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3.2 Knecht und Achtung

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Einer Person gegenüber, die eine höhere Position einnimmt oder der gegenüber man besondere Hochachtung zum Ausdruck bringen will, bezeichnet man sich als Diener/Dienerin, Knecht/Magd usw.: Nach Gen 18 kommen drei Männer bei dem in seinem Zelte sitzenden Abraham vorbei. Wohl der nomadischen Gastfreundschaft entsprechend, lädt er diese mit den Worten ein: „Mein Herr, wenn ich dein Wohlwollen gefunden habe, geh doch an deinem Knecht nicht vorbei!“ (Gen 18,3) Diese floskelhafte Formulierung impliziert – dem Akteur Abraham zuerst nicht bewusst, vom Autor ab dem Einleitungssatz Gen 18,1 aber beabsichtigt – das richtige und demütige Verhalten JHWH gegenüber. – Ohne das Stichwort Knecht wieder aufzunehmen, zeigt der nachfolgende weisheitliche Disput in Gen 18,22–33, dass es sich beim „Knechtsein“ einerseits um eine Einstellung und andererseits um eine äußerliche Gegebenheit handelt.

David verband eine besonders enge, durch einen → Bund besiegelte Freundschaft mit Jonatan, dem Sohn des Königs Saul. Saul aber richtete sich mehr und mehr gegen David. Um die Bedrohung durch Saul zu erkunden, versprach Jonatan, mit dem Vater ein einschlägiges Gespräch zu führen und David darüber mit einem Zeichen zu informieren. Während dieser Unterhaltung bezeichnet sich David als Knecht Jonatans (1 Sam 20,7f.), womit er – da er ja beim Vater beschäftigt und somit nicht Jonatans Diener ist – die Hochachtung für Jonatan und zugleich dessen Vorrang zum Ausdruck bringt. Auch im diplomatischen Verkehr wird mit der Titulierung bzw. Selbsttitulierung als „Knecht“ oder „Magd“ in gehobener Ausdrucksweise „Selbsterniedrigung“ signalisiert. In Erinnerung an seinen toten Freund Jonatan sandte David aus seinem Gefolge Ziba, der sich in 2 Sam 9,11 im Sinne eines königlichen Beamten als Knecht bezeichnet, zur Nachforschung aus, um einen Überlebenden aus Jonatans Familie zu finden. Jonatans Sohn Merib-Baal bekam daraufhin das Privileg, nicht nur selbst an der königlichen Tafel zu essen, sondern er erhielt von David auch alle Knechte Zibas zu seinen Diensten (2 Sam 9,10). Bei der ersten Begegnung mit David hatte sich Merib-Baal huldigend niedergeworfen und auf Davids Anrede geantwortet: „Hier ist dein Knecht“ (2 Sam 9,6); und nach den folgenden gnadevollen Worten Davids stellte er die Frage: „Was ist dein Knecht, dass du dich einem toten Hund zuwendest, wie ich es bin?“ (2 Sam 9,8). Der im Krieg besiegte Aramäerkönig wendet sich nach 1 Kön 20,26 mittels Boten an Ahab, den siegreichen König von Israel: „Dein Knecht Ben-Hadad bittet dich, ihm das Leben zu schenken.“ Diese Diktion wird mitunter auch hinterlistig oder unehrlich gebraucht. So z.B., wenn Batseba – um ihrem Sohn Salomo das Königtum gegen dessen älteren Bruder Adonija zu sichern – bei ihrem Gatten David mit der Redeeinleitung „Mein Herr, du selbst hast doch deiner Magd [= Gattin Batseba] bei JHWH, deinem Gott, geschworen (…)“ interveniert, um sich dann darüber zu beschweren, dass sich Adonija als König gebärde. Dieser habe nämlich „eine Menge Rinder, Mastkälber und Schafe geschlachtet und alle Söhne des Königs, den Priester Abjatar und den Feldherrn Joab dazu eingeladen. Doch deinen Knecht Salomo hat er nicht eingeladen“ (1 Kön 1,19, vgl. V. 26 u. 51). Natürlich ist der Sohn und Koregent „Knecht Salomo“ bei seinem Vater kein Hausdiener.

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