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Kapitel 7 – Ein heiliger Auftrag
ОглавлениеDas war er und endlich stand er hier. Der Kaiserpalast mit seinen dicken Marmormauern lag nun direkt vor Ardik. Er war der Bitte des Soldaten gefolgt und stand nun genau hier. Er hatte vor Gericht beweisen können, das er Borot nicht getötet hatte, jedoch kam der Wirt, dessen eines Auge erblindet war nicht mehr vor, Ardik hatte stundenlang darüber nachgedacht, nun, vielleicht waren es auch nur die Wirren der Justiz. Vor dem großen, bronzenen Eingang des Palastes standen zwei aufmerksam schauende Ritter und hielten große Hellebarden in die Höhe. Sie schauten ihn einen Moment fragend an, als er die Stufen zu ihnen heraufschritt, doch nach kurzer Zeit des Anschauens packten sie sich beide jeweils eine der großen Klinken und drückten das aus zwei Teilen bestehende Tor auf. Sie kannten ihn wohl schon, aber woher? Was war hier eigentlich los? Beim Vorbeischauen blickte einer von ihnen Ardik verstört an, bevor sich das Tor hinter ihm schloss konnte er nur noch die abgehackten Worte „Seid ihr nicht...“ vernehmen. Jetzt war er noch verwirrter, aber das lenkte ihn nicht ab. Er, als einfacher Jäger, stand nun im Kaiserpalast, dem Machtzentrum des Kaiserreiches. Viele Bilder von ehemaligen Kaisern und großen Schlachten zierten die rot gekachelten und glänzenden Wände. Wo er jetzt hin sollte war ihm nicht bekannt, er hatte nur die Anweisung erhalten sich zum Kaiserpalast zu begeben, mehr nicht. Wartend setzte er sich auf eine schön geschnitzte Holzbank in einer Ecke des Eingangflurs. Jetzt hatte er Zeit sich weiter umzuschauen. Viele, halb verrostete Schwerter ehemaliger maladrischer Generäle prangten in mitten von großen ???????Hold und Stahlschilden neben den Bildern. Hier war der Ort, an dem alles zusammenlief, von hier gingen die kaiserlichen Gesetzte und Befehle aus, hier tagte der Senat, wenn er denn mal tagte, die Senatoren verbrachten ihre Zeit lieber mit Saufen, als dass sie hier auch nur einmal aufkreuzten, und so musste der Kaiser so gut wie alles selber regeln. Und das hatte er in den 40 Jahren seiner Regentschaft auch gut getan, die Senatoren hatte er, obwohl sie selber die Möglichkeit gehabt hatten, niemals gebraucht, und das würde er auch in Zukunft nicht. Drei Söhne hatte der Kaiser: Prinz Wilanius, Prinz Volker und zu guter Letzt, den ewig betrunkenen Prinz Halbert. Töchter hatte er nie gehabt. Die Prinzen scherten sich genauso einen Dreck um das Reich wie die Senatoren, es war kaum ein Wunder, das das Kaiserreich langsam den Bach runterging, wenn sich niemand außer dem Kaiser dafür berufen fühlte sich um es zu kümmern, so hatten in den letzten Jahren viele große Generäle, Provinzleiter und Statthalter versucht sich einen Funken Macht im Kaiserpalast zu erhaschen. Doch einer von ihnen stach hervor, Provinzlord Arkanol, Verwalter des besetzten Arkasniens, und wäre er dort nicht an der Spitze der kaiserlichen Truppen, hätte sich das Land schon längst wieder befreit. Stattdessen wurde das ehemalige Königreich nun durch die eiserne Hand Arkanols regiert. Ein lautes „Hier entlang!“ beendete schließlich das Warten, welches Ardik die ganze Zeit an den Nerven gezerrt hatte. Zu Seinem Erstaunen kamen drei Personen auf ihn zu, eines der Gesichter erkannte er sofort wieder, es war der Offizier, welcher ihn noch vor einigen Tagen im Gefängnis begrüßt hatte. Ihm folgten zwei einfach aussehende, mit Lederklüften bekleidete Jäger. Was machten die beiden denn hier? Ardik kannte ihre Gesichter nicht, aber das war auch nicht nötig um zu erahnen, dass sie genauso wenig wussten wie er „Mitkommen Ardik!“ rief der schwarzhaarige Offizier im Vorbeigehen und Ardik folgte seinem Ruf. Er reihte sich zwischen den beiden anderen Jägern ein, die ihn extrem verblüfft anschauten „Wisst ihr was hier los ist?“ flüsterte einer von ihnen. Sie wussten also tatsächlich so wenig wie er „Ich kam gerade aus meinem Haus als er mich abholte, sieht hier alles ziemlich heimlich aus, ich weiß nicht was das hier soll“ erwiderte der Zweite. Immer noch mit Verwunderung, aber mit Drang nun endlich zu erfahren was los war folgten sie dem Offizier weiter. Es dauerte nicht lange, da stiegen sie eine Treppe hinauf, die Gegend des Palastes hier war bereits weniger geschmückt als der Eingangsflur, kaum noch Bilder, keine Schwerter zierten mehr die durch einige kleine Risse gezeichneten Marmorwände. Ohne groß nachdenken zu müssen erkannte Ardik „Dieser Teil des Palastes wird wohl kaum betreten, oder ist normalerweise nicht zugänglich“ flüsterte er seinen beiden Jägergefährten zu „Ja, du hast recht“ Ihnen fiel noch ein weiteres Detail auf, anders als unten gab es hier kein einziges Fenster, das bisschen Licht, das diesen Teil des Palastes erfüllte kam aus dem unteren Flur und von den kleinen Kerzen an den Wänden. Ein unheimlicher Ort, was würde ihnen hier gleich widerfahren? Er mochte sich gar nicht ausmalen was hier passieren würde. Sie betraten endlich einen Raum, welcher nicht nur durch schwaches Kerzenlicht beleuchtet war. Hier fanden sich einige weich aussehende, schwarze Ledersessel und ein kleiner Glastisch, auf dem eine Kanne Wein stand. Mit einer blitzschnellen Bewegung drehte sich der Offizier um und sprach mit gehobenen und doch leisen Ton „So meine Herren, will kommen im geheimen Beratungszimmer des Kaisers. Hier wurden vor einigen Jahren geheime Treffen mit Spionen und anderen Feiglingen abgehalten. Doch heute wollen wir diesen Raum nutzen um etwas anderes zu besprechen, setzt euch doch bitte“ Die drei folgten seiner Bitte und setzten sich jeweils auf einen Sessel. Nachdem sich der Offizier einige Zeit umgesehen hatte und sich anscheinend versichern wollte, das ihnen niemand zuhörte setzte er sich ebenfalls auf den vierten der Sessel, welcher direkt mit dem Rücken zur Tür stand „Ihr seid heute nicht durch meinen Befehl hier“ erklärte er „Sondern direkt durch den Befehl des Kaisers höchstpersönlich. Ihr wurdet auserwählt da ihr die besten Jäger weit und breit zu sein scheint. Denn für den Auftrag den ihr erhalten werdet, müsst ihr Wochen, ja sogar monatelang in der Wildnis überleben können“ Ardik hörte weiter gespannt zu „Wir ihr vielleicht wissen solltet, steht die Lage in Arkasnien immer schlechter für das Kaiserreich, es sind nicht nur irgendwelche aufständischen Bauern, gegen die wir da kämpfen, Nein! Es ist der Silberne Rabe, oder wie er dort auch gelegentlich in der alten Sprache der Alranen, dies waren die Vorfahren der Arkasnier, genannt wird, der ''Ethan Koraki''. Hat einer der heute Anwesenden schon einmal etwas vom Silbernen Raben gehört?“ Stille „Also nicht, das hätte ich mir ja denken können. Der Silberne Rabe ist eine hochkomplexe Widerstandorganisation, nicht wie der Bauernpöbel den ihr kennt, Nein! Sie haben die Schlagkraft und die Struktur einer Armee. Und sie sind auch nicht nur eine Armee, sie sind ein ganzer Kult. Ein Kult der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Arkasnien wieder aus der Hand des Kaiserreiches Maladrien zu befreien. In den letzten Jahren haben wir uns zahlreiche Gefechte mit diesen Freiheitskämpfern geliefert. Aber kaum einen Sieg konnten wir davon tragen. Wir brauchen Leute, die den Ethan Koraki von innen heraus infiltrieren und uns berichten was die oberste Führungsriege plant“ Erstaunen machte sich breit, wieso sie? Waren nicht ausgebildete Spione viel besser dafür geeignet? „Wieso wir?“ Warf Ardik ein und setzte sich in seinem Sessel aufrecht „Was denkst du denn? Ihr seid einfache Jäger, ihr seid unauffällig, wenn ihr es nicht schaffen könnt, dann kann es keiner. Außerdem habt ihr keine andere Wahl, ihr seid treue Bürger des Reiches und werdet den Befehlen des Kaiser Folge leisten. Ab dem heutigen Tage an habt ihr offiziell den Rang eines Leutnant in der Maladrischen Armee, macht das Beste daraus“ „Und was soll ich meiner Frau sagen?“ rief einer der anderen Jäger, der Offizier rollte nur mit den Augen und verschränkte die Armee vor der Brust „Falls ihr im Dienst Maladriens fallen solltet, wird euer Weib jedes Jahr genug Geld erhalten, sozusagen eine Witwenrente“ Der Jäger sackte wieder in seinen Sessel zurück „Wir müssten aber nach Arkasnien“ sagte Ardik in vorsichtigem Ton „Ja, in der Tat, und bis dahin ist es kein Spaziergang, das könnt ihr mir glauben. Ihr werdet aber trotzdem alleine gehen müssen, wir können es nicht riskieren, das ihr auf dem Weg mit kaiserlichen Soldaten gesehen werdet“ Dies war ein schlagkräftiges Argument „Ich werde euch jetzt die genauen Instruktionen geben“ Mit herrischem Ton fuhr er fort „Ihr werdet noch heute Abend ein Pferd bei Bens Ställen satteln. Ihr werdet euch zur Hauptstraße beim Garuma Wald begeben und von dort aus Richtung Arkasnien reiten. Das Beonias Gebirge werdet ihr dann in den nächsten Tagen überqueren müssen, keine Sorge, es ist lange nicht so hoch wie es die Berge in Arkasnien sind. Nach einigen weiteren Tagen werdet ihr dann den Gadga erreichen, seid vorsichtig, seine Fluten sind reißend. Damit habt ihr die arkasnische Grenze erreicht. Passt auf, von hier an wird es gefährlich, ihr begebt euch auf direktem Weg zu einem kleinen Feldlager östlich von Ajunga Ir, dort werdet ihr einen General treffen, dieser wird euch dann weitere Instruktionen geben, verstanden?“ Ein breites Nicken ging durch die Runde. Ardik hatte die Karte Tarnas vor seinem geistigen Auge, das würde tatsächlich kein Spaziergang werden, wenn sie keinem Wolfsrudel oder Banditen in die Hände liefen, dann würde sie sicherlich irgendwo einen Abhang hinunterstürzen. Er musste bei diesem Gedanken leicht schmunzeln. Nun drehte der Offizier seinen Kopf direkt zu Ardik „Für euch habe ich etwas ganz besonderes“ Nun hatte er seine vollste Aufmerksamkeit. Mit behutsamen Griff holte er ein, in Leinentuch eingewickeltes Etwas heraus „Das hier hat euer Freund Borot einige Tage vor seinem Tod anfertigen lassen. Er gab sein gesamtes Vermögen aus um dieses wunderbare Stück Handwerkskunst für euch schmieden zu lassen“ Für ihn? Wieso für ihn? Ardik nahm es entgegen. Als er es ein wenig betastete, erkannte er sofort was es war, mit freudiger Erwartung begann er das Leinentuch abzuwickeln. Und tatsächlich! Was er da in den Händen hielt, war ein langes und geschmeidiges Einhandschwert, noch blitzblank funkelte seine Klinge ihm entgegen und spiegelte sich in seinen Augen. Der Griff war silbern und von kleinen Edelsteinen besetzt, der größte dieser Edelsteine befand sich am Knauf, es war ein großer, blauer Saphir, welcher im Kerzenlicht majestätisch funkelte. Eine wahrhaft mächtige Waffe, ihre Leichtigkeit war kaum zu übertreffen, war dieses Schwert etwa aus.. „Ja, und bevor ihr fragt, dieses Schwert ist aus echtem Nordeisen. Dadurch ist es extrem leicht, unzerbrechlich und deutlich schärfer als gewöhnliche Klingen. Da hat Borot euch ein wahres Geschenk gemacht“ Ardik betrachtete nun die wohlgeformte Klinge und erkannte schnell einen kleinen Schriftzug ''Lurnar'' War dies etwa der Name des Schwertes? Wenn ja, dann hatte Borot einen guten gewählt, Ardik wusste zwar nicht was Lurnar bedeutete, doch er war sich sicher, das Borot diesen Namen nicht unüberlegt gewählt hatte. Behutsam steckte der Lurnar an den Gürtel, es saß dort zwar nicht perfekt, aber er würde sicher noch eine ordentliche Halterung finden. Viele Fragen blieben noch offen, warum hatte Borot sein gesamtes Geld für dieses Schwert ausgegeben? Wusste er, dass er sterben würde? Oder war er einfach nur verschwenderisch? Doch die wichtigste Frage lautete: Warum hatte er das Schwert allein für Ardik anfertigen lassen? So sehr er auch nachdachte, er fand keine Antwort auf diese Fragen. Die beiden anderen Jäger schauten ihn skeptisch an „Wer bist du überhaupt?“ Stieß einer von ihnen heraus, Ardik zögerte nicht mit seiner Antwort „Mein Name ist Ardik, ich bin ebenfalls ein Jäger wir ihr“ „Bist du nicht dieser Kerl, der gestern vor Gericht wegen eines angeblichen Mordes stand?“ „Ja, ich war es aber nicht und konnte dies auch beweisen“ „Ja, davon haben wir gehört, weißt du eigentlich, dass haufenweise selbsternannte Monstertöter jetzt auf der Jagd nach diesem Vieh sind, das deinen Freund umgebracht haben soll?“ Ein lauter Ruf unterbrach das Gespräch „Ist das hier ein Kaffeekränzchen? Beim Pferdestall werdet ihr saubere Kleidung und Proviant mitbekommen. Jetzt beeilt euch, ihr habt alle Befehle“ Die drei erhoben sich von ihren Sesseln, während der Offizier jedoch sitzen blieb. Sie schauten sich noch ein letztes Mal an, dann verschwanden sie durch die große Tür, durch welche sie gekommen waren. Ihnen stand eine lange und harte Reise bevor, denn nun, standen sie im Dienste des Kaisers.