Читать книгу Samo - György Szitas - Страница 8
Die Fallen schnappen zu
ОглавлениеTargitios „der Jüngere“, hieß so, weil er ein Nachfahre des Mannes war, der einst an der Seite des großen Khagans Bajan gegen Byzanz gekämpft und denselben Namen getragne hatte. Bald würde auch er gegen Byzanz ziehen, aber jetzt freute er sich darauf, wieder bei „seiner“ slawischen Frau sein zu können.
In dem Dorf zu dem er mit seinen Männern unterwegs war, hatte er schon in mehreren Wintern die Frauen beglückt und Kinder gezeugt. Und die Awaren brauchten slawische Kinder.
Die awarischen Frauen waren immer so zänkisch, wenn er zu ihnen kam. Aber diese Slawinnen ....
Am Anfang wollten sie zwar nie so wie er selbst, aber wenn er sie erstmal zurechtgeritten hatte, waren sie sehr umgänglich, vielleicht auch aus Angst um ihre Männer und Kinder – aber das war Targitios egal.
Störend dabei waren immer nur diese idiotischen Ehemänner, die meinten sie müssten ihre Ehre oder die Ehre ihrer Frauen verteidigen.
„So ein Unsinn!“ dachte Targitios. Für die Slawen war es schon Ehre genug, dass er sie am Leben ließ.
Letzten Winter hatte so ein Volltrottel doch tatsächlich einen seiner Unterführer erstochen, weil der seine Frau genommen und ihn aus dem Haus geworfen hatte.
Sie hatten ihn dann als mahnendes Beispiel durch Pferde vierteilen lassen, die Teile um das Dorf in dem er gelebt hatte herum aufgehängt, das Dorf abgebrannt und die restlichen Dorfbewohner – einschließlich der Frau, deren Ehre er verteidigen wollte – erschlagen oder von Pferden todtrampeln lassen.
Aber die Tochter dieses Bauern – bei dem Gedanken schnalzte Targitios mit der Zunge – hatte er mit zu seinen Haus an der Theiß genommen. Dort diente sie nun seinem ältesten Sohn als Sklavin und Gespielin. Sein Sohn sollte schließlich auch auf seine Kosten kommen, wenn er über den Winter schon zu Hause bleiben musste, weil er noch nicht alt genug für das Leben eines Kriegers war.
Das alles natürlich erst, nachdem Targitios sich ihrer angenommen hatte.
Diejenigen Dorfbewohner, die das Martyrium mit den Pferden überlebt hatten, hatten sie lebend in eine Grube geworfen und mit Erde bedeckt. Dass sie das ganze Dorf lebend begraben hatten, war eine Lüge.
So grausam waren die Awaren dann auch nicht.
Der Aware glaubte nicht, dass sich in diesem Winter noch irgendjemand gegen ihn oder seine Männer wehren würde.
Targitios war der derzeitige Befehlshaber aller awarischen und slawischen Truppen im Gebiet der südlichen March, die dort in die Donau fließt. Das alte römische Castellum hatte er ausbauen lassen, so dass dort nun fünftausend Mann mit ihren Pferden problemlos untergebracht werden konnten.
Momentan verfügte das Castellum über lediglich zweitausend Mann Besatzung, da sich die anderen Krieger in ihren Slawendörfern befanden, um sich verköstigen zu lassen und während des Winters aufzuwärmen. In dem Castellum konnte es sehr kalt und einsam werden.
Nach etwa zwanzig Tagen wurden kehrten die frisch aufgewärmten Krieger wieder zurück und lösten die verbliebene Besatzung ab.
Sollte es jemand wagen sein Castellum anzugreifen, konnten die anwesenden Krieger problemlos die Verteidigung halten, bis die auswärtigen Männer einem eventuellen Belagerer in den Rücken fallen konnten.
Aber wer sollte das schon wagen?
Das Dorf zu dem er jetzt wollte, lag am Zufluss der Velička in die March und würde ihn und 50 weitere Männer für die nächste Zeit beherbergen.
Targitios' Kundschafter waren gut, auch wenn er in den letzten Monaten einige von ihnen verloren hatte. Weshalb das so war, konnte er nicht so ganz nachvollziehen.
Planten die Slawen einen Aufstand?
Nackte, schlecht bewaffnete Krieger gegen eine vollausgerüstete, awarische Einheit?
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Samo saß hoch in den Bäumen auf einem Sitz, den seine Pioniere – wie in jedem anderen Dorf auch – gebaut hatten.
Etwa in Weite eines Pfeilschusses entfernt, auf dem Pfad, der in das Dorf führte, schlängelte sich ein Zug von etwa 50 Awaren zu dem Dorf an der Velička hin.
Sie schienen vergnügt und sorglos zu sein, denn sie machten keinerlei Anstalten auch nur die geringsten Anzeichen von Vorsicht walten zu lassen. Oder waren Samo und seine Männer in den letzten Monaten so übervorsichtig gewesen, dass ihm das sofort auffiel?
Er ahmte den Ruf eines Käuzchens nach und sah von seinem Beobachtungsposten aus, dass sich seine Männer und die Slawen, die sich ihnen angeschlossen hatten, in den Hütten verschwanden.
Die Awaren waren nun in dem Dorf angekommen, allerdings stieg nur der Anführer – ein kräftiger Mann, der wohl schon einige Schlachten gesehen hatte – ab und bedeutete seinen Leuten auf den Pferden zu bleiben. Jedenfalls stieg sonst niemand ab.
Der Anführer hatte eine bessere und aufwändiger gearbeitete Rüstung als seine Männer und an dem Helm waren drei Pferdeschwänze befestigt.
Irgendetwas lies ihn langsamer und vorsichtiger wirken, als noch vor ein paar Minuten. Hatte er etwa die Falle gerochen?
Jetzt betrat er das erste Haus.
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Der Ruf eines Käuzchens ertönte kurz bevor die Awaren in das Dorf kamen und es begann leicht zu schneien, was nicht ungewöhnlich war, wenn man bedachte, dass der Mond dieses Jahr bereits zum elften Mal im letzten Viertel stand.23
Targitios wurde misstrauisch. Irgendetwas passte hier nicht so recht ins Bild, irgendetwas fehlte hier – nur konnte der Aware beim besten Willen nicht erkennen, was das war. Er zügelte sein Pferd und stieg ab, bedeutete aber seinen Begleitern auf den Pferden zu bleiben.
Dann betrat der awarische Befehlshaber Targitios, der Jüngere das erste Haus. Zwei Sekunden später wusste er, was ihm seltsam vorgekommen war – aber da war es für ihn zu spät.
Der letzte Gedanke den er hatte war: „Kinder!“
Aber seine Kinder würden ihren Vater nicht mehr wiedersehen.
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Sollte alles so funktionieren, wie Samo es geplant hatte, dann sollte der Aware jetzt mit aufgeschlitzter Kehle in dieser Hütte liegen. Gab es Probleme, hatte Samo um das Dorf zwanzig Bogenschützen verteilt, die ebenfalls in den Bäumen saßen und nur auf ein Zeichen von ihm warteten.
Unten im Dorf geschah inzwischen … NICHTS!
Die anderen Awaren blieben auf ihren Pferden sitzen, als wären sie zu Stein erstarrt.
Samo wartete ab. Der Dorfzugang würde jetzt von zehn Schwert- und Axtkämpfern geschlossen werden, die auf ihren Pferden den Reitern der Awaren einen harten Kampf liefern würden.
Einer der Awaren stieg vom Pferd und schritt vorsichtig zu dem Häuschen, in dem sein Anführer verschwunden war.
Vorsichtig öffnete er die Tür und stieß einen gellenden Schrei aus. Offenbar hatte er seinen Anführer gefunden.
Samo blies in sein Horn und sofort wurde ein Pfeilhagel auf die verdutzten Awaren abgefeuert, dem die meisten zum Opfer fielen, da die Pfeile nicht „blind“ abgeschossen wurden, sondern die Awaren gezielt trafen.
„Die monatelange Ausbildung hat sich offenbar gelohnt“, frohlockte Samo im Stillen.
Nun griffen seine Reiter ins Geschehen ein und machten die Awaren nieder, die dem Pfeilhagel entkommen waren.
Der ganze Kampf hatte gerade einmal zehn Minuten gedauert und kein Franke und kein Slawe war auch nur ansatzweise verletzt worden. Von den Awaren dagegen war keiner am Leben geblieben.
Samo kletterte von dem Baum herunter, was mit dem verletzten Bein nicht einfach war, bestieg sein Pferd und ritt ins Dorf. Die Bogenschützen waren ebenfalls von ihren Bäumen geklettert und ins Dorf geeilt. Die Männer wollten ihren Anführer hochleben lassen, aber der bremste sie:
„Ihr könnt feiern, wenn die anderen Dörfer genauso erfolgreich waren, wie wir hier und sich für die nächste Zukunft kein Aware mehr in unser Gebiet traut!“ wies er seine Leute zurecht.
„Sichert das Dorf, damit die Bauern wieder hierher zurück können und fangt nicht an irgendwelche Schlampereien durchgehen zu lassen, nur weil wir ein paar Awaren erschlagen haben. Sonst ist dieser Aufstand schneller vorbei, als er begonnen hat. Ich schicke euch einen Wagen, für die erbeuteten Waffen. Sucht Ihr Euch inzwischen die Waffen aus, die Ihr selbst gebrauchen könnt. Die erschlagenen Awaren verbrennt Ihr außerhalb des Dorfes, damit ihr Gestank nicht ins Dorf hineinzieht.“
Dann gab er seinem Pferd die Sporen und ritt zur Burg seines Schwiegervaters Vazlav, die an der Mündung der Thaya in die March lag. Er wollte wissen, wie es in den anderen Dörfern verlaufen war und freute sich darauf seine Frau Rodźisława wieder zu sehen. Seitdem er verwundet worden war, waren sie sich nicht mehr begegnet.
+++
Rodźisława wartete in der Burg ihres Vaters auf ihren Gemahl. Ob es den anderen Frauen auch so ergangen war wie ihr? Sie vermutete es, aber sie hatte gehört, dass Samo wegen seiner Verletzung einige Zeit bei den Hana verbracht hatte und dass die Tochter der südlichen Wenden, Drahomira, ihn dorthin begleitet hatte.
Sie sah Drahomira keineswegs als Konkurrentin, aber irgendwie wurmte es sie, dass ausgerechnet die älteste von Samos Frauen immer um ihn herum war. Außerdem war die jüngste Frau des Samo, Bozena eine Hana und sie konnte sich recht gut vorstellen, dass ein Mann wie Samo es ausnutzte, dass er zwei seiner Frauen bei sich hatte.
Rodźisława zählte mittlerweile vierundzwanzig Sommer und sie wollte ihren Mann auch ab und zu einmal für sich haben – ohne, dass seine anderen Frauen ihr im Weg waren. Da Samo zuerst zu den Hana gebracht worden war, fühlte sie sich etwas … zurückgesetzt.
Es klopfte an der Türe und ihre Magd, Theofanu, trat ein. Rodźisława wollte die Schönste unter Samos Frauen sein. Schlank war sie gewachsen, hatte einen handgroßen Busen und eine eher schmale Hüfte, dazu lange braune Haare, die ihre Magd jetzt zu einem langen Zopf flocht, der ihr dann aufwändig um den Kopf geschlungen wurde. So trug sie ihr Haar immer bei besonderen Anlässen und es brachte ihren schlanken Körper gut zur Geltung.
Bozena war etwas kleiner als sie, auch eher schmal, aber mit einem runden freundlichen Gesicht, in dem der Schalk der Jugend zu sehen war. Ihre blonden Haare trug sie meistens, als wäre es der Schweif eines Pferdes. Drahomira hingegen wirkte mit ihren 25 Lenzen wie eine große Schwester, wusste über viele Dinge Bescheid, wirkte aber eher wie ein Mauerblümchen, mit ihren vollen Hüften. Ob Samo das auch so sah, wusste sie nicht, aber für ihren Geschmack war Drahomira etwas zu rund.
Die anderen beiden Frauen von Samo kannte Rodźisława zu wenig, als dass sie sich ein Bild von ihnen machen konnte. In jedem Fall wollte sie eine Führungsrolle unter Samos Frauen einnehmen und irgendwann würde Drahomira – die diese Stellung jetzt innehatte – für Samo einfach zu alt werden. Sie jedenfalls wollte ihm zeigen, welche Frau am besten zu ihm passte.
Und sollte das nicht wirken, gab es ja noch andere Mittel und Wege um an die Macht zu kommen, die ihr zustand, dachte sie bei sich.
+++
Samo hatte noch einen langen Ritt vor sich, für den er vermutlich die restliche Nacht brauchen würde.
Die Awaren waren kurz vor der Dämmerung in das Dorf gekommen und er war gespannt, was in den anderen Dörfern geschehen war.
Er folgte dem Lauf der March, kürzte bei den vielen Mäandern des Flusses jedoch ab, damit er nicht zu lange brauchen würde. Ladislaus hatte ihm diese Abkürzungen gezeigt, durch die sich teilweise eine Stunde Wegstrecke sparen ließen.
Sein junger Freund war weiter nach Norden gereist, um den Awaren dort aufzulauern, wie er sagte. Aber Samo hatte den Verdacht, dass Ladislaus dort oben mittlerweile eine Geliebte hatte und dass er den Winter bei ihr verbringen wollte.
Er konnte ihn gut verstehen und dachte an Drahomira, die er vor ein paar Wochen verlassen hatte.
Sie hatte sich etwas von ihm zurückgezogen und immer öfter Bozena zu ihm geschickt. Als er sie darauf angesprochen hatte, hatte sie ihn angelächelt und gemeint, dass sie gern die Nächte mit ihm verbringen würde, aber sich in den nächsten Monaten etwas schonen müsste.
„In mir reift die Frucht unserer Liebe heran und diese Frucht wollen wir doch nicht gefährden. Oder?“ hatte sie ihm lächelnd gesagt.
Samo freute sich darauf wieder Vater zu werden, auch wenn die Zeiten eines Krieges wohl kaum die richtigen waren, um an Kinder zu denken.
Aber es hatte in den letzten Jahren immer wieder Kriegszüge gegeben und niemand ließ sich davon abhalten Kinder in die Welt zu setzen.
Er bedauerte nur, dass er vermutlich mehr damit beschäftigt sein würde gegen die Awaren zu kämpfen, als sich um sein Kind zu kümmern. Dabei musste er schmerzhaft an die Leiche seines ersten Sohnes Ingvar denken, dessen Haare er nach wie vor in einem Beutel an der Brust trug.
In jedem Fall war ein Kampfgebiet nicht der richtige Ort für Kinder, weder für die eigenen noch für fremde. Deshalb hatte er auch dafür gesorgt, dass die Frauen und Kinder der Bauern, deren Dörfer sie gesichert hatten, in das Castellum Kunibertis gebracht wurden. Dort waren sie in jedem Fall sicherer, als in ihren Dörfern.
Hatte das den awarischen Hauptmann zögern lassen, als er vom Pferd stieg?
Samo vermutete es, aber es sollte dabei bleiben. Die Wunde, die der Tod seines Sohnes Ingvar und seiner Frau Adelgunde hinterlassen hatte, war noch nicht geschlossen. Auch seine Rache an dem Goten Alberich hatte daran nichts geändert.
Drahomira und ihr gemeinsames Kind würden diese Wunde vielleicht etwas mildern können, aber schließen würde sie sich nie mehr. Davon war er überzeugt.
Aber er war auch darüber hinaus, sich deshalb selbst den Tod zu wünschen. Das Leben ging weiter.
Menschen starben und Menschen wurden geboren, so war es schon immer gewesen.
Nun aber wollte er seine Frau Rodźisława kennenlernen, wobei ihn eine innere Stimme davor warnte, ihr irgendetwas über die Schwangerschaft von Drahomira zu sagen. Er behielt dieses Geheimnis für sich – sie wäre damit vermutlich sicherer, als wenn alle Welt darüber Bescheid wüsste.
Er kürzte, mal wieder, an einem Mäander ab, nur der Mond, der hoch am Himmel stand erhellte das Gelände etwas, als Samo auf dem Weg vor sich den Schein eines Feuers entdeckte.
Vorsichtshalber stieg er ab und zückte sein Sax, das er am Rücken trug. Das Pferd band er mit dem Zügel an einem Baum fest.
Leise schlich er sich zum Schein des Feuers hin. Dort saßen zwei Männer in awarischen Rüstungen, die allerdings slawisch sprachen.
Soweit er es verstehen konnte, hatten die Männer Gerüchte gehört, dass sich die slawische Bevölkerung gegen die Awaren erheben wollten und dass ein fränkischer Kaufmann namens Samo, sie dabei unterstützen wollte. Nachdem sie selbst in der awarischen Armee dienen mussten, sie dabei aber schlechter behandelt wurden, weil zwar ihre Väter Awaren, aber ihre Mütter Opolanen waren, überlegten sie, was es wohl bringen würde, sich diesem Aufstand anzuschließen.
Samo wusste nicht, was er davon halten sollte und verhielt sich still.
Nach einiger Zeit legten sich die beiden schlafen, das Feuer brannte leicht herunter und Samo schlich sich an die beiden näher heran, um ihnen ihre Dolche abzunehmen. Sollten sie sich wieder begegnen, hätte er einen Beweis für dieses Gespräch.
Unbemerkt, von den beiden awarischen Opolanen, setzte er seine Reise fort und gelangte, vollkommen übermüdet, am nächsten Morgen erst, bei der Burg des Vazlav an.
Er wurde ohne Umschweife eingelassen und in eine Kammer geführt, die für ihn hergerichtet worden war. Mehrere Kundschafter aus anderen Dörfern waren bereits angekommen und berichteten ihm, was dort vorgefallen war.
Er gab einem Diener, der ihm von Vazlav überlassen worden war, den Auftrag dafür zu sorgen, dass zu jedem dieser Orte ein Wagen geschickt werden würde, um die erbeuteten Waffen einzusammeln – sofern sie nicht von den dort anwesenden Kämpfern selbst gebraucht wurden.
Danach sollte er ihm etwas zu essen besorgen. Die Boten sollten ebenfalls hier ein Quartier und Verpflegung bekommen, sofern dies noch nicht geschehen war.
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Über den Tag hinweg kamen nach und nach immer mehr Boten an, die im Wesentlichen das Gleiche berichteten: Die ersten Scharmützel waren ein voller Erfolg!
Etwa fünfzehnhundert Awaren waren getötet worden, zwanzig Mann wurden gefangen genommen und nur fünf waren entkommen. Unter den eigenen Leuten gab es lediglich kleinere Verletzungen, die leicht auskuriert werden konnten. Die umkämpften Dörfer wurden weiter befestigt und die Bauern waren wieder zurückgeholt worden.
In dem gesamten Gebiet, das die March durchquerte, waren lediglich an ihrer Mündung noch etwa zweitausend Awaren vorhanden, die in ihrer Burg noch nichts vom Schicksal ihrer Kameraden ahnten, die sie in „deren slawischen Dörfern“ vermuteten.
Die fünf Männer, die entkommen waren, konnten noch nicht dort angekommen sein, da ihnen die Pferde abgenommen werden konnten und sie deshalb laufen mussten. Sollten sie sich Boote gestohlen haben, um damit schneller vorwärts zu kommen, würden sie kurz vor dem Burgfelsen an der Marchmündung abgefangen werden, da die Slawen dort eine Sperre mit Booten eingerichtet hatten.
Darüber hinaus war wohl einer der gefangenen Awaren eine höher stehende Persönlichkeit, er behauptete nämlich der Sohn des Khagan zu sein.
Samo frohlockte mal wieder innerlich, sollte das stimmen, hätten sie nun ein wertvolles Pfand gegen die Awaren in Händen, das sich sicherlich einsetzen ließ, um unnötiges Blutvergießen zu vermeiden.
Aber so ganz traute er seinem Glück noch nicht, zunächst mussten die Dörfer gesichert werden und die von Awaren besetzte Burg an der Marchmündung erobert und ebenfalls gesichert werden. Kein Aware sollte sich mehr sicher in diesem Territorium bewegen können.
Außerdem musste er in Erfahrung bringen, was es mit den Kindern von awarischen Vätern auf sich hatte, die in der awarischen Armee ihren Dienst tun mussten, von denen er in der letzten Nacht zwei belauscht hatte. Sollten sich diese Kämpfer ihnen anschließen, würde seine Arbeit umso leichter werden.
Die Türe öffnete sich und er sah auf.
Der Diener kam herein und brachte das Essen mit, außerdem vermeldete er, dass die Wagen und Maulesel auf dem Weg in die Dörfer waren, um die Waffen und Rüstungen abzuholen. Die Boten wären ebenfalls versorgt worden und hätten sich zum Schlafen hingelegt.
Bei dem Essen war das herbe Schöl dabei und so fragte Samo nach, ob er einen einfachen Krug Wasser bekommen könnte, außerdem wollte er sich einmal waschen, bevor er seiner Frau Rodźisława begegnen wollte.
Aber das war schon zu spät, denn diese stand bereits in der Türe: Eine atemberaubende Schönheit, groß gewachsen, mit langen Beinen, einer schmalen Taille und einem kleinen Busen, in einem aufwändig besticktem, dunkelrotem Kleid, das ihr auf den Leib geschneidert zu sein schien. Dazu die braunen Haare aufwändig zu einem Zopf geflochten, der wie ein Kranz um ihren Kopf lag.
Ihre Magd musste stundenlang damit beschäftigt gewesen sein, dass sie so hergerichtet worden war.
Drahomira und Bozena machten nicht so ein Aufhebens um ihr Äußeres. Adelgunde hatte ihre Haare meistens offen getragen und sich die Haare von Samo nach dem Waschen kämmen lassen.
Drahomira hatte ihn das – sofern er Zeit dazu gehabt hatte – auch machen lassen und Bozena’s Haare wurden nach dem Waschen einfach durchgeschüttelt und trockneten von selbst.
Samo kam es etwas komisch vor, dass sich diese Frau eine derartige Mühe machte, sollte sie auf Reisen sein, hätte sie diesen Aufwand sicherlich nicht machen können. Aber hier, in der Burg ihres Vaters, war das offenbar normal.
Er selbst dagegen war bisher noch nicht einmal dazu gekommen, sich zu waschen oder gar sich auszuruhen und dafür entschuldigte er sich rasch.
Rodźisława trat ins Zimmer ein und glich dabei einer Fredegunde, die gerade ein paar Todesurteile gefällt hatte. Der Diener verbeugte sich rasch, versicherte Samo, dass er sich um das Wasch- und Trinkwasser kümmern werde und verließ fluchtartig den Raum.
Die Verbeugung des Dieners gegenüber Rodźisława ähnelte eher der Bewegung eines Hasen, der sich vor einem hungrigen Wolfsrudel in Sicherheit bringen wollte. Hatte er so eine Angst vor der Tochter seines Herrn?
„Ich wollte Dich nicht stören und dachte nur, Du wärst froh über meine Gesellschaft“, entschuldigte sich Rodźisława schon fast demütig bei Samo, während der Diener von ihren Augen fast erdolcht worden wäre.
„Es ist schön, dass Du hier bist, nur hatte ich noch einige Arbeiten zu erledigen und wollte Dir einigermaßen sauber begegnen. Nun, da wir uns das erste Mal in Ruhe begegnen“, antwortete Samo, dem diese Wandlung in der Haltung seiner Frau nicht entgangen war.
„Es tut mir leid, dass wir uns nicht schon eher einmal in Ruhe unterhalten konnten. Ich darf Dich nun jedoch bitten, mich erst etwas essen zu lassen, bevor ich mich säubere und umziehe, um Dir in etwas zivilisierterer Kleidung zu begegnen?“ setzte er noch rasch hinzu.
„Ja selbstverständlich“, antwortete sie ihm. „Waren die Nachrichten, die die Boten überbracht haben gut?“
„Ja. Die Fallen schnappen besser zu, als ich bisher gedacht hatte.“
„Gut, dann will ich Dich nicht weiter stören und erwarte Dein Kommen.“
Damit verließ sie ihn und Samo beschloss nun hartnäckiger, nichts von Drahomiras Schwangerschaft verlauten zu lassen.
Irgend etwas stimmte mit dieser Frau nicht – darüber war sich Samo im Klaren.
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Samo aß die einfache, aber nahrhafte Suppe, die der Diener ihm gebracht hatte und trank dazu das etwas herbe Schöl.
In der Zwischenzeit hatten der Diener und eine Magd einen großen Bottich mit heißem Wasser hergerichtet, der im Waschhaus der Burg stand. Sie geleiteten ihn dahin und er tauchte in das warme Wasser ein, wusch sich gründlich und streckte sich in dem Bottich aus.
Die Magd, die ihn zum Waschhaus begleitet hatte, fing an, seinen Rücken durchzukneten, was ihm so gut tat, dass er kurz danach in der Wanne eingeschlafen war.
Als er wieder erwachte, lag er nackt in dem Bett, das in der Kammer stand, in der er den Tag verbracht und die Berichte der Boten erhalten und zusammengefasst hatte.
Er bemerkte, dass jemand neben ihm lag und als er die Augen aufschlug, erkannte er Rodźisława, die ebenfalls nackt war.
Wie war er hierher gekommen?
Er erinnerte sich an die wohltuende Massage, an das warme Wasser im Waschhaus und an seine Müdigkeit. Wahrscheinlich war er bei der Massage eingeschlafen und sie hatten ihn hierher gebracht.
Hatte sich dann Rodźisława neben ihn gelegt, um diese Nacht mit ihm zu verbringen, egal ob die Ehe nun tatsächlich vollzogen würde oder nicht?
Sie lag auf der Seite und schlief, er drehte sich so, dass er sie vor sich hatte. Wie schön sie war. Und dennoch hatte er bei ihr das Gefühl, dass in erster Linie ihr eigener Wille galt und der Wille anderer ihr egal war. Wenn jemand behauptet hätte, sie stammte aus dem Haus der Merowinger – er hätte es fast geglaubt.
Aber sie war seine Frau, sie lag neben ihm und er wollte sie jetzt haben.
Also berührte er sanft ihren Rücken und strich mit seinen Händen bis hinunter zu ihrem Hintern.
Sie bewegte sich leicht und gab ein wohliges Stöhnen von sich.
Er rutschte näher an sie heran, strich über ihre Taille wieder hinauf zu ihren Brüsten und streichelte diese.
Das Stöhnen wurde etwas lauter und sie strich mit ihren Händen nun über sein Becken.
Also griff er fester nach ihren Brüsten, teilte mit der anderen Hand ihre Backen, um für seine Lanze Platz zu haben und drang in sie ein.
Sie schrie leicht auf, denn damit hatte sie nicht gerechnet. Es gab ein paar Männer, bei denen sie schon gelegen hatte, aber das hatte noch keiner mir ihr gemacht.
„Ein bisschen weniger Arroganz gegenüber deinen Mitmenschen, täte Dir mal ganz gut. Meinst Du nicht?“ frage Samo sie, während er sie heftig von hinten nahm. Aber mehr als nicken konnte sie nicht, da sie so sehr ausgefüllt wurde, wie noch nie in ihrem Leben.
Ja, sie wollte diesem Mann gefallen und das was er gerade tat, sollte er jede Nacht mit ihr machen. Sie jedenfalls wollte alles dafür tun, dass es so kommen würde, egal wie viele Frauen er neben ihr noch hatte.