Читать книгу Frequenzwechsel - Hans Patschke - Herausgeber Jürgen Ruszkowski - Страница 11
Leichtmatrose (OS) auf SS „POLZELLA“ alias „ESSEX COUNTY“
ОглавлениеErgo schnürte ich gegen Ende Januar 1927 erneut mein Bündel‚ um wieder in die unbestimmbare Weite außerhalb der heimatlichen Grenzen zu ziehen. Das nächste Schiff ließ diesmal wider Erwarten nicht lange auf sich warten, Anfang März musterte ich in Hamburg als Leichtmatrose (OS) auf dem englischen SS „POLZELLA“, einem Trampschiff mit Heimathafen London an. Mit einiger Seefahrterfahrung wäre ich vermutlich von besagtem Pott nach kurzer Visite gleich wieder abgestiegen, aber damals fand ich wahrscheinlich sein verworfenes „Image“ geradezu erregend und eher unbekannte Abenteuer versprechend, als ein „Linienreiter“. Tatsächlich war POLZELLA, im nachhinein gesehen mein erbärmlichster See-Untersatz, hässlich, heruntergewirtschaftet, unhygienisch, verbaut, unkomfortabel sogar nach damaligen humangültigen Gesichtspunkten und Normen, sie bewegte sich außerdem wie eine Laus vorwärts, bzw. ihre Maschine hatte hochgradiges Asthma. Dass ihr Unterleib hernach im einzig angelaufenen Ladehafen Bahia Blanca / Argentinien à cto mehrwöchiger Warte-Ankerzeit mit Bewuchs gänzlich verkrautete, war zweifellos weder ein ihr zusätzlich anzulastender Schönheitsfehler, noch ein angeborenes Gebrechen, aber es ließ wiederum ihren Laufschritt noch kürzer als zuvor werden und ihre Gangart der einer Raupe gleichen. Trotz aller Mängel konnte man dieses Zerrbild von Schiff vielleicht noch gerade für ein Butterbrot an einen neuen Eigentümer verkaufen und die Mannschaft sozusagen gratis dazu‚ wir gingen jedenfalls unter dem Namen POLZELLA nur von Hamburg nach North Shields, nahmen dort als Ballast Kohlen in Luk 3, 4 und auf Deck und erhielten für unseren Wellenreiter den neuen stolzen Namen „ESSEX COUNTY“. Aber damit wurde ja der Kahn nicht besser als zuvor, noch weniger und karger vielmehr das, was man allgemein unter dem Begriff der Beköstigung von Seeleuten versteht, und die war an sich schon damals auf Engländern ein Kreuzworträtsel. Im Übrigen fuhren unter der neuen Reedereiflagge bei 32 Köpfen Besatzung Vertreter von 17 Nationen mit einziger Verständigungsmöglichkeit im Englischen, ganz abgesehen von den diversen Nationalitäten der ebenfalls, seit längerer Zeit vermutlich, eingeschifften unzählbaren Ratten. In welchem Kauderwelsch sich letztere untereinander verständigten, kann ich nicht sagen, ich weiß nur, dass diese mehr oder weniger geschätzten Nager an Bord nach Sonnenuntergang überall und nirgendwo präsent waren und das Rattenfangen während der ganzen Folgezeit der Mannschaft liebste Freizeitbeschäftigung blieb. Aber irgendwie lässt es sich ja auch mit Ratten zusammen leben, denn anders hätte ich wohl nicht mehr meine Weisheiten der Nachwelt überliefern können. Wirkliche Angst vor den Ratten hatten wahrscheinlich nur unsere drei Bordkatzen und vielleicht, aber nur vielleicht, der Terrier, ein Produkt aus einer Unzahl von Kreuzungen, den der dänische Bootsmann von seinem letzten Hamburger Landgang mit an Bord brachte in der edlen Absicht, das Selbstbewusstsein der vom Arbeitsstress geplagten Katzen durch den vermutlich zu erwartenden Tatendrang dieses Köters wieder auf Vordermann zu bringen. Immerhin waren wir Mannen der ESSEX COUNTY einsichtig genug, die Überforderung unserer echten Haustiere einerseits anzuerkennen, den Vielbeschäftigten andererseits von uns aus volle Unterstützung mit ausgeklügelten Jagdprogrammen zu geben. Ratten von beachtlicher Größe und in heller Überzahl können durchaus, einmal in die Enge getrieben, ernsthafte Gegner auch für den Menschen sein. Unsere figürlich zierlichen Katzen, wahrscheinlich „made in Italy“, wussten längst, was eine Konfrontation mit den frechen, gewieften Nagern heißt, nachts krochen sie daher lieber unter die Bettdecken der ruhenden sailors - und sahen und hörten nichts. Der Terrier, soweit er diese Bezeichnung überhaupt verdiente, blieb an Deck. Im Laufe der Zeit stank er nämlich wie ein Skunk, und angesichts des üblichen undefinierbaren Miefs in einem Massenlogis verzichtete jeder auf eine weitere Duftkomponente im Raum. Wir in Rauheit geschulten Seemänner waren im Übrigen im Umgang mit den Ratten auch nicht gerade zart. Die in Fallen gefangenen Viecher wurden zur Abschreckung ihrer Artgenossen mit Petroleum übergossen und verbrannt, die Kadaver dann ihren Brüdern und Schwestern zum Begräbnis überantwortet. Das soll angeblich die beste Abwehrmethode sein, sie soll sogar Ratten zum Verlassen ihrer ungastlichen Bleibe veranlassen. Wer da glaubet, wird selig, wir hatten jedenfalls keinen Erfolg damit, nachts liefen die Ratten über uns Schläfer hinweg wie gehabt. Die Reise war sonst wetterlich ungestört. Ich war als einziger Junggrad an Bord, wurde von den Offizieren aber wie die übrigen sechs Decksvollgrade behandelt und eingesetzt. Die in Shields mitgenommenen Kohlen wurden auf Ausreise in mühevoller Kleinarbeit in die Bunker als Nachfüllung verfrachtet, wobei jeder freie Mann incl. Kapitän und Offiziere wacker mithalf. Nach langem Seetörn langte ESSEX COUNTY schließlich mit von Kohle leeren Decks glücklich in Puerto Militaris, dem Vorhafen von Bahia Blanca, an, wo eine Masse anderer Trampschiffe, kaum schöner als wir, auf Reede liegend auf einen Platz am Getreidekai wartete. Etwa vier Wochen verharrten wir nun just wie die anderen Kähne als Ankerlieger ohne die Möglichkeit eines Landganges. Nur eine Unterbrechung gab ‘s im Einerlei des Wartens, ein Pampero brauste über Land und Hafen hinweg, und ich lernte dabei die Gefährlichkeit eines tropischen Wirbelsturmes kennen, als wir trotz beider ausgebrachter Buganker zu driften anfingen. Zuvor hatte uns beim unfreiwilligen Drehen des Schiffes in den Sturmböen Kamerad Wind drei Törns der Ankerketten beschert. Aber ESSEX COUNTY schien trotz all ihrer sonstigen Verrufenheit wohl ein Glückskind zu sein, denn wir kollidierten beim machtlosen Treiben mit keinem unserer Nachbarn. Die vorsorglich auf langsamen Touren laufende Maschine hatte zwar das mehrmalige Krängeln unserer Arche nicht verhindern können, aber dank ihrer Mithilfe schlidderten wir mehr oder weniger elegant am lieben Nächsten vorbei in die „Freiheit“. Endlich hatte auch das Warten auf einen Pierplatz den verdienten Lohn, wir gingen mit der ESSEX COUNTY zur Beladung mit Getreide unter die Pusterohre eines Getreidesilos - sicher auch zur Freude unserer Ratten‚ und wir sailors konnten nun an drei oder vier Abenden zum Landgang starten. Dieser bot nach meinem Geschmack zwar nicht viel Interessantes, aber man hatte wenigstens die Gelegenheit, sich die Füße zu vertreten. Im Allgemeinen pflegte damals der „leidgeprüfte“ Janmaat schon zufrieden zu sein, wenn er, nicht allzu fern von seinem Schiff irgendwelche etwas anrüchigen Kneipen oder Bars ausmachte. Solche gibt es gewöhnlich überall da, wo durstige Seeleute aufkreuzen, innerhalb der Hafen-Bannmeile also, in Hülle und Fülle, von der übelsten Bruchbude aufwärts bis zur glitzernden Bar - im großen lateinamerikanischen Raum speziell inclusive hauseigenem Bordell. Nepp oder zumindest saftig überhöhte Preise, gegebenenfalls auch Mord und Totschlag sind u. U. gratis zu beziehen. Um einer eventuellen Eskalation heißer Gemüter vorzubeugen, durchsuchen in Argentinien vielerorts Polizisten oder Angehörige der dortigen Streitkräfte den Gast solcher Puff-Bars auf Waffenbesitz. Auch das kleinste Taschenmesser muss bei der Wache für die Dauer des Lokalbesuches hinterlegt werden. Man soll nun etwaige Bar-Gefahren nicht überbewerten, es passiert normalerweise kaum Schreckliches. Bars und Bordelle sind in allen lateinamerikanischen Staaten in ihrer typischen Art und Form nicht wegzudenkende Institutionen, die, ich möchte sagen, zum Teil gesellschaftliche Funktionen außer ihrer gedachten Aufgabe des Freudespendens mitzuerfüllen haben. Ich werde diese delikaten Dinge an anderer Stelle noch eingehender zu behandeln versuchen, wenn ich mehr in allgemeiner Form Freud und Leid im Seemannsleben ableuchten werde. Weil eben im tristen Puerto Militaris nichts los war oder man zumindest dort auf die Schnelle hin nichts Interessantes finden bzw. die Zeit zum Hereinfahren nach der Großstadt Bahia Blanca nicht erübrigen konnte, musste man wohl oder übel mit dem zufrieden sein, was irgendeine Art Unterhaltung bot. Ergo widmete Hein Seemann, teils wegen Fehlens anderer besserer Kommunikationsmittel, teils aus Gewohntheit, den Rest des Tages Kneipe und Puff, getreu dem sicher sehr hässlichen Motto: „Zuletzt ging man auch in ein Freudenhaus, denn nur in einem Freudenhaus tob sich der rechte Seemann aus!“ Um solches von vornherein richtig zu stellen, niemand ist bei solchem Besuch verpflichtet, sich an allem Gebotenen aktiv zu beteiligen. Ja zu einigen kühlen Drinks, zum Flirt und Tanzen mit den leichten Mädchen, zum Spendabelsein ihnen gegenüber mit Getränken und Zigaretten, aber - vorzugsweise in einem solchen Treffpunkt von ‘zig Nationen - besser ein striktes Nein zu anderen Verführungen, dann wird auch ein derart verbrachter Abend eine irgendwie wertvolle Erfahrung beinhalten. - Die Beladung der ESSEX COUNTY am Pier ging glücklicherweise rasch vor sich, wir stachen jedenfalls bald wieder mit voll Korn und Zielhafen Hamburg in See, benötigten im Übrigen bis „Hammonia, der Feinen“ einen runden Monat plus einem Tag Reise incl. eines mehrstündigen Bunker-Aufenthaltes in Sao Vincente / Kap Verdische Inseln. Der Kahn ESSEX COUNTY war tief abgeladen und lag wie ein Stein in der See, er entpuppte sich in diesem Zustand zwar als gutes Seeschiff, aber seine Etmale - zurückgelegte Distanz vom Mittag eines Tages bis zum Mittag des nächsten - wurde von Tag zu Tag kümmerlicher. Ich persönlich empfand die reine Seefahrt trotz der vielen gleichbleibenden Verschönerungsarbeiten an Bord nach dem unergiebigen langen Hafenliegen ausgesprochen schön und genoss die uferlose Seelandschaft mit all ihren wechselvollen Bildern und Stimmungen in vollen Zügen. Diese Einstellung zum Milieu Meer verblieb mir während meiner ganzen Fahrenszeit, sehr im Gegensatz zu der des Großteils meiner Kameraden zur See. Leider dämpften die nach der Beladung des Schiffes eher noch zahlreicher gewordenen Ratten und die eintönige Kost, Rinderherz heute, morgen und die ganze Woche lang in gleicher Coleur und Zubereitung - wo hatten sie bloß diesen Flickschuster von Koch aufgelesen? - die Freude an Seefahrt und über das stete Näherschleichen an die Heimat. Endlich wieder Hamburg - uns hatte auf der Elbe jeder lumpige Fischkutter überholt -‚ ich ging von Bord ohne Zwang und Reue und ohne den leisesten Wunsch, diesen Rattendampfer jemals wiedersehen zu wollen. Da ich als Leichtmatrose auf gehabter Reise einiges Geld gespart hatte, der Frühling zum anderen in letzter Phase seinen Höhepunkt erreicht hatte, leistete ich mir wieder einen befristeten Besuch bei den Eltern in Angerburg, gleichzeitig verbunden mit einem mehrtägigen Abstecher nach Tilsit. Das Wiedersehen mit den Stätten meiner Kindheit und Jugendzeit war wider alle Erwartung eine Enttäuschung, ich fand meine Geburtsstadt nach nur etlichen Monaten Abwesenheit irgendwie verändert, eng und fremd und hatte schon am zweiten Besuchstag das unbestimmte Gefühl, nicht mehr dorthin zu gehören. Hätte ich damals geahnt, dass dies mein letztes Wiedersehen mit Tilsit überhaupt war, so hätte ich mir wahrscheinlich mehr Zeit genommen, allen Spuren der Vergangenheit nachzugehen. Dafür fehlten mir damals wohl Sinn und Verständnis. Die innerliche Einkehr und stille Auseinandersetzung mit den zwiespältigen Begebenheiten in meiner Wachstumsphase waren mir, möglicherweise durch das in der Zwischenzeit Erlebte zu stark unterdrückt und beschattet, leider verwehrt, der Abstand vom Damals zum Augenblick war nicht groß genug geworden. Hamburg zog mich jedenfalls recht bald wieder als starker Magnet an. Von dort aus ging es in der Folge erst wieder auf der guten, alten GABOON, dann mit der etwas größeren „NEW BRIGHTON“, auch Elder-Dempster-Schiff, für zwei gute Drei-Monatsreisen nach der Westküste des mittleren Afrikas herunter. NEW BRIGHTON war mein letzter Engländer. Hatten wir auf GABOON auf meiner zweiten Reise darauf rund 40 Lösch- und Ladehäfen zu bedienen, so waren es mit NEW BRIGHTON nur etwa 30. Diese Zahlen lassen erkennen, dass auch damals schon angesichts von 70 Häfen innerhalb von 7 Monaten incl. Seereisetagen Zeit Geld bedeutete. Das „hurry up“ in der Linienfahrt ist also durchaus nicht eine Erfindung der höher technisierten Neuzeit, das gab es in der Seefahrt schon lange. Die Linienfahrt konnte oder kann zum anderer von den Schiffseignern nur unter intensivster Ausnutzung eines maximalen Einsatzes ihrer Transportmittel betrieben werden. Voraussetzung für einen solchen gezielten Einsatz eines Tourenschiffes ist natürlich auch ein gut funktionierendes Agentennetz und das Nichtauftreten eines Schiffsstaus in den einzelnen Häfen, der meistenteils in den genannten Entwicklungsländern durch deren mangelhafte Infrastruktur im Zubringerdienst bedingt ist. Nun, genannte beide Reisen waren wie gehabt auf erster Fahrt nach jener Küste, im Übrigen war ich ja nun ein erprobter Leichtmatrose, der die an Bord anfallenden Arbeiten kannte, das bordgebräuchliche Englisch intus hatte und den Ehrgeiz besaß, in der harten, aber nach meinem Empfinden schönen Seefahrt irgendwie voranzukommen, auch wenn für den Augenblick damals im Zeichen der weltweit negativen Konjunktur in Handel und Wirtschaft eher folgender Spruch zutreffend gewesen wäre: „Mit tausend Masten schifft hinaus der Jüngling, still auf gerettetem Kahn kehrt er bescheiden zurück!“ Glücklicherweise ahnte oder wusste ich damals kaum etwas von der realen, eventuell auch für meine Person gültigen Aussage dieses schulgemachten Hexameters. Zu erwähnen wäre noch, dass NEW BRIGHTON kein überaus glückhaftes Schiff zu sein schien. Es gab auf fast jeder Reise dieses „Liner“ dem Hörensagen nach Un- und Todesfälle an Bord. Meine einzige Reise darauf war ebenfalls von Unglücksfällen gekennzeichnet. Zwei cru-Neger stürzten bei Ladevorgängen in eine Luke, der 1. Steward starb an Schwarzwasserfieber, bzw. dessen Nebenerscheinungen. Die beiden schwerverletzten Neger kamen in ein Hospital an Land mit mir unbekanntem Ausgang ihres Zustandes, den Steward begruben wir in Grand Bassam / Elfenbeinküste auf einem von hohen Palmen gesäumten Friedhof. Letzterer hatte sich irgendwie unbemerkt aus dem irdischen Dasein geschlichen. Seine Erkrankung an Malaria verlief an sich wie jeder andere gleiche Malariafall mit dem üblichen hohen Fieber, es bestand demnach kein Anlass zu einer Verlagerung des Fiebernden in das nächst erreichbare Krankenhaus. In der Todesnacht muss dann wahrscheinlich unbemerkt eine Krise eingetreten sein, der nach ihm schauende Deckswächter fand in den Morgenstunden den Mann tot in seiner Koje mit schwarz verfärbten Adern im Gesicht und an den Händen. Die abergläubischen Cru-Neger führten die Häufung der Unglücksfälle auf der NEW BRIGHTON auf eine „Untat“ deren Kapitäns zurück. Dieser soll – nicht nachprüfbar – vor einigen Reisen eine schwarze Katze eines cruboys grundlos bzw. als absoluter Katzenfeind eigenhändig über Bord geworfen haben, weshalb nun auf seinem Schiff ein Fluch laste. Der Aberglauben der black men mit seiner irrlichtigen Urteilstrübung ließ im Übrigen auf dieser meiner Reise einen cruboy in der Silvesternacht zweimal den erst kurz vorher verstorbenen Steward auf dem Schiff als wandelnden Geist sehen. Sein gellender Angstschrei jagte darob alle das Neue Jahr Feiernden, auch mich, an Deck. Einem weißen Besatzungsmitglied hat sich der Verstorbene allerdings nicht gezeigt, so sehr wir Weißen auch auf den verschreckten Aufstand der Farbigen hin nach der angeblichen Astralgestalt des allzu früh Verblichenen fahndeten. Jedenfalls war bei Rückkehr nach Hamburg auch für mich „Sense“ mit diesem „Geisterschiff“, weniger des vermeintlichen Bannstrahls wegen, als aus dem Wunsch heraus, hinfort auf deutschen Schiffen mein Glück zu versuchen. Schließlich wollte ich ja einmal ein deutsches Patent erwerben und sollte eigentlich schon deswegen die erforderliche, noch fehlende Fahrtzeit für den Schulbesuch auch auf deutschen Schiffen zu sammeln versuchen. Außerdem – vielleicht sogar das Hauptmotiv des geplanten Wechsels – war die nun dreimal genossene „hafenfeindliche“ Westküste Afrikas mit viel Anlaufhäfen und trotzdem wenig Landgangsmöglichkeiten. Fremde Küsten lösen eben auch Neugier zum Schauen an Land aus. Meist wird man zwar vom Landgang in primitiven tropischen Ländern saftig enttäuscht, hat dann aber zumindest den Durst der Neugierde gelöscht und trägt irgendwie neues Wissen um die Vielfalt menschlichen Daseins auf dem Erdenrund mit sich heim. Etwas bleibt von allem Erschauten immer im Gedächtnis, mal mehr, mal weniger, je nach Interessenlage, und wie man zu erschauen vermag.