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4. März – zwanzig Monate vorher

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Die Hochzeitsparty war in vollem Gange und hatte sich in zwei Gruppen geteilt: Die eine drängte sich lautstark und erhitzt an der langen schmalen Bar des Hotels, die andere war eine dezent beleuchtete Plauderrunde in dem größeren Speisesaal auf der anderen Seite der Lobby, wo immer noch sieben oder acht Tische besetzt waren.

Zoe hatte sich auf den Weg zur Bar gemacht, jedoch irgendwann den Versuch aufgegeben, einen Drink zu bestellen. Das Problem mit kostenlosen Getränken war, dass alle zu viel bestellten, weshalb alle lange warten mussten und die Situation weiter verschlimmerten, indem sie, wenn sie endlich an der Reihe waren, Getränke auf Vorrat orderten. Deshalb kehrte Zoe mit leeren Händen in den Speisesaal zurück, wo Angeline in ein ernstes Gespräch mit Maeve vertieft war.

Vorhersehbarerweise hielt Maeve Angeline einen leidenschaftlichen Vortrag über positives Denken.

»Hör zu, also, ich meine, ich weiß, dass ich dauernd darüber rede, aber es geht nicht nur darum, sich zu ermahnen, dass man sich selbst aufmuntern muss. Es geht darum, sich zu entscheiden, glücklich zu sein. Sich innerlich und auch laut zu sagen, dass man ein wertvoller Mensch ist.« Maeve hielt sich eine offene Hand vors Gesicht. »Ich sage es mir vor dem Spiegel. Ich sage: ›Ich bin stark, und ich bin schön, und ich bin liebenswert.‹ Und es hilft.«

Zoe musste lächeln. Maeve glaubte so entschieden an die Kraft positiven Denkens, wie sie an Gott glaubte, und sie wiederholte entschlossen ihre persönlichen Mantras darüber, wie sehr sie sich und all jene liebte, die sie verschmähten. Das Problem war nur, dass Maeve von Natur aus alles andere als ein geduldiger und optimistischer Mensch war, und egal wie oft sie sich all diese Dinge einredete, schimmerte manchmal eine ehrlichere Version ihrer selbst durch. Eine, die die Nase von allem voll hatte und andere Menschen bedürftig und nervig fand.

Victor, der rechts neben Maeve saß, spielte mit den Glückssteinen, die auf dem Tisch liegen geblieben waren. Eigentlich sollte man eine Botschaft darauf schreiben und sie in einen Krug legen, doch Victor ignorierte die Stifte und schob die Steine zu einem Haufen zusammen. Er sah aus, als wäre er schlechtgelaunt. Was kaum überraschend war. Offenbar hatte er bis vier Uhr morgens Videospiele gespielt, außerdem fühlte er sich selbst ausgeruht bei gesellschaftlichen Anlässen wie diesem nie sehr wohl.

Zoe ließ sich auf den Stuhl neben ihm sinken und fragte sich, wie sie ihn aus seiner Stimmung herausreißen konnte. Zum Tanzen konnte sie ihn nicht bewegen, obwohl die Band an der Stirnseite des Saales sich als halbwegs brauchbar erwies.

Sie fühlte sich erschöpft. Während des Abendessens hatte es einige angespannte Momente gegeben. Ginas Cousin, ein lauter, wichtigtuerischer Mann um die fünfzig, hatte beobachtet, wie Angeline »zu rosa« gemurmelt und einen Teller mit Räucherlachs weggeschoben hatte. »Komm schon! Hau rein!«, hatte er zu ihr gesagt. »Niemand mag dürre Mädchen!«

Die Wirkung war unmittelbar und verheerend gewesen. Angeline war aschfahl geworden, aufgesprungen und aus dem Saal gestürzt. Maeve hatte Zoe mit hilfloser Miene kopfschüttelnd angesehen, und Zoe war Angeline nachgeeilt. Sie hatte sie weinend in einer Kabine der Damentoilette gefunden und zwanzig Minuten gebraucht, um sie zur Rückkehr an den Tisch zu überreden. Bis dahin waren die Vorspeisen abgeräumt und das aufgetischte Beef Wellington fast kalt.

Während des weiteren Essens hatte es zehn ruhige Minuten gegeben, bis Maeve aufgestanden war, um sich mit der Braut zu unterhalten, stolperte und eine schlanke Frau Mitte vierzig in einem elfenbeinfarbenen Seidenkostüm mit Rotwein bekleckerte. Natürlich hatte es eine Sauerei gegeben, doch das Opfer war trotz Maeves ausgiebiger Entschuldigung boshaft und zickig geblieben, hatte jede Hilfe beim Aufwischen abgelehnt und erklärt, dass ihr Kostüm ruiniert sei und ersetzt werden müsse.

Schließlich hatte Maeve die Frau laut angefaucht: »Sie haben Wein auf Ihre Kleider bekommen, na und? Deswegen müssen Sie sich nicht benehmen wie ein Arschloch. Sie sind erwachsen und sollten langsam wissen, dass nicht immer alles nach Ihren Wünschen läuft, okay?«

Zoe hätte ihre Freundin liebend gern abgeklatscht, aber weil der gesamte Tisch des Brautpaars herübergestarrt hatte, musste sie ihre Schadenfreude unterdrücken. Aber sie hatte Ginas Blick aufgefangen und ihr zugezwinkert.

Victor hatte sich während des gesamten Essens benommen und es sogar geschafft, Ginas anderen Cousin in eine politische Diskussion zu verwickeln, die freundlich geblieben war. Er hatte sich höflich die Reden der anderen angehört, und Zoe war unendlich dankbar gewesen, dass er seinen Jähzorn im Zaum hielt.

Aber jetzt hatte sie ein flaues Gefühl im Magen. Sie erkannte die Anzeichen. Er versank in schlechter Laune, und meistens konnte nur Zoe ihn wieder herausreißen. Aber selbst sie war nicht immer erfolgreich, und das Bemühen, ihn irgendwie zu bändigen, konnte erschöpfend sein.

Sie versuchte es mit einem naheliegenden Thema. »Guck dir mal die verdammte Torte an«, sagte sie und stand auf.

Victor erhob sich nicht mit ihr, deshalb näherte sie sich allein der Kreation in Pink und Weiß und zückte ihr Handy, um ein Foto zu machen. Sie wusste, dass Gina die Torte selbst gemacht hatte. Gott, sie war wirklich gut.

Sie wartete, dass Victor sich noch zu ihr gesellen würde, aber er blieb sitzen, und es war Felix, der irgendwann an ihrer Seite auftauchte. Der Silberfuchs, wie die anderen Kellnerinnen ihn nannten. Er war ein Stammgast des Cafés, immer elegant gekleidet und der attraktivste Mann über fünfzig, den Zoe kannte. Wie die anderen weiblichen Baristas flirtete auch Zoe gern locker mit ihm und tauschte Komplimente aus; die Galanterie, mit der er darauf einging, war immer ein Höhepunkt des Tages.

Als sie ihn jetzt sah, in seinem hellgrauen Anzug und der azurblauen Krawatte noch weltmännischer als üblich, musste sie lächeln. »Todschick!«

»Das wollte ich gerade sagen«, erwiderte er und beugte sich vor, um Zoe flüchtig zu umarmen. »Sie sollten ernsthaft erwägen, dieses Outfit zur Arbeit zu tragen«, fügte er lächelnd hinzu.

»Ha, es wäre binnen Minuten ruiniert«, entgegnete sie. »Sie haben ja keine Ahnung, wie viele Flecken ein schwarzes T-Shirt verbirgt.« Sie legte eine Hand auf seinen Arm. »Schön, dass Sie hier sind. Ich habe Sie bei der Trauung gar nicht gesehen.«

»Ich war zu spät«, sagte er mit einem angedeuteten Seufzer. »Meine Mieterin hatte sich ausgesperrt, und dann hat sich herausgestellt, dass sie den Schlüssel in Wahrheit seit Wochen nicht mehr gesehen und die Tür seitdem einfach angelehnt hatte. Ich musste also ein neues Schloss besorgen und anbringen.« Er schüttelte den Kopf. »Ich überlege, im Fragebogen für meine potenziellen Mieter abzufragen, wie organisiert jemand ist. Und vielleicht um einen Prokrastinationstest.«

»Oh, ich helfe Ihnen!«, bot Zoe an. »Ich habe neulich eine Dokumentation darüber gesehen, wie man erkennt, ob jemand lügt.«

»Sie sind engagiert«, sagte er. »Dafür kriegen Sie zehn Prozent von meinem Stück von der Hochzeitstorte.«

»Hey! Ich will mindestens die Hälfte.«

»Ich sag Ihnen was, wie wär’s wenn ich Ihnen einen Gin spendiere, und Sie dürfen den ganzen Kuchen behalten?«

»Wenn Sie sicher sind, dass Sie sich bis zur Bar durchschlagen können«, sagte Zoe und zog eine Augenbraue hoch.

Felix legte einen Arm um ihre Schulter. »Deswegen müssen Sie mitkommen und mich beschützen.«

Und dann war auf einmal Victor neben ihnen und sagte leise und unfreundlich: »Verzeihung. Haben Sie sie gefragt, ob Sie sie anfassen dürfen?«

Felix ließ den Arm sinken und sah Victor erstaunt an.

»Alles in Ordnung, Victor«, sagte Zoe bemüht locker. »Ich wollte ihm bloß helfen, sich an die Bar vorzukämpfen.«

Victor machte einen Schritt auf Felix zu. »Sie ist nicht bei der Arbeit. Sie können gehen, sich Ihren Drink holen und sie in Ruhe Spaß haben lassen.«

»Victor«, sagte Zoe und spürte die Hitze in ihrem Gesicht.

»Schon okay«, sagte Felix ruhig und nickte Victor zu. »Ich verstehe, dass Sie auf Ihre Freunde aufpassen. An Orten, wo der Alkohol in Strömen fließt, können Menschen verwundbar sein. Besser, man gibt aufeinander acht.«

Es folgte ein langes angespanntes Schweigen, Victor starrte Felix an. Und Victor konnte wirklich starren. Sie hatte gesehen, wie jüngere, kräftigere Männer vor ihm zurückgewichen waren. Aber Felix wirkte nicht im Geringsten eingeschüchtert.

Das Blickduell wurde unterbrochen, als die Band auf der anderen Seite des Raumes die Mikrophone testete. Felix lächelte. »Ich steuere die Bar an. Ihr jungen Leute solltet tanzen.«

Zoe fasste Victors Arm und spürte die angespannten Muskeln in seinem Unterarm, während er Felix nachsah. Sie versuchte zu lachen. »Wir sind junge Leute. Das bedeutet, wir müssen tanzen.«

»Auf keinen Fall«, sagte Victor, dessen Blick immer noch an Felix’ sich entfernender Gestalt klebte.

»Im Ernst«, sagte Zoe, »mach dir seinetwegen keine Gedanken. Er ist eine alte Tunte, die gern flirtet, und wäre beschämt, denken zu müssen, dass er sich danebenbenommen hat.«

»Er ist schwul?«, fragte Victor.

»Ja, alle Mädchen glauben das«, sagte Zoe überzeugter, als sie war. In Wahrheit hatte sie keine Ahnung von Felix’ sexueller Orientierung, und es war auch vollkommen belanglos. Er war so alt wie ihr Vater, Herrgott noch mal.

Angelockt von der Musik, strömten zahlreiche Gäste zurück in den Speisesaal. Zoe fragte sich, ob Gina und Michael den Tanz eröffnen würden, doch die Musik, die gespielt wurde, war eher lebhaft. Offensichtlich wollte man die anderen Gäste zum Tanzen animieren.

»Die Bar leert sich«, sagte Zoe. »Geh und rette Angeline vor dem Lebensphilosophie-Vortrag, und ich besorg uns Jägerbombs.«

Victor sah sie skeptisch an, setzte sich jedoch in Bewegung, als sie ihm einen Stups gab.

Lächelnd ließ sie ihn zurück, doch als sie sich einen Weg durch die tanzende Menge bahnte, fühlte sie sich noch erschöpfter als zuvor. Die Sorge um Victor und seinen Jähzorn war wie ein zusätzliches Gewicht, das sie mit sich schleppte.

Diesmal war es nicht ganz so beschwerlich, bis an die Bar vorzudringen. Sie sah sich nach Felix um, hatte vor, sich bei ihm für Victors Verhalten zu entschuldigen. Sie hoffte, dass er es verstehen würde. Aber im Moment genoss sie es auch, einfach unbeobachtet zwischen den Gästen zu stehen und keine Konversation machen zu müssen.

Die Bar leerte sich, als sie sich anstellte, bis hinter ihr schließlich niemand mehr wartete. Nur sie, ein Paar rechts neben ihr und ein einsamer Trinker auf einem Hocker links von ihr.

»Was möchtest du?«, fragte das Mädchen hinter dem Tresen.

Aus irgendeinem Grund war es immer das Gleiche, wenn Zoe Shots bestellte. Sie fing mit einer niedrigen Zahl an und steigerte sich dann zu immer neuen Höhen, während sie im Kopf ständig weitere Leute auf die Liste der Empfänger setzte. Aus »Vier Jägerbombs« wurde: »Nein, eigentlich acht.«

Die Barkeeperin strahlte sie an, als hätte sie nie eine großartigere Bestellung entgegengenommen. Der Typ auf dem Barhocker wandte den Kopf, um sie anzusehen. »Wenn die alle für dich sind, bin ich ehrlich beeindruckt.«

Zoe blickte in seine Richtung, musterte die Lederjacke, das dunkle Haar, die markanten Wangenknochen und die vollen Lippen, die ihn aussehen ließen, als würde er schmollen. Er lächelte sie auf eine Weise an, die sich von all den anderen Lächeln unterschied, die sie an diesem Tag eingefangen hatte. Sein Lächeln war … respektloser. Und auf eine seltsame Art vertraulicher.

»Führe mich nicht in Versuchung«, sagte sie grinsend. Es war eigentlich keine bewusste Entscheidung. Doch sein Lächeln nicht zu erwidern war einfach zu schwer. Sie spürte die Grübchen in ihren Wangen, bevor sie sich dazu entschlossen hatte.

»Oh, schlechten Tag gehabt?«

Sie schüttelte den Kopf. »Dies ist eine Hochzeit. Natürlich war es ein schlechter Tag.«

Er lachte ein tiefes Lachen. »Das heißt, du stehst weder der Braut noch dem Bräutigam besonders nahe.«

»Doch, eigentlich schon«, erwiderte Zoe und beobachtete eine Weile, wie die Barkeeperin Jägermeister-Shots in die Gläser schenkte. »Gegen die beiden hab ich nichts.«

»Welchen von beiden?«

»Welchen …? Oh. Ich kenne Gina.« Sie sah ihn an. »Und du?«

Er beugte sich vor und blickte mit listig funkelnden Augen an ihr vorbei. »Weder noch. Ich wollte etwas trinken und habe erst später gemerkt, dass ich in eine geschlossene Veranstaltung mit Gratis-Drinks gestolpert bin.«

Ihr Lachen hatte einen unwillkürlich schockierten Unterton. »Das ist schrecklich!«

»Ich weiß«, sagte er. »Glaubst du, sie können es sich leisten?«

»Wahrscheinlich«, erwiderte Zoe. »Aber ich würde nicht davon ausgehen. Einige von uns haben so etwas wie Moral, weißt du.«

»Nicht die, die auf meiner Seite des Tresens sitzen«, entgegnete er, hob ein Glas, das aussah, als würde es Gin Tonic enthalten, und kippte den Rest hinunter.

Während er schluckte, beobachtete Zoe seinen Hals, und ihr Blick wanderte weiter über seine Schultern und seinen Oberkörper, als er es nicht sehen konnte. Er war älter, dachte sie. Nicht annähernd so alt wie Felix, aber auf jeden Fall über dreißig. Wahrscheinlich ein Alter, auf das sie sich bei einer Dating-App nur zögernd eingelassen hätte.

Aber er war fit. Das war offensichtlich. Sie hätte darauf gewettet, dass sich unter dem Hemd ansehnliche Muskeln versteckten.

Und dann zwang sie sich, den Blick abzuwenden, weil es definitiv keine gute Idee war, ihn, fünf Minuten, nachdem sie sich begegnet waren, auf diese Weise anzusehen.

»Fertig«, sagte die Barkeeperin fröhlich und reihte die Shots zwischen den Gläsern mit Red Bull auf der Bar auf. Zoe ging auf, dass sie ihre Bestellung niemals allein in den Nachbarraum tragen konnte.

»Machen Sie noch mal vier?«, fragte ihr Barhocker-Nachbar. »Ich will mittrinken.«

Der Kellnerin nahm es mit Fassung. Zoe schüttelte leicht den Kopf. »Müssen es wirklich vier sein?«

»Ich dachte, das sind zwei für jeden«, erwiderte er. »Niemand – niemand – sagt nein zu einem Jägerbomb.«

Er sagte es mit einem gespielten Ernst, der Zoe zum Lachen brachte. Es war einer dieser Lachanfälle, die man nur schwer wieder stoppen konnte. Das Lachen lauerte immer noch, als sie ihre beiden Shots vor ihm leerte. Er versprach, sie bei der nächsten Runde zu schlagen.

»Wer sagt, dass es eine nächste Runde gibt?«, fragte Zoe, doch sie sagte es mit einem Lächeln.

»Die kleine Stimme deines Gewissens«, entgegnete er. »Sie sagt: ›Lass Aidan nicht alleine trinken. Schau dir den armen Mann an. Er kennt sonst niemanden hier.‹«

»Das liegt daran, dass du nicht eingeladen bist!«, sagte Zoe halb empört, halb gefangen von seinem Namen. Auf der Schule war sie mal in einen Jungen namens Aidan verliebt gewesen. Er spielte Schlagzeug, und die Haare hingen ihm ins Gesicht.

»Und darüber bin ich sehr froh«, sagte er erneut für einen Augenblick beinahe ernst, der sie unvorbereitet erwischte. »Erzähl mal«, fuhr er fort, »warum war die Hochzeit so schlimm? Eine weit zurückgehende Fehde?«, bohrte er weiter. »Streit mit deinem Freund? Exfreund?« Und dann nach einer Pause: »Mit deiner Freundin?«

»Nein«, antwortete sie und gab sich plötzlich große Mühe, ihr Vergnügen zu verbergen. Er versuchte herauszufinden, ob sie Single war, und die Vorstellung machte sie ganz zappelig vor Aufregung. »Bloß Freunde, und einige von ihnen haben eine schwere Zeit durchgemacht. Eigentlich sind sie diejenigen, für die es hart war, nicht ich. Mir geht es gut.«

Er sah sie nachdenklich an und sagte: »Das ist schade. Nicht, dass es dir gut geht. Der Rest.« Er blickte zu der Reihe von Gläsern. »Die kriegst du nie alle getragen …«

Zoe blickte ebenfalls zu den Gläsern, und wieder sprudelte ein Lachen aus ihr heraus. »Nein, ich weiß. Das passiert mir immer.«

»Ich könnte ein Gentleman sein und anbieten, ein paar für dich zu tragen«, sagte er.

Der Gedanke machte Zoe seltsam nervös. Wenn er sie begleitete und mit ihren Freunden sprach, würde er womöglich für den Rest des Abends dabeibleiben. Die Vorstellung, wie Victor darauf reagieren würde, wenn sie mit einem weiteren älteren Mann zurückkehrte, war kein bisschen verlockend.

Aber noch bevor sie widersprechen konnte, fuhr Aidan schon fort: »Leider bin ich kein guter Gentleman. Deshalb wollte ich vorschlagen, wir trinken sie, um dir das Leben zu erleichtern.«

»Und wie soll ich das den anderen erklären?«, fragte sie. »Nach zwanzig Minuten mit leeren Händen zurückzukommen?«

»Geh einfach nicht zurück«, sagte er mit einem Schulterzucken und einem weiteren mutwilligen Lächeln.

»Dann geht Victor an die Decke …«, sagte Zoe unwillkürlich und bereute es augenblicklich.

»Also Victor, der kein Freund oder Exfreund sein kann …«, sagte Aidan langsam und hob sein Glas. »Er muss …«

»Nur ein Freund«, sagte sie rasch und spürte, wie sie rot wurde. »Er ist bloß … so ein Anstandswauwau.« Sie lachte gezwungen. »Eben wollte er auf einen unserer sehr schwulen Stammgäste losgehen, weil er den Arm um mich gelegt hat.«

»Verstehe«, sagte Aidan, und als Zoe zu ihm aufblickte, lächelte er. »Das könnte spaßig werden.«

Wer auf dich wartet

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