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6. Der Rückzug aus Leningrad in Richtung Moskau

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Es war der 26. September, als wir unsere Fahrt begannen. Erst am späten Nachmittag setzte sich die Kolonne in Bewegung. Vorn fuhr der Stab und dann folgten die Batterien. Wir, als die sechste, fuhren am Schluss.

Zunächst fuhren wir in westlicher Richtung. Es ging über Luga, Pskow und weiter in Richtung Ostrow. Wir fuhren nur des Nachts und an den größeren Städten vorbei. An den Tagen lagen wir in den Wäldern und ruhten.

Wir wünschten, dass es so weiterginge, bis wir in der Heimat sind. Vom Krieg hatten wir alle genug.

Es ging dem Oktober entgegen und es war schon beträchtlich kalt. Wir merkten es nicht nur des Nachts beim Fahren, sondern auch am Tage, wenn sich die Sonne hinter den Wolken verkroch. Außerdem regnete es von Zeit zu Zeit. Weißer Reif bedeckte am Morgen den Erdboden. Da war es nicht gerade angenehm, wenn wir es uns jetzt gemütlich machen wollten. Da reichten zwei Decken nicht mehr aus. Ja, es fing so langsam an zu wintern.

Des Nachts rollten unsere Fahrzeuge weiter in westlicher Richtung und wir sangen schon: In der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehen. Wenn wir auch selbst nicht daran glaubten, so wollten wir doch zur guten Stimmung beitragen.

Auf einmal bog die Kolonne nach Süden ab und das auf einer Straße, die nach Westen verlief. Sofort verstummte der Gesang und wir machten lange Gesichter. Es geht also zu einem neuen Frontabschnitt. Daran zweifelte jetzt keiner mehr. Was wird uns die Zukunft bringen? Strapazen auf jeden Fall, das war uns allen klar.

Wir begaben uns jetzt in den Mittelabschnitt, in dessen Bereich Moskau lag. Es ging in den Winter und der Krieg war noch lange nicht beendet.

Am 1. Oktober fuhren wir in eine neue Feuerstellung

Während das OKH, insbesondere Halder, glaubten, man würde der Kampfkraft der Russen am besten Herr werden, indem man geradenwegs auf Moskau zustieß, ging es Hitler hingegen hauptsächlich darum, so viel russisches Gebiet wie möglich zu schlucken und die russischen Verteidiger dabei in gewaltigen Kesselschlachten zu vernichten.

Hitlers Differenzen mit Halder und dem OKH traten offen zutage, als er am 19. Juli die Weisung ausgab, dass die beiden Panzergruppen der Heeresgruppe Mitte, Hoths 3. und Guderians 2., von dem Vormarsch auf Moskau abgezogen werden sollten, um Leeb und Rundstedt beim Vorrücken auf Leningrad bzw. Kiew zu unterstützen. Der Vormarsch auf Moskau wurde verschoben, bis der Raum von Smolensk vom Feind gesäubert wäre.

Guderian war außer sich. Seine Vorausabteilungen, die in 6 Wochen 700 km tief vorgedrungen waren, standen nur 350 km vor Moskau. Sie hätten sicherlich noch vor Einsetzen des Herbstregens an die Hauptstadt herangeführt werden können.

Er verfolgte daher eine Verzögerungstaktik, der sich das OKH stillschweigend anschloss, um Hitlers Änderung der „Barbarossa“ Strategie zu unterlaufen. Er schickte seine Panzergruppe in ein Gefecht um die Stadt Roslawl, etwa 115 km östlich von Smolensk, wo die Straßen nach Moskau, Kiew und Leningrad aufeinander treffen.

Hoth, Befehlshaber der Panzergruppe 3, akzeptierte die Argumente, mit denen der „Führer“ für eine Unterstützung Leebs in der Hauptstoßrichtung Leningrad plädierte.

Es folgte das Neunzehn-Tage-Interregium, vom 4. – 24. August, das sich nicht nur dadurch auszeichnete, dass die Deutschen an allen Fronten nur langsam vorrückten, sondern auch dadurch, dass der oberste deutsche Kriegsherr seine Meinung mehrfach änderte.

Hitler kündigte für den 4. August seinen Besuch bei der Heeresgruppe Mitte an. Auf einer Besprechung von OKW und OKH am 7. August gelang es Jodl und Halder, Hitler von der Notwendigkeit zu überzeugen, den Vormarsch auf Moskau wieder aufzunehmen.

Drei Tage später versetzte der verstärkte Widerstand an der Leningradfront Hitler in solchen Schrecken, dass er verlangte, Hoth solle mit seinen Panzern unverzüglich abrücken und Leeb zu Hilfe eilen.

Jodl meinte vertraulich, Hitler „scheue sich instinktiv, den gleichen Weg wie Napoleon zu gehen. Moskau hat etwas Unheimliches für ihn.“

Hitler argumentierte mit kriegswirtschaftlichen Gründen und der Notwendigkeit, sich des südrussischen Wirtschaftsraums von Kiew bis Charkow zu bemächtigen, und unterstrich, wie wichtig die Eroberung der Krim sei. Noch immer deckte Deutschland seinen Erdölbedarf hauptsächlich dort.

Nach beinahe dreiwöchiger Untätigkeit nahm das Ostheer den Angriff mit einer entschlossenen Offensive in das südrussische Schwarzerdegebiet wieder auf.

Ob danach der Stoß gegen Moskau zu Ende geführt werden konnte, hing von der Jahreszeit ab. Bis zum Beginn des Frostwetters waren es nur noch zweieinhalb Monate, und von da an würden die Generale namens Januar und Februar auf Stalins Seite kämpfen.

Am 26. August wurde der Kessel von Kiew endgültig geschlossen und 665 000 russische Soldaten saßen fest. Bis heute die größte Anzahl feindlicher Soldaten, die je im Zuge einer Einzeloperation gefangen genommen wurden. Fünf russische Armeen, mit 50 Divisionen waren vernichtet, viele tausend Soldaten gefallen.

Annähernd 3 Millionen Russen waren in Gefangenschaft geraten, eine halbe Million von ihnen sollte aus Mangel an Unterkünften oder Nahrung in den ersten drei Monaten des bevorstehenden Winters ums Leben kommen.

Am 1. Oktober 1941 fuhren wir in eine neue Feuerstellung. Es war um 5 Uhr in der Früh. Alles ging sehr geheimnisvoll und lautlos vor sich. Die Geschütze wurden sofort getarnt und die Fahrzeuge wurden unter die Bäume gestellt und ebenfalls getarnt.

Wir standen an einem Waldrand mit dem Wald im Rücken. Viel Munition wurde in die Feuerstellung gefahren; sie wurde ebenfalls getarnt.

Die Fernsprecher begannen sofort mit dem Leitungsbau, denn die B-Stelle stand bereits fest.

Nun hatten wir die kommende Nacht Ruhe.

Am 2. Oktober begann schon früh um 6 Uhr der Großangriff im Mittelabschnitt. Wir stießen jetzt auf Moskau vor. Wir waren rechtzeitig hier angekommen, um an diesem Großangriff teilzunehmen.

Wie immer waren bei diesem Angriff Bombenflugzeuge und Stukas dabei. Artillerie war ebenfalls stark vertreten und wir hatten auch genug Munition. Wir brauchten also nicht zu sparen. Wir schossen, dass die Erde erbebte und wir uns die Ohren zuhalten mussten. Die Stukas leisteten ebenfalls Maßarbeit. Und die Bomber flogen in pausenlosen Einsätzen. Sie warfen ganze Serien auf die feindlichen Stellungen. Ohne Zweifel, dieser Einsatz war gut vorbereitet.

Als unsere Mission beendet war, mochten die Infanterie und Panzerverbände vordringen.

Ein Stellungswechsel schien nicht erforderlich. Erst mal die Wirkung abwarten, sagte unser Batteriechef.

Vorerst rollte der Angriff. Der Feind zog sich auf der ganzen Linie zurück.

Jetzt folgten 14 wechselvolle Tage. Wir gingen von einer Stellung in die andere, ja manchmal blieben wir auch in Bereitschaft und warteten erst einmal ab. In einigen Stellungen gaben wir keinen Schuss ab und manchmal war es sehr lebhaft.

Wir hatten keine Ausfälle, weder bei der Batterie, noch bei den Fernsprechern.

Der Russe leistete keinen großen Widerstand, es ging zügig voran. Wir wagten sogar zu hoffen.

Pech hatte dagegen unser Batteriechef, der Herr Hauptmann. Er fuhr mit dem Wagen aus Versehen in die russischen Linien. Es flogen ihm Handgranaten in seinen Wagen, die seine Begleiter aber geistesgegenwärtig wieder hinauswarfen. Wegen des nun einsetzenden MG-Feuers ergriffen sie die Flucht. Der Fahrer drehte sofort ab. Zwei Mann wurden jedoch verwundet, der Hauptmann und der Fahrer. Sie mussten beide ins Lazarett.

Sie waren noch ganz aufgeregt, als sie in der Feuerstellung ankamen. Unseren beiden Funkern erging es ähnlich, auch sie standen auf einmal vor den russischen Linien. Sie ergriffen ebenfalls die Flucht, wobei der eine Funker sein Funkgerät zurücklassen musste. Sie waren froh, mit heiler Haut davon gekommen zu sein.

Was war los? Hatten wir uns zu früh gefreut? Waren wir zu überzeugt von unseren Leistungen? Nun war der Batteriechef ausgeschieden. Wer sollte jetzt die Batterie übernehmen? Er war die letzte Reserve. Jetzt war kein Offizier mehr frei.

Wir fuhren seit dem Ausscheiden unseres Batteriechefs kaum noch in eine Feuerstellung.

Wir fuhren jetzt über Sydschewka, Sobzos nach Staritza. Unser Ziel war Kalinin. Der Spieß führte jetzt das Kommando.

Bei Staritza ereignete sich der erste Zwischenfall. Eine feindliche Kräftegruppe griff uns plötzlich von der Seite an. Sie war von unserer Infanterie übergangen worden.

Wir gingen sofort in Stellung, während die Spitze weiter über Kalinin nach Klin marschierte.

Wir waren von der Division abgeschnitten und bekämpften diese Kräftegruppe auf eigene Faust.

Am 16. Oktober, diesen Tag kann man wohl als den schwärzesten Tag der Batterie bezeichnen, wurde das Urteil über unsere Batterie gesprochen.

Die Geschütze, ein Teil der Fahrzeuge und ein Teil der Mannschaften wurden den beiden anderen Batterien zugeteilt.

Es blieb nur ein kleiner Haufen mit nur wenigen Fahrzeugen übrig. So machten wir uns auf den Weg nach Kalinin. Unser Gepäck, die Verpflegung und was sonst noch blieb, luden wir auf die Fahrzeuge und wir gingen zu Fuß.

1000 Tage an der Ostfront

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