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Der Steirabua. Ausblick vom Semmering.

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Nun kam man empor auf die Wasserscheide zwischen Steiermark und Niederösterreich. Der gamslederbehoste Postillon blies schmelzend in den Wind zum Abschied und machte den englischen Damen verliebte Augen, und während die Reisenden über die neuerliche Pyramide und k. k. Aufmerksamkeit betreffs der Schlacht am Nil ihre hohe Befriedigung äusserten, auch die Batteriegräben der Franzosen und die Geschosseinschläge von Anno siebenundneunzig betrachteten, sang er das schöne Lied vom Steirabu, der a Kernnatua ist und jodelte den Kehrreim, dass es sechsfach von den Latschen widerhallte und das Viehzeug in den Käfigen wild wurde und Cornelia Knight fürchtete, dem kräftigen Burschen sei schlecht geworden.

Beim zweiten Verse versuchten allerdings auch die Engländer zu jodeln, voran Lady Hamilton, die den geeigneten Resonanzboden dafür aufzuweisen hatte. Aber eine bedeutendere Wirkung erzielte die ganze Anstrengung nicht, nicht einmal bezüglich des Trinkgeldes. Daher gelten seit jenem denkwürdigen Übergang Lord Nelsons über den Semmering die Engländer und Engländerinnen dortselbst als zugeknöpft und unmusikalisch.

Ein schmaler Regen endete das Konzert. Wohl dämpfte er auch den Staub, der die Fernsicht verwölkte, aber Wien war noch immer nicht zu erblicken, selbst durch das gute Schiffsglas des Admirals nicht. Es wurde kühl und zugig, Fatima klapperte vor Frost, und auch die andern fühlten nun, wie sehr sie vom Süden kamen und griffen nach Decken und Mänteln. Die klagende Meerkatze, der zeternde Papagei und der winselnde Bologneser wurden nicht vergessen. Man hatte die dritte und letzte Barre überschritten, und aller Empfindung offen lag das nördliche, erstarrte Spiegelbild der Triester Bucht vor ihnen. Was hiess da Mitteleuropa, was sollten da lange tröstliche Umschreibungen! Es war der Norden, der sie anwehte und Herrn Tysons Pfeifendampf zersträhnte.

Doch da erwachte Nelsons in der starren Brandung der Gebirge eingeschrumpfter Sinn. Er schrie ganz laut Kommandos, die in ihm sich angesammelt hatten und noch glatt den Foudroyant betrafen. Ah, er meinte Nordseeluft zu wittern. Er nieste dreimal. Welche Erleichterung! Seine Nüstern hatten den Staub des Südens nun satt. Sein von der Südsonne halberblindetes gesundes Auge tat sich weit auf und wurde grau und hartfeucht wie Westwindwellen im Kanal.

Sir William wollte ihm noch all die Befestigungen zeigen, die ringsum die steilen Hänge zierten. Aber es war ihm schnurz. Mochte Bonaparte hier hindurchkartätschen oder nicht. Er würde ihn nicht hindern. Hier war er gewesen. Es mochte sehr schön sein. Aber er gehörte nun mal nicht auf die Chausseen des festen Landes.

Die Zofe Loinette aber wünschte heimlich und mit schlechtem Gewissen, dass man doch einmal dem grossen Konsul ihres Vaterlandes begegnen möge. Währenddes der kleine Konsul Andersson eine Diligence zu zwei raschen Pferden bestieg, um noch diese Nacht Wien zu erreichen und die Unterkunft seiner Landsleute vorzubereiten.

Die Lady und der Admiral

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