Читать книгу Tripod – Das schwarze Kätzchen - Hanna Nolden, Lea Baumgart - Страница 8

Kapitel 5

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Entsetzt sah ich Ben nach, der aus der Küche hinausrannte und eine Art Berg hinaufstürmte. Was war das denn? Hatte der mich gerade behinderte Katze genannt? Na, dem würde ich was husten! Mit gesträubtem Nackenfell und durchgebogenem Rücken hopste ich auf den Berg zu und versuchte, die erste Stufe zu erklimmen. Karin hob mich hoch, vergrub die Nase in meinem Fell und trug mich zurück in die Küche. Ich bemerkte ihre Tränen und fing an zu schnurren. Hoffentlich würde sie mich nicht wegschicken, wo Tante Tanja doch gesagt hatte, ich könnte nicht bei ihr bleiben.

„Was machen wir jetzt?“, fragte Tante Tanja, und Karin schob die Schultern hoch. Sie knuddelte mich, und ich schnurrte noch heftiger.

„Ach, du glaubst doch nicht, dass ich den kleinen Kerl wieder hergebe, oder?“, erwiderte Karin, und ich kuschelte mich dankbar in ihre Umarmung. Genau das wollte ich hören!

Tante Tanja lachte. „Na, da bin ich aber beruhigt.“

Karin setzte mich wieder ab, und ich strich um ihre Beine, um ihr deutlich zu machen, wie dankbar ich war.

„Ist ja nicht so, dass ich nicht auch Trost gebrauchen könnte“, seufzte Karin und setzte sich wieder. „Er macht es mir nicht leicht. Wir hatten immer so einen guten Draht zueinander, doch seit dem Unfall lässt er mich nicht mehr an sich heran. In der Reha hatte er therapeutische Unterstützung, aber seit er wieder zuhause ist, lehnt er alles ab. Ich kann schon froh sein, dass er zur Schule geht. Sonst würde er die ganze Zeit nur vor dem Rechner sitzen.“

„So wie du“, frotzelte Tante Tanja, und Karin musste lachen.

„Ach, wer will schon, dass die Kinder so werden wie man selbst? Mit Kreativität habe ich es auch versucht. Mal doch mal ein Bild, schreib Gedichte, vielleicht ein Tagebuch? Nichts. Er verbringt Tage und Nächte in diesem dämlichen Onlinespiel.“

„Lass ihm Zeit“, sagte Tante Tanja sanft und legte eine Hand auf Karins Arm. Dann sah sie auf ihre Uhr. „Apropos Zeit: ich muss langsam los. Da wartet noch ein Dutzend anderer Tiere auf meine Zuwendung.“

Die Frauen standen auf und umarmten einander.

„Schön, dass du da warst, und danke für alles.“

Jetzt war der Moment gekommen, den ich gefürchtet hatte. Tante Tanja ging neben mir in die Hocke und kraulte mich hinter den Ohren.

„Tja, Flint, ich hätte dir einen besseren Start gewünscht, aber das wird bestimmt noch. Ich komme dich auf jeden Fall mal besuchen. Versprochen.“

Ich stieß meinen Kopf gegen ihre Hand, schnurrte und versuchte, tapfer zu sein. Für einen kurzen Augenblick dachte ich an meine Mama, meine richtige Mama. Wir hatten nie die Möglichkeit uns zu verabschieden. Das war diesmal anders. Und das war gut so. Karin brachte Tante Tanja zur Tür und dann waren wir nur noch zu zweit. Karin setzte sich wieder an den Küchentisch und sah mich ratlos an. „Weißt du was? Man sagt zwar immer, dass eine Katze das Haus Zimmer für Zimmer kennenlernen soll, aber du bist so ein mutiger kleiner Kerl, du kannst es bestimmt verkraften, wenn ich dir den Rest des Hauses zeige. Komm mit!“

Sie nahm mich wieder auf den Arm, vermutlich, weil sie dachte, ich hätte sie nicht verstanden und würde ihr nicht folgen. Ich protestierte nicht. Ich schnurrte. Sie öffnete eine Tür und sagte: „Hier ist unser Wohnzimmer. Früher haben wir hier immer zusammengesessen und ferngesehen. In letzter Zeit haben wir es nicht mehr so oft benutzt. Ich bin meistens in meinem Arbeitszimmer und Ben in seinem Zimmer. Aber ich habe mir gedacht, dass wir das wieder ändern sollten. Ich kann auch am Laptop arbeiten. Durch die Fenster kannst du unseren Garten sehen.“

Ich sah mir alles genau von Karins Arm aus an und hoffte, dass sie nicht näher an die Fenster heranging, obwohl das Wort Garten nicht so gefährlich klang. Das Zimmer sah schön aus und das große Sofa super bequem. Wir gingen weiter und Karin zeigte mir das Gäste-WC, wo sie ein Klo für mich aufgebaut hatte. Als ich das sah, musste ich plötzlich ganz dringend und fing an, auf Karins Arm zu zappeln. Sie verstand mich zum Glück sofort: „Oh, du willst es gleich ausprobieren? Alles klar.“

Behutsam setzte sie mich auf dem Boden ab, und ich hüpfte in mein neues Kistchen. Das Streu war ganz frisch und roch gut. Man konnte prima darin buddeln. Ich war zufrieden und nachdem ich mich erleichtert hatte, war ich bereit, den Rest des Hauses zu sehen. Karin nahm mich wieder auf den Arm und erzählte: „Die anderen Räume sind oben. Dafür müssen wir die Treppe hochgehen.“

Interessiert betrachtete ich die Treppe. So hieß das Ding also. Oben gab es ein weiteres Badezimmer, wo Karin ein zweites Katzenklo für mich aufgestellt hatte. Darüber freute ich mich riesig, aber diesmal musste ich es nicht gleich ausprobieren.

„Ja, und hier ist mein Arbeitszimmer. Da verbringe ich die meiste Zeit. Direkt von da aus kommt man in mein Schlafzimmer. Ja, und dann bleibt noch diese geschlossene Tür. Da geht es in Bens Zimmer.“

Sie klopfte an die Tür, wartete auf eine Reaktion und drückte die Klinke runter, als Ben von drinnen brummte.

Tripod – Das schwarze Kätzchen

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