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Ausblick
ОглавлениеIn dem Gemeinschaftswerk Rom und Karthago stellte sich zwar ein Dissens heraus über die Rolle von genetischen Faktoren (Rasse, Blut; Indogermanen überlegen den Semiten), charismatischen Persönlichkeiten (Führer) und historisch einmaligen Konstellationen (die Weltenstunde) für den Aufbau eines Weltreichs. Aber die Historiker rechtfertigten im impliziten Vergleich, ja durch die Gleichsetzung der Gegenwart 1943 mit den Punischen Kriegen, als Rom zur Weltherrschaft aufstieg, die Eroberungskriege Hitlers, die Vernichtung der Juden. Die Kapitulation am 8. Mai 1945, die Einsicht, dass die nationalsozialistische Herrschaft und die beschworene Volksgemeinschaft konsequent in die Katastrophe führen musste, veränderte schlagartig die Rechtfertigung des Nationalsozialismus in eine persönliche Apologie.102 Die biografische Kontinuität über den äußeren Bruch verlangte von den Eliten, die nicht ausgetauscht, sondern – nach einer immer lascheren Überprüfung – weiter die nächste Generation anführten (als Minister, Richter, Polizisten, Professoren), dass sie ihr Leben, ihren Einsatz für den Nationalsozialismus, den unterlassenen Widerspruch gegen das Unrecht, verharmlosten, kaschierten, ‚beschwiegen‘.103 75 Jahre danach die Texte neu zu lesen, heißt, sie sine ira et studio (als Konkurrent oder Schüler) genau zu lesen einzig im Hinblick auf die historische Situation. Taeger verlangt hier, England zu vernichten, damit nicht das passiert, was sich für das Römische Reich als ein historischer Fehler erwies: Karthaginem esse delendam – Karthago muss ausgelöscht werden!
1 Der Historikerstreit über Kantorowicz 1927 ist dokumentiert in: Wolf 1982. Gegen die Kritik, an den Quellen vorbei, nur „Mythenschau“ zu betreiben, antwortet Ernst H. Kantorowicz mit einem zweiten Band vier Jahre später: Kantorowicz 1931.
2 Jatho – Simon 2008, 40–46. Parteimitglied (Nr. 5 165 159) in der NSDAP seit 1.5.1937. Zuvor schon Mitglied im NS-Dozentenbund, Fördermitglied SS, NS-Lehrerbund, NS-Volkswohlfahrt, NS-Altherrenbund, Reichsluftschutz-Bund, Verein der Auslandsdeutschen. Entnazifiziert in Gruppe 5 „Entlastete“. Zwischen 1. Mai 1933 und 20. April 1937 konnte niemand in die Partei eintreten, weil die NSDAP einen Aufnahmestopp verfügt hatte. Taeger tritt also unmittelbar nach dessen Aufhebung in die Partei ein.
3 Taeger 1925a, 298; vgl. 126.
4 So schon Schwartz 1926, 71 (mit dem Druckfehler Gorgianer). Die Verbindung wird über den Tübinger Lehrer Wilhelm Weber hergestellt: Christ 1999, 254. Auch Berve (1926, 456 s.u. Anm. 10) nennt als „Vorgänger“ dieser Art von „Geistesgeschichte“ die Georgianer. „Dies ist gelegentlich mit begeisterter Energie und faszinierender Schärfe geschehen – man denke an Gundolfs »Goethe«.“ Taegers Alkibiades (Taeger 1925) aber sei eine „Vergewaltigung“.
5 Karlauf 2007 verwendet den Begriff für seine George-Biografie.
6 Er zählt sicher nicht im engeren Sinne zum Georgekreis. Zu dessen altertumswissenschaftlichen Kompetenzen und Thesen grundlegend Dörr 2007. Zur Geschichtsschreibung im Georgekreis Schuller 2005; Schlieben 2004. Wilhelm Weber und seine zwei Schüler Fritz Taeger und Joseph Vogt unternahmen im Frühjahr gemeinsam mit dem George-Jünger Alexander Graf Stauffenberg (und später Nachfolger Taegers in Gießen) eine Italienreise, wo sie mit Alexanders Bruder Berthold und Albrecht von Blumenthal zusammentrafen. Aurnhammer – Braungart 2012, Bd. 3, 1663. Ebenfalls Weber-Schüler war der George-Jünger Woldemar von Uxkull-Gyllenband.
7 Schwartz 1926, 65.
8 Zu Schwartzens Rezension zu Deissmann, Paulus 1910 und den Folgen, Auffarth 2008, 415–417.
9 Der klassische Philologe versucht, Fritz Taeger grobe Fehler in den Übersetzungen nachzuweisen, und kommt zu dem Schluss (Schwartz 1926, 72): „Ich könnte damit die Besprechung schließen; mit einer so mangelhaften sprachlichen Ausrüstung ein wissenschaftliches Buch über Thukydides schreiben zu wollen, ist ungefähr dasselbe, wie wenn jemand auf den Einfall käme, in Lackschuhen das Matterhorn zu besteigen.“ Aber er habe sich weiter durch „den dreihundert Seiten langen Phrasenschwall […] des unerfreulichen Buches“ gekämpft.
10 Helmut Berve 1926a, 455–459: „In unbegreiflicher Überschätzung subjektiver Gedankengänge werden Menschen, Ereignisse und Erscheinungen dem vollen Leben entrissen und zu blutleeren Illustrationen moderner Ideen herabgewürdigt. Da erscheint Perikles als Repräsentant und Träger eines attischen „Imperialismus“, der Kampf zwischen Athen und Sparta symbolisiert nur den Widerstreit zweier geistiger Welten, das farbenreiche Spiel politischen Parteigetriebes wird zu blassen Abstraktionen […]“. Es fehlt Berves Pamphlet jede Konkretheit einer Rezension. Zu Berves Bewunderung für (gescheiterte) Draufgänger Canfora 1995, 163: Caesar, nicht Cato; Alkibiades, nicht Kimon oder Thukydides. Berve 1926 beziehe sich im Vorwort auf Grundsätze von Stefan George, meint Canfora 1995, 162.
11 Hausmann 1998, 135 Anm. 77; 78.
12 Bichler 2001, 361. Vgl. das umfassendere Bild bei Canfora 1995.
13 Bichler 2001, 362 mit Verweis auf das recht warmherzige Gedenken, das Karl Christ Fritz Taeger, seinem Vorgänger auf dem Marburger althistorischen Lehrstuhl, bewahrte, deutlich reservierter Schönwälder 1992, 164. Wolf 1996, 236, meint, es könne „nicht von einer generellen Subordination der Historiographie unter die nationalsozialistische Weltanschauung und Geschichtsideologie gesprochen werden.“
14 Losemann 1977, 83; 94f.
15 Sehr gutes Beispiel ist die Biografie von Percy Ernst Schramm, aufgearbeitet von David Thimme. Vgl. Auffarth 2008.
16 Vialon 2000, 477–491. Ich danke Herrn Vialon für den wichtigen Hinweis.
17 Königs 1995, 38–40: Vogt und Berve als Rivalen. Hausmann 1998, 125–138. Pesditschek 2010, 353–356. Rezensionen: Brinkmann 1944; De Laet 1944; Klotz 1944. Vogt hatte das Werk zu Jahresbeginn angekündigt: Vogt 1943. Grundlegend zur „Aktion Ritterbusch“: Hausmann 1998.
18 Ungern-Sternberg 2001, 398f.
19 Berve 1942a, 5.
20 Ebd., 1942, 10.
21 Ungern-Sternberg 2001, 399, sieht diesen Wertekanon nicht: Nach seinem Urteil vermochte Berve für „die Altertumswissenschaft nicht viel mehr als ihre reine Präsenz zu benennen“.
22 Berve 1942a, 11.
23 Ungern-Sternberg 2001, 399.
24 Bezug auf Vogt RuK Fragestellung, 5–8.
25 Hier wäre es wichtig zu wissen, wann genau das Buch erschien. Eine eigene Tagung scheint es nicht gegeben zu haben. „Ob er [Vogt] auch eine Tagung leitete, auf der dieser Band vorbereitet wurde, konnte nicht festgestellt werden.“ Berve hatte auf der Abschlussrede 2./3. April 1941 zum „Neuen Bild“ Themen und Fragestellung vorgegeben. Hausmann 1998, 135. Einen Terminus ante stellt die Antrittsrede von Hermann Bengtson vom 9. März 1943 in Jena dar, veröffentlicht in Bengtson 1943, der zweimal je ein Kapitel aus dem Sammelband mit Seitenangabe zitiert (ebd., 493 Anm. 1 und 495 Anm. 1). Ob die Beiträge schon zum Zeitpunkt der Rede veröffentlicht oder erst zur Publikation nachgetragen wurden, lässt sich daraus nicht folgern. – Zu den Problemen der Habilitation Bengtsons in München Rebenich 2009, 185.
26 Den Brief Vogts an Schachermeyr zitiert Pesditschek 2010, 356 Anm. 1889.
27 Christ 1990, 63–124. Zum katholischen Christbekenntnis am Ende von Vogt 1949 vgl. Christ 1990, 106.
28 Vogt RuK Fragestellung, 5.
29 Ebd., 6.
30 Ebd.
31 Oexle 2004. Herbert 2011, 271–297.
32 Vogt RuK Fragestellung, 7.
33 Taeger RuK, 54.
34 Salmeri 1991, 275–297 kommt nicht auf Taeger zu sprechen, postuliert aber eine eigene sicilianità, die die verschiedenen Kulturelemente vereinigt habe. Vgl. Kunz 2007, 133–144.
35 Holm 1870–98, Bd. 1, 97.
36 Königs 1995, 267–281, bezieht sich auf die Arbeiten Vogts zum „Römischen Imperialismus“, gesammelt in Vogt 1942. Allgemein Rau 2013, 17–52.
37 Haushofer 1937; Schmitthenner 1938; Schmitt 1942. Vgl. Sprengel 1996; Müller 2009, bes. 256–267.
38 Taeger 1936, 19. Das in der Wissenschaftsgeschichte als der spatial turn gefeierte kulturwissenschaftliche Paradigma nimmt von dem älteren Paradigma (etwa Ratzel 1923 bzw. 1941) geflissentlich keine Notiz. Rau benennt sie. Zu Taegers Aussage Auffarth 2015, 117f.
39 Grundlegend Römer 1989.
40 Woller 2016, 121–148.
41 Schachermeyr 1940. Dazu die Rezension von Taeger 1942a. Methodisch wichtig für die Fragestellung von RuK sagt er in dieser Besprechung: „Ein solches Buch, das zudem lange gegenwartsgerichtete Ausführungen enthält, entzieht sich eigentlich den Gesetzen einer normalen wissenschaftlichen Besprechung.“ (184). Bezeichnend die Kritik Taegers: „die Bedeutung der Rasse für die Kultur […], m.E. allerdings mit einer gewissen Unterschätzung des Volkhaften.“ Dazu Pesditschek 2009, Bd. 1, 317, vgl. 264f. Zu Schachermeyrs Beitrag ebd., 353–356. Gegen Kriegsende erschien noch Schachermeyr 1944.
42 Die Rivalität Berve-Taeger zeigt auch die Rezension Berve 1943 zu Taeger 1939.
43 Berve 1936, 723. Vgl. Rebenich 2001, 475 Anm. 95.
44 Taeger 1936, 12.
45 Wie diese Begriffe weiter in der Forschung verwendet werden, zeigt Kistler 2014.
46 Alles Taeger RuK, 58.
47 Berve 1937, 16f. Vgl. Rebenich 2001, 468.
48 Taeger 1936, 5.
49 Taeger 1936, 5f.
50 Vgl. Wolf 1996, 229.
51 Bermbach 2015. Dazu meine Rezension Auffarth 2016a.
52 Taeger 1936, 25.
53 Dass das persisch-asiatische Reich, das vor Salamis geschlagen und nach Asien zurückgedrängt wurde, für die auf die Gegenwart gemünzte Geschichtsinterpretation mit Klarnamen Sowjet-Russland sei, geht hervor etwa aus Bickel 1944. Dort (400f.) heißt es: „Die Perser […] schickten sich nun an, nach Europa überzugreifen. Der Kampf ums Mittelmeer ist an dem Tage von Salamis für das Altertum durch das Verdienst Athens in dem Sinne entschieden worden, dass von den drei Weltteilen, die an dies schicksalsschwangere Meer grenzen, Europa, d.h. der europäisch-kultivierte Mensch die Führung erhalten sollte. […] Aber der eigentliche Haltruf und das „Hände weg von Europa!“ mußte im Osten gesprochen werden.“
54 Taeger 1936, 27.
55 In den 1943 neu hinzugekommenen wissenschaftlichen Hinweisen und Anmerkungen, Taeger 1925, Neuauflage 1943, 243, „neben Rohdes unvergänglichem Meisterwerk – Psyche, 1. Aufl. 1893 […]“.
56 Rohde 1902, 338.
57 Wagenvoort 1941, dazu Taeger 1943.
58 Taeger 1940.
59 Ebd., 27, Anm. 7, würdigt Meyers Buch: „gewiß einseitig, viele Fragen aber sehr viel richtiger beurteilt als […].“ Intertextuelle Bezüge nennt Ungern-Sternberg 2001, 401, Anm. 29. Als Analogie des römischen zum britischen Weltreich erkennt er: „Als Schirmherrin der griechischen Freiheit und Beschützerin der Schwachen rief es alle partikularen Kräfte gegen die Großmächte auf und entfachte sie in Krisenzeiten zu lodernder Glut, meisterhaft alle Künste verlogener Propaganda einsetzend, um den Gegner einzukreisen und seine Staaten von innen her aufzulösen“. Zu Meyers Buch ausführlich Ungern-Sternberg 1990.
60 Lea 1912; dt. Übersetzung von Graf Ernst Reventlow, in 2. Auflage auch mit einer Einleitung Reventlows: Lea 1917.
61 Schönwälder 1992, 158–171; Christ 1982, 230f. Zu Taeger generell: Christ 1983, Bd. 3, 128–136; Wolf 1996, 204–230.
62 Zum Sparta-Ideal: Roche 2013.
63 Taeger 1925, 296f. Vgl. Tager 1936/37, 44; Taeger 1940, 23; 25.
64 Das Argumentationsmuster der Geopolitik, das um 1938 auf dem Höhepunkt diskutiert wurde.
65 Bei Jürgen von Ungern-Sternberg 2001, 400–402 ist nur die frühere Rede analysiert.
66 Taeger RuK, 54 Anm. 1.
67 Ebd., 67 Anm. 1; 69 Anm. 1.
68 Ebd., 59 Anm. 3, belegt das mit Herodot 7,167; vgl. 2. Mose 17:8–16.
69 Christ 1999, 251–254. Zur braunen Universität Jena Gottwald 2003.
70 Zitiert bei Losemann 1977, 47f. Pesditschek 2010, 264f.
71 Wolf 1996, 217f.
72 Taeger 1936, 11. Das war gegen Berve gerichtet, etwa Fürstliche Herren zur Zeit der Perserkriege (1936).
73 Ebd., 17.
74 Ebd.
75 Näf 1986, 210–221.
76 Taeger 1934, 26.
77 Taeger RuK, 66; zu den Barkiden ebd., 69.
78 Ebd., 70.
79 Ebd., 74.
80 Pohle 2017.
81 In Christ 1963 noch gar nichts zur NS-Zeit. Christ 1983, Bd. 3, 205.
82 Wolf 1996, 228.
83 Ebd., 236.
84 Etwa Richard Harder und sein Engagement in der „Hohen Schule“ Alfred Rosenbergs Losemann 1977, 139–173.
85 Auffarth 2016 zu der Diskussion auf dem Historikertag 1938 in Erfurt mit dem Ruf Otto Brunners nach der Revision der Grundbegriffe aus der Sprache der Quelle.
86 Schönwälder 1996, 158–170. Auf die Anfrage vom 6. Januar 1940 an den Rektor der Universität Marburg, den Mediävisten Theodor Mayer, ob er Professoren benennen könne, die sich bereit erklären würden, an dieser im derzeitigen Stadium des Krieges besonders bedeutungsvollen Arbeit (sc. Wehrpolitische Vortragsreihen) mitzuwirken, schreibt Mayer an den Rand als einen von vier Namen „Täger: röm.brit. Weltreich“, Nagel 2000, 401.
87 Hausmann 1998, 135. Burleigh 2010, der einen beliebten Soldatensong zitiert: „Die for Jewish freedom/As a Briton always dies“.
88 Pfeffer 1942, 311–318. „Bis zu diesem Tage verteidigen aber nicht nur die Juden ihre Welt und ihr Geschichtsbild, sondern kämpfen auch die Engländer in einem Geschichtsbewusstsein, das unserer Sicht der Welt ohne Verstehen in Feindschaft gegenübersteht.“
89 Erbt 1944, der im Vorwort schreibt, er habe seine Darstellung fortgeführt bis in die jüngsten Kriegsereignisse vom Herbst 1944. Er warnt vor der „Punisierung des Römerreiches“ (ebd., 215–220) und schildert „Das angelsächsische Weltreich“ (ebd., 342–386) als die „Herrschaft des mit dem Judentume verbundenen Geldmannes“ (ebd., 373–379), der im „Welteroberungsversuch des verjudeten Angelsachsentums“ (da sind die USA, alliiert mit dem Vereinigten Königreich mitgemeint) gipfelt (ebd., 380–388).
90 Schönwälder 1992, 237–257.
91 Goebbels hatte die Niederlage in seiner Rede im Februar 1943 eingeräumt, daraus aber als Konsequenz die Forderung nach dem totalen Krieg gezogen.
92 In entsetzlichem Maße auch Vorbild für Massenmorde und Aushungern, teils sogar Kollaborateur. Vgl. Snyder 2010.
93 S.o. Anm. 53.
94 Taeger RuK 74.
95 Stark gemacht in Taeger RuK, 60f.
96 Bickel 1943, 400f.
97 Polverini 2001, 145–162 Abb. 1, die in der Mitte das Imperium in seiner größten Ausdehnung zeigt, rechts das neu erworbene Imperium.
98 Kreta [Raum], geografisch der Ägäis und griechischen Kultur vorgelagert, „gleichsam im Brennpunkt der ältesten Hochkulturgebiete der Erde“ (Taeger 1936, 7).
99 Richter 2011, zusammenfassend 273–286. Churchill bewertete die erfolgreiche Besetzung Kretas durch die Deutschen als „a Pyrrhic victory“ [1949; zitiert nach ebd., 273].
100 Berve 1944, 79.
101 Auffarth 2015a, 116–119.
102 Taeger in Ergänzte Abschrift des dem Fragebogen beigelegten Lebenslaufes. Marburg 1946, S. 6, zitiert nach Christ 1999, 257: „Nach wie vor blieb für mich die Beschäftigung mit dem Problem Individuum und Gemeinschaft zentral. Hatte ich aber bis 1933 die Fragestellung nach der Seite der Bindung des Einzelnen an die höheren Ordnungen der Gemeinschaft ausgerichtet und den Freiheits-gedanken gegen die individualistische Überspannung zu verteidigen gesucht, so steht meine gesamte Produktion, soweit sie nicht stofflich auf andere Fragen gerichtet ist, seit 1933 unter dem Gesetz, die abendländische Freiheitsidee gegen den Einbruch von Vorstellungen zu schützen, die ihr, wie der nationalsozialistische Absolutheitsanspruch, wesensgemäß zuwiderlaufen.“ Christ springt ihm bei (ebd., 254): „In wissenschaftsgeschichtlicher Hinsicht sind Gestalt und Werk Fritz Taegers deshalb so bedeutsam, weil dessen lange Zeit vom Georgekreis wie von seinem wichtigsten wissenschaftlichen Lehrer, Wilhelm Weber, beeinflußter, bewußt pathetischer Stil in einer anderen geistigen und politischen Welt provozieren muß. Von späteren Entwicklungen her, die Taeger nicht ahnen konnte, waren dessen Wertungen und Formulierungen nur allzu leicht ‚ideologiekritisch‘ zu mißdeuten und zu belasten. Eine solche moralistische Besserwisserei wird dem gütigen und korrekten Menschen jedoch nicht gerecht.“ – Gütig war die Auslieferung des Romanisten Krauss an die Gestapo wahrlich nicht.
103 Auffarth 2015, 113f.