Читать книгу Das Geheimnis der schwarzen Schatulle - Hanna Holthausen - Страница 5

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Tag 10

Wir sitzen im Zug, und ich weiß immer noch nicht, wie ich es geschafft habe. Aber genauso wenig weiß ich, wohin genau er fährt. Nach Polen, so viel steht fest. Mirko hat wieder Fieber, und Masha hält unentwegt seine Hand. Es wird einfacher werden. Nur Fahrkarten haben wir keine. Hoffentlich wirft uns der Schaffner nicht aus dem Zug.

Er hat die Fahrkarten sehen wollen. Als wir keine hatten, fiel sein Blick auf Mirko, der im Fieberwahn nach Mutter rief. Der Mann zog mich vom Sitz und forderte mich auf, ihm zu folgen. Ich nahm Mirko auf den Arm und Masha folgte uns durch den ganzen Zug in ein Abteil, das mit Kisten vollgestopft ist. Nun hocken wir hier auf dem Boden, und ich weiß nicht, ob er uns an der nächsten Station hinauswirft oder bis Polen mitfahren lässt.

Tag 11

Ich kann nicht mehr. Ich bin müde. Durst und Hunger trocknen Kopf und Magen aus. Ich befeuchte Mirkos Lippen mit meinem Speichel. Aber er spürt es nicht, stöhnt nur noch leise.

Tag 12

Ein Mann hat Mirko auf seinen Koffer gelegt, der sich auf einer Karre befand. Wir bekamen Tee und verbrühten unsere Münder vor Gier nach Flüssigkeit. Aber der Schmerz ist auszuhalten dank des wärmenden Tees in unserem Bauch. Der Mann heißt Vaclav und ist Pole. Ich weiß nicht, ob er im Zug gesessen hat oder sich aus einem anderen Grund am Bahnhof befand. Er hat uns mit nach Hause genommen und im Stall einquartiert. Wir sind in der Nähe von Lublin, hat er gesagt.

Tag 15

Ich muss viel arbeiten. Aber das mache ich gern, denn Vaclav gibt uns zu essen und zu trinken. Mirkos Fieber ist schwächer geworden, aber noch nicht ganz weg. Gestern gab es eine Razzia, man suchte nach Juden. Die schwarzen Stiefel der Soldaten in ihren Uniformen machten mir Angst. Sie kontrollierten unsere falschen Papiere und stellten Fragen, die Vaclav für uns beantwortete. Als sie gingen, sah Vaclav ihnen besorgt nach. Die kommen wieder, hat er gesagt. Ich habe Angst.

Tag x

Sie sind wiedergekommen, und ich weiß nicht mehr, welcher Tag heute ist. Wir hocken in einem vollgestopften Zugabteil. Vaclav ist fort. Nur Frauen und Kinder sind hier. Sie schreien und streiten. Die Soldaten kamen in der Nacht und rissen uns aus dem Stroh, schleppten uns zum Bahnhof und wiesen uns in diesen Zug. Ich traute mich zu fragen, wohin der Zug fuhr, und man sagte nur knapp: zur Arbeit. Welche Arbeit und wohin? Es ist voll, laut und schrecklich und ich weiß nicht, wie lange wir schon unterwegs sind. Aber Mirko und Masha sind bei mir. Das ist gut.

Tag x

Zwei Tage, sagt man, dauerte die Fahrt. Ich kann die Zeit nicht mehr fühlen. In Dessau mussten wir umsteigen. Dessau – Deutschland. Wir sind wieder in Deutschland. Ich arbeite in einer großen Fabrik und muss Mirko und Masha den ganzen Tag über allein lassen. Mirkos Fieber ist zurückgekehrt und ich mache mir große Sorgen.

Tag x

Mirko fantasiert. Er will nichts mehr essen und trinken. Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten nach schweren Arbeitstagen und schlaflosen Nächten, kann kaum noch meine Arbeit verrichten und habe schon blaue Flecken am ganzen Körper von den Schlägen der Aufpasserinnen.

Tag x

Er ist tot. Mein kleiner Bruder ist tot. Eben habe ich seinen kleinen kalten Körper der Lagerwache übergeben. Die haben ihn mit einer Karre abtransportiert. Masha spricht kein Wort mehr. Sie starrt vor sich hin und schaukelt hin und her, als wolle sie ihren Bruder in den Schlaf wiegen. Ich möchte schreien, aber nicht einmal eine Träne habe ich. Muss zur Arbeit.

Tag x

Lange habe ich nicht schreiben können. Die Kraft, die mir bleibt, gehört Masha und dem Kampf ums Überleben. Wir sind nicht mehr im Arbeitslager. Nachdem man unseren toten Bruder abtransportiert hatte, war irgendein Lagerwächter in unsere Unterkunft gekommen und hat alles durchsucht. Er muss Masha so lange gequält haben, bis sie den Judenstern unserer Mutter herausgegeben hat.

Endlose Verhöre waren die Folge, in denen ich krampfhaft unsere Tarnung aufrecht hielt. Als man mir den Stern meiner Mutter vor die Nase hielt und äußerte, dass Masha alles gesagt habe, fuhr mir der Schreck in die Glieder. Aber ich leugnete weiter, dass es der Stern einer Verwandten war und beharrte auf der Geschichte, die Mutter uns mit den neuen Namen und Daten eingebläut hatte. Unsere einzige Überlebenschance.

Tag x

Nach zahllosen Verlegungen von einem Gefängnis ins andere sind wir in Dresden. Nachdem man uns zwar nicht als Juden enttarnt hat, sind wir doch schwere Verbrecher. Auf dem Papier, das ich unterschreiben musste, stand etwas von Gefährdung der Sicherheit des Dritten Reiches und illegale Einreise mit gefälschten Papieren. Das Urteil lautete: Verurteilt zu lebenslanger, schwerer Zwangsarbeit.

Drei Wunder geben mit Kraft: Masha ist immer noch bei mir, dieses Buch ist es auch, und wir sind immer noch am Leben. Selbst bei mehreren Durchsuchungen haben sie mein Tagebuch nicht gefunden. Masha hatte es zusammen mit dem Bleistift in ihr Hemdchen gesteckt.

Unser nächstes Ziel heißt Auschwitz. Was wird uns dort erwarten?

Tag x

Wieder ein langer Transportzug. Fenster sind übermalt. Kein Licht. Stehen in engem Käfig voller Menschen. Üble Gerüche. Schaurige Geräusche – Schreie, Poltern, Befehle, Motoren von Lastwagen. Hunger und Durst. Gestank. Stundenlang warten wir. Ist Tag oder Nacht?

Tag x

Zwischen sieben schlafenden Frauen eingezwängt endlich Zeit zu schreiben. Wie Vieh trieb man uns aus dem Wagon. Wer zusammenbrach, wurde geschlagen bis er wieder aufstand. Unter hunderten Menschen stolperten wir über holprigen Boden. Hinfallen bedeutete Prügel. Völlig kraftlos kamen wir zum Eingang des Lagers.

Die Dämmerung ließ uns über dem Tor lesen „Arbeit macht frei!“ Ein Teil der Menschen musste dort hinein. Wir wurden weiter getrieben. Masha konnte nicht mehr weiter. Sie sank zusammen und weinte. Ein Wachmann kam, und ich erschreckte, als ich in seine kalten Augen sah. Er nahm sein Bajonett von der Schulter und fragte: „Wer braucht hier eine Pause?“ „Niemand“, sagte ich schnell und nahm Masha auf den Arm. Den rötlichen Schein am Himmel nahm ich nur schwach wahr. Der merkwürdige Geruch in der Luft war stärker. Es roch nach gebratenem Fleisch. Trotz meines unbändigen Hungers wurde mir speiübel.

Die Gleise hatten uns den Weg gewiesen, aber sie endeten bald. Die hohen Wachtürme sahen im Morgengrauen aus wie steinerne Riesen. Wir erreichten ein weiteres Tor. Man hielt uns an und befahl uns, in Richtung der stinkenden Nebelschwaden zu gehen. Meine Beine trugen mich nicht mehr, und ich musste Masha absetzen. Erschreckt fuhr sie zusammen, als plötzlich ein wildes Durcheinander zwischen den langen Baracken ausbrach. „Zählappell“, hörten wir. Es war noch beinahe Nacht. Masha weinte. Ich versuchte sie zu beruhigen, aber sie verstummte erst schlagartig, als eine Frau auf uns zustürzte und eine Peitsche hob. „Was soll der Balg hier?“, schrie sie, und ich riss meine Schwester an mich. Meine Kraft kehrte auf geheimnisvolle Weise zurück, und ich starrte sie an. „Das Glotzen wird dir hier noch vergehen!“, schrie sie und entfernte sich mit wütenden Schritten.

Man trieb uns weiter in einen langen Bau. Kurzhaarige Frauen sprachen von „Sauna“, schrien uns an und drohten permanent mit Prügel. Wir mussten uns ausziehen und unter einen kalten Wasserstrahl stellen. Dann mussten wir in eine ekelerregende, übel riechende Brühe tauchen. Masha blieb wenigstens die schreckliche Rasur unter den Armen und zwischen den Beinen erspart, aber ihr Kopfhaar musste auch sie opfern.

Die „neuen“ Kleider sind scheußlich. Viel zu groß. Masha muss ständig beim Gehen die viel zu langen Hosenbeine festhalten, um nicht zu stolpern. Sie ist völlig verstummt, schaut nur noch aus ihren großen Augen und zuckt bei jedem Geräusch zusammen. Die nächste Tortur war die Nummernvergabe. Jede Gefangene bekam eine Nummer, die man uns in die Haut des Unterarms stach. Dann wurden wir durch knöcheltiefen Matsch in einen Block getrieben, wo eine Frau, die Blockälteste, das Kommando übernahm. Wir befanden uns unter Quarantäne. Den ganzen Tag mussten wir hungrig, durstig und frierend im schlammigen Freien hinter dem Block verbringen. Am Mittag gab es endlich eine Suppe. In Emailleschüsseln schwammen in stinkender Brühe ein paar Kartoffelschalen und Rübenstücke. Ich zwang mich, das Zeug zu schlucken. Masha jedoch verweigerte den kleinsten Schluck, so sehr ich mich auch bemühte.

Am Abend kehrten die Arbeitskommandos zurück. Eine Musikkapelle spielte, während sich die erschöpften Frauen mit letzter Kraft auf den Beinen hielten. Zwei von ihnen schafften es nicht mehr und brachen zusammen. Sie wurden mit wackligen Tragen schnell abtransportiert. Dann folgte der Zählappell. Diesmal gehörten wir dazu und standen zusammen mit den anderen in Fünferreihen. Stunden standen wir. Einige brachen zusammen. Bis eine Frau in grüner Uniform auftauchte. Die noch Stehenden rissen die am Boden Hockenden hoch. Alle versuchten, stramm zu stehen, als die SS-Aufseherin die Reihen entlangging und jeder Frau, egal wie alt oder jung, mit einem Stock ins Gesicht schlug, wenn ihre Haltung nicht korrekt war. Ich hatte Angst um Masha, doch sie schien zu spüren, um was es ging, und zitterte am ganzen Leib, um sich auf ihren Beinchen zu halten.

Jetzt endlich liegen wir in einem der vielen Stockbetten unserer Baracke. Es gab am Abend noch ein Stück Brot. Masha hat es gegessen. Wir liegen zu acht in der Mitte. Unter uns liegen noch sechs Frauen auf dem Boden und über uns noch mal acht. Zuerst wollte uns eine dicke Frau auf den Boden drängen, aber eine andere hat uns einen Platz in der Mitte erstritten. Ich bin froh, denn unten ist es sehr kalt. Alle anderen schlafen. Auch Masha. Jetzt in diesem Moment fehlt mir mein kleiner Bruder. Er muss all das hier nicht mehr erleben. Auch ich bin müde. Aber ich schreibe. Ich muss es tun. Höre ich doch immer wieder Mutters Worte. „Schreib, mein Mädchen ...“

Tag x

Eine Weile war das Schreiben zu gefährlich. Wir hatten eine andere Blockälteste, und die war scharf wie ein Wachhund. Ich musste das Buch in seinem Versteck lassen. Und wenn sie die Stockbetten durchwühlte, wurde das Buch heimlich von einer Frau an die nächste weitergereicht. Die Gefahr, entdeckt zu werden, war dabei sehr groß.

Die vierte Woche in diesem Lager ist zu Ende. Rubina, eine Barackengenossin hat mir einen Kerzenstumpen und Streichhölzer zugesteckt, damit ich schreiben kann. „Schreib alles auf, Mädchen, damit die Welt erfährt, was hier passiert“, flüsterte sie. Viele meiner Leidensgenossinnen scheinen zu wissen, dass ich Tagebuch führe. Keine hat mich bisher verraten. Ich bin müde, aber ich will schreiben, will, dass dieses Buch überlebt. Notfalls auch Masha und mich.

Die Arbeit auf den Feldern ist hart. Wir müssen beinahe noch mitten in der Nacht die Baracken verlassen zum Zählappell. Dann ziehen wir zur Arbeit aus dem Lager. Mit Musikkapelle. Wer seine Holzschuhe im Schlamm verliert, muss mit nackten Füßen weiterlaufen. Es ist bitterkalt und einige Frauen haben Erfrierungen an den Füßen. Wer nicht mehr laufen kann, wird auf einer Art Bahre abtransportiert. Ich frage nicht, wohin. Zusammen mit den anderen aus der Baracke müssen wir mit nichts außer unseren Händen einen Acker von Steinen befreien. Am Morgen ist der nasse Lehm gefroren und steinhart. Meine Fingerkuppen sind blutverkrustet und reißen jeden Tag bei der Arbeit wieder auf. Wenn nur Masha durchhält. Zwei ihrer kleinen Finger sind bereits erfroren. Ich weiß es, denn sie sind schwarz und ihre Hand schmerzt. Der Schmerz meiner Finger ist nicht halb so groß wie der, wenn ich meine kleine Schwester anschaue. Sie hat seit Mirkos Tod kein Wort mehr gesprochen.

Beim abendlichen Zählappell haben wir schon drei Mitbewohnerinnen verloren. Manche fallen vor Erschöpfung hin und rappeln sich wieder auf. Wenn aber die härtesten Peitschenhiebe ihnen nicht mehr auf die Beine helfen, kommen zwei Lagerarbeiter und transportieren sie auf der Bahre ab. Niemand fragt. Aber jeder weiß.

Tag x

Februar. Eiseskälte. Masha hat Fieber. Seit drei Tagen erbricht sie ständig. Ich werde sie heute nicht mit auf die Felder nehmen können. Aber was wird passieren, wenn sie beim Zählappell nicht dabei ist? Ich habe schreckliche Angst.

Tag x

Masha ist fort. Sie haben sie vorgestern abtransportiert. Auf einer Bahre. Ich wollte sie nicht fortlassen, doch diese Frau mit dem breiten Mund und den kleinen Augen schlug mir mit der Peitsche ins Gesicht.

Ich kann nicht schreiben. Ich weiß, dass meine Schwester tot ist. Der Schmerz zerreißt mich.

Tag x

Gestern war Massendesinfektion. Die von Ungeziefer wimmelnden Kleider mussten wir ablegen und unter den Blicken der SS-Leute nackt zu tausenden in die Sauna gehen. Wieder wurden wir geschoren. Auf dem Kopf, unter den Armen und zwischen den Beinen. Frauen verteilten mit Lappen, die an langen Stielen befestigt waren, eine blaue Flüssigkeit auf unseren Körpern. Das Rinnsal, das aus den Duschen lief, benetzte anschließend unsere klebrigen Körper nur mit ein paar Tropfen Wasser. Weder ausreichend Wasser noch Seife oder Handtücher gab es. Nackt mussten wir in die Kälte hinaus, weil noch keine „neuen“ Kleider vorhanden waren.

Dann hieß es „Zählappell“. Immer noch nackt mussten wir uns in Fünferreihen aufstellen. Wir zitterten vor Kälte. Dann kam der Regen. Eisregen. Zwei Stunden später lagen unzählige Frauen auf der Erde, einige erfroren. Die Nacht verbrachten wir ohne Kleider auf blankem Holz. Auch unsere Decken und Stofffetzen waren zur Desinfektion gegeben worden. Am nächsten Morgen beim Zählappell waren wir noch weniger als am Abend, und auch die Stunden des Appells forderten weitere Todesopfer. Am Nachmittag kam eine große Ladung Kleidung, die man uns auf den Barackenboden warf. Wir kämpften verzweifelt um die Kleider von Toten, um nicht selbst zu sterben. Kleine Masha.

Ich fühle nichts mehr. Bin leer. Hohl.

Tag x

Ich lebe nicht mehr. Ich stehe auf, arbeite, schlucke die graue Brühe und die Brotkanten herunter, lasse mich von Läusen und Flöhen auffressen, friere, schlafe. Um mich herum wird gestorben. Das Denken habe ich abgestellt. Leben ist etwas anderes. Das hier ist nicht Leben.

Tag x

Gibt es Gott? Wenn es ihn gäbe, wäre ich bei Mirko und Masha. Mutter, wo bist du?

Tag x

Es ist Frühling. April. Jetzt ist auch Rubina fort. Sie hat meine Hand festgehalten, als die Träger kamen. „Schreib, Mädchen“, hat sie mühsam geflüstert. „Wach wieder auf. Du musst wieder schreiben. Für mich. Für Masha. Für uns alle.“

Ja, ich schreibe. Ich schreibe von dem Gestank, der hier Tag und Nacht die Luft verpestet. Nicht der Blütenduft von Obstbäumen. Der Gestank von brennendem Menschenfleisch. Ich schreibe von den Menschenmassen, die hier täglich ankommen. Ahnungslos. Und irgendwohin verschwinden. Ich schreibe von den lebenden Toten, blicklose ausgemergelte Körper, deren Zeit längst abgelaufen ist. Und ich schreibe von Rapportführer Gustav Langhagen, dessen Gesicht sich mir eingebrannt hat bis in alle Ewigkeit. Als verantwortlicher SS-Führer für die Disziplin im Lager und für die Zählung der Häftlinge hat er alle Macht. Er hat gelächelt, als er mir vom Tod meiner Schwester berichtete. „Sie hat uns lange genug mit ihrer kläglichen Anwesenheit belästigt“, sagte er. „Aber es war interessant zu beobachten, wie lange sich der kleine Wurm gequält hat.“ Ich habe geschrien und bekam dafür ausgiebig seine Peitsche zu spüren.

Tag x

So viele Neuzugänge. Viele davon sterben schon bald. Sie kommen aus Ländern mit wärmerem Klima, werden krank und überleben manchmal keine Woche. Auch, wenn die Kälte langsam weicht, stecken sie sich mit Durchfallerkrankungen oder Typhus an. Oder sie sterben im Schock. Wer nicht schnell genug lernt zu organisieren, hat keine Chance. Wer auf Mitgefühl hofft, sowieso nicht. Organisieren, tauschen, handeln und immer auf der Hut sein, denn jede könnte eine Spionin sein – so sehen die Möglichkeiten zu überleben aus.

Tag x

Die Mundharmonika ist vielleicht das Tor zu einem kleinen Stückchen Glück. Eine der Frauen auf dem Feld fiel neben mir plötzlich um. Für einen Augenblick war ich unbeobachtet und durchwühlte ihre Taschen. Schnell steckte ich die kleine Mundharmonika in mein Oberteil und machte mich wieder an die Arbeit, als auch schon die ersten Befehle in unsere Richtung hallten. Die Frau war tot. Da halfen auch Peitschenschläge und Fußtritte nicht mehr. Ich arbeitete weiter, stellte mich blind und taub. Habe hier auf dem Feld selbst genug Schläge, Fußtritte und Hundebisse bezogen. Schließlich kamen die Männer mit der Bahre.

Tag x

Ich muss zu tief geschlafen haben. Ein Moment der Unachtsamkeit. Die Mundharmonika ist weg.

Das Geheimnis der schwarzen Schatulle

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