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Über die Moral

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Konfliktstoff für das Paar bot also vor allem die strenge religiöse Erziehung und Einstellung meines Großvaters, die durch seine Zeit im Orden wohl noch verschärft worden waren. Doch Helmi machte ihn offenbar auch auf Widersprüche in seinem Verhalten und seinen Ansichten aufmerksam. Wie z. B. das Thema des »außerehelichen Geschlechtsverkehrs«, das er entgegen der katholischen Lehre locker sah.

Interessant ist weiterhin seine Einstellung bezüglich des Bildes, das er in den Augen anderer abgeben würde – etwa im Falle einer vorehelichen Schwangerschaft Helmis. Er war offenbar bereit, es darauf ankommen zu lassen. Helmi war jedoch vollkommen gegen eine voreheliche Schwangerschaft. Offenbar war ihr die Meinung der Gesellschaft und ihr soziales »Standing« sehr wichtig. Das ist nur allzu verständlich, denn sie wäre von der Gesellschaft in weit höherem Maße geächtet worden als mein Großvater. Ob Alfons dieses Problem seiner angebeteten »Hummel« nicht wahrnahm oder einfach als unwichtig abtat, können wir seinen Schreiben nicht entnehmen. Jedenfalls setzte er sich auch in diesem Punkt einmal mehr anscheinend mühelos sowohl über die klaren religiösen Vorschriften als auch die gesellschaftlichen Konventionen hinweg, um seinen persönlichen Willen durchzusetzen.

Je nach persönlichem Standpunkt berief sich Alfons einmal auf die Religion, ein andermal verwarf er Regeln eben jener Religion eigenmächtig. Diese Diskrepanzen störten offenbar (nicht nur) Helmi.

Solange ich schreibe, lebe ich!

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