Читать книгу Maud und Aud - Gunstein Bakke - Страница 14

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KRANKENSCHWESTER TURID SAHL steht am Fenster und spürt den Drang zu rauchen, da knallt es im Fensterglas, und ein Vogel fällt auf die Erde.

Diese Schläge kommen wie etwas, das sich vom Licht da draußen gelöst hat, plötzlich ist es Fleisch, plötzlich Glas geworden. Einen Moment lang weiß man nicht, was es ist, wo es ist – geschieht das, was passiert, in einem selbst oder außerhalb. Ist es das Herz?, fragt verschreckt das Herz. Draußen und drinnen sind wesentliche Größen in einem Krankenhaus und sobald man versteht, was geschehen ist, finden die Körper zu ihren alten Konturen zurück, ihren eigenen, privaten Umläufen. Turid und die anderen Krankenschwestern müssen ihre Fürsorge begrenzen, damit sie wirken kann, sie müssen sie mit derselben Präzision bemessen, die sie brauchen, wenn sie mit einer Spritzenspitze das Blut suchen, so, wie auch die Kranken von ihrer Krankheit abgegrenzt sein müssen und sich wegen der Gefahr, dass die Krankheit gleichziehen und an Kraft zulegen könnte, nicht erlauben dürfen, sich über sie hinauszustrecken. Man muss ausschalten und selektieren, fokussieren. Leben müssen manchmal auf ihr Minimum schrumpfen, um wieder zu Kräften zu kommen, aber auch, um abtreten zu können.

Auch Turid Sahl bekommt keine Antwort, wenn sie mit Aud spricht, und sie merkt, wie ihre Stimme mit der Zeit eine eigene Spur findet, in die sie verfällt, sobald sie mit denen spricht, die zum Antworten zu alt oder zu krank sind, die aber Menschenstimmen hören sollen; diese Stimme erwartet keine Antwort, erbittet sie auch nicht, und einige Stunden später, bevor der Schlaf sie mit seinem milden Opiat einholt, denkt Turid Sahl, dass sie eigentlich nicht so mit dem Mädchen sprechen will.

Als sie die Augen schließt, hört sie dasselbe Schlagen.

Dieses Mal lässt sie das Herz herein.

Maud und Aud

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