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Schon die Schrift dieses dritten Briefes verrät: der Verfasser ist erwachsen geworden, die Schrift ist, wie in allen seinen Briefen ab dieser Zeit, klein und sehr flüssig, im Übrigen sehr gut lesbar. Es ist im Wesentlichen ein Reisebericht, den der Sohn da abgibt, gewiss auch mit dem Zweck geschrieben, die sorgenden Eltern zu beruhigen: es wird die erste größere Reise sein, auf die sich Moritz Hensoldt hier begeben hat und - es wird eine Weile dauern, bis er die Eltern wiedersieht.

Der Brief datiert vom 16. Mai 1842, ist fast zweieinhalb Jahre später verfasst als Brief Nr.2. Er ist an einem Montag geschrieben, Pfingstmontag. Die erste große Reiseetappe ist mit Eisenach erreicht, für das eigentliche Ziel, Kassel, hat der nunmehr 21jährige ja auch noch Zeit genug.

Einiges ist in der Zwischenzeit geschehen:

Am 27. August 1840, im gleichen Jahr wie sein zweiter Brief, fast genau ein Jahr vor Beendigung seiner Lehre, war der große Stadtbrand von Sonneberg. Diese Katastrophe hatte die Eltern, dafür sprechen die sogen. Nürnberger Dokumente[29], vorübergehend wohnungslos gemacht, allerdings wissen wir nicht, ob der Sohn den Brand miterlebt oder sich um diese Zeit bei Wiskemann aufgehalten hat. Vieles spricht dafür, dass ein derart einschneidendes Erlebnis auch den Werdegang des Sohnes beeinflusst hat.

Moritz hatte seine Lehre bei Andreas Wiskemann am 22. August 1841 mit der Ausstellung seines Lehrbriefes, der wohl einem heutigen Gesellenbrief entspricht, abgeschlossen[30]. In der Mechanik und Optik wurde der neue Stand als „Gehülfe“ bezeichnet. Das Datum seines Abschlusses ist insofern bemerkenswert, als die Lehrzeit damals bei der feinmechanischen Ausbildung, wie sie Hensoldt bei seinem Lehrherren Wiskemann erfahren hatte, mit fünf Jahren festgeschrieben war[31]. Da gemäß Gesellenbrief Moritz Hensoldt seine Lehre am 1. Mai 1837 begonnen hatte, errechnet sich seine Lehrzeit mit nur vier Jahren und drei Monaten, war also um neun Monate verkürzt.. Es ist anzunehmen, dass ihm eine ähnliche Auszeichnung wie später Otto Fennel bei Breithaupt widerfahren ist: Fennel durfte seine Lehrzeit mit einem Erlass von vier Monaten vorzeitig beenden, weil er sich als stets fleißig und aufmerksam erwiesen hatte.[32]

Ein ähnliches Lob findet sich auch in dem von Wiskemann ausgestellten Zeugnis, wenn dieser schreibt, dass Moritz Hensoldt sich während seiner Lehrzeit „als ein aufmerksamer und treuer Mensch betragen und keine Veranlassung zu meiner Unzufriedenheit gegeben hat“[33].

Jetzt war noch eine wichtige Hürde zu nehmen, nämlich die des Miltärdienstes. Wie sich Moritz Hensoldt hierzu stellte, hat er nie in Worte gefasst. Immerhin schildert er dem Vater recht eingehend Uniformen und militärische Aufzüge[34]. Dies kann aber auch damit zu begründen sein, dass sich der Vater während der Freiheitskriege vom einfachen Gefreiten bis zum Lieutenant, also einem Offizier hochgedient hatte[35]. Das war in diesen Zeiten die große Ausnahme für einen Bürgerlichen. Heinrich Christoph Hensoldt muss stolz darauf gewesen sein, denn in den frühen über ihn erhaltenen Dokumenten bezeichnet er sich immer als Lieutenant. Dies alles wusste der Sohn und erfreut den Vater mehrfach mit eingehenden Beschreibungen über militärische Aufzüge, wozu er in Kassel reichlich Gelegenheit haben wird.

Neueren Aktenfunden aus Weimar verdanke ich wichtige Informationen zum Leben des Vaters[36].Die Unterlagen berichten von Heinrich Christoph Hensoldt in der Zeit der napoleonischen und der Befreiungskriege. Da er aus dem Herzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach stammte, hatte sich Moritz Hensoldts Vater 1813 bei dem Geheimrat Goethe um eine Anstellung in Weimarische Dienste beworben. Der Dichter nahm zu dieser Zeit auch Verwaltungsdienste für seinen Herzog Karl August von Sachsen-Weimar wahr.

Hensoldts Bewerbungsschreiben enthält eine anschauliche Beschreibung seines bisherigen Lebens[37]. Das Spannende: Goethe hat die Einstellung befürwortet. Warum Hensoldt dann jedoch nicht nach Weimar, sondern nach Friedrichshall gegangen ist, entzieht sich unserer Kenntnis.

Im Stadtarchiv von Neustadt bei Coburg findet sich[38] ein einseitiges Dokument vom 17.01.1859, in dem es heißt:

„Daß der am 11. November 1821 geborene Mechanicus Moritz Carl Hensoldt von Sonneberg bei der im Jahr 1841 stattgefundenen Musterung wegen körperlicher Untauglichkeit von der Militärpflicht freigesprochen worden ist, wird auf Grund der Conscriptionsliste hierdurch beglaubigt.

Sonneberg, den 17. Januar 1859

Herzogl. S.M. Verwaltungsamt“

(Unterschrift unleserl.)

Wann diese Musterung im Jahre 1841 stattgefunden hat, ist dem Schriftstück nicht zu entnehmen. Allerdings ist es gewiss, dass sie nach dem 22. August 1841 erfolgte, Moritz Hensoldt wird nämlich als Mechanicus bezeichnet, er hatte seine Lehre also abgeschlossen. Es besteht auch kein Zweifel darüber, dass der junge Mann erst auf die Wanderschaft gehen konnte, nachdem die Militärfrage geklärt war, und so wird es verständlich, dass zwischen der Beendigung seiner Lehre und dem Beginn der Reise noch fast ein ganzes Jahr verstrichen ist.

Hier bereits wird, wie in den Folgejahren, eine wichtige Eigenschaft Hensoldts deutlich, die ich nur mit bedächtig umschreiben kann. Moritz Hensoldt ist all seine Lebensstationen nach gründlichster Überlegung, oft zögerlich angegangen. Man kann auch sagen: besonders entscheidungsfreudig war er zu keiner Zeit. Der Erfolg dieser Handlungsweise hat ihm jedoch, betrachtet man sein Leben von der späteren Zeitwarte aus, fast immer recht gegeben.

Carl Hensoldt, sein jüngster Sohn, hat in seiner Schrift „Das Hensoldt-Werk“[39] vermerkt, dass sein Vater mit dem Felleisen, wie es zu jener Zeit Brauch war, durch Deutschland gewandert ist. Hierzu fand ich in einem Zeitungsartikel neuerer Zeit[40], was es heute und damals bedeutete, für drei Jahre und einen Tag auf die Walz zu gehen:

Die Wandergesellen hatten schuldenfrei, kinderlos und unverheiratet zu sein, sie hatten zu Fuß zu gehen, durften sich allenfalls unentgeltlich mitnehmen lassen. Kürzer als drei Jahre und einen Tag auf Wanderschaft zu sein, galt als unzünftig. Das Felleisen war ein ursprünglich von der Schweizer Armee erdachter schwerer Rucksack aus geflecktem Rinderfell, heute sei nur noch der Charlottenburger erlaubt, in welchem alle Habe in Tücher gepackt, diese speziell gerollt und mit einem Lederriemen über die Schulter getragen werden. Ob es so zünftig schon bei Moritz Hensoldt zuging, wissen wir nicht. Mit sich geführt haben wird er ein ledernes Wanderbuch, in welchem die Meister die geleistete Arbeit bescheinigten und auch belobigten. Oberstes Gebot unter Wandergesellen war es, dass der nächste Geselle auch wieder zureisen konnte, dieser vom Vertrauensvorschuss des Vorhergehenden profitierte. In diesem Zusammenhang kann man vielleicht auch die späteren Bemühungen Hensoldts um Eduard sehen[41].

Seinen Brief hat der junge Mann im Gasthof zum Halbenmond in Eisenach verfasst. Der 16. Mai war ein Montag, und die Bemerkung: „ich habe [...] mir für meine Feiertagsstrapazen eine Güte mit einem guten Abendessen getan“[42] weist auf einen Feiertagsmontag hin, also Pfingsten, das in diesem Jahr sehr früh gelegen war.

Aufgebrochen von dem vor Eisfeld gelegenen Bachfeld ist Moritz Hensoldt gemeinsam mit Ernst am Samstag, den 14. Mai. Bei diesem Ernst handelt es sich wohl um einen Freund, der in nahezu allen folgenden Briefen gegrüßt wird und über den wir nichts Näheres wissen.

Seine Wanderroute bis Meiningen bewegt sich zunächst fast genau nordwestlich, längs des südlichen Randes des Thüringer Waldes. Die heutige Bundesstraße 89, die dem Lauf der Werra folgt, dürfte ihr im Wesentlichen entsprechen. Ziel der ersten Tagesetappe war Themar, ein auch heute noch romantisches Fachwerkstädtchen, wo drei Jahre später (1845) Heinrich Mylius ein Tretkurbelrad erfinden sollte - ein Fortbewegungsmittel, das unseren Wanderburschen leider noch nicht dienen konnte.

Bis Hildburghausen hat sie offenbar Herr Gehring mit seinem Fuhrwerk mitgenommen, bevor dieser „mit allem Geschirr“ nach Süden in Richtung Rodach - Coburg abbiegt. Es ist nicht auszuschließen, dass die beiden bereits Freitag, den 13.05. gemeinsam mit Herrn Gering von Sonneberg aus starteten, zunächst bis Bachfeld reisten und dort übernachteten. So ließe sich erklären, dass der Reisebericht in Bachfeld, nicht in Sonneberg beginnt.

In Hildburghausen hat Moritz Hensoldt in väterlichem Auftrag Herrn Loubach besucht, von dem wir nichts Näheres wissen. Zu Fuß sind die beiden bis nach Themar gekommen und haben in der Goldenen Henne übernachtet, einem Wirtshaus, das den Freunden nicht gefallen hat.

Sonntag, den 15. Mai reisen sie weiter, zunächst in nordwestlicher Richtung, immer noch längs der Werra. Nach Grimmental wenden sich Flüsschen und Weg nach Norden in Richtung der herzoglichen Residenzstadt Meiningen.


Bild 11: Sachsen, die Staaten in Thüringen und benachbarte Länder 1849, Widergabe eines Ausschnitts.

Das Meininger Literaturmuseum im Baumbachschen Hause birgt heute Erinnerungen an den Apotheker, Märchen- und Sagensammler Ludwig Bechstein, der von 1831 bis zu seinem Tode am 14.05.1860 hier gelebt hat. Eine Geschichte, kein Märchen Bechsteins ist es, die Moritz veranlasste, Grimmenthal mit besonderen Augen anzusehen. Vielleicht ist es ja die Entstehungsgeschichte der Wallfahrt nach Grimmenthal, die unseren Wanderer bewegte[43].

Ein kleiner Hinweis in einem sehr viel späteren Familienbrief[44] - Moritz Hensoldt suche das Buch über den Dunkelgrafen[45], veranlasst mich anzunehmen, dass er seinerzeit von der geheimnisvollen Dunkelgräfin hörte, die von 1807 bis 1837 in Hildburghausen versteckt lebte und von deren Grab auf dem Schulersberg man den allerschönsten Ausblick auf das Werratal haben soll[46].

Damals wie heute wird die landschaftliche Schönheit des Werratales gelobt - heute kann man dem Flüsschen über einen Radwanderweg folgen.


Bild 12: Ludwig Bechstein (1801-1860)

„Von Meiningen begleitete mich Ernst auf den Landsberg wo es mir außerordentlich gefallen hat und ich eine wahre Ehrfurcht vor dem berühmten Heideloff bekam“

Nach dem Besuch Meiningens sind die beiden in nördlicher Richtung bis Walldorf gewandert und haben dort den Landsberg bestiegen, bebaut mit dem neugotischen herzoglichen Schloss, das heute ein Hotel ist.

Auf den Resten einer mittelalterlichen Burg ließ Herzog Erich Freund von Sachsen-Meiningen an dieser Stelle in den Jahren 1836-1840 ein Schloss nach dem Vorbild der englischen Schlösser Hampton Court und Windsor Castle errichten. Die Architekten waren der Meininger Hofbaurat August Wilhelm Doebner und der Nürnberger Architekt Carl Alexander von Heideloff. Nach Plänen des letzteren wurde der große Aussichtsturm nach Nordwesten, ferner der Rittersaal erstellt, dieser soll der bedeutendste neugotische Saal Thüringens sein.[47]


Bild 13: Schloss Landsberg, Lithographie von 1858

Das große Interesse und „die wahre Ehrfurcht vor dem berühmten Heideloff“ verdankt Moritz dem Vater. Als der große Stadtbrand vom 27. August 1840 auch die Sonneberger Stadtpfarrkirche zerstört hatte, von Heinrich Christoph Hensoldt, der offensichtlich Augenzeuge war[48], dramatisch geschildert, wurde nach vielerlei Diskussionen[49] im Winter 1842/43[50] beschlossen, „den großen Meister in der herrlichen altdeutschen Baukunst Professor Karl Heideloff aus Nürnberg“, mit der Bauplanung-und-ausführung zu beauftragen. Als Altdeutsch bezeichnete man damals irrtümlich[51] in Goethes Nachfolge, der sie so recht als deutsche Kunst empfand[52], den gotischen Stil.

Heideloff empfahl sich auch durch den in unglaublich kurzer Zeit „so fürtrefflich als verhältnißmäßig wohlfeil“ ausgeführten Bau der Kirche zu Schönaich im Württembergischen[53]. Es waren die Argumente: schnell, fürtrefflich und wohlfeil, die bei den Sonnebergern verfingen und dazu führten, dass nach einem ersten Besuch Heideloffs am 19.04.1843, die Grundsteinlegung bereits am 5.Juni des gleichen Jahres erfolgen konnte. In der nahezu unglaublichen Zeit von 16 Monaten ist, wie Heinrich Christoph Hensoldt es eingehend beschreibt, der Kirchenbau in Sonneberg so weit fertig gewesen. Die vorveranschlagten Baukosten von 83.023 fl waren gemäß Hensoldts Aufstellung[54] sogar um 676 fl. unterschritten, was bedeutet, dass Heideloff alle Erwartungen der Sonneberger übererfüllt haben muss.


Bild 14: Stadtpfarrkirche zu Sonneberg, Stahlstich von 1845

Als Moritz das Werratal im Mai des Jahres 1842 erstmals bereiste, war es allerdings noch nicht so weit. Vielmehr herrschte in Sonneberg[55] noch eine lebhafte Diskussion darüber, wo die Kirche errichtet werden und wen man mit der Bauplanung beauftragen sollte.

Während der Sohn die Leistungen des Architekten Heideloff bewundert — natürlich, weil der Vater von ihm erzählt hat — muss „Meister John“, so bezeichnet der Vater den Sonneberger Oberpfarrer Johann Simon Koch, den Wunsch geäußert haben, einen namhaften Kirchenbaumeister mit dem Neubau zu beauftragen. Von Heideloff ist da noch keine Rede. Verfolgt man nun im Buch Hensoldts den weiteren Werdegang, schaut dabei auf das Briefdatum des Sohnes, kommt der begründete Verdacht auf, dass Heinrich Christoph Hensoldt von Anfang an alle am Kirchenbau Beteiligten in seinem Sinn beeinflusst hat — er war es, der den Bauplatz auswählte, er war es auch, der den Architekten Heideloff erfolgreich ins Gespräch brachte[56].

Da sie sich in Meiningen, auch wegen des Ausflugs auf den Landsberg, etwas länger aufgehalten hatten, kam unser Wanderer nur noch „sachte“ voran. Mit Blasen an den Füßen lässt es sich nicht gut wandern. Weiter ging es entlang der Werra, nunmehr in nordnordwestlicher Richtung bis Wasungen. Schon in Walldorf, wahrscheinlich nach dem gemeinsamen Besuch des Landsberges, hatte er Abschied von Ernst genommen. Der Schwan in Wasungen, das zweite „Logis“ während dieser Reise, hat das Prädikat gut bekommen.

Ab Wasungen erfahren wir keine Details mehr. Der junge Mann ist alleine und — müde. Nachgemessen an einem neueren Plan, hat Hensoldt an diesem Sonntag zwischen Wasungen und Eisenach 40 km, trotz der Blasen an den Füßen, zurückgelegt, gewiss eine eindrucksvolle Tagesbilanz. Und dann schreibt er noch: „der Müdigkeit halber hätte ich weiter gekönnt“.

Der Werra weiter folgend, verläuft der Weg von Wasungen nördlich nach Breitungen, weiter nach Barchfeld mit dem nahen Salzungen. Nördlich davon war Abschied zu nehmen vom schönen Werratal, der Weg führt nun über Gumpelstadt vorbei an dem nahe gelegenen Schloss und Park Altenstein. Vieles spricht dafür, dass unser Wanderer hier ausgeruht hat: der Altenstein gehörte in späteren Jahren zum Pflichtprogramm aller nach Thüringen reisenden Familienmitglieder — es müssen die Eindrücke aus dieser Zeit gewesen sein, die Moritz Hensoldt seinen Kindern weiter gegeben hat[57].


Bild 15: Breitungen und Werra heute


Bild 16: Schloss und Park Altenstein


Bild 17: Drachenschlucht am Fuße der Wartburg

Weiter führt der Weg nun über Wilhelmsthal entlang der Drachenschlucht, bekrönt von der Wartburg, von der Marienhöhe herunter nach Eisenach, wobei der Sohn dem Vater berichtet: „[...] und sehr romantisch sieht die Wartburg [aus,] wenn man durch die Felsenstraße hereingeht“ ein Weg, der diesen besonders schönen Ausblick auf das Wahrzeichen Eisenachs bietet.


Bild 18: Fr. Preller d.Ä : Ansicht der Wartburg von Südosten

Der Zufall wollte es, dass ich eine Zeichnung fand, auf der die Wartburg nicht nur genau von der Seite her gezeichnet ist, wie sie Moritz Hensoldt gesehen haben muss, sondern die auch noch recht genau zum Zeitpunkt seiner Wanderung entstanden ist. Der von Moritz so bezeichnete Felsenweg heißt Drachenschlucht und ist noch heute eindrucksvoll.

Jetzt erholt sich der junge Mechanikus von seinen „Feiertagsstrapazen“ bei Kalbsbraten und Kartoffelsalat, und auch das - Erfurter - Bier entspricht endlich wieder seinen Vorstellungen.

Zeit genug hat er ja noch, wie er dem Vater mitteilt: von Eisenach bis Kassel sind es etwa 90 km, eine Strecke, die er bequem in drei Tagesetappen zurücklegen könnte, am Ende hat er nur zwei Tage dafür benötigt.

Das Wetter hatte ja bisher auch mitgespielt, es war für die Jahreszeit und Gegend ungewöhnlich warm gewesen, sonst hätte der Schweiß unseren Wanderer nicht so geplagt.

Am Donnerstag, den 19. Mai der kommenden Woche jedenfalls hat Moritz Hensoldt bereits seine Arbeit bei Breithaupt in Kassel aufgenommen, denn unter dem 26. Mai seines folgenden Briefes, den er am 23. Mai beginnen wird, schreibt er: „Heute arbeite ich nun schon 8 Tage“, was bei ihm stets eine Woche bedeutet.

Dem militärisch interessierten Vater berichtet er auch von den Laubfröschen, so nannte man damals ein Weimarisches Infanterie-Regiment ob seiner grünen Uniformen[58], ferner von dem dekorativ aussehenden hessischen Cavalleristen.

Jedenfalls, das lässt der Poststempel erkennen, hat Moritz Hensoldt wie versprochen seinen Brief am folgenden Tag in Eisenach auf die Post gegeben.


Bild 19: Kassel, Schloss Wilhelmshöhe, Aufnahme um 1900

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