Читать книгу Die Lady und der Admiral - Hans Leip - Страница 53
Abwärts in die Wiener Ebene.
ОглавлениеAbwärts! Durch die grossartige Schönheit des Adlitzgrabens, eine damals selbst für Feiertage unentdeckte Schönheit. Die Landschaft rächte sich wegen des ihr mangelhaft zuteil werdenden Lobes und warf den zweiten Wagen um, wobei Tysons Pfeifenkopf zerbrach und Fräulein Knights Knie auf eine Bitterwasserflasche schlug, was beiden nicht bekam, und das schämige Fräulein musste erdulden, dass ihr gar nicht unschönes Bein das Licht des Verbindens erblickte.
Nach zwei Stunden erreichte man Schottwien. Das Posthaus war mit Tannengrün und Rosen bekränzt. Wie aufmerksam! Doch die Rosen waren verwelkt. Und es galt nicht dem grossbritannischem Helden, es war dem Kaiser und der Kaiserin zu Ehren, die bis hierher ihrer in einer Person vereinigten Tante, Mutter und Schwiegermutter entgegengefahren waren. Der Kaiser hatte Lust gehabt, ein paar Tage in dem kühl gelegenen Orte zu verweilen. Die Königin von Neapel habe nur spöttisch gelächelt; man habe zu Mittag gespeist und sei auf und davon, ohne sich umzusehen.
Auch die Engländer hielten sich nicht lange auf, nahmen einen heissen Kaffee im Wagen, während die Pferde gewechselt wurden und der Steirabua zum endgültigsten Male jodelte.
Aber im nächsten Posthause liessen sie sich von der piksauberen Postmeisterin mit Forellen, Eierschmarren und Glühwein bewirten. Der grossmächtige Ofen war geheizt und schien nicht wenig Anteil daran zu haben, dass der Semmering auf dieser Seite so kahl geholzt war.
Dann öffnete sich im Abendschein, dem sie entgegenfuhren, hinter Gloggnitz die breite Wiener Ebene, vom Schneeberg überleuchtet. Der Regen war in nichts verdunstet, die Hitze lagerte hier unten zäh im allzuleichten West. Der tolle Staubwurm, der sich hinter den Wagen erhob, rollte träg steigend einem grauverschleierten, fieberrot sich entzündenden Himmel zu und drohte sich unheimlich in Sir Williams seit Palermo empfindlichen Körper hinabzusenken. Die Unterschiede der Temperaturen und der Bodenhöhen, die Anstrengungen der vielen Tage Fahrt, die ungenügenden Nachtschlafe wollten sich rächen. Sir William wehrte sich männlich, klagte keineswegs. Doch sein Fieber schien ansteckend. Niemand fühlte sich wohl.