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Die Rolle von Mann und Frau

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Alfons Vorstellungen darüber, wie eine Frau fühlt, wie sie ihre Aufgaben als Ehefrau und ihre Stellung in der Gesellschaft ausfüllt, waren vor allem von der katholischen Kirche geprägt und entsprachen den allgemeinen Vorstellungen der damaligen Zeit. Sie wirken für uns freilich vielfach befremdlich, übergriffig und egomanisch. So war Alfons etwa der festen Auffassung, dass der Mann alleiniger Herr im Haus sei und seine Frau sich ihm grundsätzlich unterordnen müsse. Es sei die wichtigste Aufgabe der Frau, dem Mann zu dienen und ihn zu unterhalten. Sie solle sodann Pfunde ansetzen, denn dies sei für den glücklichen Verlauf einer Schwangerschaft wichtig. Außerdem galt das in dieser Zeit und Gesellschaft als ein sichtbares Zeichen dafür, dass eine Frau in der Ehe glücklich sei. Er hatte klare Vorstellungen über die Eigenschaften einer »richtigen Frau« und glaubte die Frauenpsyche zu kennen.

Ob oder inwieweit Helmi seine Meinungen teilte, können wir leider nicht wissen, da er sich in seinen Briefen hierzu nicht direkt äußerte. Immerhin beschreibt er sie als eine »feurige« Natur mit einer starken eigenen Meinung, wobei seine Erfahrungen zumindest auch auf ihrem Briefwechsel fußen dürften. Und so gehe ich davon aus, dass sie wohl in ihren Antworten auf seine Briefe auch »feurig« und »stark« ihre Meinung vertreten haben wird.

Aber sie gab seinen Wünschen doch auch nach – etwa hinsichtlich seiner Gewichtsvorstellung. Denn sie schickte ihm von sich Bilder, welche eine Gewichtszunahme dokumentierten und über die er sich sehr freute.

Es steht uns zwar nicht zu, diese überholte Sichtweise zu verurteilen, denn auch unser Verhalten wird mit großer zeitlicher Distanz und objektiver Sicht gewiss in vielen Aspekten fragwürdig erscheinen. Dennoch habe ich mich beim Lesen dieser Passagen immer wieder bei dem Wunsch ertappt: »Oma, lass dir das nicht gefallen!«

Solange ich schreibe, lebe ich!

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