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3. Brief

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Eisenach 16/5 42

Lieber Vater!

Bis hierher bin ich glücklich gekommen, und sitze jetzt im Halbenmond in einem hübschen Zimmerchen.

Von Bachfeld kamen wir bald nach Eisfeld, und von da nach Hildburghausen. H.Gehring war mit allem Geschirr nach Coburg, sonst wären wir wieder gefahren worden. H.Loubach habe ich besucht, und er wird Dir selbst schreiben.

Wir gingen noch bis Themar, wo wir in der goldnen Hennen übernachteten (hier bleibe ich in meinem Leben nicht wieder) dann gingen wir früh nach Meiningen, wo ich mich aber so lange aufhielt, daß ich diesen Tag nur noch bis Wasungen kam, zumal da ich mir einige große Blasen an den Füßen holte; sehr gut gefiel mir das Thal von Themar bis Meiningen, über Grimmenthal, das mich besonder interessirte, weil ich Bechsteins Geschichte davon gelesen hatte, von Meiningen begleitete mich Ernst auf den Landsberg wo es mir außerordentlich gefallen hat und ich eine wahre Ehrfurcht vor dem berühmten Heideloff bekam, dann tranken wir jeder ein Maas Milch von den Schweizerkühen daselbst, und Ernst ging noch mit bis Walldorf, dann ging ich noch sachte bis Wasungen, wo ich im Schwan gut logirte; und heute früh ging ich von da bis hierher; der Müdigkeit halber hätte ich weiter gekönnt, aber die Blasen, die jedoch

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meistens auf sind, genirten mich etwas, und ich habe ja auch noch Zeit genug.

Am meisten hatte ich vom Schweiß und vom Durst zu leiden; ersterer war die beiden ersten Tage so arg, daß es durch Weste, Rock und Staubkittel am Rücken durchging, und ich durchaus naß war, doch nahm ich mich gut in Acht, und erkältete mich nicht. Heute ging es an.

Ich habe hier ein herrliches Gasthaus erwischt, und mir für meine Feiertagsstrapazen noch eine Güte mit einem delikaten Abendessen gethan, Kalbsbraten, köstlicher Kartoffelsalat und ein vortreffliches Bier (Erfurter), auf das ich schon Verzicht leisten zu müßen glaubte nachdem ich von Hildburghausen an wo es noch gut war lauter Schmierbrühe getrunken hatte; auch habe ich ein hübsches Zimmerchen das alle Bequemlichkeiten enthält, Kanapee, Stühle pp selbst Schreibzeug und vortreffliche Bedienung und wenn ich doppelt soviel bezahlen muß als sonst, so bin ich doch zufrieden; kurz vor Eisenach begegnete mir ein ältlicher Mann, der wartete bis ich heran kam, und redete mich gleich an, ob ich noch nie in Eisenach gewesen und dergl, und sagte mir gleich daß ich in der Sonne einkehren solle, beschrieb mir die Straße genau, und wollte sogleich wieder mit umkehren, mir sie selbst zu zeigen

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doch verbat ich mir dieß, und ging nun gerade in diesen Gasthof, da er doch Interesse dabei haben mußte, daß ich gerade in die Sonne sollte; ich kann es überhaupt nicht leiden wenn sich jemand unaufgefordert so aufdringt.

Eisenach ist ein schönes Städtchen, und sehr romantisch sieht die Wartburg , wenn man durch die Felsenstraße hereingeht. Auch liegen hier Laubfrösche im Quartier.

Heute sah ich unterwegs einen hessichen Cavalleristen, der auf seinem Pferde mit seinem rothen

u. mit weißen Schnueren besetzten Jäckchen sehr schön aussah. Wenn die ganze hessische Cavallerie so ist, so muß sie sich herrlich ausnehmen.

Doch was ich alles sah, kann ich hier nicht erzählen, und gebe auch nur Nachricht daß ich glücklich und ganz wohl hier angelangt bin, und morgen diesen Brief auf die Post geben und weiter nach Caßel zu gehen werde. Den größten Theil des Weges habe ich nun doch hinter mir!

Hoffentlich seid Ihr noch alle wohl, wie es

ist

Euer

Moritz

Es geht in Eile, daher die schlechte Schmiererey da ich auch keine Unterlage habe

Umschlagseite

Herrn

Verwaltungsamtssekretair Hensoldt

abgestempelt mit:

Wohlgeboren EISENACH

In Sonneberg 17 5 1842

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