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Ereignismeldung UdSSR Nr. 150

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I) Standorte und Nachrichtenverbindungen: Zeit: 2.1.1942.

Höh. SS- und Polizei-Führer Nord (101): (Jeckeln1), Standort: Riga.

Einsatzgruppe A: (Dr. Stahlecker2), Standort: Krasnogwardeisk, N-Verbindungen: Funkverbindung, Fernschreibverbindung Riga, Feldpost-Nr. 15.119.

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Estland: (Dr. Sandberger3), Standort: Reval mit Dienststellen in Narwa, Dorpat, Pernau, Ahrensburg (Ösel), N-Verbindungen: Funkverbindung Narwa, Fernschreibverbindung Reval, Feldpost-Nr. 15.119.

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Lettland: (Dr. Lange4), Standort: Riga mit Dienststellen in Schaulen und Libau, N-Verbindungen: Funkverbindung Riga, Fernschreibverbindung Riga und Libau, Feldpost-Nr. 15.447.

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Litauen: (Jäger5), Standort: Kowno mit Dienststelle in Wilna, N-Verbindungen: Funk- und Fernschreibverbindung Kowno, Wilna, Feldpost-Nr. 15.641.

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Weißruthenien: (Strauch6), Standort: Minsk mit Dienststelle in Baranowicze, N-Verbindungen: Funk- und Fernschreibverbindung Minsk, Feldpost-Nr. 15.641.

Höh. SS- und Polizei-Führer Mitte (102): (von dem Bach7), Standort: Mogilew. Einsatzgruppe B: (Naumann8), Standort: Smolensk, N-Verbindungen: Funkverbindung Smolensk, Kurierverbindung über Warschau und Fernsprecher über VD Smolensk, Feldpost-Nr. 37.857.

Sonderkommando 7a: (Steimle9), Standort: Rshew und Sytschewka, N-Verbindungen: Funkverbindung Rshew, Feldpost-Nr. 05.607.

Sonderkommando 7b: (Rausch10), Standort: Brjansk und Kursk, N-Verbindungen: Funkverbindung a.d. Marsch, Feldpost-Nr. 18.555.

Einsatzkommando 8: (Bradfisch11), Standort: Mogilew, Roslawl, Orscha, Gomel, Bobruisk, N-Verbindung: Feldpost-Nr. 37.857.

Einsatzkommando 9: (Schäfer12), Standort: Smolensk, Wjasma, Witebesk, Gshatsk, N-Verbindungen: Funkverbindung Wjasma, Feldpost-Nr. 37.857.

Sonderkommando Moskau13: Standort: Roslawl, N-Verbindung: Funkverbindung Roslawl.

Höh. SS- und Polizei-Führer Süd (103): (Prützmann14), Standort: Kriwoj-Rog, N-Verbindung: Fernschreibverbindung Lemberg.

Einsatzgruppe C: (Dr. Thomas15), Standort: Kiew, N-Verbindungen: Funkverbindung Kiew, Fernschreibverbindung Lemberg, von dort Kurier, Feldpost-Nr. 32.704.

Sonderkommando 4a: (Blobel16), Standort: Charkow, N-Verbindungen: Funkverbindung Charkow, Feldpost-Nr. 22.789.

Sonderkommando 4b: (Braune17), Standort: Kramatorsk mit Teilen in Sochnowtschina, Losowaja, Slawjansk, Konstantinowka, Artemowsk, N-Verbindungen: Funkverbindung a.d. Marsch, Feldpost-Nr. 34.310.

Einsatzkommando 5: (Meier18), Standort: Kiew mit Teilen in Shitomir, Rowno, Winniza, N-Verbindungen: Funkverbindung Nikolajew, Fernschreibverbindung Rowno, Feldpost-Nr. 35.102.

Einsatzkommando 6: (Kröger19), Standort: Stalino, N-Verbindungen: Funkverbindung Stalino, Feldpost-Nr. 35.979.

Höh. SS- und Polizei-Führer z.b.V.: (Korsemann20), Standort: Rowno. Einsatzgruppe D: (Ohlendorf21), Standort: Simferopol, N-Verbindungen: Funkverbindung Simferopol, Feldpost-Nr. 47.540.

Sonderkommando 10a: (Seetzen22), Standort: Taganrog, N-Verbindungen: Feldpost-Nr. 47.540.

Sonderkommando 10b: (Persterer23), Standort: Sudak, N-Verbindungen: Funkverbindung a.d. Marsch, Feldpost-Nr. 47.549.

Einsatzkommando 11a: (Zapp24), Standort: Jalta mit Teilen in Alupka und Bachtschissaraj, N-Verbindungen: Funkverbindung Jalta, Feldpost-Nr. 47.540.

Einsatzkommando 11b: (Zapp25), Standort: Simferopol mit Teilen in Aluschta, Karasubasar, Eupatoria, N-Verbindungen: Funkverbindung Simferopol und Aluschta, Feldpost-Nr. 47.540.

Einsatzkommando 12: (Nosske26), Standort: Fedorowka, N-Verbindungen: Funkverbindung Fedorowka, Feldpost-Nr. 47.540.

II) Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos:

Einsatzgruppe A meldet:

Allgemeine Lage vor Leningrad27: Die verzweifelten Ausbruchsversuche der Russen an der Leningrader Einschließungsfront haben angehalten. Wiederum lag der Schwerpunkt der russischen Angriffe am Newa-Knie. Nachdem der Ladogasee teilweise zugefroren ist, wurden mehrere hartnäckige Angriffe über das Eis des Ladogasees nach Süden vorgetragen. Besonders bemerkenswert erscheint der Angriff eines Schneeschuhläuferregiments, das durchweg aus gut ausgebildeten und besonders ausgewählten Mannschaften bestand. Das Regiment war durchweg mit Maschinenpistolen bewaffnet; jeder Mann hatte Verpflegung für vier Tage bei sich (darunter auch Schokolade, Tabak usw.). Dieser Ausbruchsversuch brach wie alle übrigen im zusammengefaßten Feuer aller Waffen zusammen. Das Regiment wurde aufgerieben. Es ist bezeichnend, daß wenige Tage später an der gleichen Stelle wiederum 2 russische Schneeschuhbataillone angriffen. Auch die russische Artillerietätigkeit im Raume um Leningrad war beträchtlich und erreichte in einzelnen Frontabschnitten unerwartete Ausmaße. Allein daraus läßt sich schließen, daß die Leningrader Rüstungsindustrie bisher nur unwesentlich gestört ist. Auch die russische Luftwaffe hat sich augenscheinlich vom ersten Schock erholt. Sie griff mehrfach bei Nacht deutsche Flugplätze, Eisenbahnknotenpunkte usw. an, ohne jedoch nennenswerten Erfolg zu haben. Die deutsche Truppenführung ist immer wieder erstaunt über die Zähigkeit und Hartnäckigkeit der Russen sowie über die Geschicklichkeit bei der Aufstellung bezw. Neuformierung von Truppenkörpern. Angeschlagene Verbände, versprengte Soldaten usw. werden unmittelbar hinter der russischen Front in kürzester Frist neu zusammengefaßt und sofort rücksichtslos eingesetzt.28 Die Fähigkeit der Russen zum Improvisieren wird deutscherseits geradezu als ausschlaggebend für die Behauptung des russischen Widerstandes angesehen. Wenn auch der Kampfwert und die Moral der „improvisierten“ Einheiten gering sind, es schlagen sich diese Rotarmisten und Leningrader Arbeiter nach wie vor mit einer sturen Hartnäckigkeit. Ohne etwas an der verzweifelten Lage der Russen in Leningrad zu ändern, werden immerhin etwa 10 deutsche Divisionen an der Einschließungsfront gebunden und vom Einsatz in anderen Abschnitten der Ostfront abgehalten. Gegen Ende der Berichtszeit wurden die am rechten Flügel der Einschließungsfront eingesetzten Divisionen der deutschen 16. Armee umgruppiert mit Schwerpunkt nach Osten. Die Einschließungsfront um Leningrad besteht nunmehr ausschließlich aus Divisionen der 18. Armee (Generaloberst v. Küchler29), die späterhin Leningrad nehmen sollen (Dabei ist über den möglichen Zeitpunkt nichts Authentisches bekannt). Die um Leningrad eingesetzten deutschen Divisionen haben fast durchweg im Laufe des Ostfeldzuges heftige Kämpfe zu bestehen gehabt. Die Witterungsverhältnisse sowie der Übergang zum Stellungskrieg stellen nunmehr weitere starke Anforderungen an die Truppe. Stabsoffiziere höherer Stäbe äussern dazu, daß Ausmaß und Intensität der Kämpfe nicht spurlos an der Truppe vorbeigegangen seien und so manche Regimenter doch schon etwas ausgeblutet und abgekämpft seien. Im übrigen ist Stimmung und Haltung der Fronttruppe gut und zuversichtlich. Im Vordergrund aller Gespräche steht die Frage, ob und in welchem Umfange Weihnachtsurlaub gewährt wird. Im Hinblick auf Transportschwierigkeiten dürfte nur ein ganz geringer Prozentsatz der Truppe in Urlaub geschickt werden.

Über die Tätigkeit der Einsatzgruppe A: Die laufende sicherheitspolizeiliche und sicherheitsdienstliche Arbeit der vorderen Teile der Einsatzgruppe um Leningrad deckt sich im Grundsätzlichen mit den bisherigen Aufgabengebieten. Zur Charakterisierung werden folgende Tätigkeitsgebiete herausgegriffen: 1) Das Erstarren der Einkreisungsfront um Leningrad gibt der sicherheitspolizeilichen Arbeit hinter der deutschen Front besondere Bedeutung. Die Überprüfung und Überholung der russischen Zivilbevölkerung ist zumeist anfangs nur unter dem Gesichtspunkt erfolgt, ausgesprochen aktive, gegen die deutsche Ordnung aufbegehrende Personen unschädlich zu machen. Im engen Zusammenarbeiten mit den Ortskommandanten sowie mehrfach auf speziellen Wunsch höherer Stäbe konnte nunmehr an eine exaktere Überprüfung der Bevölkerung herangegangen werden. Dabei mußte auch mehrfach den von Seiten der Wehrmacht eingesetzten russischen Bürgermeistern erhöhte Beachtung geschenkt werden. So wurde z.B. in Puschkin (Zarskoje-Selo) der russische Stadtrat aufgelöst, da er untragbare Beschlüsse faßte. Anstelle des Stadtrates wurde im Benehmen mit dem Ortskommandanten ein verantwortlicher Mann eingesetzt, der sich streng an die ihm gegebenen Weisungen zu halten hat. Das Zusammenarbeiten mit den Wehrmachtsdienststellen ist z.T. derartig eng, daß jeweils regelmäßig in den Dienststellen der Kommandos der Einsatzgruppe A Besprechungen über die örtlich interessierenden Fragen mit den Ortskommandanten und sonstigen beteiligten Wehrmachtsdienststellen stattfinden (so z.B. in Sluzk). Die Zahl der von den Kommandos der Einsatzgruppe A um Leningrad in der Berichtszeit durchgeführten Überprüfungen beläuft sich auf mehrere Hundert. Exekutiert wurden insgesamt 93 Personen, darunter eine Zigeunerbande, die in der Umgebung von Siwerskaja ihr Unwesen getrieben hatte. Jüdische Zivilbevölkerung ist nicht mehr vorhanden. 2) Auf besonderen Wunsch der 18. Armee ist die Erfassung der im Gefechtsgebiet um Leningrad sowie im rückwärtigen Armeegebiet ansässigen Volksdeutschen durch die Kommandos durchgeführt worden. Die Erfassung ist im allgemeinen abgeschlossen. In Hinblick auf die mit Bestimmtheit zu erwartende Hungersnot sowie die Bedrohung durch Feindeinwirkung erscheint ein beschleunigter Rücktransport der Volksdeutschen notwendig. Es ist weiterhin in engem Zusammenwirken mit AOK 18, das an allen Volkstumsfragen starkes Interesse nimmt, die Erfassung der im Ingermanland siedelnden Esten und Finnen in Angriff genommen worden. Zu dieser Erfassung werden estnische Offiziere sowie Hilfskräfte aus der finnischen Bevölkerung herangezogen. 3) Die von der Wehrmacht zumeist im Anschluß an Kriegsgefangenenlager errichteten Zivilgefangenenlager haben sich infolge von Evakuierungen aus dem unmittelbaren Frontgebiet in den letzten Wochen immer mehr gefüllt. Es wurde daher zusammen mit dem Ic/AO des AOK 18 eine Durchkämmung der Zivilgefangenenlager durchgeführt. Dazu wurden von den Kommandos zahlreiche männliche und weibliche Agenten in die Lager entsandt, um die Grundlagen für die Auskämmung zu schaffen. Es ist beabsichtigt, alle Elemente, die sich der deutschen Ordnung entgegenstellen, zu exekutieren; loyale und unbescholtene Personen sollen entlassen werden, während zweifelhafte Elemente weiterhin in den Lagern verbleiben. Nach Beendigung dieser Aktion sollen die Kriegsgefangenenlager unter Zugrundelegung des einschlägigen RSHA-Erlasses30 überholt werden. 4) Die Erkundung von Leningrad wurde weiterhin unter Anwendung der bereits gemeldeten Methoden mit Nachdruck betrieben. Der Ic der Heeresgruppe Nord erklärte dazu, daß dreiviertel dessen, was der Heeresgruppe über Leningrad bekannt sei, aus den Erkundungsberichten der Einsatzgruppe A stamme.


Nr. 1: Leichenbeseitigung

Festnahmen: 1) In Dorpat wurden am 20.11.41 zwei Esten festgenommen, die einen Radioempfänger mit sich führten. Sie waren am 8.11.41 gemeinsam mit einem Russen mit Hilfe von Fallschirmen von einem sowjetischen Flugzeug bei der Ortschaft Raepina am Peipussee abgesetzt worden. Während der Russe sich sofort freiwillig der deutschen Wehrmacht stellte, gelang es den beiden Esten, sich nach Dorpat durchzuschlagen. 2) SS-Hauptscharführer Schmidt (Kommando 1a) erschoß nach zweistündigem Feuergefecht auf Ösel den 1. Sekretär der KP, Mui, der gleichzeitig stellvertretender Vorsitzender des Obersten Sowjets der Estn. SSR war und sich neuerdings als Leiter der Oeseler Partisanenorganisation „Saeren“ betätigte. 3) Das Teilkommando Krasnoje-Selo hat 5 Mann einer wichtigen Spionagegruppe des Kapitäns Nikolajeff festgenommen und der Spionage überführt. Die 5 Personen wurden zur weiteren Verwendung dem Stab der Einsatzgruppe in Krasnogwardeisk überstellt. 4) In Narwa wurde am 1. und 2. November eine Großrazzia reibungslos durchgeführt. Bei der Überholung der gesamten Stadt wurden 260 Personen festgenommen; ein Teil konnte bereits wieder entlassen werden. Die Vernehmungen dauern an.

Exekutionen: 1) In Krasnoje-Selo wurden 70 verdächtige Personen verhaftet, von denen 10 wegen Partisanentätigkeit standrechtlich erschossen wurden. 2) Vom Sonderkommando 1b wurden in Sluzk und Tosno 8 Personen erschossen und zwar wegen Umhertreibens zur Nachtzeit, Partisanentätigkeit, Plünderung, Sprengstoffverbrechens und wegen Spionageverdachts. 3) Die politische Abteilung des Pol. Präsidiums in Reval legte in der Zeit vom 1.–22.11.41 dem Einsatzkommando 1a 282 Urteilsvorschläge vor. Davon waren: 79 Exekutionen, 154 Einweisungen in ein KZ, 49 Freilassungen.

Feindpropaganda: 1) Der 18. November, der Jahrestag der Selbständigkeit Lettlands, ist überall ruhig und ohne Provokationen verlaufen. 2) In der Zeit vom 14. bis 18. November wurden in mehreren Gegenden Estlands nachts von sowjetischen Flugzeugen Flugblätter und Zeitungen abgeworfen, die zu Sabotageaktionen auffordern und sich weiterhin gegen das Direktorium Mäe richten. Bei einem sonst erfolglosen Luftangriff auf Dorpat wurden gleichfalls Flugblätter ähnlichen Inhalts abgeworfen. 3) Der Abwurf von Flugblättern am 13.11.41 in Weissenstein führte innerhalb der Bevölkerung zu einer zeitweiligen Beunruhigung, die sich aber bald legte. 4) Eine Tätigkeit von bolschewistischen Agenten in bezug auf Feindpropaganda konnte innerhalb der letzten zwei Wochen in Lettland und Estland nicht festgestellt werden.

Erkundung Leningrad: 1) Lage der Bevölkerung: Die Verluste der Zivilbevölkerung durch Fliegerbomben und Artilleriebeschuß waren im Laufe des November erheblich, vor allem dadurch, daß auch bei Fliegeralarm in den Rüstungsbetrieben durchgearbeitet werden muß und daß die Schlangen vor den Lebensmittelläden sich ungeachtet der Artillerieeinschläge nicht zerstreuen. Die Opfer werden auf Lkws geladen und sogleich bestattet. Die Friedhöfe Smolenskji (Planqu. Qu 6) sind angeblich wegen Überfüllung gesperrt worden, doch kann der Grund auch in der Anlage von Befestigungslinien liegen, wie solche auf dem Mitrofanskji-Friedhof festgestellt wurden. Der ungenügende Zustand der Luftschutzkeller trägt ebenfalls zur Erhöhung der Todesopfer unter der Zivilbevölkerung bei, ferner die langsam steigende Kurve der Sterblichkeit infolge Entkräftung, Erkältungs- und Unterleibserkrankungen. Von eigentlichen Epidemien in größerem Umfange ist jedoch auch im Laufe des November nichts bekannt geworden. Nachrichten über zunehmendes Bandenwesen bestätigen sich. Die Bekämpfung dieser Banden, die nächtliche Plünderungen und Überfälle auf Lebensmittelläden ausführen, durch die sowjetischen Sicherheitsorgane scheint trotz drakonischer Maßnahmen (Erschießungen an Ort und Stelle) im ganzen wirkungslos.

2) Stimmung der Bevölkerung: Zur Hebung der passiven und teilnahmslosen Stimmung innerhalb der Bevölkerung werden von sowjetischer Seite größte Anstrengungen gemacht. Besonders stark ist die Herausgabe von Propagandabroschüren gestiegen, die die kommunistische Gesinnung und den Widerstandswillen festigen wollen. Die letzten Losungen lauten „Wir werden siegen, denn mit uns ist das Recht“ sowie „Unsere Luftwaffe hat die Überlegenheit wiedererobert“. Kinos und Theater setzen nach Möglichkeit ihre Tätigkeit fort. Mitte November sollen noch folgende Theater gearbeitet haben: „Komedia“, „Musikalnaja Komedia“, „Istrebny Teatr“, „Teatr Imeny Leninskawo Komsomola“. In den Kinos werden vornehmlich Wochenschauen, aber auch Spielfilme gegeben. Die sowjetische Propaganda bleibt in ihrem Bestreben, einen aktiven Widerstandswillen wachzurufen, wirkungslos, übt jedoch einen suggestiven Druck auf die Bevölkerung aus, deren Hoffnung auf einen baldigen deutschen Einmarsch und damit auf das Ende von Beschießung und Hunger gesunken ist: „Die Deutschen wollen Leningrad gar nicht haben“. Starke Verbitterung schafft das scharfe Arbeitstempo in den Rüstungsbetrieben, wo die tägliche Arbeitszeit 12 Stunden, in den Leninwerken sogar 14 Stunden einschl. Mittagspause beträgt, ohne daß zusätzliche Rationen ausgegeben werden. Die Ehrung eines Stachanow-Arbeiters durch die „Leningrader Prawda“, der in einem Rüstungsbetrieb 48 Stunden pausenlos gearbeitet habe, läßt darauf schließen, daß tatsächlich über die erwähnte Norm hinaus noch erhebliche Überstunden gefordert werden. Anfang November soll es in zwei namentlich nicht bekannten Rüstungsbetrieben zu lokalen Unruhen gekommen sein. Am 7. November hatte sich auf dem Ssenaja-Platz (Planqu. N 6) eine riesige Menschenmenge angesammelt, da gerüchteweise verlautet, daß hier anläßlich des Sowjetfeiertages Lebensmittel ohne Karten ausgegeben werden sollten. Hierbei kam es zu Prügelszenen, Schimpfereien und Rufen: Erhebt Euch zum Aufstand. Die Miliz reagierte darauf, indem sie in die Menge hineinschoß, wobei es eine Anzahl Tote und viele Verwundete gab. Eine andere Skandalszene wird aus einem Bierkeller berichtet, wo ein betrunkener Soldat als Antwort darauf, daß ihm kein Bier mehr ausgegeben wurde, eine Handgranate in die versammelte Menge warf und dabei schrie: „Ich verrecke an der Front, ihr aber sollt hier sterben“. Es gab dabei sieben Tote.

3) Versorgungslage: Die Versorgung mit Elektrizität und Wasser ist infolge Artilleriebeschusses in mehreren Bezirken gestört gewesen, wird jedoch dem Anschein nach gewöhnlich bald wiederhergestellt. Heizmaterial wird durch Abbruch von Holzhäusern in den Vorstädten beschafft; angeblich soll jedes dritte Haus abgebrochen werden. In den zentral beheizten Gebäuden soll die Höchsttemperatur 19 Grad R betragen. Vor der Einschließung Leningrads waren erhebliche Mengen von Lebensmitteln in der Stadt eingespeichert. Abgesehen von früheren Reserven war der Viehbestand der von der Roten Armee geräumten Gebiete beim Rückzug mitgetrieben und soweit als möglich auch die Körnerernte erfaßt worden. Aus diesem Grunde konnte die Ernährungslage der Stadt längere Zeit hindurch einigermaßen stabil gehalten werden, zeigte aber dann eine eindeutig absinkende Tendenz. Bekannt ist, daß die Stadt noch längere Zeit über Tichwin–Ladogasee und Oranienbaum–Kronstadt mit Lebensmitteln versorgt wurde. Der Umfang dieser Transporte ist im einzelnen nicht bekannt, darf jedoch nicht überschätzt werden.

Die tägliche Brotration betrug im September 600 gr für Arbeiter und 400 gr für Angestellte, Familienangehörige und Kinder. Sie wurde Anfang Oktober auf 400 resp. 200 gr gesenkt und konnte über einen Monat auf dieser Höhe gehalten werden. Die nächste Senkung erfolgte zu Beginn der zweiten Novemberdekade auf 300 resp. 250 gr, um dann mit Beginn der dritten Novemberdekade eine abermalige Kürzung auf 250 resp. 125 gr zu erfahren. Die Fleischrationen haben sich seit Anfang Oktober konstant auf 500 gr für Arbeiter, 250 gr für Angestellte, Angehörige und Kinder für je 10 Tage halten können. Grütze wurde im Oktober noch einheitlich 600 gr für Arbeiter, 300 gr für Angestellte, Angehörige und Kinder auf die Dekade ausgegeben. Kinder erhielten 400 gr Reis. Seit 1. November erfolgte eine Senkung auf 500 gr für Arbeiter, die Normen für Angestellte, Angehörige und Kinder wechselten. Eine fühlbare Abnahme zeigte die Zuckerzuteilung, die Ende Oktober noch 300 gr je Dekade für Arbeiter betrug, wobei zusätzlich 250 gr Bonbons ausgegeben wurden. Diese Zuteilung sank am 1. November auf 250 gr Zucker, erhöhte sich aber auf 350 gr Bonbons. Angestellte, Angehörige und Kinder erhielten jetzt 100 gr Zucker und 250 gr Bonbons. Zum 11. November erfolgte eine abermalige Senkung der Zuckerzuteilung auf 150 gr für Arbeiter und 50 gr für Angestellte, Angehörige und Kinder. Die Bonbonzuteilung änderte sich unbedeutend. Kartoffeln und Kohl sind zuletzt Ende September, in einigen Fällen nach Anfang Oktober ausgegeben worden und seither nicht mehr erhältlich. Die ausgegebenen Mengen betrugen 10 resp. 2 Kilo als Monatszuteilung. In Speisehäusern gibt es ab und zu Kartoffeln als Beikost, wobei jeweils ein 24-gr-Abschnitt der Grützenkarte abgetrennt wird. Petroleum wurde im Oktober noch ausgegeben, und zwar gab es 1 1/2 Liter für den Monat. Im November ist kein Petroleum mehr ausgeliefert worden. Es folgt eine Übersicht über die Zuteilungen in den drei Novemberdekaden. Bemerkenswert ist, daß ein Ausgleich für die gesenkte Brotration in Form von erhöhten Oel- bezw. Butterrationen versucht worden ist, die jedenfalls über den im Oktober ausgegebenen Normen liegen (Butterzuteilung Ende Oktober: Arbeiter 100 gr, Angestellte und Angehörige 50 gr, Kinder 100 gr).


Kinder erhalten je Dekade 10 Eier oder 120 g Eierpulver. Am Revolutionsfeiertag des 7. November wurde eine allgemeine Sonderzuteilung in Form einer Tafel Ersatzschokolade, 1/2 Liter Rotwein und 200 gr gesalzene Tomaten ausgegeben. Im einzelnen ist es möglich, für bestimmte Nahrungsmittel Tauschprodukte zu erhalten, so statt Fleisch Fischkonserven im gleichen Gewicht oder Gallert im dreifachen Gewicht. Für 100 gr Oel konnte ab und zu 75 gr Käse entnommen werden. Für 100 gr Brot 50 gr bezw. 75 gr Süßgebäck. Statt Grütze wird in letzter Zeit vielfach Sojaschrot oder Maismehl ausgegeben. Bereits seit Anfang Oktober wird das Brot mit Hafermehlbeimengung gebacken. Seit Anfang November sind Beimengungen von Oelpressrückständen festzustellen. Die verschlechterte Ernährungslage macht sich seit Anfang November im Gesundheitsbild der Bevölkerung geltend. Hungerschwellungen werden vielfach beobachtet. Doch konnten bisher Bemittelte sich auf dem Wege des Schleichhandels zusätzlich versorgen. Der Preis für einen Laib Brot von ca. 1000 gr Gewicht betrug im Schleichhandel am 8. November 50 Rubel, in einem anderen Fall am 12. November 60 Rubel. Für einen Eimer Sauerkraut wurden 100 Rubel bezahlt.

Von den Einsatzgruppen B und C liegen keine Meldungen vor.

Einsatzgruppe D meldet:

1) Lage und Stimmung: Gesamtstimmung ist nach wie vor beherrscht durch Sorge um Ernährung. Ablehnende Haltung der Bevölkerung gegen Judentum hat sich bestätigt. Erschießungen der Juden wurden im wesentlichen positiv aufgenommen, nachdem ursprüngliche Furcht vor gleicher Behandlung gewichen. Wehrmacht versucht Ernährungslage in den Städten zu bessern durch Aufforderung zur Ablieferung der versteckten Lebensmittel und anschließende gerechte Verteilung an die Bevölkerung. In Kertsch–Karasubasar positives Ergebnis. Ernährung dort für 4 Wochen gesichert. In Simferopol gleiche Aktion im Gange. Haltung gegen deutsche Besatzung nach wie vor vertrauensvoll. Tataren zur positiven Mitarbeit bereit. Bieten aktiven Kampf gegen Partisanen an, sogar Aufstellung eigener Einheiten. Viele Dörfer überfallen. Zur Abwehr bereit, falls Waffen gestellt werden

2) Kirche: Die Rumänen setzen die Taufe und Übernahme der Patenschaften in Karasubasar fort. Weitere Tätigkeit der Bandera-Bewegung in der Berichtszeit nicht festgestellt.

3) Partisanen: Die Teilkommandos setzten ihre Nachrichtenarbeit gegen die Partisanen mit Erfolg fort. Nach wie vor werden einzelne Wehrmachtsfahrzeuge beschossen und angefallen. Neuerdings überfielen Partisanen nachts Dörfer und holten sich Lebensmittel, Schafe, Großvieh u.a. Dabei sind deutschfreundliche Personen verschleppt worden. Auf einzelnen Wegen führten sie Straßenkontrollen durch. Abgefangene Kurierbriefe bestätigen, daß die Partisanenstäbe über Nachrichtenverbindungen in den einzelnen Ortschaften verfügen. Die bisher durchgeführte Flugblattpropaganda gegen die Partisanen bewirkte vorübergehend einen Stimmungsrückgang, dem durch die Partisanenführer in scharfer Form entgegengetreten wurde. Seit Anfang Dezember ist bei der 11. Armee ein besonderer Stab für Partisanenbekämpfung eingesetzt.31 Dieser Stab hat die Aufgabe, den Truppeneinsatz einheitlich zu leiten. Der Stab arbeitet eng mit den einzelnen Teilkommandos zusammen, die für die geplanten Großaktionen ihre Ermittlungsergebnisse, Pläne und Gewährsmänner zur Verfügung stellen und damit den Erfolg dieser Aktionen sicherstellen. Am 13.12. eine Großaktion gegen die Partisanenabteilung Maschkarin im Abschnitt Jalta–Alupka unter Einsatz rumänischer Gebirgstruppen und deutscher Pioniere durchgeführt. Das Kommando 11a stellte die Unterlagen und die gesamte Planung. Ergebnis: 40 Partisanen getötet, 28 Lebensmittellager, 4 Weinlager erbeutet, zahlreiche Waffen und Munition vernichtet. Partisanenabteilung dieses Raumes wurde damit aufgerieben. Unter den erschossenen Partisanen befanden sich der Chef des 4. Partisanenbezirks, Generalmajor Awerkin, und der Kommandeur des 14. Vernichtungsbatl., Hauptmann Tamarli. Nach langen Vorbereitungen wurde am 16.12. die Aktion gegen die Führungstruppe des Oberstleutnant Makroussow, des obersten Partisanenführers auf der Krim, durchgeführt und erfolgreich abgeschlossen. Das Teilkommando Aluschta des Sonderkommandos 11b hatte diese Aktion nachrichtlich vorbereitet und den Plan für die Durchführung ausgearbeitet. Die Gruppe Makroussow wurde völlig aufgerieben, 119 getötet, 12 gefangen und 21 Unterkünfte zerstört. Makroussow ist nach Gefangenenaussagen in der Nacht zum 13.12. mit seiner Frau aus der Unterkunft geflohen. Am 16.12. durch Kommando 10b eine Aufklärungsaktion in Udisa. 10 Partisanen erschossen, 1 gefangen; ein Lebensmittellager, 35 Gewehre, 2 MG, 2 Lkw erbeutet. Bei einer anderen Aktion im Raum Aluschta am 26.11., die vom Teilkommando Aluschta vorbereitet war und von rumänischen Truppen durchgeführt wurde, wurden 60 Partisanen erschossen und 20 gefangen.

4) Juden: Simferopol, Jewpatoria, Aluschta, Karasubasar, Kertsch und Feodosia sowie weitere Teile der West-Krim judenfrei gemacht.32 Vom 16.11. bis 15.12. wurden 17.645 Juden, 2504 Krimtschaken, 824 Zigeuner und 212 Kommunisten und Partisanen erschossen. Die Gesamtzahl der Exekutionen 75.881. Gerüchte über Erschießungen aus anderen Gebieten erschwerten Aktion in Simferopol erheblich. Allmählich sickert durch geflüchtete Juden, Russen und auch Redereien deutscher Soldaten Vorgehen gegen Juden durch.

III) Reich und besetzte Gebiete:

1) Kärnten und Krain:

Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in den besetzten Gebieten Kärntens und Krains in Veldes meldet: In der Nacht zum 17.2.1941 [sic] wurde der Gendarmerieposten Lengenfeld von einer bewaffneten Bande ausgehoben, die drei am Posten eingesetzten Gendarmen wurden als Geiseln mitgenommen. Außerdem wurde gemeldet, daß ca. 20 Mann aus der Ortschaft geflüchtet sind und sich der Bande angeschlossen haben. Den drei Gendarmen gelang es nach kurzer Zeit zu entkommen. Nach ihren Angaben wurden sie durch eine Bande verschleppt, deren Angehörige ihnen vollkommen unbekannt waren und die somit nicht aus ihrem Dienstbereich gestammt hat. Auch die übrigen 20 Mann aus der Ortschaft Lengenfeld seien gewaltsam ausgehoben und zum Mitgehen gezwungen worden, nur einige hätten sich freiwillig der Bande angeschlossen. Die Familienangehörigen dieser freiwillig mitgegangenen Männer werden evakuiert. Außerdem werden sämtliche zweifelhaften Elemente in Haft gesetzt. Der gesamten übrigen Bevölkerung wurde öffentlich erklärt, welche Folgen es für sie habe, wenn sie den Verhetzungen der Banditen Glauben schenke, die immer wieder Gerüchte über eine augenblickliche Schwäche Deutschlands und eine Evakuierung verbreiten (Vorwiegend mit dem letzteren Argument wird auf die Bevölkerung eingewirkt, die vor dem Verlassen von Grund und Boden mehr Angst als vor dem Erschießen hat). Der Bevölkerung wurde die tatsächliche Lage erklärt und mitgeteilt, daß eine Aussiedlung nur für diejenigen in Frage käme, die mit den Banden mitarbeiten oder Wahrnehmungen über Bandenbewegungen verschweigen. In verschiedenen anderen Orten wurde ebenfalls festgestellt, daß die Banditen laufend derartige Gerüchte unter die Bevölkerung bringen, um diese für eine Mitarbeit bereit zu machen. Für eine entsprechende Aufklärung wurde Sorge getragen. Zu irgendwelchen Vorfällen in den Betrieben, insbesondere in den Rüstungsbetrieben, ist es nicht gekommen. In den Werken der KIG fehlen von einer Belegschaft von ca. 4000 Mann ungefähr 130 Personen; eine weitere Flucht von Arbeitern fand nicht statt. In Assling wurde eine Organisation der Befreiungsfront ausgehoben; bisher wurden 7 Personen festgenommen, weitere Festnahmen stehen bevor. Derzeit ist in drei Gebieten der Aufenthalt von Banden festgestellt; gegen eine dieser Gruppen läuft z.Zt. eine größere Aktion der Schutzpolizei, der auch ein Kommando der Sicherheitspolizei beigegeben ist. Mehrfach ist es schon zu einer Berührung mit dem Gegner gekommen; nähere Einzelheiten liegen noch nicht vor. Der Aufenthalt der beiden anderen Banden ist bereits durch V-Männer in Erfahrung gebracht und nach Abschluß der laufenden Aktion wird sofort gegen die Bande im Gebiet des Bezirkes Laak vorgegangen, die am gefährlichsten und am besten organisiert sein soll. Sonst ist es zu keinen weiteren Vorfällen gekommen. Zu den Banden geflüchtete Partisanen kehren teilweise wieder zurück. In der Ortschaft Schwarzenberg sind die Dienststellen der Zollbehörde und der Schutzpolizei eingeschlossen worden; eine Kompanie Schutzpolizei wurde sofort zum Entsatz über ital. Gebiet zum Einsatz gebracht. Im Poellandtal und bei den Ortschaften Schwarzenberg und Lucna im Bezirk Laak hat die Schutzpolizei nach dem 24.12.41 Feuerberührung mit mehreren Banden gehabt. Im Bezirk Laak haben die Banditen mit der Waffe in der Hand versucht, die Bevölkerung zum Mitgehen zu zwingen. In einigen Gemeinden ist daraufhin ein Teil der Bevölkerung geflüchtet, ein anderer Teil gezwungen mitgegangen. Die nahegelegene ital. Grenze wurde auf deutsches Ersuchen von den Italienern entsprechend besetzt, um einen Übertritt über die Grenze zu verhindern. Ein großer Teil der im Bezirk Radmannsdorf geflüchteten Personen ist inzwischen zurückgekehrt. In Assling, wo ursprünglich 140 Personen geflüchtet waren, fehlen noch über 20, im Wocheinertal, wo etwas über 200 Personen gefl. waren, etwa 30. Ein Teil der Zurückgekehrten ist festgenommen worden und wird vernommen. Im allgemeinen dürfte feststehen, daß es vorwiegend an der notwendigen Aufklärung der Bevölkerung gefehlt hat, die jetzt von seiten des Gauleiters mit allem Nachdruck einsetzt. Entsprechende Aufrufe wurden in großer Auflage unter die Bevölkerung gebracht. In Assling gelang es, die gesamte Organisation aufzurollen und über 30 Personen festzunehmen, darunter auch diejenigen Personen, die den Schmuggel von Propagandamaterial aus Laibach in das besetzte Gebiet ermöglicht hatten. In Laibach wurde aufgrund der von deutscher Seite gelieferten Angaben der illegale Sender der „Befreiungsfront“ ausgehoben und mehrere Personen festgenommen.

2) Untersteiermark:

Der Kommandeur der Sipo u.d. SD in Marburg meldet: In der Nacht zum 26.12.41 wurden ein Werkschutzmann und zwei Nachtwächter des Kohlenbergwerkes Eichtal (Hrastnik) von einer etwa 13 Mann starken kommunistischen Bande überfallen. Drei Personen trugen jugosl. Uniform, die übrigen Zivilkleidung. Der Werkschutzmann und die Nachtwächter wurden getötet, eine in der Nähe stehende Baracke in Brand gesteckt.

BAB, R 58/219

1 Friedrich Jeckeln, geb. 1895, Soldat 1914–1918, zuletzt als Lt., Ingenieur, 1929 NSDAP, 1930 SS, 1931 Oberf., 1932 MdR, Jan.–Juli 1933 Fhr. SS-Gruppe Süd, August 1933 Fhr. OA Nordwest u. Gruf., 1936 Fhr. OA Mitte u. Ogruf., Juli 1940–Mai 1941 Fhr. OA West, danach HSSPF Rußland-Süd, Okt. 1941–1945 HSSPF Ostland u. Rußland-Nord, 1945 in Riga zum Tod verurteilt, 1946 hingerichtet; BAB, BDC, SSO Friedrich Jeckeln; BAL, ZK: Friedrich Jeckeln; Frank Flechtmann: „Und nun erst recht!“ Ein Hornberger läßt schießen, in: Die Ortenau 76(1996), S. 471–491; Richard Breitman: Friedrich Jeckeln. Spezialist für die „Endlösung“ im Osten, in: Smelser/Syring: Die SS: Elite unter dem Totenkopf, S. 267–275.

2 Dr. Franz Walter Stahlecker, geb. 1900, Jurastudium, 1919/20 als Angehöriger des Tübinger Studentenbtl. u.a. im Ruhrkampf im Einsatz, danach Organisation Escherich, Organisation Consul u. DSTB, 1923 NSDAP bis zum Verbot, 1924 Referendarexamen, 1927 Dr.jur. u. Assessorexamen, danach im württembergischen Landesdienst, 1930 Arbeitsamtsdirektor in Nagold, 1932 SS, 1933 erneut NSDAP, zurückdatiert auf 1932, Mai 1933 stellv. Leiter des Württembergischen Politischen Landespolizeiamtes, Mai 1934 dessen Leiter, Okt. 1936 Chef Stapo-Leitstelle Stuttgart, Mai 1937 dto. Stapo-Leitstelle Breslau, 1938 SD-Fhr. im SS-OA Donau, März 1939 als Staf. Kdr. EG II Brünn, anschließend BdS Böhmen u. Mähren, Mai 1940 als Oberf. BdS Norwegen, Nov. 1940 zur informatorischen Beschäftigung ins AA, Febr. 1941 Brif., Sommer 1941 Kdr. EG A, Dez. 1941 BdS Ostland, am 23.3.1942 Tod als Folge eines Partisanenangriffs; Personalakte, HStAS, E 130c, Bü 112; Übersicht CdS über IdS v. 24.9.1938, Runderlaß CdS v. 24.3.1939, dto. RSHA I B 1 v. 7.5.1940, sämtlich BAB, R 58/241; Jürgen Schuhladen-Krämer: Die Exekutoren des Terrors. Hermann Mattheiß, Walther Stahlecker, Friedrich Mußgay, Leiter der Geheimen Staatspolizeileitstelle Stuttgart, in: Michael Kißener/Joachim Scholtyseck (Hrsg.): Die Führer der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg, Konstanz 1997, S. 405–443; Hans-Joachim Lang: Die mörderische Karriere des Walter Stahlecker, in: Erinnern gegen den Schlussstrich. Zum Umgang mit dem Nationalsozialismus, Freiburg 1997, S. 147–156; Heinz-Ludger Borgert: Stahlecker, Walter, in: Maria Magdalena Rückert (Hrsg.): Württembergische Biographien, Bd. 1, Stuttgart 2006, S. 267–269; Sigrid Brüggemann: Walter Stahlecker. Chef der Gestapo in Stuttgart und Massenmörder, in: Hermann G. Abmayr (Hrsg.): Stuttgarter NS-Täter. Vom Mitläufer bis zum Massenmörder, Stuttgart 2009, S. 126–133; falsche Angaben bei Gerald Reitlinger: Die Endlösung. Hitlers Versuch der Ausrottung der Juden Europas 1939–1945, Berlin 19927, S. 212f.

3 Dr. Martin Sandberger, geb. 1911, Jurastudium, 1931 NSDAP u. SA, 1932/33 Studentenschaftsführer Tübingen, 1933 Referendarexamen u. Dr.jur., 1934/35 hauptamtlich beim Chef des SA-Ausbildungswesens, Mai 1935 SS, Jan. 1936 Referent u. Abt.leiter SD-OA Südwest, 1936 Assessorexamen, 1938 Stubaf., 1939–1941 Leiter Einwandererzentralstelle Nordost des CdS in Lodsch/Litzmannstadt, Febr. 1940 zudem Referent I B 3 (Lehrplangestaltung der Schulen) im RSHA, Sommer 1941 Kdr. SK 1a, Dez. 1941 KdS Estland, 1942 Ostubaf., Sept. 1943 Leiter III beim BdS Italien, Jan. 1944 Gruppenleiter VI A im RSHA, 1945 Staf., 1948 im Nürnberger EG-Prozeß zum Tod verurteilt, später zu lebenslanger Haft begnadigt,1958 entlassen, gest. 2010; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Dr. Martin Sandberger; Affidavit dess. v. 23.4.1947, IfZ, Nbg. Dok. NO-2891; BAL, ZK: Dr. Martin Sandberger.

4 Dr. Rudolf Lange, geb. 1910, Jurastudium, 1932 Referendarexamen, 1933 SA u. Dr.jur., 1936 SS, Assessorexamen u. zum Gestapa einberufen,1937 NSDAP, 1938 Abt.leiter II B der Stapo-Leitstelle Wien u. Ostuf., 1939 stellv. Chef Stapo-Leitstelle Stuttgart, 1940 dto. Stapo-Stellen Weimar u. Erfurt, dann dto. Stapo-Leitstelle Berlin, 1941 Stubaf. u. seit Sommer Leiter IV EG A, Dez. 1941 KdS Lettland, 1943 Ostubaf., Jan. 1945 KdS Posen, im Febr. dort Selbstmord; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Dr. Rudolf Lange; BAL, ZK: Dr. Rudolf Lange; Wilhelm: Die Einsatzgruppe A, S. 485; Peter Klein: Dr. Rudolf Lange als Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in Lettland, in: Kaiser: Täter im Vernichtungskrieg, S. 125–136; Angrick/Klein: Die „Endlösung“ in Riga, S. 53f., 199–202, 209ff., 248–255, 262f., 271–275, 292f., 295f., 343ff., 350f., 369f., 372ff., 384ff., 387ff.

5 Karl Jäger, geb. 1888, Orgelbaufabrikant, Soldat 1914–1918, 1923 NSDAP, 1933 SS, 1936 Hstuf. u. Fhr. des Sturmbannes III/13 Ludwigsburg, 1937 Stubaf., 1938 SD-HA u. Ostubaf., April 1939 Fhr. SD-LA Münster, 1940 Staf. u. SD-Frh. EK II in den Niederlanden, Sommer 1941 Kdr. EK 3, Dez. 1941 KdS Litauen, Mai 1944 Polizeipräsident Reichenberg, Selbstmord 1959 in Haft; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Karl Jäger; Vern. dess. v. 15., 16., 18. u. 19.6.1959, BAL, B 162/2503, Bl. 1885ff., 1889ff., 1909ff., 1925ff.; BAL, ZK: Karl Jäger; Wolfram Wette: Verweigerte Erinnerung. Der Fall Karl Jäger, in: GWU 55(2004), S. 83–94; ders.: Karl Jäger. Der Mörder der litauischen Juden, Frankfurt/M. 2011.

6 Eduard Strauch, geb. 1906, Jurastudium, 1931 NSDAP u. SS, 1932 Referendarexamen, 1934 hauptamtlich zum SD, 1935 Ustuf. u. Fhr. SD-UA Arnsberg, dann dto. SD-Abschnitt Dortmund, 1937 Hstuf., 1938 Stubaf., 1939 Ostubaf., Sept. 1939 SD-Fhr. EG II in Polen, März 1941 Fhr. SD-LA Königsberg, Anfang Nov. 1941 Kdr. EK 2, Dez. 1941 KdS Weißruthenien, Juli 1943 Ic beim Chef der Bandenkampfverbände, April 1944 zum Bevollmächtigten des CdS nach Brüssel, Juni 1944 KdS Wallonien in Lüttich, Okt. 1944 Ic beim III. SS-Pz.-Korps, 1948 im Nürnberger EG-Prozeß zum Tod verurteilt, an Belgien ausgeliefert, dort 1949 ebenfalls zum Tod verurteilt, 1952 zu lebenslanger Zwangsarbeit begnadigt, 1955 gest. in Haft; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Eduard Strauch; BAL, ZK: Eduard Strauch; Wilhelm: Die Einsatzgruppe A, S. 489f.; Mallmann/Böhler/Matthäus: Einsatzgruppen in Polen, S. 26, 104.

7 Erich von dem Bach-Zelewski, geb. 1899, 1914 Kriegsfreiwilliger, 1919 DSTB, 1919–1924 Grenzschutz Oberschlesien, Landwirt, 1930 NSDAP, 1931 SS, 1932 MdR, 1933 Brif., 1934 Gruf., Fhr. SS-OA Nordost u. Chef Stapo-Leitstelle Königsberg, 1936 Fhr. SS-OA Südost, 1938 HSSPF Südost, 1941 Ogruf. u. HSSPF Rußland-Mitte, 1943 Chef der Bandenkampfverbände, Sommer 1944 mit Niederschlagung des Warschauer Aufstandes beauftragt, Zeuge der Anklage im Nürnberger Prozeß, 1950 Haftentlassung, 1962 vom LG Nürnberg zu lebenslanger Haft verurteilt, gest. 1972; BAB, BDC, SSO Erich von dem Bach-Zelewski; BAL, ZK: Erich von dem Bach-Zelewski; Andrej Angrick: Erich von dem Bach-Zelewski. Himmlers Mann für alle Fälle, in: Smelser/Syring: Die SS: Elite unter dem Totenkopf, S. 28–44.

8 Erich Naumann, geb. 1905, kaufmännischer Angestellter, 1929 NSDAP, 1930 SA, 1933 Fhr. des SA-Hochschulamtes in Dresden, 1935 als Stubaf. zur SS u. Abt.leiter im SD-HA, 1936 Fhr. SD-Abschnitt Nürnberg, 1937 dto. SD-OA Stettin, März–Aug. 1938 dto. SD-OA für Österreich, dann dto. SD-OA Ost u. IdS Berlin,1939 Kdr. EG VI in Polen, danach wieder IdS Berlin, Ende Okt./Anfang Nov. 1941 Kdr. EG B, März 1943 zurück als IdS Berlin, seit Juni zusätzlich IdS Stettin, Sept. 1943 BdS Niederlande, Juni 1944 IdS Nürnberg, 1948 im Nürnberger EG-Prozeß zum Tod verurteilt, 1951 hingerichtet; BAB, BDC, SSO Erich Naumann; Affidavit dess. v. 27.6.1947, IfZ, Nbg. Dok. NO-4150; BAL, ZK: Erich Naumann; Mallmann/Böhler/Matthäus: Einsatzgruppen in Polen, S. 39, 62, 105, 144.

9 Eugen Steimle führte das SK 7a bis zu seiner Abberufung Ende Nov. 1941. Als das Kdo. in Kalinin Anfang Dez. von der sowjetischen Gegenoffensive überrascht wurde u. den Rückzug antreten mußte, trat Kurt Matschke kommissarisch an die Spitze: Geb. 1908, abgebrochenes Jurastudium, 1932 NSDAP u. SS, 1934 Kriminalangestellter Stapo-Stelle Liegnitz, 1935 dto. Saarbrücken, 1936 KK u. Ostuf., Sept. 1941 zum SK 7a, Juli 1942 zurück nach Saarbrücken, 1943 zur Stapo-Stelle Köln, 1948 zu 2 Jahren Gefängnis verurteilt, 1954 vom Schwurgericht Köln zu 2 Jahren Zuchthaus verurteilt, 1966 zu 5 Jahren Zuchthaus verurteilt; BAB, BDC, SSO Kurt Matschke; BAL, ZK: Kurt Matschke; Urteil LG Essen v. 10.2.1966, BAL, B 162/14.199.

10 Günther Rausch, geb. 1909, Jurastudium ohne Abschluß, 1930 NSDAP, 1931 SS, 1933 Hilfspolizei, Okt. 1933 Referent SD-OA Ost, Jan. 1936 Leiter Hauptabt. II 21 im SD-HA, danach Stabsfhr. SD-OA Nord, 1939 Stubaf., Nov. 1939–Febr. 1940 im Umsiedlungskdo. Galizien-Wolhynien, Sommer 1941 Kdr. SK 7b bis Febr. 1942, danach als Ostubaf. Fhr. SD-LA Königsberg, 1944 KdS Lille, 1945 KdS Stuttgart, gest. 1964; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Günther Rausch; BAL, ZK: Günther Rausch.

11 Dr. Otto Bradfisch, geb. 1903, Jurastudium, 1926 Dr.jur., 1931 NSDAP, 1932 Referendarexamen, 1935 Assessorexamen, 1937 stellv. Leiter Stapo-Stelle Saarbrücken, 1938 SS als Ostuf. u. Leiter Stapo-Stelle Neustadt/Weinstraße, 1939 Stubaf., Sommer 1941 Kdr. EK 8 bis April 1942, dann Leiter Stapo-Stelle Litzmannstadt, 1943 Ostubaf. u. kommissarischer Oberbürgermeister, 1944 KdS Litzmannstadt, 1945 KdS Potsdam, 1961 vom LG München I zu 10 Jahren Haft u. 1963 vom LG Hannover zu 7 Jahren Haft verurteilt, zusammengezogen zu 13 Jahren Gesamtstrafe, entlassen 1969, gest. 1994; BAB, BDC, SSO Dr. Otto Bradfisch; Vern. dess. v. 9. u. 27.6.1958, BAL, B 162/5029, Bl. 2ff., 33ff.; dto. v. 2.2.1962, BAL, B 162/5032, Bl. 501ff.; Urteil LG München I v. 21.7.1961, BAL, B 162/14.193; dto. LG Hannover v. 18.11.1963, BAL, B 162/14.156; BAL, ZK: Dr. Otto Bradfisch; Peter Klein: Der Mordgehilfe. Schuld und Sühne des Dr. Otto Bradfisch, in: Mallmann/Angrick: Die Gestapo nach 1945, S. 221–234; Arad: The Holocaust in the Soviet Union, S. 130, nennt fälschlicherweise den Namen Brandisch.

12 Oswald Schäfer, geb. 1908, Jurastudium, 1931 Referendarexamen, 1933 NSDAP u. SA, 1935 nach Assessorexamen ins Gestapa, 1936 SS, 1937 Leiter Stapo-Stelle Wesermünde, 1938 Stubaf., 1940 Chef Stapo-Leitstelle Reichenberg, Okt. 1941 Kdr. EK 9, Febr. 1942 Chef Stapo-Leitstelle München, 1942 Ostubaf., 1951 vom LG München zu 2 Jahren Haft verurteilt, nach Revision 1954 freigesprochen, 1966 vom LG Berlin erneut freigesprochen, gest. 1991; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Oswald Schäfer; Urteile LG München I v. 29.5.1951 u. 30.9.1954, BAL, B 162/14.414; Urteil LG Berlin v. 6.5.1966, BAL, B 162/14.204; BAL, ZK: Oswald Schäfer.

13 Seit 1.11.1941 wurde das VKM geleitet von Wilhelm Bock, geb. 1903, kaufmännischer Angestellter, 1929 NSDAP u. SA, 1931 SS, 1933 Chef Gestapa u. Kripo Lübeck, 1935 Hstuf., 1937 zur Stapo-Leitstelle Berlin, 1938 als Abt.leiter II (Exekutive) zur Stapo-Leitstelle Wien u. Stubaf., 1940 KR, Juli 1942 SSPStF Winniza, 1943 Chef Stapo-Leitstelle Berlin u. Ostubaf., 1944 Staf., 1945 wahrscheinlich gefallen; BAB, BDC, SSO Wilhelm Bock; GVP EG B (undat./Anfang 1942), BA-ZA, ZR 920/52; BB CdS Nr. 29 v. 11.7.1942, BAB, RD 19/2; BAL, ZK: Wilhelm Bock.

14 Hans Adolf Prützmann, geb. 1901, Freikorps 1918–1921, Grenzschutz Oberschlesien 1923/24, Agrarstudium, landwirtschaftlicher Beamter, 1929 NSDAP u.SA,1930 SS, 1932 Staf. u. MdR, 1934 Gruf. u. Fhr. SS-OA Südwest, 1937 dto. SS-OA Nordwest, 1938 HSSPF Nordwest, Mai 1941 HSSPF Nordost u. Rußland-Nord, Okt. 1941 HSSPF Rußland-Süd, Nov. 1941 Ogruf., Okt. 1943 Höchster SS- u. Polizeiführer Ukraine, Nov. 1944 Bevollmächtigter Deutscher General in Kroatien u. als Generalinspekteur der Spezialabwehr zuständig für Werwolf, 1945 Selbstmord in britischer Haft; BAB, BDC, SSO Hans Adolf Prützmann; BAL, ZK: Hans Adolf Prützmann.

15 Dr. Max Thomas, geb. 1891, Medizinstudium, 1914 Kriegsfreiwilliger, 1916 Lt., 1923 Dr.med., 1924 praktischer Arzt, 1933 NSDAP u. SS, 1935 zum SD-OA Rhein, 1936 Ustuf. u. Abt.leiter SD-UA Kassel, 1938 Stubaf., 1939 Ostubaf. u. SD-Fhr. OA Rhein, 1940 Beauftragter des CdS in Frankreich u. Belgien, Oberf. u. Brif., Mitte Nov. 1941 Kdr. EG C, März 1942 BdS Ukraine, Nov. 1942 Gruf., Aug. 1943 Amtsentbindung nach Flugzeugabsturz, Mai 1945 unter falschem Namen wieder Arzt, gest. Dez. 1945; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Dr. Max Thomas; BAL, ZK: Dr. Max Thomas.

16 Paul Blobel, geb. 1894, Soldat 1914–1918, Architekt, 1931 NSDAP u. SA, 1932 SS, 1933/34 Hilfsbeamter Stapo-Stelle Düsseldorf, Juni 1934 Leiter SD-UA Düsseldorf, 1936 Hstuf., 1938 Stubaf., 1941 Staf. u. Kdr. SK 4a bis Jan. 1942, dann RSHA, Leiter der Enterdungskdos. 1005, Sommer 1944 Kdr. z.b.V.Gruppe Iltis, 1948 im Nürnberger EG-Prozeß zum Tod verurteilt, 1951 hingerichtet; BAB, BDC, SSO Paul Blobel; Affidavit dess. v. 6.6.1947, IfZ, Nbg.Dok. NO-3824; dto. v. 18.6.1947, ebd., NO-3947; BAL, ZK: Paul Blobel; vgl. Jens Hoffmann: „Das kann man nicht erzählen“. „Aktion 1005“ – Wie die Nazis die Spuren ihrer Massenmorde in Osteuropa beseitigten, Hamburg 2008.

17 Fritz Braune, geb. 1910, Buchhalter, 1931 NSDAP u. SA, Nov. 1935 zum SD-OA Südwest,1936 SS u. Ustuf., 1938 Hstuf. u. stellv. Kdr. eines EK beim Sudeteneinsatz, Nov. 1939 Stubaf. u. als Referent I A 4 (Stellenbesetzung SD) ins RSHA, Anfang Okt. 1941 Kdr. SK 4b, März 1942 zurück ins RSHA, 1944 Ostubaf., 1973 zu 9 Jahren Haft verurteilt; BAB, BDC, SSO Fritz Braune; Urteil LG Düsseldorf v. 12.1.1973, BAL, B 162/14.472; BAL, ZK: Fritz Braune.

18 August Meier, geb. 1900, Soldat 1918, Schutzpolizei 1922–1934, 1925–1927 NSDAP, 1933 Wiedereintritt u. SS, Nov. 1934 als Ostuf. hauptamtlich zum SD, Fhr. SD-UA Wiesbaden, 1938 Stubaf. u. Fhr. SD-Abschnitt Troppau, 1941 Ostubaf. u. Fhr. SD-Abschnitt Liegnitz, Juni 1941 Leiter III im Stab EG B, Juli–Sept. VO EG C beim HSSPF u. Berück Rußland-Süd, danach Kdr. EK 5 bis Jan. 1942, dann Stab BdS Kiew, Juli–Nov. 1942 Kdr. SK 4b, danach Unternehmen „Zeppelin“, Juni 1943 KdS Limoges, Okt. 1944 Kdr. z.b.V.Kdo. 2 im Raum Danzig, 1949 festgenommen, 1952 in Bordeaux zu 20 Jahren Zwangsarbeit verurteilt, 1956 entlassen, 1959 erneut festgenommen, 1960 Selbstmord in Haft; BAB, BDC, SSO August Meier; Vern. dess. v. 8., 9. u. 16.9.1959, BAL, B 162/5224, Bl. 103ff., 116ff., 245ff.; dto. v. 29. u. 31.10.1959, BAL, B 162/5225, Bl. 399ff., 405f.; BAL, ZK: August Meier.

19 Falsch, längst Robert Mohr, geb. 1909, Jurastudium, 1933 NSDAP u. SS, Referendarexamen 1934, Assessorexamen 1938, danach zum Gestapa, 1939 Hstuf., Herbst 1939 VO EG VI zur Wehrmacht in Polen, danach Umsiedlungsreferent beim BdS Krakau, 1940 Stubaf. u. Referent I A 1 (Personal) im RSHA, Ende Okt. 1941 Kdr. EK 6 bis Mitte Sept. 1942, danach Leiter Stapo-Stelle Darmstadt, 1944 Ostubaf. u. seit April Chef Stapo-Leitstelle Magdeburg, 1965 zu 8 Jahren Zuchthaus verurteilt; BAB, BDC, SSO Robert Mohr; Vern. dess. v. 22.3.1960, BAL, B 162/1570, Bl. 54ff.; Urteil LG Wuppertal v. 30.12.1965, BAL, B 162/14.308; BAL, ZK: Robert Mohr; Alexander Sperk: Die Staatspolizei(leit)stelle Magdeburg, ihre Leiter und die Zerschlagung der KPD, in: Polizei & Geschichte 1, 2009, S. 11f.; Mallmann/Böhler/Matthäus: Einsatzgruppen in Polen, S. 240.

20 Gerret Korsemann, geb. 1895, Soldat 1914–1918, zuletzt als Lt., 1918/19 Freikorps Grodno, 1926 NSDAP u. SA, 1937 als Hptm. zur Polizei, 1938 ins HAOrpo, 1939 SS als Oberf., 1940/41 Kdr. PR Lublin, Aug. 1941 Brif., als HSSPF z.b.V. zum HSSPF Rußland-Süd abgestellt, verantwortlich für das Massaker von Rowno am 6./7.11.1941, Aug. 1942 als künftiger HSSPF Kaukasus zur HGr. A, Mai 1943 kommissarisch HSSPF Rußland-Mitte u. Weißruthenien, Juli 1943 Waffen-SS, 1946 an Polen ausgeliefert, zu 11½ Jahren Gefängnis verurteilt, 1949 entlassen, gest. 1958; BAB, BDC, SSO Gerret Korsemann; BA-ZA, ZM 215/3 u. ZC 10.888; GVP HSSPF Kaukasus (Stand: Sept. 1942), RGVA, 1323–1–52; BAL, ZK: Gerret Korsemann; Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 566–570, 605ff., 635–640, 671, 717.

21 Otto Ohlendorf, geb. 1907, Jurastudium,1925 NSDAP u. SA, 1927 SS, 1931 Referendarexamen, 1933 Assistent am Institut für Weltwirtschaft in Kiel, 1935 Abt.leiter am Institut für angewandte Wirtschaftswissenschaften in Berlin, 1936 ins SD-HA, 1937 als Stubaf. Stabsfhr. II 2 u. Leiter Hauptabt. II 23 (Wirtschaft), 1938 Ostubaf., 1939 Amtschef III im RSHA, 1940 Staf., 1941 Oberf. u. Kdr. EG D bis Juli 1942, dann zurück ins RSHA, 1942 Brif., Nov. 1943 zusätzlich Unterstaatssekretär im Reichswirtschaftsministerium, 1944 Gruf., 1948 im Nürnberger EG-Prozeß zum Tod verurteilt, 1951 hingerichtet; BAB, BDC, SSO Otto Ohlendorf; Affidavit dess. v. 5.11.1945, IfZ, Nbg.Dok. PS-2620; dto. v. 24.4.1947, ebd., NO-2890; BAL, ZK: Otto Ohlendorf; Hanno Sowade: Otto Ohlendorf – Nonkonformist, SS-Führer und Wirtschaftsfunktionär, in: Ronald Smelser/Rainer Zitelmann (Hrsg.): Die braune Elite. 22 biographische Skizzen, Darmstadt 1989, S. 188–200; David Kitterman: Otto Ohlendorf – „Gralshüter des Nationalsozialismus“, in: Smelser/Syring: Die SS: Elite unter dem Totenkopf, S. 379–393; wenig überzeugend: Jason Weber: Normalität und Massenmord. Das Beispiel des Einsatzgruppenleiters Otto Ohlendorf, in: Joachim Perels/Rolf Pohl (Hrsg.): NS-Täter in der deutschen Gesellschaft, Hannover 2002, S. 41–68; auch die Behauptung, Ohlendorf habe die Leitung der EG D nur übernommen, um nicht als Feigling zu erscheinen (Headland: Messages of Murder, S. 210) – basierend auf einer Aussage seiner Witwe –, gehört ins Reich der Legende.

22 Heinz Seetzen, geb. 1906, Jurastudium, 1929 Referendarexamen, 1933 Assessorexamen, NSDAP u. SA, Sept. 1933 Leiter Stapo-Stelle Eutin im oldenburgischen Landesteil Lübeck, 1935 SS u. als Ustuf. Chef Stapo-Stelle Aachen, 1938 Stubaf. u. Leiter I Stapo-Leitstelle Wien, 1939 Chef Stapo-Leitstelle Stettin, 1940 dto. Stapo-Leitstelle Hamburg u. Ostubaf., Sommer 1941 Kdr. SK 10a bis Juli 1942, danach Staf. u. IdS Kassel, Mai 1943 IdS Breslau, April 1944 BdS Minsk u. Chef EG B, Sept. 1945 Selbstmord bei der Festnahme durch die Briten; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Heinz Seetzen; BAL, ZK: Heinz Seetzen; Lawrence D. Stokes: Heinz Seetzen – Chef des Sonderkommandos 10a, in: Mallmann/Paul: Karrieren der Gewalt, S. 196–206.

23 Alois Persterer, geb. 1909, Automechaniker, 1930 NSDAP u. SS, 1933 strafweise aus dem österreichischen Heer entlassen, illegale Tätigkeit für NSDAP, 18 Monate Haft, 1938 als Ustuf. Fhr. SD-UA Salzburg, 1939 Stubaf., Sommer 1941 Kdr. SK 10b bis Jan. 1943, danach KdS Veldes u. Fhr. SD-Abschnitt Klagenfurt, 1945 unter ungeklärten Umständen gest.; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Alois Persterer; BAL, ZK: Alois Persterer; Gafke: Heydrichs Ostmärker, S. 75–80, 303f.

24 Paul Zapp, geb. 1904, kaufmännischer Angestellter, 1934 SS u. Generalsekretär der Deutschen Glaubensbewegung, 1936 SD-HA, 1937 NSDAP, 1938 zum SD-OA Südost, 1940 Stubaf. u. Lehrer für weltanschauliche Schulung der Anwärter des leitenden Dienstes, Mai 1941 Fhr. SD-Abschnitt Kassel, nach Teilung EK 11 im Juli 1941 Kdr. SK 11a, Juli 1942 KdS Simferopol, Nov. 1942 Ostubaf., 1944 IdS Dresden, bis Verhaftung 1967 unter falschem Namen, 1970 zu lebenslanger Haft verurteilt, gest. 1999; BAB, BDC, SSO Paul Zapp; Vern. dess. v. 3., 4., 5., 8., 9. u. 11.1.1968, BAL, B 162/7054, Bl. 134ff.; Urteil LG München I v. 26.2.1970, BAL, B 162/14.401–14.402; BAL, ZK: Paul Zapp; Konrad Kwiet: Paul Zapp – Vordenker und Vollstrecker der Judenvernichtung, in: Mallmann/Paul: Karrieren der Gewalt, S. 252–263; Jürgen Matthäus/Konrad Kwiet/Jürgen Förster/Richard Breitman: Ausbildungsziel Judenmord? „Weltanschauliche Erziehung“ von SS, Polizei und Waffen-SS im Rahmen der „Endlösung“, Frankfurt/M. 2003, S. 188ff.

25 Falsch; bereits Ende Okt. 1941 wurde Dr. Werner Braune Kdr. SK 11b, geb. 1909, Jurastudium, 1931 NSDAP u. SA, 1932 Referendarexamen, 1933 Dr.jur., 1934 SS u. SD-HA,1935 Ustuf. u. Leiter Hauptabt. II 22, 1938 Hstuf., Fhr. SD-UA Münster u. stellv. Leiter Stapo-Stelle Münster, 1939 zur Stapo-Stelle Koblenz u. Stubaf., 1940 Leiter Stapo-Stelle Wesermünde, 1941 dto. Stapo-Stelle Halle, nach Ablösung als Kdr. SK 11b im Juli 1942 zurück zur Stapo-Stelle Halle, 1943 Ostubaf. u. abgeordnet zur Reichsstudentenführung als Hauptgeschäftsfhr. des deutsch-akademischen Austauschdienstes, Jan. 1945 KdS Oslo, 1948 im Nürnberger EG-Prozeß zum Tod verurteilt, 1951 hingerichtet; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Dr. Werner Braune; BAL, ZK: Dr. Werner Braune; Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 305ff., 417f., 445f., 490ff., 496ff., 581f., 722.

26 Gustav Adolf Nosske, geb. 1902, Jurastudium, 1930 Referendarexamen, 1933 NSDAP u. SA, 1934 Assessorexamen, 1935 Gestapa, 1936 SS u. stellv. Leiter Stapo-Stelle Aachen, Sept. 1936 Chef Stapo-Stelle Frankfurt/Oder, 1938 Stubaf. u. Leiter Stapo-Stelle Graz, Mai 1941 dto. Stapo-Stelle Aachen, Sommer 1941 Kdr. EK 12 bis März 1942, danach Referent IV D 5 (Besetzte Ostgebiete) im RSHA u. Leiter des Kdo.Stabes im RSHA, Okt. 1943 als Ostubaf. Chef Stapo-Leitstelle Düsseldorf, 1944 Waffen-SS bis Kriegsende, 1948 im Nürnberger EG-Prozeß zu lebenslanger Haft verurteilt, 1952 Entlassung aus dem Gefängnis; BAB, BDC, SSO u. RuSHA Gustav Adolf Nosske; Affidavit dess. v. 29.6.1946, IfZ, Nbg.Dok. NO-4146; Vern. dess. v. 9.4.1962, BAL, B 162/1149, Bl. 1010ff.; dto. v. 13.3.1969, BAL, B 162/968, Bl. 2188ff.; BAL, ZK: Gustav Adolf Nosske.

27 Vgl. Werner Haupt: Leningrad. Die 900-Tage-Schlacht 1941–1944, Friedberg 1980; Harrison E. Salisbury: 900 Tage. Die Belagerung von Leningrad, Frankfurt/M. 1989; Blockade. Leningrad 1941–1944. Dokumente und Essays von Russen und Deutschen, Reinbek 1992; Johannes Hürter: Die Wehrmacht vor Leningrad. Krieg und Besatzungspolitik der 18. Armee im Herbst und Winter 1941/42, in: VfZ 49(2001), S. 377–440; Gerhart Hass: Deutsche Besatzungspolitik im Leningrader Gebiet 1941–1944, in: Quinkert: Wir sind die Herren dieses Landes, S. 64–81; Jörg Ganzenmüller: Das belagerte Leningrad 1941–1944. Die Stadt in den Strategien von Angreifern und Verteidigern, Paderborn u.a. 2005.

28 Vgl. Catherine Merridale: Iwans Krieg. Die Rote Armee 1939–1945, Frankfurt/M. 20102, S. 135ff.; Franziska Exeler: Gewalt im Militär. Die Rote Armee im Zweiten Weltkrieg, in: ZfG 60(2012), S. 228–246.

29 Georg von Küchler, geb. 1888, 1939 OB AOK 18, 1940 Generaloberst, Juni 1942 Generalfeldmarschall, Jan. 1942–Jan. 1944 OB HGr. Nord, 1948 in Nürnberg zu 20 Jahren Haft verurteilt, gest. 1968; vgl. John McCannon: Generalfeldmarschall Georg von Küchler, in: Ueberschär: Hitlers militärische Elite, Bd. 1, S. 138–145.

30 Vgl. Angrick/Mallmann/Matthäus/Cüppers: Deutsche Besatzungsherrschaft in der UdSSR, S. 67ff., 138f.

31 Vgl. Kunz: Die Krim unter deutscher Herrschaft, S. 126–132.

32 Die genauen Zeitpunkte dieser Mordaktionen sind meist unklar. Sicher ist, daß Anfang Dez. 1941 die systematische Judenliquidierung auf der Krim begann u. die Wehrmacht darüber auch lokal bestens informiert war. So berichtete die OK I (V) 287 in Kertsch bereits am 27.11. dem Korück 553: „Die Liquidation der Juden wird wegen der gefährdeten Ernährungslage der Stadt beschleunigt durchgeführt werden.“Am 7.12. konnte sie melden: „Die Exekutierung der Juden, etwa 2500 an der Zahl, wurde am 1., 2. u. 3. Dezember vollzogen.“ Nachträglich versuchte man, das Wort „Exekutierung“ unleserlich zu machen u. durch den handschriftlich hinzugefügten Begriff „Umsiedlung“zu ersetzen. Außerdem wußte die OK bereits: „Mit nachträglichen Exekutierungen ist zu rechnen, da ein Teil der jüdischen Bevölkerung flüchtete, sich versteckt hält u. erst aufgegriffen werden muß“, beides BA-MA, RH 23/72; vgl. Urteil LG München I v. 22.3.1972, BAL, B 162/14.466; Grossman/Ehrenburg/Lustiger: Das Schwarzbuch, S. 429–434; Mallmann/Rieß/Pyta: Deutscher Osten 1939–1945, S. 154f. In ihrem Tätigkeitsbericht für 1.–10.12. meldete auch die OK II/662 in Jalta am 10.12.1941: „Die Aussiedlung der Juden ist bereits erfolgt“, BA-MA, RH 23/72; vgl. Urteil LG München I v. 26.2.1970, BAL, B 162/14.401; Grossman/Ehrenburg/Lustiger: Das Schwarzbuch, S. 435f. Die OK Karasubasar berichtete am 14.12. zynisch: „76 jüdische Männer, Weiber u. Kinder, die einzigen Juden des Ortes, wurden vor 4 Tagen auf den Anger vor dem Ort geführt u. sind bisher noch nicht zurückgekehrt“, BA-MA, RH 23/72. Auch die OK Bachtschissaraj vermerkte am 14.12. in ihrem Tätigkeitsbericht: „Die hier wohnhaft gewesenen Juden gehörten nicht zu den Reichen u. wohnten verhältnismäßig bescheiden. Der SD hat die Aussiedlung der Juden am 13.12.1941 vollzogen.“ Der Begriff „Aussiedlung“ wurde dabei handschriftlich hinzugefügt u. das ursprünglich benutzte Substantiv nachträglich eingeschwärzt, ebd., RH 23/72; vgl. Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 345ff.; Kunz: Die Krim unter deutscher Herrschaft, S. 179ff.; ders.: Die Feld- und Ortskommandanturen auf der Krim und der Judenmord 1941/42, in: Kaiser: Täter im Vernichtungskrieg, S. 54–70. In Simferopol konnte die zuständige OK I/853 bereits am 14.11.1941 dem Korück 553 melden: „Die verbliebenen 11.000 Juden werden durch den SD exekutiert“, BA-MA, RH 23/72. Ohlendorfs Adjutant Schubert sagte dazu aus: „Ich war bei einem Gespräch zwischen Ohlendorf u. Dr. Braune anwesend. Bei diesem Gespräch ging es darum, daß die Armee unbedingt wünschte, daß die Juden von Simferopol vor Weihnachten 1941 getötet würden. […] Dr. Braune erklärte Ohlendorf, daß er nicht in der Lage sei, die Exekutionen durchzuführen, da es ihm sowohl an Fahrzeugen u. auch an Personal mangle. Ohlendorf hat daraufhin Dr. Braune zu dem Oberquartiermeister Hauck der 11. Armee gesandt, um mitzuteilen, daß die Exekution nicht durchgeführt werden könne. Die Armee bestand jedoch auf der Durchführung des Befehls, u. Hauck erklärte sich bereit, Lastwagen u. Feldgendarmerie bereitzustellen“, Vern. Heinz Schubert v. 12.6.1969, BAL, B 162/1065, Bl. 3740ff.; ähnlich dto. v. 16.7.1959, BAL, B 162/1214, Bl. 89ff.; Affidavit Dr. Werner Braune v. 8.7.1947, IfZ, Nbg.Dok. NO-4234. Die Erschießungen erfolgten an mehreren Tagen Mitte Dez. an Panzergräben außerhalb der Stadt. Die Schützen stellten die SK 11a u. 11b sowie Angehörige der von der Wehrmacht abgestellten Feldgendarmerieabt. 683 u. der GFP-Gruppe 647; vgl. Urteil LG München I v. 26.2.1970, BAL, B 162/14.401–14.402; Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 535ff. Ferner meldete die FK (V) 810 dem Korück 553 am 20.12.1941: „Die Juden u. Krimtschaken in Feodosia sind vom SD umgesiedelt worden. […] Mit dem SD (Sonderkommando 10b, Sturmbannführer Persterer) ist Fühlung aufgenommen u. wird ständig unterhalten. Die Zusammenarbeit ist gut“, BA-MA, RH 23/90; vgl. Mallmann/Rieß/Pyta: Deutscher Osten 1939–1945, S. 155. Auch das Judenmassaker in Jewpatoria wurde unmittelbar vor Weihnachten 1941 durchgeführt, denn die zuständige OK I (V) 277 meldete in ihrem Tätigkeitsbericht für 11.–20.12. am 21.12.1941: „Die Wohnungen der vom SD [das folgende Wort ist eingeschwärzt u. durch eine unleserliche handschriftliche Tarnbezeichnung ersetzt] Juden wurden von der OK übernommen, Einrichtungsgegenstände, Kleider, Wäsche, Geschirr gesammelt u. geordnet“, BA-MA, RH 23/72; vgl. Urteil LG München I v. 29.3.1974, BAL, B 162/14.557.

Deutsche Berichte aus dem Osten

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