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Kapitel 6 – Das erste Privileg

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Zadrons Blick war fest und starr auf den vor ihm liegenden Steinboden gerichtet. Heute war der Tag. Der Tag an dem für ihn alles entschieden wurde. Der Tag des ersten Privilegs. Wie und was dieses Privileg nun sein mochte, konnte Zadron noch nicht ganz sagen, er wusste nur das es wichtig war, wichtig für sein Leben und wichtig für den dunklen Orden. Denn am heutigen Tage sollte entschieden werden, welcher der Novizen den Großlord zur grauen Festung begleiten durfte, um dort seine Ausbildung abzuschließen. Der Großlord, so hieß es jedenfalls, könne auch nur ohne eine einzige Prüfung feststellen wer würdig sei. Ein Blick genüge, hatte Zadron gehört, demnach konnte er gleich nicht besonders viel falsch machen. Er und die anderen Novizen hatten kniend eine Art Gang am Haupttor errichtet. Sehnsüchtig und voller Erwartungen knieten sie dort. Jeder in der Hoffnung, dass er der Auserwählte sein würde, doch alle bis auf einen einzigen würden heute bitter enttäuscht werden. Es gab Geschichten über die, die sich das Leben nahmen, da sie nicht auserwählt wurden. Und selbst wenn sie es wurden, war ihr Schicksal immer noch ungewiss, ob sie dort zum mächtigen Schwarzmagier oder zum gefürchteten Inquisitor wurden. Ersteres würde ihnen einen monumentalen Umgang mit der Schwarzen Magie ermöglichen. Die Inquisitoren des Ordens waren die, über die man am wenigsten wusste. Sie hüllten sich in dunkle Umhänge und waren mit dem Schwert, genauso wie in Magie begabt, zwar nicht so sehr wie die Schwarzmagier aber dennoch beherrschten sie einige Zaubersprüche. Ihre Kampfkunst war die effektivste und tödlichste in ganz Tarna, niemand wollte freiwillig mit ihnen die Klinge kreuzen, beziehungsweise, DIE Klingen, denn Inquisitoren trugen meistens nicht nur eines, sondern direkt zwei Schwerter auf dem Rücken, wobei sie jedoch meistens nur eines, außer in besonderen Situationen zwei verwendeten. Zadrons Knie schmerzten vom bereits 15 Minuten langen Hocken. Doch sein Warten würde sich jeden Moment bezahlt machen, und das tat es auch. Er zuckte zusammen als plötzlich ein ohrenbetäubendes Klirren und gleichzeitiges Knarren den Hof erfüllte. Das Haupttor öffnete sich. Die Magier der Akademie standen bereits in ihren pechschwarzen Roben an der Spitze ihrer Novizen, um den Großlord, dessen Name immer noch nicht bekannt war mit allen Ehren zum empfangen. Die Luft fühlte sich jetzt kälter an, kälter als noch vor fünf Minuten. Er war ganz in der Nähe, jeder konnte es spüren. Ein Zittern ging durch die Reihen die Novizen, als ein großer Mann auf den Hof trat. Umhüllt von einem kohlschwarzen Umhang klapperten die Platten seiner silbernen Rüstung, sein Gesicht konnte man kaum erkennen, denn dieses war fast vollständig von einer Kapuze umhüllt. Er trat mit prüfendem Blick auf den Hof, Zadron konnte das Blitzen seiner roten Augen für einen kurzen Moment erkennen. Ihm folgten zwei, ebenfalls in dunkle Kleidung gehüllte Flaggenträger, die die Fahne des Dunklen Ordens empor hielten. Man konnte sehen wie einer der Magier mit dem Großlord sprach, doch verstehen was sie sagten konnte Zadron nicht. Er konnte nur für einen kleinen Moment sehen, wie Meister Irkarak extrem verwundert dreinschaute, sich seine Gesichtszüge dann aber wieder normalisierten. Anscheinend hatte der Großlord etwas ausgesprochen, was für die normale Auswahlprozedur nicht ganz üblich war. Zadron wurde immer angespannter als der dunkle Meister langsam und mit ruhigem Schritt unter dem Stapfen seiner schweren Nordeisen Stiefel an den Reihen der knienden Novizen vorbei schritt. Sein Blick, soweit man ihn erkennen konnte war streng und voll konzentriert, er musste auswählen, er war es, der die Nachkömmlinge und baldigen Magier und Inquisitoren des Ordens aussuchte, von ihm hing mehr ab, als von jedem Schwarzmagier hier in der Akademie. Er, so hieß es, war unfehlbar, er war der Abgesandte des Schwarzen Rates, wer sich mit ihm im Kampf versuchte zu messen, würde einen qualvollen Tod erleiden. Zadron hatte sich schon immer gedacht, dass diese Aussagen ein bisschen übertrieben waren, aber, ein Fünkchen Wahrheit musste doch drin stecken. Sein Herz schlug schneller als sich der Großlord zu seinem Nebenmann herunterbeugte, er konnte seinen Atem jetzt ganz genau spüren, er war kalt und angsteinflößend, aber auch etwas Beruhigendes lag darin, etwas Vertrautes, etwas Schützendes. Ein heller roter Blitz zuckte vor seinen Augen, sein Nebenmann, der gerade noch gekniet hatte fiel mit Pupillenlosen Augen auf den Steinboden. Die Hand des Großlords, welche er vorher noch an seinen Schädel gelegt hatte rauchte leicht „Er war nicht würdig.....“ Diese Stimme war so finster wie die Nacht und so rau wie Sandstein, dies war die Stimme des Großlords, der gerade wieder dabei war sich aufzurichten. Zadron atmete schwer, hatte er gerade seinen einstigen Ausbildungsgefährten kaltblütig getötet, weil er nicht würdig gewesen war? Ja, so schien es. Wäre er würdig? Oder würde er gleich auch getötet werden? Nun beugte sich der Großlord zu ihm herunter, die verbliebenen Novizen guckten die beiden gespannt an. Der Großlord schaute Zadron jetzt genau in die Augen, es war ein fesselnder Blick, der ihn nicht mehr los ließ „Wie ist dein Name Novize?“ Zadron brachte auf diese Frage kaum ein Wort heraus, doch er nahm all seinen Mut zusammen „Zadron, mein Name ist Zadron, dem Dunklen Orden stets in ewiger Treue zu dienen Großlord“ Er lächelte ihn an und stieß hinaus „Große Worte, kannst du sie auch durch große Taten beweisen?“ Nun verstand Zadron gar nichts mehr, was für große Taten, er dachte nicht weiter nach, sondern antwortete „Natürlich Meister, jederzeit“ Einen Moment herrschte Stille, dann kamen die großen Worte aus dem Munde des Großlords „Dann sei es so!“ Er erhob sich stolz und verkündete zu Zadrons Erstaunen mit einem lauten und finsteren Ton in die Menge, welcher von allen Mauern der Akademie wiederhallte „Ich habe ihn gefunden, der Auserwählte wurde gefunden, Zadron, Sohn des Xares wird seine Ausbildung in der grauen Festung abschließen!“ Xares? Wer? Zadron hatte diesen Namen noch nie gehört, für wahr, er hatte seinen Vater nie kennen gelernt, aber ohne das er weiter nachdenken konnte brach ein rauschender Jubel in der gesamten Akademie aus, die Novizen und Magier riefen ihm Glückwünsche zu, welche er jedoch nicht verstehen konnte. Es war der glücklichste Moment seines Lebens, ER, ja allein ER bekam das erste Privileg, nämlich ein vollständiges Mitglied des Dunklen Ordens zu werden. Ohne dass er es wirklich merkte packte ihn der Großlord mit seinen aus Nordeisen bestehenden Handschuhen bedeckten Händen am Arm und führte ihn unter dem Jubel der Akademie mit stolzen Schritten zum Haupttor. Zadron begriff nicht ganz was gerade passiert war und warum das Tor immer näher zu kommen schien, aber er wusste, dass er einen neuen Lebensabschnitt begonnen hatte, der ihn auf ewig mit der Finsternis verband. Das Tor öffnete sich, sein Knarren konnte man unter dem tosenden Jubel nur schwer vernehmen. Kein Moment war mit diesem vergleichbar, es war Zadrons Schicksalstag, dieser Tag hatte sein Leben entschieden, und diese Entscheidung des Schicksals war einmalig, nie wieder würde ihn so eine Flut von Glück überrollen, oder etwa doch? Man konnte ja nie wissen. Ein Krachen riss ihn aus seinen Gedanken, das Tor war hinter ihnen zugefallen und dämpfte den Jubel der Akademie stark ab. Sie standen nun draußen, der Großlord stand mit verschränkten Armen vor ihm und blickte auf die weite Berglandschaft Arkasniens hinaus, er schien tief in Gedanken. Zadron traute sich nicht ihn anzusprechen, zu schüchtern war er noch. Aber ansprechen brauchte er ihn auch gar nicht mehr, denn nach wenigen Sekunden drehte sich der Großlord wieder zu ihm um, er senkte den Kopf und sprach „Du wirst also der Neue sein, ich wusste es von Anfang an, ich habe es dir angesehen, DU bist sein Sohn, hätte ich ja ahnen können. Und genau wie er findest du zum Dunklen Orden, nun, wie der Vater, so der der Sohn“ „Ich verstehe nicht ganz Meister, ihr habt einen Xares erwähnt, wer.....“ „Sei still, das erkläre ich dir ein anderes Mal, frag mich nichts über ihn, bevor ich dir nichts freiwillig über ihn erzähle!“ unterbrach der Großlord ihn „Jawohl“ antwortete Zadron eingeschüchtert „Du solltest nicht so eingeschüchtert klingen, in der grauen Festung wirst du als Schwächling nicht überleben“ erklärte der Großlord. Zadron zögerte einen kleinen Moment, doch schnell erinnerte er sich wieder an die Worte „Nicht schüchtern sein“ Entschlossen fragte er „Was werden wir jetzt tun?“ „Was wir jetzt tun werden? Das ist doch vollkommen klar, ich werde dich zur grauen Festung bringen, sie liegt im Westen, aber das solltest du bereits wissen. Es kann einige Tage dauern und mit Problemen ist zu rechnen, also sei darauf gefasst, dass du nicht ohne einige Wunden ankommen wirst“ „Kann ich schnell noch meine Sachen aus der Akademie holen, Bücher, Ersatzroben, meinen Stab“ „Nichts da, wichtig ist, dass du dein altes Leben hinter dir lässt, damit du dein neues voll und ganz dem Orden widmen kannst“ antwortete er forsch. Zadron verstand das sehr gut „Wo sind unsere Pferde“ fragte er ihn raschen Ton. Der Großlord lächelte nur kurz und machte eine leichte Handbewegung, schwarzer Rauch stieg von seiner Handfläche aus empor. Eine kurze Zeit lang passierte nichts, bis sie das laute Wiehern von Pferden vernahmen, die in vollem Galopp aus dem Wald auf sie zu kamen „Wie habt ihr?“ „Das erkläre ich dir ein anderes Mal“ Dieser Aufbruch war sehr abrupt. Der Großlord wies auf das zweite der beiden vor ihnen stehenden Pferde auf. Es war ein kräftiger Rappen, sein schwarzes Fell glänzte in der heißen Sonne, jedoch ein wenig schwach scheinenden Sonne „Du wirst Fero nehmen, er ist nicht so ein unangenehmer Zeitgenosse wie mein Kuaron hier, du solltest ihn recht gut reiten können. Du kannst doch reiten, oder?“ Zadron zögerte, er hatte als Kind die Kunst des Reitens nur schwerlich erlernen können und war sich nicht sicher ob er sie immer noch beherrschte „Ich denke schon“ brachte er unsicher heraus. Der Großlord verdrehte die Augen „Na, das kann ja was werden“ Zadron näherte sich dem Tier vorsichtig, Fero schnaubte, als er ihn näher kommen sah, der Großlord schaute belustigt und mit einem breiten Grinsen auf den Lippen zu. Schließlich schaffte es Zadron den Sattel zu packen und sich herauf zu schwingen, es war gar nicht so hoch wie er immer gedacht hatte, obwohl er von hier oben einen deutlich besseren Ausblick genoss. Mit einem leichten Zug an den beiden Zügeln setzte sich der Rappen vorsichtig in Bewegung. Inzwischen hatte sich auch der Großlord auf seinen Schimmel Kuaron geschwungen und ritt wegweisend voran. Zadron hatte große Probleme sein Pferd zu lenken, manchmal ging es zu weit nach links oder nach rechts, manchmal blieb es auch einfach stehen, aber nach einigen Minuten hatte er den Dreh raus und konnte Fero nun ohne Probleme steuern. Er folgte dem Lord auf einen kleinen, schmalen Trampelpfad, welchem sie folgten. Ob er wohl genug Proviant dabei hatte? Die Route hatten sie ebenfalls noch nicht geklärt. Langsam wurde die Akademie am Horizont immer kleiner und verschwand bald hinter den dicht aneinander gereihten Nadelbäumen. Es war eine Art Abschied, jedoch kein endgültiger, das wusste Zadron. Er ritt ein wenig an den Großlord heran, der anscheinend genau wusste wo es lang ging und fragte „Habt ihr bereits eine Route, bis zur grauen Festung ist es weit und ohne....“ „Schweig still, natürlich habe ich eine Route, Nahrung werden wir uns jedoch auf dem Weg selbst besorgen müssen“ „Selbst? Wie meinst ihr das?“ „Du kannst doch mit einem Bogen umgehen oder?“ „Ja schon, aber.....“ „Nichts aber, das wird kein kurzer Weg, wir müssen den Westpass überqueren, und zwar bevor ihn der nächsten Schneesturm erreicht“ „Und wenn wir in ein Scharmützel zwischen dem Silbernen Raben und den kaiserlichen Truppen geraten“ Der Lord atmete kurz tief ein bevor er antwortete „Dann werden wir uns da raus halten, der Dunkle Orden war in diesem Krieg bist jetzt neutral, und bevor kein anderer Befehl vom Schwarzen Rat kommt, werden wir uns nirgendwo einmischen“ „Wir werden gegen Abend an einem kleinen Dorf vorbeikommen, es gehört den kaiserlichen Truppen, die Besatzer sind eigentlich recht umgänglich, wenn man weiß, was man sagen muss“ Fügte er hinzu „So? Und was?“ fragte Zadron „Wenn du sie in Ruhe lässt und nicht zufällig zum Silbernen Raben gehörst, werden sie dich einigermaßen in Ruhe lassen. Und wenn du angesprochen wirst, lass mich reden, obwohl sie sowieso viel zu viel Angst haben um ein Mitglied des Dunklen Ordens anzusprechen“ „Könnt ihr ungefähr sagen wie viele Tage wir zum Westpass brauchen?“ „Drei. So weit ist er ja auch nicht entfernt, aber wenn wir ihn überqueren, werden uns dort einige böse Überraschungen erwarten. Neuesten Berichten einiger Dorfbewohner zufolge, die am Fuß des Passes leben, sollen dort Schneegreife gesehen worden sein. Wenn dem wirklich so ist, dann können wir uns auf etwas gefasst machen“ Zadron musste bei dem Gedanken an Greife schlucken, bei seiner letzten Begegnung mit einem vor fünf Jahren hätte er fast seine Beine verloren, er hatte Glück, dass gerade ein Trupp maladrischer Soldaten vorbeikam und dem Vieh einen Bolzenhagel in die Brust schoss, wegen dieses Ereignisses, war er den Besatzern immer noch zu Dank verpflichtet. Kein einziger Sonnenstrahl erreichte nunmehr den Boden, die grauen Wolken bedeckten den Himmel nun vollständig, kein einziges blaues Loch mehr, nur noch eine einzige graue Masse. Die ersten, kleinen Regentropfen folgten nach nicht allzu kurzer Zeit. Zadron konnte sie auf seinem Gesicht spüren und wie sie immer stärker wurden. Ein harter Schauer stand ihnen bevor, sie würden das Dorf heute abend wohl eher nur nass erreichen. Schauer waren hier im Norden keine Seltenheit, und wenn sie kamen, dann kamen sie auch mit einer Härte, die einem schon fast blaue Flecken zufügte.... Im Laufe des Nachmittags erreichten sie die große Arkasnische Hauptstraße, welche in der einen Richtung nach Ajunga Ir und in der anderen Richtung zum Westpass führte. Erst hier, in der Nähe der großen Pflastersteine konnte man bereits die ersten Ausläufer des Westpasses erkennen, selbst sie waren bereits höher als jedes maladrische Gebirge, und sicher auch gefährlicher. Zadron war sich nicht sicher wie lange sie noch bis zum Dorf brauchen würden, am Abend sollten sie ankommen, aber obwohl die Sonne noch hoch am Himmel stand, konnte man bereits in weiter Ferne eine kleine Aneinanderreihung von Häusern erkennen. Dieses Dorf lag in einem kleinen Tal, dessen Abhang sie erst noch herunterreiten mussten.

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