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Kapitel 5 2000 Jahre Bestechung, Rom und die Kirche
Оглавление„Rom und das römische Reich ist die nächste
Station unserer Zeitmaschine. Wir haben Glück,
denn wir landen mitten im Wahlkampf. Wir
treffen uns einen alten Bürger von Rom und
fragen ihn ob er den Begriff "corrumpere", von
dem das Wort "Korruption" abstammt kennt. Er
lacht schelmisch und hält uns einen Vortrag.
Nach seiner Meinung gibt es 6 Arten der
Korruption, 6 Richtungen“.
1. Erste Korruptionsart in Rom
Erstens, die allerwichtigste war die Korruption in der Politik, Politiker kaufen durch Bestechung Ämter und werden ihrerseits bestochen um Ämter zu vergeben. So höheres das Amt, um so größer das Schmiergeld. Die römischen Bürger wählten normalerweise die Vertreter von vielen Ämtern. Die Ämter wurden auf zwölf Monate vergeben (sei aus Machtüberlegungen oder aus Bestechungsabsichten). Die römischen Aristokraten hatten die Posten der Konsuln und der Senatoren besonders im Auge. Die Bedeutung einer Aristokratenfamilie zeigte sich dabei in der Anzahl der Konsuln, die sie im Laufe der Jahrhunderte gestellt hatte.
2. Zweite Korruptionsart in Rom
Zweitens die Ämter und Posten in der Verwaltung, mit Vorliebe in Rom aber auch in den Provinzen, die nicht gleich waren. Athen und Achaia wie auch Alexandria und Ägypten waren begehrt, weil sie reiche Provinzen waren. Bis zu 2 Millionen Sesterzen wurden für so einen Präfekt (Stadthalter)-Posten als Fakelaki bezahlt. Der Wahlkampf wurde durch das private Kapital der Bewerber finanziert. Da es keine öffentlichen Medien gab, dienten Öffentliche Spiele und Feiern dem Wahlkampf. Dabei gaben auch die politischen Freunde des Kandidaten großzügige Spenden (Fakelaki dem Volke). Die Ausübung politischer Ämter wurde nicht wie heute üblich, gut bezahlt. Die Amtsträger erhielten kein Geld, doch ihre einflussreiche Position nutzten sie für ertragreiche private Geschäfte.
3. Dritte Korruptionsart in Rom
Drittens die Posten in der Armee. Gleichzeitig waren viele Posten mit Versetzungen in den Provinzen verbunden. Und hier wurde plötzlich aus jemand der bestach, jemand der großzügig bestochen wurde. Als Schmiergeld könnte man auch Investition sagen. Es gab in Rom keine Parteien, die den Wahlkampf organisierten und für eine politische Richtung standen. Der Kandidat für einen militärischen oder halbmilitärischen Posten sammelte um sich Freunde und Familienangehörige, die ihm verpflichtet waren. Dazu kamen die Angehörigen seiner abhängigen Klientel. Und als letztes Mittel Geld und Naturalien.
4. Vierte Korruptionsart in Rom
Viertens die Religion. Nicht erst die Katholische Kirche lehrte Korruption und Bestechung im höchsten Maße, auch bei den alten Religionen wurden geschmiert, z.B. für gute Orakelsprüche und Opferlesungen. Und je nach Gott konnte man vielfach das nützliche mit dem angenehmen verbinden. Und was es kostete eine Vestalinne nicht lebendig zu begraben kann man nur erahnen.
5. Fünfte Korruptionsart in Rom
Fünftens der Bereich Sport. Events, Arenavorstellungen und Prostitution. In vielen historischen Werken wird von der Prostitution gesprochen und von hohen, je nach Fall, Schmiergelder die flossen. Die kommerzielle Ausbeutung von weiblichen Personen zu sexuellen Zwecken war nur ein Teil der erzwungenen Leistungen. Jede Sklavin konnte von ihrem Besitzer sexuell missbraucht oder dazu an Dritte weitergegeben werden. Der Verkehr mit Sklaven war nicht nur anerkannt, sondern wurde sogar in der Literatur beschrieben und empfohlen und war in keiner Weise als schändlich zu betrachten. Nero und Galigula betrachteten allerdings auch die Ehefrauen von hohen Persönlichkeiten, wie z.B. Senatoren, zu ihren Sklavinnen. Da sich reiche Männer bei ihren Sklavinnen bedienen konnten, gab es bei den Römern kaum eine Edelprostitution. Die geringe Zahl von Edelprostituierten zogen ihre reichen Klienten vor allem durch ihre sexuellen Kunstfertigkeiten an. Es war also einfach zu bestechen. Das galt auch für den Sport, damals wie heute. Objektive Messmethoden für Gewichte und Messungen von Schnelligkeiten gab noch nicht. Die Kampfrichter mussten sich auf ihren Augenschein verlassen. Zweifellos war Bestechung und Schmiergeld aber der aussichtsreichste Weg, den Ausgang zu manipulieren. Den bekanntesten Fall kennen wir vom Kaiser Nero. Im Jahre 67 n. Chr. Wollte am Wagenrennen teilnehmen. Beim Wagenrennen bei den Olympischen Spielen, fiel er aus dem Wagen stieg wieder hinein, verlor den Lauf und wurde mit dem Siegerkranz ausgezeichnet. Neros Nachfolger Galba bestand darauf, dass die Kampfrichter das Bestechungsgeld zurückzahlten.
Abbildung 14
Erotische Darstellung, zwei Männer und eine Frau, Pompeji
6. Sechste Korruptionsart in Rom
Sechstens der Handel. Hier ließ man im alten Rom die Sau raus. Sie beschlagnahmten viele Waren, kauften den Rest und bekamen auch umfangreiche Bestechungsgeschenke. Das muss man sich vorstellen, die römischen Schiffe und die Schiffe ihrer Verbündeten oder besetzten Länder, Griechen, Phönizier, Kreter, Ionier, Ägypter, Sizilianer u.a. handelten zwischen Baltikum und Britannien bis um Afrika, Indien, Arabien, Schwarzes Meer und vor allem Mittelmeer. Alle Arten von Waren wurden gekauft, verkauft, gestohlen, beschlagnahmt, erbeutet. Und dabei wechselten viele Fakelaki den Besitzer.