Читать книгу Schule hinterlässt Spuren - Hans Joss - Страница 6
Оглавление1.
Die wegfallende Konkurrenz zwischen den Lernenden im Modell 4 wird auch von K. als angenehm erlebt. Eine Schulform, welche den Verfassungsauftrag (keine Diskriminierung) für K. mit Migrationshintergrund erfolgreich umsetzt. Die Möglichkeit, Rückmeldungen zu geben, stärkte Selbstständigkeit und Selbstbestimmung.
»Ich habe viel gelernt und bin traurig, dass die Schule vorbei ist«
Gespräch mit K. Schülerin 9. Klasse, mit Migrationshintergrund
Welche Spuren hat bei dir die Schule in Kindergarten, Unterstufe und Mittelstufe hinterlassen?
Im Kindergarten habe ich zu Beginn geweint, weil ich kein Wort verstand. Ich hatte auch keinen Unterricht für Anderssprachige. In Folge habe ich selbst versucht, mich zu verständigen. Oft hat mich meine Grossmutter begleitet. Im zweiten Jahr kam meine Schwester ebenfalls in den Kindergarten. Ich habe keine Ungerechtigkeiten erfahren aufgrund meines Migrationshintergrundes.
In der dritten Klasse hat mich die Landschulwoche besonders beeindruckt. Wandern und zusammen Feuer machen haben das Zusammenleben in dieser Klasse geprägt. Angst erlebte ich zum ersten Mal in der dritten Klasse wegen des Wechsels in die große Schule. Die fünfte und sechste Klasse wurde zur Machtprobe gegen eine Lehrerin. Wir boykottierten und rebellierten. Macht zu haben, war damals ein gutes Gefühl.
Wie erlebtest du Modell 4 in der Oberstufe der neuen Schule?
Nach dem Wechsel in die Oberstufe änderte sich fast alles. Die neuen Erfahrungen an dieser Schule waren eine gute Struktur und gegenseitiger Respekt – auch von den Lehrpersonen uns gegenüber. Wir gaben die Rebellion auf. Das war der Wendepunkt. Das selbstgesteuerte Lernen war ebenfalls eine gute, neue Erfahrung. Mit der Planarbeit lernten wir Selbstverantwortung und Selbststeuerung. Der Unterricht wurde abwechslungsreich und vielfältig. Schulleitung, LehrerInnen sowie SchülerInnen arbeiteten alle in dieselbe Richtung. Gut tat auch, dass wir Rückmeldungen geben durften. Das Modell 4 hat auch den Vorteil, dass Sek- und Realniveau gemischt ist. Ich wusste nur in Englisch und Französisch, wer in welchem Niveau unterrichtet wird.
Meine Eltern konnten mir nicht helfen. Allerdings haben sie sich immer für mich interessiert und für das, was ich in der Schule mache. Mein weiterer Weg führt an eine Fachmittelschule. Für meine sehr gute Facharbeit wurde ich letzthin ausgezeichnet. Auf meinem Spruchband am Ausgang der Schule stand: »Vielfalt, Selbstständigkeit, Freiheit und Selbstbestimmung. Es war eine schöne Zeit! Sie ging schnell vorbei. Ich habe viel gelernt und bin traurig, dass sie vorbei ist.«