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Kapitel 3 - Die Pforten derDunkelheit

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Leicht atmete Zadron ein und aus, er war vollkommen konzentriert auf seine magische Energie. Sie zu beherrschen und zu verbessern war der Schlüssel zu wahrer Macht. Er fühlte das Prickeln dieser Energie, er fühlte wie sie seinen ganzen Körper durchfloss. Er konnte sie sogar hören, ihr Knistern, ihr Rauschen . Es fühlte sich an als würde er schweben, obwohl er fest konzentriert im Meditationsraum saß. Nun spürte er alles, er fühlte den Sessel und die Teppiche die überall im Raum verteilt waren, obwohl sie Meter von ihm entfernt standen. Er spürte sogar die Energie jedes einzelnen Lebewesens, das ihn umgab. Noch vor wenigen Monaten hätte er sich niemals vorstellen können eines Tages Novize des Dunklen Ordens zu sein, sie waren eines Tages einfach vorbeigekommen und hatten ihm erzählt er sei auserwählt Schwarzmagier zu werden. Ihn hatte es gar nicht gestört das er seine Bognerei hatte aufgeben müssen. Er hatte eine harte monatelange Ausbildung hinter sich, die bald abgeschlossen war, denn bald hatte er die Prüfungen. Dann wäre er endlich ein Magier des Ordens. Die Holztür hinter ihm öffnete sich knarrend, Ein Mann mit braunen Haaren und einer ledernen Novizenrobe, auf welcher das Zeichen des Ordens aufgestickt war trat ein „Zadron, Meister Irkarak möchte dich sprechen“ Zadron erhob sich langsam, seine Beine waren vom langen Sitzen eingeschlafen und stachen nun „Was will er denn?“ „Das weiß ich nicht, das wird er dir selbst sagen“ antwortete der Novize. Langsam hörte das Stechen in Zadrons Beinen auf „Gut, dann mache ich mich mal auf den Weg“ Langsam ging er auf den Ausgang zu, diese Akademie, welche inmitten der Provinz Arkasnien lag, war der düsterste Ort, den er je in seinem Leben erblickt hatte und jeden Tag aufs Neue erblickte. Vor noch 40 Jahren war Arkasnien ein eigenständiges Königreich von dem man überall in Tarna bewundernd sprach. Doch dies waren vergangene Zeiten, Maladrien hatte sich das Land in einem großen und blutigen Feldzug einverleibt, den König und seine gesamte Familie getötet und es schließlich vollständig unterworfen. Genauso war es den Provinzen Ramm, Euara und Beril ergangen, aber im Gegensatz zu diesen führten einige aufständische Gruppierungen in Arkasnien immer noch einen Kampf gegen die Herrschaft des Kaiserreichs Maladrien. Die stärkste dieser Rebellengruppen nannte sich Der Silberne Rabe, diese waren mehr als nur Aufständische, sie waren ein ganzer Kult, der den maladrischen Truppen ernsthafte Probleme bereitete. Die Rolle des Dunklen Ordens, welcher ja mitten in Arkasnien lag war immer noch unklar, einerseits dienten einige seiner Magier dem Silbernen Raben, andererseits hegten die Großmeister auch Sympathien für den maladrischen Kaiser. Sie waren in einer Zwickmühle, aus der sie nur herauskamen indem sie sich einer der beiden Seiten anschlossen, und das würde auf kurz oder lang nicht zu vermeiden sein. Das Licht der Sonne stach Zadron in die Augen, als er den dunklen Raum verließ und nach draußen auf den Hof ging. Die vier Gebäude ragten mindestens 50 Meter in die Höhe. Pflanzenranken kletterten an den Mauern hoch. Er ging zum gegenüberliegenden Gebäude hinüber. Die anderen Novizen saßen an den zahlreichen und dennoch nicht mehr frisch aussehenden Bäumen und studierten die Schriften der Schwarzen Magie. Zadron öffnete vorsichtig das kleine Holztor, welches ins Magiergebäude führte. Vor ihm erstreckte sich ein langer Gang, welcher mit Topfpflanzen und Bannern geschmückt war, durch zahlreiche kleine Fenster an der Decke fiel das Sonnenlicht in den Gang. Zadron konnte sich noch daran erinnern wie er zum ersten Mal diesen Gang entlang gegangen war, damals war er sehr aufgeregt gewesen, er sollte zum obersten Magier damit dieser schauen konnte, ob er würdig sei ausgebildet zu werden und nun hatte er es geschafft, seine Ausbildung war fast abgeschlossen, er musste nur noch die drei Prüfungen meistern, dann war er Magier. Er ging weiter den Gang entlang, Viele Metalltüren lagen auf dem Weg, dahinter lagen die Räume der hohen Magier des Ordens, Meister Irkaraks Raum lag noch einige Meter weiter links, warum wollte er ihn sehen? War es vielleicht wegen der Prüfungen? Auf jeden Fall musste es wichtig sein, denn Magier rufen Novizen nur zu sich wenn es um etwas wichtiges geht. Da war sie, die Tür zu Irkaraks Raum, Zadron klopfte an. Er war fast so aufgeregt wie beim ersten Mal als der dieses Gebäude betrat. Es dauerte einige Minuten, bis ein „Herein“ ertönte. Er öffnete die schwere Tür. Meister Irkaraks saß wie gewohnt an seinem aus Birkenholz bestehenden Schreibtisch am Ende des Raums. Dieser war abgedunkelt, die normalerweise so großen Fenster waren mit pechschwarzem Leinentuch verdeckt, sodass kaum Licht hineinfiel, so mochte es der Meister, dunkel und ungestört. Der alte Mann winkte ihn zu sich herüber, Zadron ging langsam nach vorne, auf den Tisch zu „Setz dich“ sagte Irkarak und Zadron setzte sich auf einen Holzstuhl vor dem Schreibtisch. Ihm gefiel die Robe die der Meister trug, es war ein schwarzer Leinenumhang mit einer Kapuze und vielen goldenen Knöpfen „Ihr wolltet mich sehen Meister?“ „Ja in der Tat, deine Prüfungen stehen dir bevor und ich wollte dir ein paar Ratschläge geben“ „Dürft ihr das überhaupt Meister?“ fragte Zadron nachdenklich „Nein, aber ich bin jetzt schon so lange hier, sie werden mich nicht rauswerfen“ antwortete Irkarak mit einem Lächeln auf dem Gesicht. Er kramte ein kleines Buch aus einem Fach unter seinem Schreibtisch hervor und reichte es zu Zadron herüber „Hier, da sind Notizen drin, welche ich mir bei meinen eigenen Prüfungen gemacht habe“ Zadron nahm das staubige Buch mit dem braunen Umschlag entgegen und sagte mit freudiger Stimme „Danke Meister“ „Keine Ursache, die Zeiten sind hart und wir brauchen so viele Magier wie möglich in unserem Orden, die Energie in dir ist sehr stark, du wirst ein mächtiger Diener unseres Ordens werden“ antwortete Irkarak. Zadron blätterte ein bisschen in dem Buch herum und fand einen interessanten Eintrag

25. Tag des neunten Monats im Jahre 439 nach dem großen Arentoskrieg.

Heute habe ich die zweite Prüfung gemeistert, die Prüfung des Willens. Ich musste fast zwei Stunden gegen einen Windmarak kämpfen, welcher nicht vernichtet werden konnte. Die Meister sahen nach dieser Zeit des Kampfes in der ich nicht aufgegeben habe, die Prüfung als bestanden an, nur noch eine letzte Prüfung, dann habe ich es geschafft.

Zadron klappte das Buch zu, es war interessant, wenn die Meister die Prüfungen nicht geändert hatten musste er genau das machen, was in diesem Buch beschrieben war „Ich werde dann mal weiter studieren, danke für das Buch“ „Habe ich gerne gemacht“ Zadron stand von dem Holzstuhl auf und verließ den Raum durch die Metalltür. „Ja!“ sagte er leise vor sich hin, mit diesem Buch konnte er die Prüfungen nur bestehen. Die Angst vor ihnen war verflogen, er hielt gerade die Möglichkeit in Händen die Prüfungen ohne Probleme zu bestehen. Jedoch kam ihm eines merkwürdig vor, er hatte Irkarak noch nie so freundlich erlebt, irgendetwas stimmte da nicht, doch darüber dachte er nicht lange nach. Sofort rannte er los, den Gang entlang, bis auf den Hof. Die anderen Novizen hatten ihn verlassen und waren in ihre Kammern gegangen, natürlich, jetzt war Lernzeit. Zadron rannte auf das Gebäude links von ihm zu, an der großen Eiche und den Bänken vorbei. Vollkommen erschöpft kam er am Holztor an, mit einem starken Ruck an der Klinke riss er das Tor auf. Es waren 8 verschiedene Kammern mit jeweils 8 Betten. Viele kleine Fenster an den Wänden beleuchteten die einzelnen Räume. Das Tor fiel hinter ihm mit einem lauten Knall zu. Mit leisen, vorsichtigen Schritten schlich er zur zweiten Kammer auf der linken Seite des Raums, er schaute um die Ecke. Die Kammer war leer, die nebeneinanderstehenden Betten waren ebenfalls alle leer und an den Schreibtischen saß auch niemand. Mit dem Buch fest in der Hand schritt er zu einem der hölzernen Schreibtische und setzte sich auf den Stuhl, ohne ein Geräusch zu machen. Jetzt durfte ihn niemand entdecken, sonst wäre er erledigt. Zadron schlug das Buch auf der ersten Seite auf, es war schon ziemlich alt und konnte leicht kaputt gehen. Er begann die erste Seite zu lesen.

18. Tag des neunten Monats im Jahre 439 nach dem großen Arentoskrieg

Heute teilten mir die Meister des Ordens mit, dass ich morgen die erste Prüfung absolvieren soll. Ich bin sehr nervös, ich hoffe ich kann sie bestehen, sie sagten die erste Prüfung sei die Prüfung der Standhaftigkeit. Sie sei die einfachste aller Prüfungen, aber auch die längste, ich muss mich für morgen gut vorbereiten, wenn ich sie bestehen will. Er schaute aus dem Fenster, langsam ging die Sonne unter und verschwand hinter dem Horizont. Zadron brauchte einen Ort an dem er das Buch ungestört lesen konnte, aber dafür war es vielleicht zu spät, die Meister kamen manchmal ziemlich plötzlich mit den Prüfungen, morgen war es vielleicht schon soweit mit der ersten. Im Meditationsraum hatte er vielleicht genug Ruhe. Aber er musste aufpassen dass ihn niemand sah. Leise stand er vom Stuhl auf, in Richtung Tür. Beim Gehen schlug er das Buch auf der zweiten Seite auf, die blaue Tinte war verwischt, man konnte nichts mehr erkennen. Zadron lehnte sich an eine Wand und guckte weiter. Die folgenden Seiten waren ebenfalls verwischt, nur noch wenige Seiten waren lesbar. Damit konnte er nichts anfangen, er schlug das Buch wütend zu. Jetzt musste er die Prüfungen ohne Hilfe meistern, wenigstens wusste er was in der zweiten vorkam. Ein lautes Klingeln war vom Hof aus zu hören, es war die Essensglocke. Na wenigstens etwas, er öffnete das Tor zum Hof. Er sah die Novizen in den Essensraum stürmen und musste sich selbst beeilen, sonst bekam er keinen Platz mehr. Er dränge sich in die Masse hinein und begann sich nach vorne durchzuschieben. Zur Tür war es noch ein langer Weg, ihn trennten vier Meter von seinem Essen, mit einigen kräftigen Stößen schaffte er es sich bis ganz nach vorne zu drängeln, der Raum war prall gefüllt. Die 15 Tische und 30 Bänke waren aneinander gereiht, nur noch wenige Plätze waren frei. Zadron warf einen kurzen Blick auf die Töpfe die darauf standen, schon wieder Briltakbrei, das Zeug schmeckte wie gemahlene Tannennadeln. Ein freier Platz! Zadron schob sich nach vorne und schaffte es sich hinzusetzen. Er griff nach dem Löffel, aber ein anderer Novize kam ihm zuvor. Es war Lirbirit, er war schon lange ein Konkurrent von Zadron, doch Zadron hatte es geschafft ihn in den Studien zu überholen, seitdem war er nicht so gut auf ihn zu sprechen „Na? Wenigstens kriege ich Essen, meinen Platz als Magier hast du ja schon um einige Monate verzögert“ sagte Lirbirit wütend „Ich kann doch nichts dafür, dass du so schlecht bist“ antwortete Zadron „Pass bloß auf was du sagst“ Zadron schnappte sich den großen Löffel und nahm sich eine große Portion von der klebrigen, hellgrünen Masse heraus. Er drehte den Löffel um und das Zeug fiel langsam auf seinen Teller, dann steckte er den Löffel zurück in den Topf. Das was er da auf dem Teller hatte sah widerlich aus, wie Erbrochenes. Aber Zadron überwand sich und nahm seine Gabel, er aß es Stück für Stück, bis sein Teller leer war, es hatte einen eigenartigen Harzgeschmack. Er musste aufpassen, dass er sich nicht übergab, Lirbirit sah von der anderen Seite des Tisches belustigt zu. Zadron ließ seine Gabel fallen und Griff sich mit der Hand an den Mund „Jetzt auf keinen Fall reihern“ dachte er. Dann schaffte er es den Brechreiz zurückzuhalten und atmete auf. Nie wieder würde er das essen, nie wieder. Lirbirit lag fast auf dem Tische vor Lachen, jetzt hatte Zadron genug. Er ging auf ihn zu und sammelte seine magische Energie, er ließ seinen Arm nach vorne schnellen und ein mächtiger Windstoß warf Lirbirit mehrere Meter nach hinten, mit einem lauten Schrei knallte er gegen die Wand des Raums. Erschrocken drehten sich die anderen Novizen zu ihm um. Er lag bewusstlos an der Wand, Zadron schlich sich langsam nach hinten aus dem Essensraum. Jetzt hatte er ein Problem, wenn die Meister das erfuhren würde er bestimmt aus der Akademie geworfen werden. Hoffentlich hatte niemand gesehen, dass er es war. Zadron war selber über seine Kräfte überrascht, noch vor zwei Wochen hätte er sich einen so mächtigen Zauber nicht zugetraut. Nun stand er auf dem Hof, der Mond stand hoch am Himmel und tauchte die Akademie in ein silbernes Licht, nun drehte er sich um und ging geradewegs auf die Schlafräume zu. Vorsichtige Schritte nach vorne, bis er am Tor ankam. Langsam drückte er die Klinke hinunter und öffnete das Tor. Die Räume waren wie meistens leer, gleich kamen die anderen Novizen, schnell ging Madarion in seinen Raum. Das Bett war frisch gemacht, am besten tat er so als würde er schlafen wenn die anderen kamen. Zadron legte sich auf sein Bett, zog die Decke über und wartete. Er holte das Buch aus der Tasche und begann erneut zu blättern, nach einiger Zeit fand er eine Seite die nicht verschmiert war, doch dies war kein Eintrag zu Prüfungen sondern etwas anderes.

Die Geister der Nacht, ich konnte ihre Kraft spüren, es war intensiver als alles was ich je zuvor in meinem Leben gespürt hatte. Mir erscheint nun alles klar, das ist die wahre Macht der Schwarzmagier von der Großmeister Xuarisno stets gesprochen hatte, eine unbändige Macht steckt in der schwarzen Magie, welche den gewöhnlichen Magieformen um Längen überlegen ist.......

Was sollte das nun wieder heißen? War dies wieder eines dieser Rätsel, die die Meister den Novizen gerne auf die Schultern legten? Oder wollte der Meister genau das Zadron das las? Wie auf so vieles kannte Zadron die Antwort auf diese Frage nicht, doch er war entschlossen herauszufinden was es damit auf sich hatte. Er blätterte auf die nächste Seite um, doch diese war unlesbar. Warum war eigentlich alles verschmiert? Stimmen drangen in den Raum, schnell schloss Zadron die Augen und versteckte das Buch unter der Decke. Nur durch einen kleinen Spalt geöffnet erkannte er zwei Gestalten die ins Zimmer kamen, er konnte nicht erkennen wer es war, aber es war auf jeden Fall Novizen und sie redeten über ihn „Hast du eine Ahnung wer das eben im Essensraum gewesen seien könnte?“ „Nein, aber Zadron hat sich so komisch rausgeschlichen. Lirbirit hat es ja ordentlich erwischt, Novizen verfügen noch nicht über so mächtige Magie, Zadron kann es nicht gewesen sein“ antwortete einer der beiden. Nun kamen weitere Novizen ins Zimmer, welche ebenfalls über den Vorfall im Essensraum sprachen „Habt ihr noch etwas von Lirbirit gehört?“ „Ja, er ist jetzt bei den Heilern, ihn muss es ziemlich schwer erwischt haben“ Zadron wurde langsam müde, vielleicht sollte er jetzt schlafen, morgen war ein anstrengender Tag. Nach wenigen Minuten schlief er schließlich seelenruhig ein, er hörte nur noch das Reden der anderen Novizen. Doch dieses verschwamm auch langsam......Der Mantel des Schlafes umhüllte seinen Geist.....

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