Читать книгу Solange ich schreibe, lebe ich! - Hanan Al Obaidat - Страница 14

4. Oktober 1942

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[…] Du hast heute auch frei und wahrscheinlich sehnst du Dich nach meiner Anwesenheit. Wie sollte es auch anders sein, da wir beide uns doch so lieb haben. Im einzelnen lasse ich oft die schlaflosen Nachtstunden mit ihren beglückenden Erinnerungen an meinem Geiste vorüberziehen und geniesse sie wenigstens ideell nocheinmal. Sie haben mit ihren Eindrücken so tief in mein Innerstes eingegriffen, dass ich trotz aller moralischen Einwände, z. B. der Kirche, ausrufen möchte: Wie kann denn Küssen Sünde sein?! Keine Reue habe ich bis jetzt noch empfunden, im Gegenteil. Ich betrachte ja alles Schöne und Beglückende als eine Gabe Gottes, der alles geschaffen hat und den Menschen, die Krone der Schöpfung, an seiner Schönheit und Güte teilnehmen lässt. Und in Dir erblicke ich dasjenige Geschöpf, dessen Liebe und Zugetanheit speziell mir gelten soll. Sind das nicht herrliche Gedanken! Ich meinerseits empfand bei jeder Berührung deines Körpers und bei jedem dieser Berührung folgenden Reizreflexe eine solche Wonne, dass ich mich als der Glücklichste fühlte und pries. Vor allem zuckt es noch jetzt in mir, wenn ich an Deine liebevolle Hingabe denke und die Zärtlichkeit, mit welcher Du mich umfangen hast. […] Heute am Sonntag, wo man mehr Zeit hat zum Überlegen und Erwägen, ist die Sehnsucht nach Deinem Herzen in mir besonders lebendig. Fesseln könnte ich Dich, drücken möchte ich Dich, an mich bannen wollte ich Dich. Du ahnst es nicht, wie weit ich denke von der Liebe, wie sehr ich sie hochschätze und für wie befruchtend ich sie halte für das ganze menschliche Leben. […]

Solange ich schreibe, lebe ich!

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