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»Das Allerwichtigste ist es, den Faden zur Schülerin, zum Schüler nie abreißen zu lassen«
Gespräch mit M., BFF Bern
Wir haben einen Schüler und eine Schülerin interviewt, die beide eine schwierige Volksschulzeit hinter sich haben. Wir sind erstaunt, was sie an Selbstwert in diesem Jahr BFF hinzugewonnen haben. Wie machen Sie das? Wir haben bei einem Verantwortlichen der BFF nachgefragt.
Unsere Klientel bringt eine Vielfalt an Erfahrungen und Schulgeschichten mit sich – aber auch Elternhäuser, die wenig Unterstützung bieten konnten. Eltern, denen das duale Bildungssystem fremd ist, resignieren, wenn ihre Kinder nicht Erfolg haben. Die Politik und damit die Volksschule nehmen die gesellschaftliche Realität mit den vielen verschiedenen soziokulturellen Hintergründen zu wenig wahr. Zu oft schafft die Schule gesellschaftliche Gräben, grenzt aus. Damit fehlt der Kitt in der Gesellschaft.
Was tun Sie konkret, um in dieser relativ kurzen Zeit Leute auf Kurs zu bringen?
Jedem gerecht zu werden ist ein hoher Anspruch. Wir müssen uns täglich fragen, wer was braucht und auch uns selber gegenüber immer Fragende bleiben. Das Kollegium in unserer Schule arbeitet eng zusammen und baut – ähnlich wie im Kindergarten – auf eine Kultur des Stützens und Entdeckens. Diese Philosophie ist der Schnittpunkt, nach dem wir uns ausrichten. Wir arbeiten im Team mit geklärten Rollen. Sowohl persönlich in der Arbeit mit den Lernenden, aber auch im Team ist es wichtig, die verschiedenen Rollen zu klären.
Pädagogisches Ziel ist es, dass wir von unserem Bildungsverständnis her den Fokus anders legen, als dies bisher in der Volksschule geschah. Entscheidend ist, den Faden zum jungen Menschen aufnehmen und in eine tragfähige Arbeitsbeziehung zu kommen. Dieser Beziehungsfaden darf nie abreißen, auch nicht, wenn Konfrontation angesagt ist. Ganz wichtig sind der respektvolle Umgang und die Achtsamkeit.
Welche Visionen haben Sie für die Zukunft der Volksschule?
Die Politik der kleinen Schritte müsste aufhören und der junge Mensch müsste im Zentrum stehen. Die Volksschule ohne Selektion ist für mich ein gangbarer Weg. Integration ist Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Jedoch erfahren wir mit den KMUs eine große Offenheit jenen gegenüber, die in der beruflichen Orientierungsphase Mühe haben – und dies in einer Zeit großer Zertifikatsgläubigkeit. Die heutige Gesellschaft grenzt immer mehr aus. Für unsere SchülerInnen ist Qualität oft ein Fremdwort: »Warum muss ich Qualität leisten?«
Eine Schule der Zukunft muss dem Migrationspluralismus mehr Rechnung tragen, als dies bisher der Fall ist. Lehrpersonen, die verstummt sind, müssen wieder mehr in den Vordergrund treten, ihre Bedeutung und ihr Wert müssen sichtbarer werden.
»Eine Schule der Zukunft muss dem Migrationspluralismus mehr Rechnung tragen«
»Zu oft schafft die Schule gesellschaftliche Gräben, grenzt aus«
»Unser Kollegium baut auf eine Kultur des Stützens und Entdeckens«
»Entscheidend ist in eine tragfähige Arbeitsbeziehung zum jungen Menschen zu kommen«
»Die Schule müsste entpolitisiert werden, die Pflästerli-Politik aufhören und der junge Mensch im Zentrum stehen«
»Die Volksschule ohne Selektion ist für mich ein gangbarer Weg«