Читать книгу Die Lady und der Admiral - Hans Leip - Страница 46
Eisen, Cretins, englisches Kapital.
ОглавлениеDie Strasse stieg. Immer noch war es südlich heiss, der Pflanzenwuchs üppig. Man überschritt die Grenze zwischen Kärnten und Steiermark, stieg weiter aufwärts, kam nach Neumark; der Weg wurde steiler, man erreichte die höchste Stelle des Passes in Obersteiermark.
Von da an wurde die Natur mit einem Male nördlich. In den engen Tälern auf mageren Flecken stand das Korn noch ungeschnitten. Es begann das Land des Eisens, der Eisenhammer, der Hochöfen und Fabriken.
An der Strasse jodelten Cretins mit Schellfischaugen und Kröpfen. Sie waren in Scharen herbeigeeilt, um zu betteln, von ihren Verwandten weit hergeschickt, wegen der Königin von Neapel vorgestern, des englischen Admirals wegen heute. Man schien in der Gegend bis in die höchsten Täler ein geheimes, aber gut entwickeltes Signalnetz zu haben, das jeden bedeutenden Fremdling, der die Landstrasse passierte, rechtzeitig anzeigte. An einer Stelle führte ein Trupp verwachsener, schaurig grinsender Geschöpfe ein ernstgemeintes Heiligenspiel auf, das wie eine Gotteslästerung wirkte oder vielmehr wie eine Anklage gegen Gott.
Kleine ärmliche Häuser; in den Gärten grosse Bohnen und türkische Erbsen. An den Zäunen blühte noch der Holunder. Das duftete nach Brot und Schnaps, nach der Dorfschenke an Samstagabenden. Wenn man die Augen schloss, konnte man sich nach Hause träumen, nach Burnham Thorpe. Da hatte der Admiral einmal die ganzen Bauern bewirtet.
Es geht abwärts, abwärts. Es riecht streng nun nach Stahlgiesserei. Nach englischem Kapital. Ein Verwalter aus Edinburgh kommt an den Wagenschlag, bittet zum Diner im Landhause eines Fabrikbesitzers. Die Hamilton lehnt ab. Sie will noch heute am liebsten nach Wien. Sie liebt nicht die Industrie. Die Luft ist ihr zu schlecht. Man fährt abwärts, abwärts. Ein Flüsschen plätschert nebenher. Die Mur. Wird breiter, stiller. Man lässt Unzmarkt hinter sich. Speist zu Abend in Judenburg im „Blauen Adler“. Man ist acht Stunden von Friesach unterwegs. Der Pöbel gafft, das Essen ist schlecht.