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Tätiges Christentum: Die Kreuzzüge
ОглавлениеIm mittelalterlichen Kreuzzugsgedanken fand sich eine erste, weite Teile Europas umfassende Bewegung wieder. Kreuzzüge waren, so sieht es die vorherrschende Geschichtswissenschaft, europäische, ja kosmopolitische Unterfangen.21 Zeitgenossen bezeichneten sie als Expeditionen (»expeditio«) oder Pilgerfahrten (»peregrinatio«). Sie waren anfangs sehr beliebt, Zehntausende Christen aus Italien, Frankreich, Spanien und deutschsprachigen Ländern schlossen sich ihnen an. Als Initialzündung für den ersten großen Kreuzzug gilt die Eroberung Jerusalems durch turksprachige Seldschuken im Jahre 1077. Die den Christen heilige Stadt befand sich zwar bereits seit dem 7. Jahrhundert in muslimischen Händen, gegen Ende des 11. Jahrhunderts wurden die Stimmen zur Befreiung Jerusalems allerdings lauter. Dies war auch darauf zurückzuführen, dass mit der Seldschuken-Herrschaft die bis dahin üblichen christlichen Pilgerfahrten immer gefährlicher wurden und Berichte über Schikanen und todbringende Übergriffe zunahmen. Solche Pilgerfahrten nach Jerusalem waren das gesamte Frühmittelalter hindurch ein einträgliches Geschäft für Handelsunternehmen aus Venedig und anderen italienischen Stadtstaaten gewesen. Nun drohten die Seldschuken diesem Wirtschaftszweig den Garaus zu machen.
Der päpstliche Aufruf von Urban II. zur ersten »expeditio«, zum ersten Kreuzzug im Jahr 1095 war also nicht nur gottgewollt, sondern hatte auch wirtschaftliche Hintergründe. Und mehr als das: zunehmende Landknappheit im Westen Europas stellte vor allem die jüngeren Söhne von Adelsfamilien vor das Problem, kein adäquates Einkommen und damit Auskommen erwirtschaften zu können. Im Heiligen Land entlang der Levante erhoffte man sich neuen Besitz und erlangte gleichzeitig per päpstlichem Beschluss Ablass für alle Sünden. Die Rechnung sollte – vorerst – aufgehen. Wirtschaftlich in Europa zu kurz gekommene Adelssprösslinge gründeten eine Reihe von Kreuzfahrerstaaten im moslemischen Morgenland. Keiner von ihnen erlebte seinen 200. Gründungstag.
Was die Kreuzfahrerei als europäische Bewegung auszeichnet, ist neben ihrer »internationalen« Teilnehmerschar und dem ökonomischen Antrieb auch eine besondere postulierte Gemeinsamkeit. Diese kommt in der Losung Papst Urbans II., mit der er zum Sturm auf das Heilige Land rief, zum Ausdruck: »Kein Christ streite mehr wider den anderen«, verkündete Gottes Stimme auf Erden im Jahr 1095, »damit das Christentum selbst nicht untergehe. (…) Es höre auf Mord und Feindschaft und Bedrückung.«22
Zwischen 1096, als das erste Ritterheer den päpstlichen Aufruf in die Tat umsetzte, und 1272 fanden sieben große Kreuzzüge statt, weitere kleinere folgten bis Ende des 14. Jahrhunderts.23 Sie wirkten über weite Strecken einigend auf die zerstrittenen europäischen Fürstenhäuser, konnten Kriegsgänge untereinander gleichwohl nicht verhindern. Kaiserliche, englische und französische Heere ritten gegen die Ungläubigen, konnten sich aber meist nicht auf ein gemeinsames Kommando einigen. Über zwei Jahrhunderte verwüsteten sie immer wieder ganze Landstriche im Nahen Osten, meuchelten die dortige muslimische Bevölkerung und scheuten im 4. Kreuzzug (1202−1204) auch nicht davor zurück, das christliche Konstantinopel in Schutt und Asche zu legen, weil die Glaubensbrüder und -schwestern aus dem Osten dem Papst in Rom als Häretiker galten.
Einzelne Theologen wie der Würzburger Gerhoch von Reichersberg übten schon damals Kritik an den gewalttätigen Vormärschen der Ritterheere, indem sie sich auf Bibelzitate z. B. aus dem Matthäusevangelium beriefen.24 Dort wird demjenigen, der das Schwert zuerst zieht, prophezeit, dass er durch das Schwert sterben werde. Päpste und Kreuzzugsteilnehmer ließen sich davon nicht beirren. Und auch in späterer Zeit mündete die Beschäftigung mit den Kreuzzügen in der westeuropäischen Historiographie kaum je in eine fundamentale Ablehnung. Vielmehr überwog bis ins 19. Jahrhundert die Ansicht, es handelte sich, trotz (oder vielleicht auch wegen) des expansiven Charakters um eine erste gemeinsame »europäische« Angelegenheit: den Kampf gegen den Islam. Einer der bekanntesten Kulturhistoriker des 19. Jahrhunderts, Jacob Burckhardt, brachte 600 Jahre nach all den päpstlich gedeckten Massakern diese Sicht auf den Punkt: »Der Kreuzzug vollendet das Gefühl eines gemeinsamen okzidentalischen Lebens.«25
Die Hochblüte der Kreuzzüge war längst vorüber, als im Jahre 1306 die Schrift »De recuperatione terrae sanctae« (»Über die Wiedergewinnung des Heiligen Landes«) erschien. Verfasser war der engste juristische Berater des französischen Königs Philipp IV. (des Schönen), Pierre Dubois (ca. 1255−1321). In Reaktion auf den 7. Kreuzzug und einem Massaker an muslimischen Händlern hatten die Mameluken zwischen 1289 und 1291 das libanesische Tripoli und das palästinensische Akkon erobert, womit das »europäische«, christliche Abenteuer im Nahen Osten beendet schien. Innenpolitisch stieß man sich in Frankreich Anfang des 14. Jahrhunderts an der Allmacht des Papstes, die sich erst vor wenigen Jahrzehnten herausgebildet hatte; zuvor gab es bischöfliche Versammlungen und Synoden, die eine Art demokratische Grundstruktur für Gottes Vertretung auf Erden darstellten. Pierre Dubois beschrieb beide Ursachen der grassierenden Unzufriedenheit, die Niederlage der katholischen Kreuzfahrer im Nahen Osten und die sich aufplusternde päpstliche Herrschaft, in seiner aus 142 Paragraphen bestehenden Flugschrift. Darin schlug er einen Zusammenschluss der (west)europäischen Reiche und Fürstenstaaten zu einem einzigen Staat vor. »Jede vereinte Kraft«, so der französische Scholastiker, »ist stärker als dieselbe Kraft im Zustand der Zerstreuung. Deshalb wäre es gut, wenn unter allen Katholiken (…) der Friede dadurch gesichert würde, dass sie sich gleichsam zu einem einzigen Staat zusammenschließen.«26 Konkret wandte sich Dubois gegen das Heilige Römische Reich (Sacrum Imperium), dessen Krone zu jener Zeit Albrecht I. von Habsburg trug. Statt des dort üblichen Systems der Königswahl, das Dubois für ineffektiv und untragbar hielt, forderte er die Installierung einer Erbmonarchie. Dubois trat ferner für eine großräumige »Welt«wirtschaft ein und einen stärkeren Handel mit dem Orient. Sein eigentliches Ziel einer geeinten Christenheit – gemeint als Katholiken – verband er mit dem Kreuzzugsgedanken. So sollte jeder am »europäischen Völkerverein« beteiligte Fürst eine ständige Truppenpräsenz in Palästina bereitstellen. Und jeder europäischen Nation wäre nach dem Plan Dubois’ ein ihrer Stärke entsprechendes Gebiet im Heiligen Land zugewiesen worden; wobei sich der Berater des französischen Königs für Jerusalem und Akkon eine gemeinsame Verwaltung vorstellte.27
Pierre Dubois im Wortlaut: »Zur Wiederbelebung und Behauptung des Heiligen Landes muß eine gewaltige Kriegsschar aufgeboten werden. Wenn so viele Menschen dorthin ziehen und dort bleiben wollen, wird es notwendig sein, daß die katholischen Fürsten in Eintracht leben und keine Kriege gegeneinander führen. (…) Um den Frieden zu sichern, soll der Papst ein Konzil sämtlicher Könige und Fürsten einberufen, das die Leitung aller Staatsgeschäfte in Händen hat. Der Krieg zwischen christlichen Staaten ist verboten.«28
Ein Auszug wie dieser lässt unschwer erkennen, warum Dubois bei aktuellen Rezeptionen und Anthologien über Europabilder nicht fehlen darf und was ihm darin einen so prominenten wie beliebten Platz verschafft: Europa als friedliches Projekt nach innen, dessen Einheit durch Aggression nach außen hergestellt wird. Realpolitisch ging es Dubois darum, die vorhandene Macht des französischen Königs weiter zu stärken. Dieser sollte der von ihm angedachten Delegiertenversammlung der Fürsten vorstehen. Den Papst wies er die Rolle als Schiedsrichter bei Meinungsverschiedenheiten zu. Oder anders gesagt: Dubois’ »Europa« war gegen die Institution des »Heiligen Römischen Reiches« gerichtet, in dem die Habsburger noch nicht die spätere Führungsrolle gepachtet hatten, und es sollte die aufsteigende Macht des Papstes bremsen. So gesehen erscheint seine Schrift über die Wiedergewinnung des Heiligen Landes nicht ein Entwurf einer föderativen Verbindung europäischer Mächte, wie er in der einschlägigen Geschichtswissenschaft heute dargestellt wird, sondern ein Werkzeug zur Legitimierung der Macht für Philipp den Schönen gewesen zu sein. Verwirklicht wurde all das nicht. Im Gegenteil: Philipp wurde von Papst Bonifatius VIII. exkommuniziert, worauf sich dieser mit einem Attentatsversuch revanchierte. Auf der Flucht vor Philipps Schergen starb Bonifatius, nachdem er den Habsburger Albrecht I. in dessen Funktion als Reichskönig um Hilfe angefleht hatte. Papst-Nachfolger Benedikt XI. starb nach nur wenigen Monaten im Amt an einer Vergiftung, die ihm mutmaßlich der Franzosenkönig Philipp zufügen ließ. Im Zuge dessen gelang es Philipp auch, die Residenz des nächsten, ihm nun ergebenen Papstes nach Avignon zu verlegen. So sah Europa zu Beginn des 14. Jahrhunderts in Wirklichkeit aus.
Von einer weltumspannenden Monarchie träumte auch der florentinische Dichter und Denker Dante Alighieri (1265−1321). Eine solche Herrschaftsform konnte damals freilich nur »europäisch« gedacht werden. Anders als sein Zeitgenosse Dubois gründete Dantes Sehnsucht nach der Wiederherstellung des (römischen) Kaiserreichs nicht in der Idee, die stärkste westliche Macht auf dem Kontinent, Frankreich, in den Mittelpunkt zu stellen. Das war verständlich, galten doch zu jener Zeit die französischen Könige aus dem Hause Anjou im südlichen Italien als Fremdherrscher. Dantes Vision eines einheitlichen Staatsgebildes richtete sich dementsprechend gegen den französischen Herrschaftsanspruch. In den bürgerkriegsähnlichen Auseinandersetzungen, die Ende des 13. Jahrhunderts in oberitalienischen Städten tobten, kämpfte er anfangs auf der Seite der eher papsttreuen Guelfen (gegen die kaisertreuen Ghibellinen), um sich bald einer Splittergruppe anzuschließen, die sich immer mehr Fraktionen zum Feind machte. Dantes Flucht aus Florenz folgte die Konfiskation seines Besitzes und 1302 die Verhängung der Todesstrafe, derentwegen er sein restliches Leben im Exil verbrachte.
Für den modernen Europaforscher sind Dantes Schriften insofern von Interesse, als darin erstmals der Konflikt zwischen Kaiser und Papst, der schon seit dem Investiturstreit des 11. Jahrhunderts brodelte, zur politischen Kraftprobe wurde.29 Die Aufgabe des Papstes sah der mittelalterliche Philosoph darin, so viele Menschen wie möglich zum ewigen Leben, zum Paradies, zu führen, während der weltliche Herrscher für das irdische Glück des Menschengeschlechts zuständig sei. Diese Ansätze eines Dualismus, die viel später in der Trennung von Kirche und Staat ihre Erfüllung gefunden haben, werden als konstitutiv für das (westliche) Europabild gesehen. Auf politisch-gesellschaftlicher Ebene setzte sich das System der zweigeteilten Herrschaft von Fürst und Ständen durch und letztlich in der Gewaltentrennung des bürgerlichen Parlamentarismus fort.
Die Eroberung Konstantinopels durch das osmanische Heer Sultan Mehmeds II. im Jahr 1453 löste Schockwellen bis an den Atlantik aus. Sie war zugleich der Auftakt für eine bislang nie dagewesene Europa-Identität unter führenden Intellektuellen. Einer von ihnen, der Priester, Dichter und Historiker Enea Silvio Piccolomini (1405−1464) warf sich diesbezüglich besonders ins Zeug. Mit seiner »Türkenrede« auf dem Frankfurter Reichstag 1454, den er als kaiserlicher Kommissar leitete, nahm er die Bedrohung aus dem Osten zum Anlass, um zum gerechten, europäischen Krieg gegen die Ungläubigen aufzurufen: »Wenn wir die Wahrheit gestehen sollen«, so Piccolomini, »hat die Christenheit seit vielen Jahrhunderten keine größere Schmach erlebt als jetzt. (…) Denn in früheren Zeiten sind wir nur in Asien und Afrika, also in fremden Ländern, geschlagen worden, jetzt aber wurden wir in Europa, also in unserem Vaterland, in unserem eigenen Haus, aufs schwerste getroffen. (…) Niemand dürfte daran zweifeln, wie ihr euch verhalten werdet, ihr edlen Deutschen, wenn ihr diesen Krieg übernehmt, zu dem der Kaiser uns ermahnt, um den der Papst uns bittet, den Christus uns befiehlt, zur Verherrlichung und in der Liebe zu ihm.«30
Es ist ein Aufruf zum Krieg als einer explizit europäischen Angelegenheit, dem Kaiser und dem Papst geschuldet, in der Liebe zu Christus. Piccolomini nutzte die Gunst der Stunde, um sich in Szene zu setzen. Einen neuen Kreuzzug brachte er schlussendlich nicht zustande, für seine Wahl zum Papst im Jahre 1458 reichte sein Engagement gegen die Türken allemal. Als Pius II. trat er in die Fußstapfen von Apostel Petrus. Als Gelehrter hatte er sich schon zuvor einen Namen und um den Europabegriff verdient gemacht. »Europa« hieß das unter seiner Federführung entstandene ethnographisch-kosmographische Hauptwerk, das auf den Band »Asien« folgte. Es war die einzige Schrift des Mittelalters, die mit der Titelzeile »Europa« erschien und es dementsprechend kultur-religiös definierte.31
Der Historiker und Europaforscher Rolf Hellmut Foerster wertet die berühmte Türkenrede Piccolominis als defensiv. »Man muß«, schrieb Foerster 1963, »in diesem Aufruf zum Kreuzzug nicht den Plan einer Aggression, sondern eines Verteidigungsaktes sehen.«32 Dieses im christlichen Westen gängige Narrativ sieht in der Eroberung von Konstantinopel durch die muslimische Soldateska korrekterweise eine die Christenwelt bedrohende Aggression, die es abzuwehren gilt. Ein tiefergehender historischer Rückblick zeigt allerdings, dass die Geschichte der Kreuzzüge ab 1096 einen expansiven Charakter aufweist. Und seit der 4. Kreuzzug 1204 mit der Zerstörung des damals christlichen, allerdings oströmischen Konstantinopels endete, kann eigentlich von einer Verteidigung des Christentums als europäische Aufgabe im Osten nicht mehr gesprochen werden.
Sein antitürkisches Abenteuer endet für Papst Pius II. elendiglich. Mitte Juni 1464 schifft er sich in Ancona ein, um seinen zehn Jahre zuvor gepredigten Kreuzzug zu starten. Allein, außer einer Handvoll heruntergekommener Abenteurer will ihm niemand folgen. Am 15. August 1464 stirbt der verhinderte Kreuzfahrer Piccolomini/Papst Pius II. auf seinem Schiff auf dem Weg zwischen Venedig und Istrien. Zuvor hatte er noch eine zweite »europäische« Front aufgemacht, nämlich jene gegen die tschechischen Hussiten, also eine mitten in Europa als ungläubig definierte frühreformatorische Bewegung. Mit Georg von Podiebrad (1420−1471) erwuchs dem Papst ein mächtiger Gegenspieler, der es ebenfalls verstand, auf die europäische Karte zu setzen.
Podiebrad stammt aus mährischem Adel und wandte sich in jungen Jahren von der katholischen Kirche ab, um dem tschechischen Reformer Jan Hus zu folgen. Als sogenannter Ultraquist gehörte er dem gemäßigten hussitischen Flügel an, der gegen die sozial radikaleren Taboriten zu Felde zog und diese besiegte. Die ultraquistische Ständemehrheit wählte Georg von Podiebrad im Jahr 1458 zum König von Böhmen. Seine religiöse Gesinnung rief sogleich den Papst von Rom, Pius II, auf den Plan. Schon die husstische Symbolik des Kelches, aus dem alle Gläubigen und nicht nur der Priester das Blut Christi in Gestalt des Weines trinken sollten, zeugt von der kirchenreformerischen Idee, die für den römischen Katholizismus mit seiner hierarchischen Struktur inakzeptabel war (und bis heute ist). Folgerichtig drohte Rom mit einem Kirchenbann, dem der Böhmenkönig angeblich mit einer heimlichen Rückkehr in den Schoß der römischen Kirche zuvorkommen wollte.33 Der Order des Papstes, zwecks Abbitte nach Rom zu reisen, entsprach Podiebrad nicht.
Stattdessen entwickelte er seinerseits die Idee eines Kreuzzuges gegen die »furchtbaren Mohammedaner«, um sich als wahrer Christ zu inszenieren. Und diese Idee ergänzte er mit einem europäischen Föderationsplan, der heute als Vorläufer von immer wieder auftauchenden Einigungsprozessen gilt. In 21 Kapiteln entwarf Podiebrad die Idee für einen Bund gleichberechtigter Fürsten, in dem alle fünf Jahre der Vorsitz wechseln, ein gemeinsamer Gerichtshof innereuropäische Streitigkeiten beilegen und ein Finanzierungstopf für föderative Organe aufgelegt werden sollte. Geplant war – wie auch bei seinem Gegenspieler Papst Pius II. – eine christlich-»europäische« Armee. Sein Plan fand anfangs Zuspruch beim polnischen König Wladimir IV., Albrecht von Brandenburg und dem reichsten italienischen Stadtstaat Venedig. Letzterer sprang jedoch bald ab, als sich der finanzschwache Vatikan erholte und seinerseits zu einem Kreuzzug aufrief. Alaun-Funde auf dem Territorium des Gottesstaates waren dafür mitverantwortlich, weil die Gewinnung dieses Rohstoffes zur Färbung von Wolle plötzlich die Kassen Roms füllte.
Podiebrads Vorhaben scheiterte; und nach dem Tod von Papst Pius II. wurde er von dessen Nachfolger exkommuniziert. Für uns ist dabei von Interesse, wie durchsichtig die europäischen Einigungsideen des Mittelalters, in diesem Fall jene parallel von Pius II. und dem Böhmenkönig Podiebrad entwickelten, als Mittel zum Zweck für die Erweiterung des jeweils eigenen Machtbereiches eingesetzt wurden. Dieser Instrumentalisierung werden wir auch in der Neuzeit und bis herauf in unsere Tage begegnen.