die Stars der alpinen Landschaften finden hier passende Lebensräume.
So unterschiedlich die drei Landschaften auch sein mögen, sie alle haben ihren Status als Nationalpark gemeinsam. Und schon diese drei Beispiele geben einen Eindruck davon, wie verschieden und vielfältig die Nationalparks in Deutschland sind. Insgesamt 16 davon gibt es heute in Deutschland. Der jüngste, Hunsrück-Hochwald, kam erst im Jahr 2015 hinzu. Der älteste dagegen, der Nationalpark Bayerischer Wald, feiert im kommenden Jahr seinen 50. Geburtstag.
Noch viel älter aber als dieser älteste deutsche Park ist der Begriff Nationalpark. Nachdem schon im frühen 19. Jahrhundert in mehreren Ländern die Idee aufkam, bestimmte Teile der Natur unter Schutz zu stellen, wurde 1872 der weltweit erste Nationalpark eingerichtet, der wohl auch heute noch einer der bekanntesten ist: der Yellowstone-Nationalpark in den USA. Trotz, oder vielleicht auch wegen seiner langen Geschichte, ist aber der Begriff „Nationalpark“ nie international einheitlich definiert worden. Was in Deutschland ein Nationalpark ist, ist also nicht zwingend auch einer im Sinne der IUCN, der International Union for Conservation of Nature. Diese auch als Weltnaturschutzunion bekannte Nichtregierungsorganisation hat zwar Richtlinien für unterschiedliche Schutztypen festgelegt, dennoch ist es jedem Land selbst überlassen, eigene Gesetze zur Einrichtung eines Nationalparks zu erlassen.