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»In schlechten Zeiten ziehe ich mich immer noch zurück und verstumme«
Gespräch mit M., Schülerin an der BFF
M. fühlt sich geehrt, einmal etwas über ihre Schulzeit aussagen zu können, das an die Öffentlichkeit kommt. Der Titel des Buches spricht sie an.
Ich wurde in der Schule achteinhalb Jahre gemobbt, saß zuhinterst in der Ecke und habe vieles nicht mitbekommen. Die Schule war für mich eine Hammerzeit. Von den Mitschülern wurde ich verschlagen, in den Schrank eingesperrt und herumgeschubst. Die LehrerInnen haben nichts unternommen. In Gruppenarbeiten blieb ich immer übrig. Mit mir wollte niemand arbeiten. Ich war die Außenseiterin und zog mich mehr und mehr in mich zurück. Meine Eltern haben ebenfalls gelitten. So richtig gut ging es mir im Kindergarten und im ersten Halbjahr der ersten Klasse. Da, wo wir vor dem Umzug lebten.
Noch heute spüre ich es körperlich, wenn ich an der Schule vorbeigehe, in der ich achteinhalb Jahre gelitten habe. Die Mutter und mein Stiefvater trösteten mich, wenn ich zu Hause weinte und nicht mehr zur Schule gehen wollte. Es wurde auch ein Psychiater eingeschaltet, der aber keinen Kontakt mit der Schule aufnahm.
In der vierten Klasse sprach mich mal eine Lehrerin an auf mein Befinden. Das gab dann etwas Erleichterung.
Weil ich keine Beachtung fand, prägte sich mir die Überzeugung ein, dass ich eh nichts kann. Infolge dieser Überzeugung schnitt ich schlecht ab in Deutsch und Französisch. Ich träume immer noch, dass ich in die Schule geschleppt werde, wie in der zweiten Klasse.
Ich besuchte dann auf Anraten der Schulsozialarbeit eine Gruppe von Gemobbten.
Das gab mir wenigstens die Einsicht, dass ich nicht allein bin.
In der 9. Klasse wurden die Schnuppertage limitiert, weil meine Leistungen nicht genügten. So fand ich keine Lehrstelle. Jetzt besuche ich die Anschlussklasse BFF. Ein Glück!
Von Anfang an hat mich erleichtert, was ich hier erlebe. Früher dachte ich, dass alle Schulen so sind. An dieser Schule hier sind tolle LehrerInnen, die mich fördern und mir Selbstvertrauen geben. So habe ich jetzt auch eine Lehrstelle gefunden als Malerin.
LehrerInnen sollten darauf achten, dass SchülerInnen nicht kaputtgemacht werden. Sie sollten Ohren und Augen nicht vor der Not der Kinder verschließen. In Einzelgesprächen sollten sie Vertrauen aufbauen helfen. Ein Teil der Not geht weg, wenn ich sie mitteilen kann.
Auch ihren Teil wird M. in Zukunft im Auge behalten, damit sich solches nicht wiederholt. Sie hofft, dass sie dann nicht wieder verstummt.