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Einleitung

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Das Extrabuch

Bei meinen Recherchen zu einem umfangreichen historischen Roman zitierte ich gerade aus einer privaten Ortschronik von 1936 einen Hinweis auf einen schrecklichen Mordfall, der sich 1789 zwischen Oranienburg und Birkenwerder, nahe der nördlichen Berlin Stadtgrenze im sog. Barnimer Land ereignet hatte.

Berichtet wurde, dass die Postkutsche auf ihrem Wege von Spandau nach Oranienburg, mit sechs Pferden bespannt war, um vom Havelufer bei Henningsdorf den Sandberg nach Stolpe hinaufzukommen. Sie wurde mit vier Mann Besatzung schwer bewacht. (Leo Kaceem, Stolpe-2, Der Tod des Försters, epubli, ISBN 978-3-8442-3588-3)

Diese Bewachung war eine direkte Folge eines damaligen Post-Straßenraubes, der etwa um Mitternacht von Sonnabend auf Sonntag zwischen dem 13. zum 14. Juni, 1789 nördlich von Berlin zwischen Oranienburg und der Berliner Stadtgrenze geschah. Die drei Postbegleiter starben. Der Täter und Mörder wurde später gefangen und in Berlin gerädert.

Am Tage der Tat rettete sich Captain Bligh von der Bounty nach 48 Tagen Irrfahrt mit 18 Getreuen in der Südsee an Land. Er hatte rund 5800 km auf dem Wasser zurückgelegt. Der zweifelhafte Akteur meiner Geschichte legte nach seiner Mordtat bis zu seiner Gefangennehmung in vergleichbarer Zeit vielleicht 470 km zurück, allerdings allein und weitgehend zu Fuß. Während die Einen gerettet ins Leben zurückkehrten, führte der Weg für den Anderen in den Tod, zur Seelenrettung! ? ...

Wie es sich heute geziemt, recherchiert man zu solchen Zufallsfunden im Internet. „Geziemt“, ist nur ein Beispiel altmodischer Sprachformulierungen. Diese gefallen mir zusehends nach der wochenlangen Beschäftigung mit alten Texten. Sie schleichen sich nun gerne, von mir auch befördert, in meinen Schreibstil ein. Letztens fing ich in einer Grußkarte an „thun“ und „That“ in alter Schreibweise zu verwenden ohne diesen Irrthum zu bemerken!

Ich bin vom Internet begeistert, das ein Universum an Informations- und mittelbaren Aktions-Möglichkeiten geschaffen hat. Wenn ich mir vorstelle, ich müsste all die gelesene Literatur mit Postkutschen-Reisen durch verschiedene deutsche Staaten, Bibliotheken und Universitäten sichten, ggf. sogar einen bayrischen Grenzübergang nehmen...

Für die Textaufarbeitung wurde übrigens die Originalliteratur eingescannt und mittels der russischen Texterkennungssoftware ABBYY FineReader®online, unter Nutzung der sehr guten Frakturschrift-Variante transkribiert.

Der Eingangs erwähnte Autor mit dem unaussprechlichen Namen sprengte mit seinem Fleißwerk schnell den Rahmen des kurzen Zitats, das in meinem historischen Roman „Stolpe-2“ vorgesehen war. Durch die intensive Beschäftigung mit seinen Berichten tat sich für mich eine neue Welt auf: das 19. Jahrhundert nach Friedrich dem Großen, die Romantik, das Biedermeier, die Restauration und die Ankündigung einer neuen, in anderer Weise schrecklichen Zeit.

Ich selbst war beim Lesen der alten Nachrichten und der hautnahen Schilderungen von H.W. Seyfried alias Tlantlaquatlapatli aufgerüttelt. War doch der Mörder damals dicht vor meinem derzeitigen Domizil vorbeigegangen. Die ganze Mordgeschichte ereignete sich also praktisch vor meiner Berliner Haustür, wie man Geschehnisse in der Nähe des Wohnorts umgangssprachlich beschreibt. Ich war an vielen Stellen, an denen der Täter Johannes Christian Lenz gegangen ist, ja auch gemordet hatte, schon gewesen – ohne – das dessen böser Geist über mich gekommen wäre.

Jetzt aber, beim Lesen, war es passiert. Meine inzwischen angeeigneten Kenntnisse und das analytische Interesse an diesem Kapitalverbrechen zwingen mich gerade dazu, dieses Wissen den Menschen unseres Jahrhunderts weiterzuvermitteln, die Geschichte aus den alten Quellen hervorzuholen, noch einmal aufleben zu lassen. Und so ist aus dem anfänglich kurzen Zitat nun eine Mordgeschichte als eigenständiges Druckwerk erwachsen. Es wird seine Leser finden, denn Mord und Totschlag haben schon immer einen besonderen Reiz ausgeübt. Um dem Leser den Abstand zu den damaligen Ereignissen etwas überwinden zu helfen, nein, eigentlich, um nicht immer diesen unaussprechlichen Namen selbst aussprechen zu müssen, habe ich die Schilderungen in Ich-Form abgefasst.

Auf mich hat es vorab einen besonderen Reiz ausgeübt zu erfahren, wie Seyfried sein ungewöhnliches Pseudonym Tlantlaquatlapatli konstruiert haben könnte. Was es bedeuten möge. Er muss es mit Hintergedanken entworfen haben, sonst käme er nicht auf solch einen Zungenbrecher. Natürlich wollte er auffallen. Klappern gehört zum Handwerk

Lehnen Sie sich also zurück und folgen Sie meinen verschrobenen Gedanken und Analysen - die Moritat kann noch ein bisschen warten:

Johannes Christian Lenz

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