Читать книгу Harald - Guggi Mai - Страница 4

ES KLINGELT

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Ich bin gerade mit Fensterputzen fertig, sauge die Wohnung, als Harald unverhofft an meiner Wohnungstür klingelt.

„Ja hallo, mein Liebling. Wieso bist du da und das schon vormittags?“

„Mein Arzttermin hatte sich in fünf Minuten erledigt.“

„Ja prima, ich bin aber noch nicht ganz fertig. Ich möchte noch meine Wäsche aufhängen und den Balkon herrichten.“

„Gudi, was duftet hier so verführerisch?“

„In der Röhre des Ofens grillt eine Schweinenuss. So in einer Stunde könnten wir davon essen.“

„Ja herrlich! Ich denke, danach machen wir bei dem schönen Wetter einen Spaziergang durchs “Langeloh“ und unterwegs trinken wir einen Kaffee, hast du Lust drauf, Gudi?“

„Na, das hört sich doch gut an. Da bin ich dabei.“

„Ich helfe dir in der Küche. Hast du Klöße da?“

„Ja, alles da mein Schatz, sie stehen auf der Spüle.“

Jeder macht seinen Teil. Er kreiert sogar eine leckere Soße mit Schokolade und deckt den Tisch.

„Ja der Braten ist ja mal ein Festessen. Ich muss direkt überlegen, wann ich so etwas Köstliches gegessen habe“ meint Harald.

„Soße, Rotkohl, Fleisch alles lecker. Du hast gut gekocht, Harald!“ scherze ich. Wir langen richtig zu. Der Rotwein rundet alles ab.

„Im Moment vorhin dachte ich, mein Sohn kommt.“

„Weiß er von mir?“

„Nein“

„Wie reagierst du, wenn er plötzlich aufkreuzt und wir im Bett liegen?“

„Ich vermute gar nicht. Er wird wohl rückwärtsgehen. Entsetzt über die abartigen Auswüchse seiner Mutter. Hat ihm doch sein Vater bei unserer Scheidung verklickert, dass ich liebesunfähig sei. Ich vermute, in seiner jugendlichen Borniertheit ist kein Platz für ein eventuelles Glück seiner Mutter. “Liebe“ ist doch nur der Jugend vorbehalten.“

„Oh, oh, solche Töne kenne ich. Meine Ex kam mit meiner Sexualität nicht mehr klar. Wenn sie nicht stimmt, hängt der Haussegen absolut schief. Nur noch kalte, hässliche Gefühle.“

Ich fülle die Gläser mit Wasser nach, er zieht mich auf seinen Schoss.

„Aber das mit uns beiden ist schon ganz schön heftig. Es gibt viele Pärchen mit Sex auf “französisch“. Ich glaube, das ist nichts für uns.“ Dabei küsst er meine Hand und in mir steigt die Lust auf, ihn zu verführen.

„Ich brauche deinen ganzen Körper. Ich will den “Starkstrom“ zwischen deinen Schenkeln spüren. Und wenn wir uns in die Augen sehen, wie jetzt, spüre ich Verlangen nach dir.“ Harald flüstert nur noch.

„Komm Liebling, lass uns das Dessert im Bett vernaschen.“

„Harald Liebling, du bist das pure Verlangen der Lust.“

Seine Hände sind nun überall. Im Bettchen bekomme ich kaum einen Ton raus.

„Harald mir ist schwindelig und ich glaube, ich habe wieder Fieber.“

„Ja, ich werde dich jetzt lustvoll mit den Mitteln der Liebe heilen.“

Ich bin voll auf Harald abgefahren. So wie es ihm möglich ist, ist er da. Mit Anmache seit gut einem Jahr. Manchmal sind zeitlich große Lücken vorhanden in denen wir uns nicht sehen. Er ist dann wieder auf Tournee. Es ist für uns nicht weiter dramatisch, wir wollen beide nicht zu viel Enge, nur “etwas Sonne“ ohne Eintrübung und Verpflichtung. Wir beide könnten nicht mit “Rechenschaftsberichten“ leben. Jeder hat für sich seine eigenen Lebenserfahrungen. Beide wissen wir was wir tun.

Kein Mensch ist in unserem Alter ohne Vergangenheit und ich bin nicht scharf darauf, sein Umfeld kennen zu lernen. Einmal erwähnte ich, dass so eine Scheidung doch sehr viel Ärger bringt. Er nickt. Auch er hat Scheidungs-Stress erlebt und eine neue Frau fand den Tod bei einem Unfall.

Wenn nachts das Telefon klingelt, ist es Harald. Er berichtet von seiner Tournee, freut sich, meine Stimme zu hören. Ist er wieder da, gehen wir sehr oft in Saunen, machen Riesen-Spaziergänge, essen beim Griechen Steak und stinken nach Knoblauch. Dann wieder kehren wir in einer Konditorei ein. Essen dort Torte, die überwiegend aus Schokolade besteht. Mein Herzensbrecher bestellt sich dann noch eine Portion Sahne dazu. Er ist ein richtiger Leckerschmecker.

Bei Kaffee und Likörchen sitzen wir gemütlich und keiner möchte gehen. Wir sind ganz einfach nur glücklich miteinander. Gehen wir dann doch irgendwann, harken wir beim Gehen eng ineinander ein.

Einmal essen wir auch auf einer Autobahn-Raststätte. Jedenfalls klebt ein kleiner Rest eines Salatblattes an seinem Mundwinkel. Ich öffne meinen Mund und mit meiner Zunge zeige ich ihm das an. Neben uns am Tisch sitzt ein Fernfahrer. Er hat uns beide im Visier. Als Harald nicht gleich versteht, streichele ich ihm zärtlich den Mund sauber.

Der Fernfahrer lächelt in sich hinein. Er hat dazu wohl seine eigene Interpretation. Als er dann geht, sagt er besorgt zu Harald „zügele dein Gas, sonst geht die Karre schon vorher los!“ Wir lachen herzhaft und Harald schüttelt immer wieder seinen Kopf. Unterm Tisch streicheln sich unsere Beine. Wir lachen nun einmal beide sehr gerne und sehen seine Äußerung als amüsant lustig an.

Auf dem Weg zum Auto plaudere ich mit ihm: „Mein süßer Schwertträger mon Amour, wenn du mich küsst, spüre ich sofort deine Sehnsucht, dein

Verlangen nach mir. Noch nie hast du mich nur oberflächlich geküsst. Ob du gegangen oder gekommen bist, jeder Kuss von dir ist Gefühl. Ich kann an deinem Kuss feststellen, ob zwischen uns alles stimmt. Wir haben die gleiche Chemie und werden immer vertrauter miteinander, stelle ich fest.“

„Mir geht es genau wie dir.

Küsse mit Bekannten oder wenn ich die Mädels küsse, sind nur flüchtig. Liebespaare sind Sexpartner, da sollte der Kuss stimmen. Viele Paare küssen sich kaum noch. So sieht auch ihre sexuelle Beziehung aus. Ein Kuss ist der Gradmesser einer Liebe. Stimmt er nicht, so glaube ich, ist die Beziehung nicht ehrlich oder kaputt“. Angekommen am Auto zieht er mich an sich ran und gibt er mir einen Kuss auf den Mund.

IM MAI AM RHEIN

Anfang Mai 1998 ist Harald der Meinung, mit mir mal an den Rhein zu fahren.

„Ja, so was mache ich gerne das lehne ich nicht ab!“ meine Antwort.

Der Rhein, das Siebengebirge, der Petersberg, Drachenfels und der Rolandsbogen -- alles bilderbuchmäßige Pracht. Ich stelle fest, dass er heute besonders hübsch angezogen ist. Weiße Jeans, lila Hemd, weißes Sommer-Sacco. Er ist eine Augenweide und beide sind wir bester Laune.

„Du siehst heute in deinem kurzen Sommerkleid hinreißend reizend aus. Selbst beim Autofahren muss ich deine Beine streicheln. Du bist eine richtig knackig hübsche Frau.“

„Es ist kein Wunder, denn du machst alle Türen zum Glück auf, mein Liebling. Die Sonne scheint, die Vögel singen, alles blüht und grünt um uns herum und der Frühling explodiert -- und wir zwei mitten drinnen, mit Glut im Blut.“

Ich streichele sein Gesicht.

„Möchtest du irgendetwas Bestimmtes oder wollen wir oben auf dem Drachenfels etwas zu uns nehmen?“

„Oh ja, oben sitzen und auf den Rhein blicken, gerne.“ In der Bahn nach oben umschließt er meine Beine mit den seinen. Er hält meine Hände. Ich habe mich heimlich gefragt, mit was ich so viel Glück verdient habe. Er muss ein Götterbote sein und diese Natur regt zum Küssen an.

Oben abgekommen, zieht er mich fest an sich. Er hält mich in seinen Armen, sieht mich mit seinem umwerfenden Blick an und fragt mich verwundert:

„Willst du mich -- nicht wenigstens küssen? - ich habe heute Geburtstag!“

„Ja hallo!“ -- Peng, Knall, es explodiert in meinem Hirn! Ich halte die Hand vors lachende Gesicht -- „ja meinen herzlichen-Glückwunsch Harald, Liebling!“ Ich streichele sein hübsches Gesicht, streife durch seine schwarzen Haare und küsse besonders zärtlich seinen Mund.

Jemand hält uns wohl für ein Brautpaar, denn er applaudiert uns. Wir schwelgen im Glück bei Torte, Kaffee und Eis.

Das Glas voll mit Wein, dem Drachenblut, sinnt er mit verklärtem Blick und sagt „da kletterst du vorhin den Steinsockel der Ruine des Drachenfels etwas empor und siehst zu mir winkelnd herunter. Dein fröhliches, lachendes Gesicht zeigt Glück, Freude und ist eingerahmt vom strahlenden Blau des Himmels. Ich sehe zu dir hoch und weiß, wir sind seelenverwandt, wir kennen und lieben uns schon ewig.

Ja meine Gudi, du bist heute d a s Geburtstagsgeschenk für mich. Wir lieben uns, wir spüren echtes Glück!“

Auch die Glut des Weines, das kurze Kleid, seine Wahnsinnsblicke, Frühling, Vögel, rote Lippen, blauer Himmel und Sonnenschein, versetzen uns in ausgelassene Geburtstags-Party-Stimmung.

Als Krönung singt Gerhard Wendland aus dem Lautsprecher “Tanze mit mir in den Morgen“ wozu Harald keine Aufforderung braucht.

Nie im Leben werde ich Haralds glückliche Augen vergessen. Bilder für die Ewigkeit.

VERPACKUNG IST ALLES

Was ich sehe, kitzelt mir in meiner Nase. Mein Schwertträger trägt rattenscharfe, affengeile, rote Lederslips. Ich spreche zu mir, „Veränderungen würzen das Leben“. Ich schlendere durch Bochum, da sehe ich im Schaufenster ein schwarzes Ledermieder.

Ich ziehe es an, meine Augenbrauen zucken viermal nach oben, mein Mund voller Puste. Ich bin eine andere Frau. Die Verkäuferin ist Fachfrau, sie bringt mir den “ Slip“ der dazu angesagt ist. An der Kasse puste ich nochmals in meine Wangen.

Ich habe es dann raumsparend in meiner Tasche verstaut. Ich habe ja immer bei Feierabend kurze Zeit, mich auf dem WC umzukleiden.

Mit zwei Handgriffen zieht er sich immer als erster aus. Er sieht die Pracht, springt im Bett zurück, sieht mich an und sagt „du Wahnsinnsweib, du ziehst mit mir in den Kampf.“ Seine Hände gleiten prüfend über diese Pracht. Ich kann nur noch hauchen „Verpackung ist eben alles!“

Als ich wieder zu Hause bin und in den Spiegel sehe, klopfe ich mir selbst auf die Schulter. „Klasse Gudi, gut gemacht, bin stolz auf dich!“ Durch Harald fallen mir die tollsten Dinge ein, durch ihn habe ich doch tatsächlich Breitengrade in meiner Entwicklung übersprungen.

Harald

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