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Kap. 1 Vorweg-Gedanken

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Omnis Thailandia divisa est in partes tres, qui una incolunt Khmer. Ganz Thailand besteht aus drei Teilen, deren einer Khmer-stämmige Bewohner hat. Die beiden anderen Teile haben eine von Laoten bzw. Malaien abstammende Bevölkerung. Genauso wie den Galliern und Karthagern die italienischen Vorfahren in Rom ziemlich merkwürdig vorkamen, wundern sich auch die von den Laoten und Malaien abstammenden Menschen in den Randgebieten Thailands, warum die Leute in Bangkok immer mit Flugzeugen fliegen müssen und statt normal hoher Gebäude Wolkenkratzer-artige Hochhäuser benöti­gen. Wie einst im alten Rom schauen umgekehrt auch die vermischten Bewohner im Zentralgebiet, also vor allem in Bangkok, lieber auf die Anderen herab und vermeiden eine peinliche Nabelschau, bei der man ihrer eigenen Fehler gewahr werden würde. Immerhin hatten die Römer aber Dolmetscher, durch welche eine gewisse Verständigung mit den Galliern möglich war. Aber die Bewohner von Bangkok und dem Zentralgebiet lehnen die laotische und die malaiische Sprache kategorisch ab, unterdrücken sie und zwingen den dortigen Menschen ihre eigene Sprache auf. Kaum haben jene aber den Bewohnern des Zentralgebietes den Rücken zugekehrt, so fluchen sie in einem unverständlichen Jargon, der absolut nicht nur reines Laotisch oder Malai ist, über ihre großspurigen und ausbeuterischen Hauptstadtbewohner mit gar nicht immer freundlichen Worten.

Nur ein kleiner Teil der Menschen in Bangkok vermag auf Englisch oder ähnlichen Sprachschöpfungen diesem Verhalten Paroli zu bieten. Doch das hat nur für den Außenhandel Bedeutung. Wichtiger, aber von den meisten Menschen der Oberschicht in Bangkok unerkannt, genauso wie einst bei den Römern hinsichtlich der am Limes wohnenden Randbevölkerung ist das Problem der verschiedenen Mentalitäten und regionalen Interessen. Denn durch die Verwendung der aufgezwungenen Zentralsprache bleibt man eben in der Denkweise der in Bangkok lebenden amart, nach kolonial-englischem Sprachgebrauch meist als Elite übersetzt, jedoch eigentlich Machtinhaber bezeichnend. Während die Leute aus dem Randgebieten häufig in Bangkok arbeiten und dadurch die Mentalität der Hauptstadtbewohner gut kennen, kann man in Kreisen besagter Elite ein einsichtiges Verständnis der Lage in den Außengebieten des Landes mit der Lupe suchen. Diese Kenntnisse meinen sie durch den häufig ausbeuterischen und durchaus auch unerfreuliche Begleiterscheinungen habenden Handel erwerben zu können, was aber weitgehend ein gründlicher Irrtum sein dürfte. Denn die Händler kommen meistens nur zu den Märkten und eher kleinen Betrieben und stecken ihre Nase praktisch nie in die völlig anderen Lebensverhältnisse. Ihre Landeskenntnisse lassen sich anhand der in Bangkok erhältlichen Landkarten dokumentieren, welche im allgemeinen jegliche Details vermissen lassen. Was die Mentalitäten betrifft, so vermeiden wir besser dieses Thema.

Leser aus Kreisen der besagten Elite wären an dieser Stelle so erbost, dass sie sofort nach weiter verschärfter Pressezensur rufen würden. Über Bangkok selbst wollen wir an dieser Stelle nicht reden, weil, wie schon gesagt, die öffentliche Nabel­schau als unanständig gilt. Lenken wir unseren Blick also für einen Moment auf Süd-Thailand. Dieses Gebiet hat zwei Bevölkerungsgruppen, Buddhisten und Moslems, welche wie eh und je untereinander starke Konflikte haben. Gemeinsam ist beiden Teilen aber, dass diese dort anders als in Nord-Thailand von Europäern erobert worden sind und dass es bis heute keine Wiedergutmachungsgesetze und Rückgaberegelungen für die damals eingenommenen Gebiete gibt. Kein zugereister Besucher wagt dieses Thema zu erwähnen, weil er oder sie wohl fürchtet, dann nicht mehr das Visum zum Besuch der dortigen unterdrückten Bevölkerungsteile zu bekommen, oder sogar wegen angeblicher Einmischung in die Innenpolitik bedroht wird.

Die wirklich kriminelle Unterdrückung und sogar Ausrottung der ursprünglichen dortigen Völker wird heutzutage meist nicht mehr praktiziert. Aber,- und dieses Wort “aber” müsste man an dieser Stelle tausendfach wiederholen,- das heißt natürlich nicht, dass diese sich dort frei entwickeln können. Die malaysische Sprache wurde noch viel rigoroser als die laotische unterdrückt. Gründe dafür sind vermutlich einerseits die Kopplung mit dem moslemischen Glauben, den die Buddhisten gewiss nicht gerne mögen, und aber vor allem die Tatsache, dass es hier eine etablierte Schriftsprache gibt. Im Laos ist eine gegenüber dem Thai stark vereinfachte Schrift erst eingeführt worden, als der Isaan, das Gebiet im Nordosten, schon fest in Thai-Händen war. So ist die Einführung dieser vereinfachten Schrift des Laotischen im Isaan als kommunistisches Produkt verhindert worden, was gewiss die Ausbildung einer kulturellen Identität dort verhindert hat.

In Süd-Thailand sind in verstärktem Maße buddhistische Lehrer eingesetzt worden,- sicher auch in der Absicht, das Malaysische zurück zu drängen. Das ist militärisch zunehmend abgesichert worden und hat 2004 unter der Ägide des nordthailändischen Ministerpräsidenten Thaksin, der auch gegen angebliche Drogenhändler im nördlichen Grenzgebiet mit brutaler Härte ohne Gerichtsverfahren (ca. 2500 Tote) vorging, zu einem Blutbad unter in einer Moschee zusammen getriebenen Bewohnern, hauptsächlich Frauen und Kindern geführt, was jegliche Kooperation zwischen den Führern der beiden Bevölkerungsgruppen praktisch zum erliegen gebracht hat. Im Jahre 2013 haben diese gewalttätigen Auseinandersetzungen ein schlimmes Ausmaß erreicht (über 5000 Tote).

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