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Wenn irgendwo in den Gefilden des Hunsrücks eine Wasserleiche gefunden wird, dann handelt es sich in fast allen Fällen um Selbstmord. Es ist schon kurios, aber wenn jemand, der am Wasser lebt, sich das Leben nehmen will, dann wählt er meist auch das Wasser. Wasser zieht an, heißt es im Volksmund und allzu oft hatte sich dieses Sprichwort in der Vergangenheit bewahrheitet.

Polizeihauptmeister Franz Schettler von der Polizeiwache Weilersberg will gerade Feierabend machen. Auf seiner Dienststelle gibt es nur den Tagesdienst und der beginnt um acht Uhr morgens und endet im Normalfall um siebzehn Uhr. Aber da ist ja auch noch die gleitende Arbeitszeit, die es erlaubt, eine Stunde später zu kommen und dafür eine Stunde länger im Büro zu bleiben.

So ein Tag ist heute. Schettler schaut auf die Uhr. Es ist sogar schon einige Minuten nach achtzehn Uhr. Das war lange genug für heute. Sein Kollege ist schon vor einer Stunde nach Hause gegangen, er selbst hat die letzte Stunde nur abgesessen. Passiert war nichts mehr. Nicht einmal ein Anruf. Schettler klappt seine Aktentasche zu. Auf dem Weg zur Arbeit sind darin seine Frühstücksbrote und während des Dienstes seine Akten. Jetzt ist sie leer und auffangbereit für die Stullen am nächsten Morgen.

Schettler schließt seinen Schreibtisch ab. Darin bewahrt er seine Pistole auf. Es ist nicht erlaubt. Eigentlich hätte er sie in den Stahlschrank einschließen müssen. Was soll’s? denkt er, nimmt seine Tasche und will gerade seine Mütze aufsetzen, als das Telefon der Feierabendstimmung aufdringlich Einhalt gebietet.

Schettler schaut zum Telefon, schaut zur Tür und dann nochmals zum Telefon. Dann entschließt er sich mit einem Seufzer für das Telefon.

„Polizeiwache Weilersberg, Hauptmeister Schettler“ meldet er sich und hört, was die Stimme am anderen Ende der Leitung ihm zu sagen, ihm mitzuteilen hat.

„Sind Sie sicher?“ fragt er aufgeregt und macht sich einige Notizen auf seinem Block, den er schon fein säuberlich für den kommenden Morgen parat gelegt hat.

„So eine verdammte Scheiße!“ entfährt es Schettler lautstark. „Fünf Minuten früher und ich hätte meine Ruhe gehabt.“ Doch dann findet er sich mit der Situation ab und wählt die Nummer seiner vorgesetzten Dienststelle in Trier. Schettler weiß: Es ist sinnlos, irgendeine Polizeiinspektion in seinem Zuständigkeitsbereich zu benachrichtigen. Soviel weiß er. Wenn eine Leiche in seinem Distrikt aufgefunden wird und zudem auch noch ein Fremdverschulden nicht ausgeschlossen werden kann, dann gibt es nur eines. Die Mordkommission in Trier verständigen. Damit kann er keinen Fehler begehen, damit liegt er immer richtig.

Weißes Gift

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