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Ereignismeldung UdSSR Nr. 152

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I. Standorte und Nachrichtenverbindungen: Zeit: 7.1.1942.

Höherer SS- und Polizeiführer Nord (101): (Jeckeln), Standort: Riga.

Einsatzgruppe A: (Dr. Stahlecker), Standort: Riga und Krasnogwardeisk, N-Verbindungen: FT, FS Riga, Feldpost-Nr. 15.119.

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Estland: (Dr. Sandberger), Standort: Reval mit Dienststellen in Narwa, Dorpat, Kingisepp, Krasnoje-Selo, Luga und Pleskau, N-Verbindungen: FT Narwa, FS Reval, Feldpost-Nr. 15.119.

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Lettland: (Dr. Lange), Standort: Riga mit Dienststellen in Libau, Wolmar und Dünaburg, N-Verbindungen: FT Riga, FS Riga und Libau, Feldpost-Nr. 15.447.

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Litauen: (Jäger), Standort: Kowno mit Dienststellen in Wilna und Schaulen, N-Verbindungen: FT und FS Kauen und Wilna, Feldpost-Nr. 15.641.

Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für den Generalbezirk Weißruthenien: (Strauch) [handschriftlich: z.Zt. vertreten durch SS-Stubaf. RR Hofmann1], Standort: Minsk mit Dienststellen in Nowgorod, Tschudowo, a.d. Marsch nach Cholm und Baranowicze, N-Verbindungen: FT und FS Minsk, Feldpost-Nr. 15.641.

Höh. SS- und Polizeiführer Mitte (102): (Von dem Bach), Standort: Mogilew.

Einsatzgruppe B: (Naumann), Standort: Smolensk, N-Verbindungen: FT Smolensk, Kurierverbindung über Warschau u. Fernsprecher über VD Smolensk, Feldpost-Nr. 37.857. Sonderkommando 7a: (Steimle2), Standort: Rshew [durchgestrichen, handschriftlich: Wjasma] und Sytschewka, N-Verbindungen: FT Rshew, Feldpost-Nr. 05.607.

Sonderkommando 7b: (Rausch), Standort: Brjansk und Kursk [durchgestrichen, handschriftlich: mit Teilen in Orel u. Kursk], N-Verbindungen: FT a.d. Marsch, Feldpost-Nr. 18.555.

Einsatzkommando 8: (Bradfisch), Standort: Mogilew, Roslawl, Orscha, Gomel, Bobruisk, N-Verbindungen: Feldpost-Nr. 37.857.

Einsatzkommando 9: (Schäfer), Standort: Smolensk, Wjasma, Witebsk, Gshatsk, N-Verbindungen: FT Wjasma u. Smolensk, Feldpost-Nr. 37.857.

Sonderkommando Moskau: Standort: Roslawl, N-Verbindungen: FT Roslawl.

Höher. SS- und Polizeiführer Süd (103): (Prützmann), Standort: Kriwoj-Rog, N-Verbindungen: FS Lemberg.

Einsatzgruppe C: (Dr. Thomas), Standort: Kiew, N-Verbindungen: FT Kiew, FS Lemberg, von dort Kurier, Feldpost-Nr. 32.704

Sonderkommando 4a: (Blobel), Standort: Charkow, N-Verbindungen: FT Charkow, Feldpost-Nr. 22.789.

Sonderkommando 4b: (Braune), Standort: Kramatorsk mit Teilen in Sochnowtschina, Losowaja, Slawjansk, Konstantinowka, Artemowsk, N-Verbindungen: FT a.d. Marsch, Feldpost-Nr. 34.310.

Einsatzkommando 5: (Meier), Standort: Kiew mit Teilen in Shitomir, Rowno, Winniza, N-Verbindungen: FT Nikolajew u. Rowno, FS Rowno, Feldpost-Nr. 35.102.

Einsatzkommando 6: (Kröger3), Standort: Stalino, N-Verbindungen: FT Stalino, Feldpost-Nr. 35.979.

Höher. SS- und Polizeiführer z.b.V.: (Korsemann), Standort: Rowno.

Einsatzgruppe D: (Ohlendorf), Standort: Simferopol, N-Verbindungen: FT Simferopol, Feldpost-Nr. 47.540.

Sonderkommando 10a: (Seetzen), Standort: unbekannt [durchgestrichen, handschriftlich: Taganrog, Teile in Mariupol u. Melitopol], N-Verbindungen: Feldpost-Nr. 47.540.

Sonderkommando 10b: (Persterer), Standort: Sudak [durchgestrichen, handschriftlich: Stari-Krim, Teile in Sudak u. Dshankoj], N-Verbindungen: FT a.d. Marsch [durchgestrichen], Feldpost-Nr. 47.540.

Einsatzkommando 11a: (Zapp), Standort: Jalta [durchgestrichen], Bachtschissaraj mit Teilen in Alupka u. Jalta, N-Verbindungen: FT Jalta, Feldpost-Nr. 47.540.

Einsatzkommando 11b: (Zapp4), Standort: Simferopol mit Teilen in Aluschta, Karasubasar, Eupatoria, N-Verbindungen: FT Simferopol und Aluschta, Feldpost-Nr. 47.540.

Einsatzkommando 12: (Nosske), Standort: Fedorowka, N-Verbindungen: FT Fedorowka, Feldpost-Nr. 47.540.

II. Meldungen der Einsatzgruppen und -kommandos: Einsatzgruppe A: Standort Krasnogwardeisk.

Im Nachtrag zur Meldung der Einsatzgruppe A – Ereignismeldung Nr. 144, S. 6 – wird berichtet: In Weissruthenien hat es endemische Fleckfieberherde schon immer gegeben, von denen Minsk sowohl in der vorbolschewistischen als auch in der bolschewistischen Zeit eines der Hauptzentren war. Das Krankenbuch der Fleckfieberabteilung des Seuchenlazarettes Minsk wies am 29.11.41 58 Fälle von Fleckfiebererkrankungen auf. Davon sind bisher 7 tödlich verlaufen. Weitere 7 Fleckfiebererkrankte konnten schon wieder entlassen werden. Im Hinblick auf die Stärke der deutschen Besatzung in Minsk sind diese Zahlen keineswegs als beängstigend anzusprechen. Auch die im Hinblick auf die Epidemie getroffenen Maßnahmen werden es den zuständigen militärischen und zivilen Stellen stets ermöglichen, laufend ein klares Bild über die Erkrankung (Herde, Umfang, Todesfälle usw.) zu bekommen. Anders liegen die Verhältnisse bei der russischen Zivilbevölkerung. Hier ist ein zuverlässiger Überblick aus verständlichen Gründen (u.a. Nachrichtenwege, Arztfrage usw.) nur sehr schwer zu bekommen. Wenn beispielsweise unter der russischen Zivilbevölkerung nur 4 Fälle von Fleckfiebererkrankung ermittelt und erkannt werden, dann muss nach Ansicht deutscher Ärzte angenommen werden, dass das nur ein verschwindend kleiner Bruchteil der tatsächlichen Gesamtziffer der Erkrankten ist. Man nimmt vielmehr an, dass der Bruchteil der tatsächlich an Fleckfieber erkrankten Zivilbevölkerung bis 1/25 beträgt. Wenn diese Annahme richtig ist, dann würde die angegebene Schätzungszahl von rund 2000 erkrankten russischen Zivilpersonen nur einen Bruchteil der tatsächlich an Fleckfieber erkrankten Zivilisten darstellen. Nach Ansicht des Leiters der Abteilung Gesundheitswesen beim Generalkommissar Weissruthenien ist die augenblickliche Situation so, dass die Erkrankungen stetig zunehmen. Wenn auch, worauf in diesem Zusammenhang hingewiesen sei, die Sterblichkeitsziffer bei der russischen Bevölkerung sehr klein ist – sie macht 1–2 % aus –, so ist die Gefahr der Übertragung für die Besatzungsarmee und die Zivilverwaltung dennoch nicht geringer geworden; denn die Voraussetzungen zur Ansteckung (Schmutz und Drecklaus) sind dieselben geblieben. Da das Fleckfieber eine Schmutz- und Dreckkrankheit ist, sind die ergriffenen Gegenmaßnahmen entsprechend und, soweit möglich, grosszügig in Angriff genommen worden. Beispielsweise in Minsk ist geplant, alle deutschen Besatzungseinheiten ständig baden und entlausen zu lassen. Die hierfür notwendigen Anstalten sollen allerdings noch gebaut werden. Die Unterkunfts- und Dienstgebäude und -räume werden desinfiziert. Auch für die russische Zivilbevölkerung der gefährdeten Gegenden sollen Entlausungsanstalten gebaut werden, denen wenigstens diejenigen Personen zugeführt werden sollen, die entweder bei deutschen Wehrmachts- und Zivildienststellen arbeiten, oder in kriegsoder lebenswichtigen Betrieben tätig sind. Propagandistisch vorbeugend wird Weissruthenien mit entsprechenden Flugzetteln und Plakaten versorgt werden. Für infizierte Gemeinden besteht Anhalte- und Aufenthaltsverbot, für fleckfieberverdächtige Häuser Ein- und Ausgehverbot. Die Epidemie hat in deutschen Kreisen bisher keine Panik ausgelöst. Man sieht voller Zuversicht den von den zuständigen Stellen ergriffenen Maßnahmen entgegen. Die russische Zivilbevölkerung reagiert auch in dieser Angelegenheit apathisch; lediglich einige russische Ärzte bilden eine Ausnahme, sie sehen eine Gefahr für die Nichteinheimischen. Deutsche Wehrmachtsärzte und Ärzte der Zivilverwaltung sind der Auffassung, dass es nicht nur ein – auch in der russischen Bevölkerung kolportiertes – Gerücht sei, dass russische Kriegsgefangene und russische „Zivilisten“ Fleckfieberläuse bewusst und absichtlich auf Angehörige der deutschen Besatzungseinheiten und auf Angehörige der russischen Zivilbevölkerung „abgesetzt“ hätten.

Weiter wird gemeldet: Am 29.11.41 trat die Arbeiterschaft der Fleischexportzentrale in Pernau in Streik, weil sie die Löhne für zu niedrig hält. Die erforderlichen Ermittlungen und Maßnahmen sind eingeleitet. Die estnische Bevölkerung versucht in ständig zunehmendem Maße, sich im Schleichhandel zusätzlich Lebensmittel zu beschaffen. Bei den Schwarzkäufen werden Fantasiepreise verlangt und gezahlt. Am 22.12.41 wurden in Wilna 402 Personen standrechtlich erschossen. Davon waren 385 Juden, die übrigen Polen, die sich kommunistisch betätigt hatten. In der Nacht vom 16. zum 17.12.1941 wurde ein deutscher Soldat in Kauen erstochen aufgefunden. Am 22.12. wurde ein entflohener russischer Kriegsgefangener festgenommen, der wahrscheinlich als Täter in Frage kommt. In der Nacht vom 29.11. zum 30.11. brannte die Filzfabrik in Smilowitsche (Weissruthenien) völlig aus. 200 Paar Filzstiefel und 800 kg Wolle fielen dem Brand zum Opfer. Die im wesentlichen abgeschlossenen Feststellungen haben nunmehr ergeben, dass es sich um vorsätzliche Brandstiftungen handelt. Unmittelbar vor dem Ausbruch des Feuers wurde in der Fabrik eingebrochen. Von den gleichen Tätern wurden in zwei benachbarten Dörfern weitere Einbrüche verübt. Die Täter, allem Anschein nach Partisanen, konnten bisher nicht ergriffen werden. Zwei Werksangehörige und ein weissruthenischer Hilfspolizist, die in der Brandnacht als Werkswache eingeteilt waren, hatten geschlafen und weder den Einbruch noch die Brandlegung bemerkt. Sie wurden festgenommen. Die Ermittlungen laufen weiter. Am 28.12. wurden in Minsk 5 Personen festgenommen, darunter 3 aus dem Ghetto entflohene Juden, ein Hilfspolizist und ein OT-Mann, die geplündert hatten. Am gleichen Tage wurden 3 früher festgenommene Juden wegen eigenmächtiger Entfernung aus dem Ghetto und zwei Plünderer erschossen. In der Nacht zum 30.12. wurden durch das Einsatzkommando in Minsk Aufstandspläne russischer Kriegsgefangener im Minsker Gefangenenlager aufgeklärt. Ein allgemeiner Ausbruch aus dem Lager sollte in der Nacht vom 3. zum 4.1.42 erfolgen. Die Gefangenen hatten sich bereits Stadtpläne beschafft und Marschanweisungen ausgegeben. Am 30.12. entflohen 2 Juden aus dem bei Salaspils im Bau befindlichen Barackenlager, in dem zurzeit 1000 Juden aus dem Reich als Arbeitskräfte eingesetzt sind. Der Finnlandsender brachte in seiner Sendung vom 23.12.41 in estnischer Sprache auszugsweise einen Artikel der „Nounen Socialdemocratie“ zum 6. Monat des Sowjetkrieges. Das angeführte Blatt führte in dem Artikel aus, dass das Ende des deutsch-sowjetischen Freundschaftsbündnisses in Finnland mit Genugtuung begrüsst worden sei. Man habe aber mit einem kürzeren Kriege gerechnet. Infolgedessen sei man jetzt enttäuscht, denn ein baldiges Kriegsende könne man nicht mehr erwarten. Beide Seiten wollten nicht nur die militärische Macht des Gegners brechen, sondern auch seine Ideologie vernichten. Finnland werde sich an diesem Krieg nicht bis zum Ende beteiligen. Sobald Finnlands strategischen Ziele erreicht seien, sei der Krieg für Finnland zu Ende.

Anlässlich des Jahreswechsels fand am 1. Januar 1942 in Reval eine Großkundgebung statt, auf der zum ersten Male Generalkommissar Litzmann und der Chef der estnischen Selbstverwaltung Dr. Mäe5 vor der Öffentlichkeit sprachen. Die Kundgebung sollte einmal dazu dienen, an der Jahreswende eine Rückschau zu halten auf die Ereignisse der jüngsten Vergangenheit Estlands, zum anderen aber klar und offen Richtung und Ziel der künftigen Arbeit darlegen. In seinem Rechenschaftsbericht über das abgelaufene Jahr gab Dr. Mäe durch Anführung umfassenden Zahlenmaterials die gewaltigen Schäden und Verluste bekannt, die die estnische Wirtschaft während der Zeit der bolschewistischen Herrschaft erlitten hat. Die Rede brachte aber auch eine Anzahl erfreulicher Angaben über das Fortschreiten der ersten Aufbauarbeiten. Die Ausführungen des Generalkommissars, die die Erkenntnis vertieften, in welch starkem Maße Deutsche und Esten in einer Schicksalsgemeinschaft zusammengeschlossen sind, gipfeln in dem Satze, dass für alle Berufszweige, insbesondere aber für den Bauern, die Arbeit wieder Segen tragen werde. Die Grosskundgebung hinterliess bei allen Teilnehmern einen tiefen Eindruck. Nach den Feststellungen des estnischen statistischen Amtes zählt Estland am 1.12.41 1.010.135 Einwohner gegen 1.117.361 im Jahre 1934. Das bedeutet einen Verlust von 10,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Die Verminderung der Einwohnerzahl ist in den Städten grösser als auf dem Lande. Die Einwohnerzahl der Städte hat sich im Vergleich mit dem Jahre 1934 um 39.875 Personen oder 11,4 Prozent, die der Gemeinden um 75.945 Personen oder 9,9 Prozent vermindert. Besonders stark ist der Rückgang der Einwohnerzahl in Reval und Nömme. Verschleppt und von den Russen mobilisiert sind nach den letzten Angaben insgesamt 60.911 Menschen. Davon 40.737 aus den Städten und 20.174 vom Land. Die Städte Estlands haben bis zu 32 Prozent ihrer Einwohnerzahl verloren. Auf 100 Männer gibt es heute in den Gemeinden 121 Frauen, in den Städten aber 152. Die Bevölkerung Estlands ist eifrigst bemüht, die deutsche Sprache zu erlernen. In der Revaler Sprachschule, der grössten ihrer Art Estlands, lernen z.Zt. in 55 getrennten Gruppen ca. 2000 Einwohner von Reval und Nömme deutsch. Der Sprachunterricht wird in zwei Schulgebäuden durchgeführt. Die Teilnehmer setzen sich aus Angehörigen aller Berufsschichten zusammen. Den grössten Prozentsatz jedoch stellen die Beamten. Es ist beabsichtigt, die Sprachschule in diesem Jahre erheblich weiter auszubauen. Die Arbeiterschaft der Fleischexportzentrale in Pernau trat wegen der als zu niedrig empfundenen Löhne in Streik. Ein Vertreter der Berufsverbände wurde nach Pernau entsandt, um die Angelegenheit an Ort und Stelle zu klären. In Reval ist ab 5. Januar 1942 die Ausgabe einer deutschen Zeitung unter dem Namen „Revaler Zeitung“ geplant. Der Zeitung kommt die besondere aussenpolitische Aufgabe zu, vermittelndes Organ nach Finnland und den Skandinavischen Staaten zu sein. In der Bevölkerung Estlands gehen nach wie vor Gerüchte über weitere Gebietsverluste der deutschen Wehrmacht im Osten um. In diesem Zusammenhange bildet die Übernahme des Oberbefehls über das Heer durch den Führer einen breiten Gesprächsstoff. Die estnische Selbstverwaltung und ihre führenden Männer sind Gegenstand der Kritik seitens der estnischen Intelligenz. Man spricht von Vetternwirtschaft und auch davon, dass Estland darauf lossteuere, eine „Weisse Kolonie“ zu werden, die nur den Zweck habe, Deutschland mit Agrarprodukten zu versorgen.

Gem. §§ der allgemeinen Anordnung über die Preis- und Lohngestaltung im Ostland vom 11. September 1941 hat der Generalkommissar in Riga mit Ermächtigung des Reichskommissars für das Ostland die am 20.6.41 erhobenen Mietpreise im Gebietskommissariat Riga-Stadt um 200 Prozent erhöht. Die Erhöhung erstreckt sich nicht auf Mietpreise für Lagerräume. Die angeordnete Mieterhöhung hat bei der Arbeiterschaft im Hinblick auf deren schlechte Entlohnung starke Beunruhigung hervorgerufen. Die Belegschaften der in Reval gelegenen Chromlederfabrik und der Eisengiesserei Krull sind mit dem neuen Lohntarife unzufrieden. Sie sind an die Fabrikleitung wegen Lohnerhöhung herangetreten. Gleiche Erscheinungen sind auch in anderen Werken festgestellt worden. Durch den Mangel an Waren wird der weiteren Preissteigerung Vorschub geleistet. Verschiedene Artikel, die im Geschäftsverkehr kaum oder überhaupt nicht zu haben sind, werden in Reval in dem immer mehr um sich greifenden Schleichhandel zu Wucherpreisen angeboten. So wird beispielsweise für ein Stück Toilettenseife ein Preis bis zu 5,– RM gefordert. Für Weihnachtsbäume wurden 0,50 bis zu 7,– RM verlangt. Seidene Damenstrümpfe werden für 10,– bis 30,– RM angeboten. Brot ist für 3,50 RM zu haben. 1 kg Zucker, der zu Weihnachten in einer Menge von 450 gr. zum Preise von 0,58 RM pro kg an die Zivilbevölkerung abgegeben wurde, wird im Schleichhandel für 9,– RM bis 10,– RM verkauft. Seit dem 25. Dezember 1941 gehört die Stadt Libau zum Bereich des Gebietskommissars Alnor und ist nicht mehr dem Festungskommandanten unterstellt. Reichsminister Alfred Rosenberg wird in der Zeit um den 23. Januar 1942 in Riga erwartet. Es ist u.a. ein grosser Empfang führender lettischer Persönlichkeiten vorgesehen. Der Reichskommissar für das Ostland hat am 30. Dezember 1941 eine mit dem Tage ihrer Verkündung in Kraft tretende Anordnung über die polizeiliche Strafgewalt der Gebietskommissare vom 6. Oktober 1941 öffentlich bekannt gegeben. Danach können die Gebietskommissare gegen Personen, die nicht der Wehrmachtsgerichtsbarkeit und nicht der Sondergerichtsbarkeit für Angehörige der Polizei und der SS unterstehen, polizeiliche Strafverfügungen erlassen. Dem Einsatzkommando 3 in Kauen gelang nach sorgfältigen Vorermittlungen und auf Grund nachhaltiger Fahndungsmaßnamen die Festnahme von 18 Terroristen. Es handelt sich fast durchweg um ehemalige Angehörige der NKWD-Dienststellen in Kauen, die nach der Flucht der Roten Armee in Moskau zu Terrorgruppen zusammengefasst und in Litauen eingesetzt wurden.

Von den Einsatzgruppen B u. C liegen keine Meldungen vor.

Einsatzgruppe D: Standort Simferopol.

Partisanenbewegung im Raume Feodosia–Stari-Krim6: In Feodosia gab es zwei Partisanenabteilungen: 1.) die Feodosia-Abteilung, 2.) die Torpedowerksabteilung. Über die Bildung der Torpedowerksabteilung ist folgendes bekannt geworden: Bereits im Juli 1941 wurden aus der 1500köpfigen Belegschaft des Torpedowerks 238.80 gediente Männer ausgesucht und als bewaffneter Werkschutz bestimmt. Im folgenden Monat erklärte man diese 80 Männer zum Zerstörungsbataillon und nach der Evakuierung des Werkes wurden davon 40 als Partisanen in den Raum von Kisiltasch geschickt. Die übrigen 40 kamen später auch nach Kisiltasch. Nach einem Gefecht mit den Rumänen am 9. oder 10.11.1941 desertierte fast die Hälfte dieser Partisanen. Über die Partisanen der Stari-Krim-Gruppe wurde folgendes bekannt: Der Führer dieser Gruppe ist Wodopjanow. Der Gruppe gehörten verschiedene NKWD-Funktionäre aus Stari-Krim an. Die Stari-Krim-Gruppe war anfänglich über 90 Mann stark. Nach der rumänischen Aktion am 10.11.41 sind etwa 50 Partisanen wieder nach Stari-Krim zurückgekehrt und haben sich bei der dortigen Miliz gemeldet. Der Rest der Gruppe vereinigte sich mit der Feodosia-Gruppe bei Kisiltasch. Ihr jetziger Standort ist südostwärts Sali. In dieser Gegend sind innerhalb der letzten 10 Tage 3 Feuerüberfälle auf Wehrmachtsfahrzeuge verübt worden. Dem Kommando sind Personen namhaft gemacht worden, die die einzelnen Lager der Partisanen zeigen können. Innerhalb der Partisanengruppe Stari-Krim besteht eine sogenannte Troika, die bereits mehrere Todesurteile gefällt hat. Drei Mitglieder der Partisanenabteilung sind vor einiger Zeit geflüchtet und haben sich bei der Wehrmacht fälschlich als Kriegsgefangene gemeldet. Es handelt sich um Demeter Samatzuk, rechte Hand des Partisanenführers Wodopjanow, Peter Tschawdarow, Vollstrecker von Todesurteilen der Troika und Markus Merslykyn, ehem. Milizführer in Stari-Krim. Zurückgekehrte Partisanen erklärten, dass der Partisanenführer Wodopjanow zahlreiche vom Passamt Stari-Krim mitgenommene Passformulare besitze. Der dazu gehörige Druckstempel wurde von der jetzigen Miliz von Stari-Krim bei einer Aktion am 14.11.41 erbeutet.

Am 13.12. wurde eine Aktion gegen die im Raume Jalta festgestellten Partisanengruppen durchgeführt. I. Durch Erkundung des Sonderkommandos XIa war folgendes über Lage, Stärke und Bewaffnung der Partisanenabteilung Maschkarin festgestellt worden: 1. Zug: Südwestabhang des Berges Krasnij Kamen auf Nikitski Sklon, versprengter Rest von 9 Mann des am 19.11. angegriffenen 1. Zuges, 4 MGs und die üblichen Infanteriewaffen. Nach unüberprüfter Meldung vermutlich ungefähr 500 mtr. nördlich davon weitere 10–15 Mann, Bewaffnung unbekannt. 2. Zug: 500 mtr. östlich der Tränke Besch-Tekne, etwa 3,5 km südöstlich des Dorfes Kutschuk-Usenbasch am Nordwestabhang des Jaila-Kammes, 40–75 Mann, Führer des 2. Zuges Kowal, ferner der Stab der Partisanenabteilung mit Maschkarin als Kommandeur, Belobrotzki als Kommissar und Podobrigora als Chef des Stabes, ausserdem der Stab des ehemaligen 14. Vernichtungsbataillons mit dem Bataillonskommandeur Tamarli, keine MGs, nur Infanteriewaffen. 3. Zug: 2 km westlich des Berges Rona am Nordwestabhang des Jaila-Kammes, 50 Mann, Führer Alejew,2MGs und übliche Infanteriewaffen. Die Lage der Hütten, die Aufstellung der Wachen und die Kennworte waren für den 2. und 3. Zug genau bekannt und auf einer Skizze festgelegt worden.

II. Nach Besprechung mit dem XXX. Korps und der von dem Korps angesetzten 1. rum. Gebirgsbrigade wurde folgender Plan zur Durchführung des Unternehmens festgelegt: Gegen die 3 Züge werden angesetzt: 2 Schwadronen und 1 MG-Zug des 4. rum. mot. Rgt. gegen den 1. Zug, das 2. Bataillon der 1. rum. Gebirgsbrigade, verstärkt durch eine deutsche Pioniergruppe vom Pionierbataillon 70 mit 2 Flammenwerfern gegen den 2. Zug, das 1. Bataillon der rum. Gebirgsbrigade gegen den 3. Zug. Beteiligung des Sonderkommandos XIa mit 7 Führern und 16 Mann. Ausserdem Gestellung von 12 ortskundigen Wegführern durch das Sonderkommando XIa. Anmarsch getrennt, der Angriff möglichst gleichzeitig zwischen 6 und 8 Uhr. Auf Anweisung des XXX. Korps sollten die Unternehmungen am 14.12.41 abends abgeschlossen und die Verbände in ihre Standorte zurückgekehrt sein. Anmarschwege und Lage wurden nach den Angaben des Sonderkommandos XIa in die Karten eingetragen; den Führern der einzelnen Verbände wurden Faustskizzen mit den genauen Einzelheiten (Posten, Zahl und Lage der Hütten, Lebensmittellager) ausgehändigt. Nach Durchführung des Unternehmens wurde festgestellt, dass diese Angaben bis ins einzelne genauestens mit den tatsächlichen Verhältnissen übereinstimmten.

III. Die Durchführung des Unternehmens erfolgte nach vorausgegangenen Einzelbesprechungen zwischen den Führern der beteiligten Verbände in folgender Weise: 1. Zug: Nach Abmarsch um 2 Uhr wurde gegen 4 Uhr ein Meldekopf der Partisanen in Leschos ausgehoben und der Verbindungsmann Belochusow festgenommen. Im weiteren Verlauf wurden die Gebäude auf Gruschowaja Poljana durchsucht und 3 nicht zur Hausgemeinschaft gehörende Personen festgenommen, bei denen es sich um einen Kommandeur und einen Kommissar der Roten Armee handeln soll (Vernehmung noch nicht abgeschlossen). Die übrigen Personen sind hier als unverdächtig bekannt. Gegen 10.30 Uhr erfolgte nach Umstellung der Angriff auf die Reste des 1. Zuges. Ergebnis: 2 Partisanen getötet, 7 Partisanen gefangen – davon 3 verletzt, 2 MGs, 12 automatische Gewehre, 8 Karabiner, 5 Kisten Munition, 3 Pistolen. Die Unterkünfte und weitere Bestände an Munition und Handgranaten wurden vernichtet. Eigene Verluste: 1 Toter (Rumäne). Die 2. Partisanengruppe, mutmaßlich 10–15 Mann, konnte gefasst werden, da sie sich nach Feststellung bei dem Unternehmen gegen den 2. Zug am 12.12.41 zum 2. Zug begeben hatte. 2. Zug: Nach Abmarsch gegen 1 Uhr traf der Verband gegen 8 Uhr auf der Höhe des Jaila-Kammes ein. Gegen 8.30 Uhr erfolgte die erste Feindberührung, gegen 9 Uhr wurde der Angriff auf das Lager eingeleitet. Die Partisanen leisteten heftigen Widerstand, begünstigt durch Feldstellungen und ein übersichtliches Feld- und Waldgelände. Nach 1 1/2stündigem Gefecht war der Widerstand gebrochen. Ergebnis: 23 Partisanen getötet – darunter 3 Frauen, 1 Partisan gefangen, 10 Gewehre und Karabiner, 1 MP, 6–8 Jagdgewehre, zahlreiche Handgranaten, 1 Paket Leuchtpistolenmunition deutscher Herkunft, Signalraketen, zahlreiche Infanterie- und MG-Munition, z.T. deutscher Herkunft, 4 Erdbunker, 1 Felsenhöhle, 2 Gebäude durch Sprengung zerstört, 3 Lebensmittellager, 1 Weinlager erbeutet und teilweise geräumt oder vernichtet, ferner zahlreiche Ausweise, Dokumente, Karten und Befehle erbeutet. Die erbeuteten Waffen und Munition wurden vernichtet. Unter den getöteten Partisanen befanden sich: 1. der Führer des 2. Zuges Kowal, 2. der Kommandeur des 14. Vernichtungsbataillons Hauptmann Tamarli, 3. der Kommissar der Partisanenabteilung Belobrotzki, ferner 3 Stabsoffiziere von der Leitung der Partisanenbewegung der Krim (Papiere erbeutet, Auswertung noch nicht abgeschlossen). Tote: 1 Mann Waffen-SS, 3 Rumänen. Verletzte: 3 Rumänen – darunter 1 Offizier. 3. Zug: Nach Abmarsch um 1 Uhr traf der Verband gegen 7 Uhr auf dem Jaila-Kamm bei der meteorologischen Station ein, gegen 9 Uhr war die Bereitstellung durchgeführt. Der Angriff erfolgte sofort, Feindwiderstand gering. Ergebnis: 15 Partisanen getötet, 4 Gefangene, 1 lMG, 6 Karabiner und autom. Gewehre,1 Jagdgewehr,1 Kiste Munition,1 Kiste Sprengstoff, zahlreiche Handgranaten, Signalraketen, etwa 25 Paar Schneeschuhe, 12 Erdbunker und Unterkünfte zerstört, 7 Lebensmittellager (2 geräumt, der Rest wird später abgefahren), ein Weinlager. Eigene Verluste: keine.

IV. Das Unternehmen gegen die Partisanenabteilung Maschkarin hatte folgendes Gesamtergebnis: 40 Partisanen getötet, 16 Partisanen gefangen, 3 lMG, zahlreiche Handfeuerwaffen und Munitionsbestände, 21 Erdbunker und Unterkünfte, 10 Lebensmittellager, 2 Weinlager erbeutet oder vernichtet. Damit ist die Partisanenabteilung des Abschnittes Jalta–Alupka zersprengt, ihre Stützpunkte und Versorgungsbasen sind zerstört. Da sie auch des grössten Teiles ihrer Waffen verlustig gegangen ist, dürfte sie auch zu einem Einsatz nicht mehr fähig sein. Bei der Vernichtung der Abteilung Jalta der Partisanenbewegung am 13.12.41 wurden beim 2. Zug bei Besch-Tekne, 3,5 km südostwärts Kutschuk-Usenbasch, auch die Stäbe der Partisanenabteilung und des 4. Partisanenbezirks(-rayons) z.T. ausgehoben. Es konnten bisher folgende führende Partisanen als dabei getötet identifiziert werden: 1. Dimitri Awerkin, Generalmajor und Kommandeur der 48. Kavalleriedivision, seit 17.11.41 Chef des 4. Partisanenbezirks. 2. Awksentij Demidow, Hauptmann im Stabe von Awerkin. 3. Iwan Michalschuk, Hauptmann, Chef der operativen Abteilung des Stabes der 48. Kavalleriedivision. 4. Nikolaj Tamarli, Hauptmann a.D., Kommandeur des 14. Vernichtungsbataillons. 5. Wassili Uschakow, Adjutant von Tamarli. 6. Stanislaw Belobrotzki, Kommissar der Partisanenabteilung, ehemals Chef der 1. Komp. des 14. Vernichtungsbataillons, jetziger Erkundungschef der Partisanenabteilung. Diese Personen waren sämtlich auch Mitglieder der Kommunistischen Partei. Ihre Ausweise wurden erbeutet. Bei einigen, vor allem bei Awerkin, Tamarli und Belobrotzki, wurde eine Reihe von Schriftstücken gefunden, die weitere Aufschlüsse über Organisation und Standorte der Partisanenbewegung und ihre Arbeitsweise geben. In die Entstehungsgeschichte der Partisanenbewegung des Bezirks geben Tagebuchaufzeichnungen des Generals Awerkin Einblick. Awerkin beschreibt darin kurz den Fluchtweg seiner Division und anderer versprengter Truppen aus dem Rayon Sali über Karasubasar bis in die Gegend des Berges Tschatyr-Dag. Er wollte sich nach Aluschta–Jalta–Balaklawa durchschlagen, was ihm jedoch misslang. Er hatte folgende Gruppen um sich gesammelt: a) Reste des versprengten Armee-Nachrichtenregiments unter Hauptmann Kowalenko, b) 27 Mann der 25. Grenzschutz-Sonderkommandantur aus Feodosia unter Hauptmann Scherolin und dem Politkommissar Romanow, c) 22 Mann des 68. Kav.Regt. unter Führung des Regimentskommissars Putschkow, d) 30 Mann der 156. Schützendivision unter Oberleutnant Slasow. Den Trupp Kowalenko liess Awerkin am 11.11.41 am Tschatyr-Dag zurück. Mit den Übrigen erreichte er am 15.11.41 die Steinkohlenminen im Zapondnig. Hier übergab er den Trupp Putschkow den Partisanen.

Nach den erfolgreichen Grossaktionen westlich Aluschta und auf dem Jaila-Kamm am 13. bzw. 16.12.41 ist eine starke Bewegung in die Partisanengruppen gekommen. Ihrer festen Stützpunkte und Vorratslager beraubt, bewegen sie sich hin und her, um im Bereich der Nachbargruppen unterzukommen, wobei sie dann meist feststellen müssen, dass deren Schlupfwinkel ebenfalls ausgehoben sind. 1. Der Stab des Kommandierenden Makroussow ist nach der letzten Aktion 2 km verlegt worden. Die genaue Stelle ist noch nicht ermittelt, befindet sich jedoch nach einer Meldung in der Nähe der Strasse Simferopol–Aluschta in Erdhütten. Die Leibwache hat noch eine Stärke von 30–40 Mann (Bewaffnung wie üblich, Gewehre verschiedenster Herkunft, Handgranaten und je etwa 100 Schuss Munition, angeblich keine MG). Erkundungschef von Makroussow ist Arapetje. Dieser kennt auf das Beste alle Wege und Pfade und unterhält die Verbindung zwischen den Abteilungen. Möglicherweise ist er z.Zt. nach Sewastopol unterwegs. 2. Über die Reste der am 13.12.41 grösstenteils vernichteten Abteilung Jalta lagen bis zum 20.12.41 folgende Meldungen vor: a) Eine Restgruppe des 1. Zuges am Krasnij Kamen in Stärke von 17 Mann hat jetzt der Chef des Stabes der Abteilung, der am 13.12.41 entkommene Podobrigora, übernommen. Eine eigentliche Führung der Abteilung besteht nicht mehr. Die Gehilfen von Podobrigora sind die Politruks Kutscher und Latischew. Die Restgruppe versuchte am 19.12.41 das letzte Lebensmittellager am Krasnij Kamen zu entleeren, kam aber zu spät; es war am Morgen des gleichen Tages vom Sonderkommando XIa endgültig abgetragen worden. Die Gruppe setzte sich am 20.12.41 nachmittags in Richtung Jaila-Kamm (vermutlich zu den ehemaligen Standorten des 2. und 3. Zuges) in Bewegung. b) Die Reste des 2. und 3. Zuges von je etwa 10 bis 15 Mann treiben sich in der Nähe des Dorfes Kutschuk-Usenbasch herum. Bei den Resten des 3. Zuges befindet sich noch der Zugführer Agejew und der Kommissar Posnjakow. Von sämtlichen Angehörigen der Züge der Abteilung Jalta sind Namen und Anschriften durch am 13.12.41 erbeutete Listen bekannt, so dass sie bei Rückkehr in die Ortschaften gefasst werden können. 3. Auch in die nördlich des Jaila-Kammes operierenden Partisanengruppen anderer Abteilungen ist Bewegung gekommen. Am 18.12.41 wurde zwischen den Dörfern Kousch und Stilja Kampfeslärm gehört. Anschliessend wurde eine Gruppe von 50–100 Mann in der Gegend des Berges Pijuk-Tauschen (3,5 km ostwärts des Dorfes Pijuk-Usenbasch) in südlicher Marschbewegung gesehen. 4. Kleinere Trupps treiben sich nach wie vor im Walde und in der Nähe der Ortschaften herum. Am 13.12.41, einen Tag nach dem Abzug der Rumänen, drangen 6 bewaffnete Partisanen nachts in das Dorf Derekoi ein, um Lebensmittel von der Bevölkerung zu erpressen. Der Abzug der Rumänen wirkte sich ausserdem auch insofern nachteilig aus, als sie das KZ auflösten, ohne es anderen Stellen zu übergeben.

Zusammengefasst kann folgendes gesagt werden: Seit dem Befehl des Kommandierenden Makroussow am 4.12.41 zu erhöhter Aktivität und den erfolgreichen Gegenaktionen in den Abschnitten Jalta und Aluschta befinden sich die Partisanengruppen in stärkerer Bewegung. Wohin diese zielt, ist noch nicht völlig zu übersehen. Wegen der Zerstörung ihrer Schlupfwinkel und Versorgungsbasen werden sich die Restgruppen jedoch kaum wieder konsolidieren können und auch zu grösseren Einsätzen nicht mehr in der Lage sein. Sie schauen z.Zt. mehr denn je auf Sewastopol. Dieser oben näher bezeichnete Rückzugsund Verbindungsweg muss in verschärftem Maße überwacht werden; stimmungsmäßig beherrschend ist weiterhin für viele Partisanen die Sorge um ihre Angehörigen. Hier kann durch scharfe Überwachung und zweckentsprechende Behandlung der Partisanenfamilien viel erreicht werden. Im übrigen darf die Partisanengefahr nach wie vor nicht unterschätzt werden. Abziehende Einheiten müssen möglichst durch andere abgelöst werden, weil sonst die Partisanen dort sofort wieder aktiv werden. Eine endgültige Befriedung kann nur durch eine Belegung möglichst aller wichtigen Orte, vor allem aber auch der nördlich des Jaila-Kammes im Waldgebirge gelegenen, erreicht werden.

III. Reich und besetzte Gebiete:

Der Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD i.d. Untersteiermark meldet: In der Nacht vom 2. auf 3.1.42 wurde das Sprengmagazin der Strassenbaufirma Takatsch, welches im Kellerraum einer Gastwirtschaft in St. Margarethen, Kreis Cilli, untergebracht war, erbrochen und daraus ca. 40 Patronen Sicherheitssprengstoff/Donarit im Gesamtgewicht von 4 kg gestohlen. Aus der Art der Durchführung kann mit Sicherheit darauf geschlossen werden, dass kommunistische Banden die Täter waren. Am 4.1.42 zwischen 01.00 und 12.00 Uhr [sic] wurde auf die Bahnstrecke Wregg–Steinbrück ein Sprengstoffanschlag verübt. Aus dem linken Schienenstrang wurde ein 50 cm langes Stück herausgesprengt. Trotz dieser Beschädigung konnten drei Züge anstandslos passieren. Weiterer Schaden entstand nicht. In Katharina bei Trifail fand im Laufe des 5.1.42 ein Gefecht zwischen deutschen Polizeikräften und einer kommunistischen Bande in Stärke von etwa 10 Mann statt. Von der Bande, die im Laufe des Gefechtes eingekreist werden konnte, sind sechs in einem Heuschober verbrannt, ein weiterer wurde auf der Flucht erschossen. Träger des Gefechtes waren Kräfte der Schutzpolizei, der Stapo und d. SD. Ein Angehöriger der Schupo – Josef Kraus – wurde getötet. Vergeltungsmaßnahmen sind eingeleitet. Die Stapostelle Troppau meldet: Zwei deutsche Wehrmachtsangehörige, die in sowjetrussische Kriegsgefangenschaft geraten waren, hatten sich für den sowjetruss. Nachrichtendienst anwerben lassen, um wieder in Freiheit zu kommen. Sie wurden am 4.1.42 mittels Fallschirms im Bereich der Stapostelle Troppau abgesetzt. Ihr Auftrag lautete, im Raume von Wien, München oder Graz nachrichtendienstlich tätig zu werden und evtl. auch Sabotage zu verüben.


Nr. 2: Ghettoinsassen von Kaunas/Kowno auf dem Weg zur Erschießung im Fort IX am 28.10.1941

Der SS- und Polizeiführer im Distrikt Galizien meldet: Im Laufe der Nacht auf deutschem Boden ein Fallschirmabspringer von Sicherheitspolizei festgenommen und zwei Fallschirme mit Lastpäckchen, enthaltend Schaufeln, Spitzhacken, Äxte und Sprengmittel, aufgefunden. Fallschirmabspringer und Fallschirmsäcke zum grössten Teil über ungarischem Gebiet gesehen worden (angeblich 12 Transportflugzeuge). Bisher 2 ungarische Soldaten im Kampf getötet. Ein Honved-Bataillon eingesetzt. Deutsche Ordnungspolizei, Sicherheitspolizei und Zollgrenzschutz sichern die Grenze und haben Suchaktionen eingeleitet.

BAB, R 58/220

1 Walter Hofmann, geb. 1905, Jurastudium, 1933 NSDAP u. SS, 1939 Stubaf., 1940 Chef Stapo-Stelle Lüneburg, 1941 Leiter IV EG C, Jan.–März 1942 kommissarisch KdS Weißruthenien, dann zurück nach Lüneburg, 1945 Selbstmord; BAB, BDC, SSO Walter Hofmann; BAL, ZK: Walter Hofmann.

2 Falsch, kommissarisch geführt durch Kurt Matschke.

3 Falsch, längst Robert Mohr.

4 Falsch, längst Dr. Werner Braune.

5 Dr. Hjalmar Mäe, geb. 1901, 1929 Fhr. des faschistischen Freiheitskämpferbundes in Estland, 1935 wegen Umsturzversuchs zu 20 Jahren Haft verurteilt, 1938 begnadigt, 1940 nach Deutschland, Mai 1941 Vorsitzender des Estnischen Befreiungskomitees in Helsinki, Sept. 1941–1944 Chef der estnischen Selbstverwaltung, dann nach Deutschland, 1947 nach Österreich, gest. 1978; biographisch: Seidler: Die Kollaboration 1939–1945, S. 348–352.

6 Zum Kontext Angrick: Besatzungspolitik und Massenmord, S. 131–135.

Deutsche Berichte aus dem Osten

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