Читать книгу Organisation gestalten – Stabile und dynamische Unternehmensstrukturen - Götz Schmidt - Страница 12
2 Grundlagen der organisatorischen Gestaltung 2.1 Situativer Ansatz der Organisation
ОглавлениеIn der klassischen Managementlehre galt über Jahrzehnte der Satz: Die Struktur folgt der Strategie. Mit anderen Worten: eine sinnvolle Organisation hängt von den wesentlichen Zielen ab, die ein Unternehmen verfolgt. Seit den 1980er Jahren wurde immer stärker herausgestellt, dass auch „weiche Faktoren“, die als Kultur bezeichnet werden, bei der organisatorischen Gestaltung zu berücksichtigen sind. Es wird damit unterstellt, dass bestimmte Lösungen nur in bestimmten Kulturen wirksam werden können. Schließlich wurde immer deutlicher erkannt, dass auch die Technik – insbesondere die Informationstechnik – ganz erheblich die Organisation beeinflussen kann.
Hier wird davon ausgegangen, dass noch weitere Faktoren entscheidend dafür sind, ob sich eine Lösung in der Praxis bewährt. Es ist die jeweilige Situation zu beachten. Vor dem Hintergrund einer konkreten Situation können die unterschiedlichsten Lösungen „vernünftig“ sein. Dieser Ansatz warnt damit gleichzeitig auch davor, Rezepte zu übernehmen, d. h. Lösungen zu kopieren, die sich anderswo bewährt haben. Die Eignung einer Lösung muss vor dem Hintergrund einer konkreten Situation beurteilt werden. Diese Situation kann relativ komplex sein, wie die Abbildung 2.01 (siehe nächste Seite) zeigt.
Im Zentrum der Abbildung 2.01 stehen die organisatorischen Lösungen sowohl der Aufbau- als auch der Prozessorganisation. Unternehmens- oder systemübergreifend muss außerdem geregelt werden, wie gegebenenfalls mit Dritten kooperiert werden kann oder soll. Diese Zusammenhänge wurden bereits in Kapitel 1 erläutert.
Über diesen Lösungen steht die Strategie, die sich aus einer Vision ableitet und die zu konkreten Zielen führt. Hier wird also berücksichtigt, was ein Unternehmen erreichen will. Vision, Strategie und Ziele sind die internen Erwartungen und Vorgaben, an denen sich die Lösungen immer orientieren müssen.
Da Unternehmen und Systeme aber nicht um ihrer selbst willen bestehen, ist bei der organisatorischen Gestaltung immer auch darauf zu achten, für welchen Markt die Leistungen erbracht werden sollen. Wer sind unsere Kunden oder unsere potenziellen Kunden, was benötigen sie – vielleicht ohne dieses selbst schon zu wissen – beziehungsweise welche Produkte oder Leistungen wünschen sie?
Auf der anderen Seite stehen der Wettbewerb und das sonstige betriebliche Umfeld, welche die organisatorischen Lösungen maßgeblich beeinflussen können. Neben den Mitbewerbern und deren organisatorischen Lösungen sind die Lieferanten und das technologische Umfeld zu beachten.
Abb. 2.01: Übersichtsmodell – Einflussfaktoren auf die Organisation
Schließlich gibt es selbst gesetzte oder von außen vorgegebene Restriktionen, die den Handlungsspielraum für organisatorische Lösungen einengen oder bestimmte Lösungen erzwingen. Sie können ebenso wie die innerbetrieblichen Rahmenbedingungen eine Lösung wesentlich beeinflussen.
Als letzte große wichtige Gruppe sind hier Normen, Werte und andere kulturelle Merkmale zu erwähnen, von denen es abhängt, ob Lösungen akzeptiert werden und ob sie sich in der Praxis bewähren.