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Geschichtliches Handeln im Geleise räumlicher und rassischer Bedingtheit: Zwischen Historismus und neuem Geschichtsbild
ОглавлениеRaum
Den Raumaspekt könnte man geradezu als ‚den spatial turn‘ bezeichnen, der in der Geschichtswissenschaft im frühen 20. Jahrhundert als unvermeidliche Voraussetzung für Geschichte behandelt werden muss.36 Die Einsicht in und die rationale Beherrschung der geopolitischen Raumerfassung ist die Voraussetzung für eine Reichsordnung. Über Geopolitik wurde vor allem kurz vor dem Krieg eine wissenschaftliche Diskussion geführt.37 Die Erkenntnis habe Alexander dem Großen noch gefehlt, urteilt Taeger in Orient und Okzident:
„Überkühn freilich war diese Idee, wie überkühn der Gedanke war, die Oikumene zu erobern und zu gestalten, obwohl nicht der abenteuerliche Rausch hemmungslosen Eroberungsdranges, sondern allein nüchternste Erwägungen militärisch-politischen Denkens ihn bestimmten, das die klaren Erkenntnisse eines wissenschaftlichen geographischen Weltbildes noch nicht zügelten, nicht zügeln konnten.“38
Erst danach geht es um die Wanderungen, Völker und nun auch um Rassen. Das ist aber ein älteres Thema, das in der Sprachwissenschaft des 19. Jahrhunderts seit der Entdeckung des Indogermanischen längst eingeführt und disponiert ist.39 Die Bedeutung der Insel Sizilien erklärt Taeger aus ihrer Lage einerseits als Trennung (Fortsetzung des „Riegels“ der Apenninen-Halbinsel) zwischen Ost und West, gleichzeitig Zwischenstation für die Kolonisatoren vom östlichen Teil des Mittelmeers in den westlichen, andererseits als Brücke zwischen Nord und Süd. Die Natur macht Sizilien zum Raum des Aufeinanderprallens und des Konfliktes. Erst mit dem Eintritt der Römer in den Raum wird daraus Weltgeschichte; erst sie erkennen die geopolitische Bedeutung Siziliens für die Reichsbildung. Die Versuche der ‚neuen‘ Römer, des Duce, in Tunesien, Libyen und Eritrea wieder das Mare nostrum zu restituieren, sind 1943 nicht mehr der Erwähnung wert.40
Rasse
Die vorgegebene Frage nach der Rasse beantwortet Taeger bereitwillig, aber noch differenzierter als Vogt, der schon unterschieden hatte zwischen Volkstum und Rasse. Gegenüber Schachermeyr hatte er in der Rezension von dessen Lebensgesetzlichkeit schon Bedenken dagegen geäußert, „daß sich gerade hinter dieser Sicht nur zu leicht die Gefahr eines billigen und verdammt gefährlichen Optimismus verbirgt, der Glaube, daß nun alle Welträtsel gelöst und Heilmittel gegen alle Bedrohungen der rassisch-völkischen Existenz gefunden sind“.41 Klar unterscheidet er sich in dieser Frage auch von Helmut Berve,42 der die vorbildliche Stärke des antiken Sparta für den modernen Führerstaat so sieht: „Der antike Volksstaat zeichnet sich aus durch die durch Blut und Geschichte erzeugte Gemeinschaft.“43
In Orient und Occident 1936 hatte Taeger das Thema ‚Rom und Karthago‘ schon einmal zusammengefasst:
„Hatte der Vorstoß Assurs gegen die phönikischen Küstenstädte erst die Möglichkeit zu dieser Expansion geschaffen, so wurde bald schon eine phönikische Pflanzstadt, wurde Karthago, mit den Etruskern sich verbindend, die Vorkämpferin des Orientes gegen das Griechentum. Ein Kampf begann, der Jahrhunderte dauern sollte, und den erst die Herrin Rom endgültig entschied, ein Kampf, in dem Karthago zu seiner geschichtlichen Größe heranwuchs, der aber auch die Griechen des Westens zur Anspannung all ihrer reichen Kräfte zwang, überreich an dramatischen Zwischenfällen, an herrlichen Siegen und schweren Niederlagen, mehr als einmal die Hellenen an den Rand des Unterganges führend, aber immer wieder die Kräfte weckend, die selbst der schlimmsten Not Herr wurden, und der damit endete, daß auch Karthago als eine der ersten alten orientalischen Mächte sich mehr und mehr den geistigen Einflüssen des Griechentumes öffnete.“44
In Rom und Karthago 1943 findet Taeger einige Charakteristika der Phöniker, die er für typisch und rassisch in ihrem Semitentum begründet sieht. Sie sind nicht schöpferisch, sondern unfruchtbar, Schmarotzer eines Wirtsvolks, ausbeuterisch, eine Kaufherrenaristokratie ohne Willen und ohne Fähigkeit zur Reichsbildung.45 Allerdings übernimmt die römische Aristokratie „instinktlos“ (d.h. gegen ihre natürlichen rassischen Triebe) zeitweilig semitische Wirtschaftsformen. Und damit zerstört sie das römisch-italische Bauerntum, das doch die biologische Kraft eines Volkes ausmacht. Was die Römer entwickeln, geht den Karthagern freilich ab: Es fehlt ihnen das imperiale Ethos.46 Immer wieder entwickelt Taeger sein Konzept von der Bedeutung der Rasse für die Geschichte: Anders als Berve, der in der konsequenten und brutalen Apartheidspolitik der Spartaner das Ideal historisch rein durchgeführt und zur Nachahmung empfiehlt,47 sieht Taeger den Volkscharakter der als Akteure der Weltgeschichte verstandenen Völker aus zwei Komponenten zusammengesetzt:
(1) die Rasse, gesunde Kräfte ziehend aus dem bäuerlichen Volkstum, das gute, unvermischte Blut. Aber man kann an anderen antiken indogermanischen Völkern beobachten:
„Slawen und Germanen verharrten [in der Antike] noch in der organischen Geborgenheit rein agrarischer Lebensformen, noch ohne städtische Kultur […], aber auch noch nicht im Besitz einer starken monarchischen Ordnung, die einfache gentilizisch und sozial gegliederte Verbände zu machtvollen Staaten und höherer geschichtlicher Bestimmung zusammengeschweißt hätte.“48
Und:
„Den Durchbruch zu dem, was gewiß in dem Blut aller nordischen Völker keimhaft beschlossen lag, danken wir den Griechen. Eines Blutes mit uns haben sie die geistigen Kämpfe geführt, in denen der nordische Geist zuerst zum Bewusstsein seiner selbst gelangt ist.“49
(2) Die zweite Komponente also ist das Bewusstsein seiner selbst als Volk. Nicht blutmäßig, sondern geistig muss sich das Volk zu seiner nordischen Bestimmung entscheiden.50 Dazu gehört die Staatsform, die er vorläufig noch Monarchie nennt, dann findet er dafür das Wort Charisma. Das wird Taeger genauer herausarbeiten bis hin zu seinem letzten, dem Doppelwerk Charisma. Dazu gleich noch. Zu den (1) rassischen Grundlagen muss (2) die bewusste Entscheidung zur Volkwerdung hinzukommen, die den nordischen Völkern die Begabung zur Führung eines Reiches ermöglicht; aber das Reich wirklich zu errichten, bedarf es schließlich (3) einer bestimmten Weltenstunde. Taeger folgt in der Bewertung von Rasse und Volk den von Hitler und den Nationalsozialisten hoch geschätzten Grundlagen des XIX. Jahrhunderts des (promovierten Biologen) Houston Stuart Chamberlain, der gerade nicht biologistisch argumentiert, wie etwa der Jenaer Kollege von Schachermeyr, der (Rasse-)Günther. Rasse – und hier verwendet Chamberlain eher den englischen Begriff der race, etwa der Hunderasse – sei biologisch kaum eindeutig zu bestimmen.51 Das historisch bedeutende Ereignis liege in der Entscheidung, ein Volk zu sein.
Religion
„Die stärkste Waffe des Ostens aber waren ihre Götter.“52 Taeger hebt hervor, wie schon im zweiten Punischen Krieg Mater Magna/Kybele nach Rom integriert wird, unter den Severern dann der Kult des Sol invictus:
„Die Spätantike blieb noch Jahrhunderte eine Macht; aber diese Macht durchsetzte sich immer stärker wieder mit okzidentalem Lebensgefühl, und hier wurde die schöpferische Synthese zwischen den beiden Welten gefunden, als sich der ewige Wahrheitsgehalt orientalischer Religiosität im Christentum mit den tiefsten Kräften nordischer Art vereinte, nicht um sie zu zerbrechen, wie man wohl gemeint hat, sondern um sie zu sich selbst zu befreien zu helfen. […]
Wir haben den Ablauf des Geschehens bis an die Wende der Zeit verfolgt, aus der unsere eigene Gegenwart erwachsen ist. Wir sind uns bewußt, wieder an einer der großen Wendezeiten der Weltgeschichte zu stehen. Vor unseren Augen ist eine Welt zerbrochen, die trotz drohender Sturmzeichen und mahnender Warnungen ihrer selbst so sicher war, wie nur selten eine Periode es gewesen ist, und wir sind durch die Hölle chaotischer Notzeit gegangen, die wir nur ertragen konnten, weil wir die tiefste Not gerade als Geburtswehen einer größeren Zukunft begriffen. Wieder greift der Osten in gewandelter Gestalt [d.i. der Kommunismus, C.A.]53 nach dem Westen; und in unserem Volke sammeln sich die ewigen Kräfte des Okzidentes gegen die fremde Welt. Wir kämpfen um unsere Zukunft, und an jedem einzelnen von uns liegt es zu seinem Teil, daß dieser Kampf nicht verloren geht. Dieser Kampf aber wird allein mit Waffen des Geistes gewonnen. Wir werden siegen, wenn wir aus unserem gefährlichsten und besten Erbe, aus der Freiheit nordischer Art, die ewige, unverbrüchliche Verpflichtung zum Dienst und zur Treue schöpfen.“54
In der gleichzeitigen Neuauflage seines Alkibiades sieht er die Zeichen der Auflösung des Perikleischen Idealreiches der Athener unter anderem in dem Einfließen der orientalische Mysterienreligionen. Wenn er sich dabei auf Erwin Rohdes Psyche beruft,55 so hatte dieser bereits 1894/95 im Eindringen des Unsterblichkeitsgedankens durch die aus Asien stammenden dionysischen und orphischen Mysterien (und später das Christentum) dies als Zerstörung der eigentlichen griechischen heroischen Religion empfunden durch ein rassefremdes Element: „Mystik war ein fremder Blutstropfen im griechischen Blute.“56
Überraschend positiv besprach Taeger im Gnomon das Buch des niederländischen Religionswissenschaftlers Hendrik Wagenvoort: Imperium.57 Denn dort „berücksichtigt W. in erster Linie […] Vergleichsmaterial aus der austronesischen Kulturwelt, […] weil […] besonders nahe Parallelen zwischen ihr und römischen Riten und Vorstellungen bestehen“, kommt dann aber zu dem Schluss: „So fruchtbar der Vergleich mit Parallelerscheinungen allgemein völkerkundlicher Art ist, so wird es sich schwerlich umgehen lassen, die verwandtschaftlichen Vorstellungen bei den den Italikern besonders nahestehenden indogermanischen Völkern noch eingehender zu studieren und zu berücksichtigen.“
Reich
Bereits in einem Vortrag 1939, gehalten drei Monate nach Kriegsbeginn „vor den Kameradschaften und Gemeinschaften der Philipps-Universität“ in Marburg hatte Taeger für das Thema „Reich“ durch einen Vergleich des Römischen mit dem Britischen Weltreich Kriterien aufgestellt.58 Taeger griff zurück auf das Buch, das Eduard Meyer 1915 auf dem Höhepunkt des geistigen Krieges im Ersten Weltkrieg gegen England in Anschlag gebracht hatte.59 Taeger zitiert es mehrfach wie auch das Gegenstück, Homer Leas The day of the Saxon.60 Jetzt, zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, gilt England, das treulose Albion, erneut als der eigentliche Gegner.61 England vergleicht Fritz Taeger allerdings – in implizitem Widerspruch zu Berves Ideal des spartanischen Männerstaats mit seiner Zucht und Rücksichtslosigkeit gegenüber dem Individuum – auch mit Sparta: War das wilhelminische Kaiserreich die neue, Unruhe verbreitende Macht, so galt ihm Sparta wie das britische Commonwealth als Vertreter einer versinkenden Zeit.62 Beide suchten nur ihren eigenen Vorteil, ihren Sieg verdankten sie nicht eigener Kraft, sondern der Schwäche des Gegners.63
In Rom und Karthago 1943 dient wieder England als Modell für den Handelsstaat Karthago, dem die Kraft und die Moral zur Machtpolitik fehlt.64 Aber jetzt hat sein Vergleich eine deutlich schärfere Spitze als die Rede von 1939:65 Das römische und das britische Weltreich. Schon gar vermag Karthago nicht wirklich nationale Grenzen und Interessen zu überschreiten, wie das für eine Reichsbildung nötig ist. Der Vergleich mit dem britischen Weltreich und Karthago ist über die merkantilen Interessen gezogen; beiden fehlt der Wille und die Verantwortung, Macht zu gestalten, andere Völker in einem Reich den gleichen Zielen zu unterwerfen. Kühn nennt Taeger die Stadt „Reichsschöpferin“, es seien Kräfte in ihr geweckt worden, die gerade in ihr nicht zu schlummern schienen. Doch das korrigiert er sogleich in einer Fußnote – da muss jemand ihm die Verwendung problematisiert haben: „Ich behalte den Terminus ‚Reich‘ bei, obwohl er sich bei den Karthagern und Griechen nicht mit dem deckt, was wie in unserer deutschen Geschichte unter ihm verstehen.“66 Später rückt er dann ab; Reich ist für die Römer reserviert; Karthagos Herrschaft heißt nun ἐπικρατॉία.67 „Es fehlte diesem Staate und seinem Reiche bei allem Stolz denn auch das eigentlich imperiale Ethos.“ Typisch semitisch erscheint Taeger, dass der karthagische König „während der Entscheidungsschlacht im Lager bleibt und Opfer vollzieht“, eine Szene, die nicht zufällig an eine bekannte Moseslegende gemahnt.68
Reich übersteigt Rasse, konstatiert Taeger, was er mit dem Unterschied von „nordischem Herrentum“ und „dem nordischem Bauern“ begründet: „Rom dankte sein blutmäßiges Gefüge der Vereinigung nordischen Blutes in Latinern und Sabinern mit einem starken Einschlag vorindogermanisch-mittelmeerischen und einem weit schwächeren vorderasiatischen Ursprungs“; vgl. „Spanier und Gallier, Phöniker, Syrer und Araber, Thraker und Illyrier […] alle, ganz gleich, ob artverwandtes oder artfremdes Blut in ihren Adern rollte, fühlten sich als Augustus’ Erben, selbst Septimius Severus, der Afrikaner, der Hannibals Grab wieder herrichtete“ (13). Bald darauf aber zum englischen Empire: „Wurzelte das römische Reich in mittelländisch-nordischer Art, so ist die entscheidende Komponente des englischen germanisch.“
Der neue Thukydides besingt den neuen Perikles: Taeger über das Charisma des Führers
Fritz Schachermeyr, der 1931 nach Jena berufen worden war,69 veröffentlichte im Völkischen Beobachter im April 1933 Die nordische Führerpersönlichkeit, und später Die Aufgaben der Alten Geschichte im Rahmen der Nordischen Weltgeschichte. Er erklärte sich gegenüber Taeger brieflich im Dezember, „die Abhandlungen seien auf Wunsch des Verlages geschrieben worden und wendeten sich nicht so sehr an die Mitforscher wie auch an die Regierungsstellen.“ Denn das Fach Alte Geschichte stehe in Gefahr, als irrelevant für die Fragen der Gegenwart und Zukunft abgeschafft zu werden. „Hier gilt es aufzuklären und entgegenzukommen.“70
Taeger hielt im März 1934 einen Vortrag zum Thema Antikes Führertum.71 1936 erklärte er die Tyrannis für orientalisch: „Da beeinflußte der kleinasiatische Osten in der Tyrannis der Ägäislandschaften auch die staatliche Entwicklung der Polis; und eine kurze Spanne wollte es so scheinen, als überfremde der Orient die heimische Art.“72 Der neue NS-Staat ist natürlich keine Tyrannis, sondern die Gemeinschaft von Volk und Führer. Dazu dient als historisches Beispiel: Bei Alexander dem Großen kommen zusammen zugleich „Rauschafter Sieg des Westens!“ wie „Tragische Niederlage“.73„Sieg und Niederlage in untrennbarer Polarität vereint, Sieg und Niederlage, Beginn einer neuen Weltenstunde! Frei war Alexander, als er die ersten Schritte auf seiner schicksalhaften Bahn tat; binnen kurzem aber machte seine Tat ihn zum Sklaven der Dämonen, die er entfesselt hatte.“74 Taegers ganze Sympthie für den idealen Führer in einem ausgeglichenen Machtstaat, dem der arché des Seebund-Athen, galt Perikles.75
Der Vergleich mit dem Führer der Gegenwart (die Rede ist am 22. März 1934 gehalten), mit Adolf Hitler, ist gezogen, mit einer kleinen Reserve. „Der Historiker ist nicht zum Propheten der Zukunft bestimmt. Trotzdem führe ich Sie an die großen Lebensgestalter der Vergangenheit, um zu meinem Teil an der allverpflichtenden Aufgabe mitzuwirken, die unserem Volk in der Gegenwart gestellt ist. Wir alle wissen, daß kein Wollen unseres Führers allein sie zu lösen vermag, wenn sein Volk sich ihm versagt.“ Daraus ist die schwere Pflicht eines jeden deutschen Menschen abzuleiten. „Der neue Staat bürdet sie einem jeden nach seinen Gaben auf und duldet nicht, daß einer sich ihr entzieht. Und doch tun wir erst dann unsere Pflicht, wenn ein jeder sich freiwillig dem gewaltigen Bau des neuen Staates schenket.“76
In Rom und Karthago spielt das Thema Führer im Machtstaat überraschend eine nicht unbedeutende Rolle. Denn große Männer sind in dem Konflikt bezogen auf Sizilien nicht zu beschreiben. In Rom und Karthago kann Taeger keine der beiden herausragenden Führerpersönlichkeiten behandeln (wie in der Rede von Ende 1933), Augustus ist noch nicht, Perikles schon lange Geschichte. Aber in seinem Geschichtsbild sind doch Männer die eigentlichen Akteure, weniger Völker und Rassen. Die karthagischen Führer sind erstens durch die griechische Brille geschildert und zweitens untypisch für eine rassenmäßige Beurteilung: Für die Dynastie der Barkiden lässt er die Möglichkeit anklingen, ihr Name bedeute „die Fremden“, für Hannibal aber steht sicher fest, dass er ein Halbgrieche ist.77 Auf der griechischen Seite geht es um die Tyrannen von Sizilien. Schon in Orient und Okzident hat Taeger festgestellt, dass Tyrannis ein orientalisches Staatsmodell ist, das im archaischen Griechenland fast das griechische Volk überfremdet hätte. In den Perserkriegen wird sich das griechische Volk, genauer die schönste Stadt, Athen, seiner selbst bewusst und erfährt seinen Höhepunkt in der Militärmonarchie des Perikles, die im Einklang mit dem Volke geführt wird. Für die Auseinandersetzung mit Karthago findet Taeger einen kleinen Perikles: Dionysios ist für ihn ein Machtpolitiker großen Stils, nur zu früh für seine Zeit. Für ihn ist die Weltenstunde noch nicht gekommen. Aber er trägt schon das Prädikat Charisma.78 Sein Sohn Dionysios II. dagegen gibt sich dem Traum vom Glück im Frieden hin, das aber könne es in der Realität nicht geben.79 Ein erstaunlich schroffes Urteil über Platons Staatsmodell, das für viele doch ein Modell für die NS-Diktatur darstellte.80