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Solveig besucht inzwischen alle die Familienmitglieder, die es da gibt. Es sind mittlerweile viele.

Die Kinder von Onkel Nakoma haben inzwischen eigene Kinder. Onkel Fred und Onkel Paco haben eine ganze Reihe Kinder. Ihr großer Bruder Ramon und Chénoas Sohn Ramon haben Kinder. Überall wachsen neue „Keimzellen“, teilweise sehr weit auseinander verstreut.

Solveig hört zu, sie betreut, sie koordiniert und sie übernimmt die Schulung der Kinder. Es gibt ja diese Treffen der Kids schon länger, um sich in den Kräften der Familie zu üben. Solveig perfektioniert diese Treffen jetzt, wie eine richtige „Ferienschule“, und sie fordert von den Kindern Demut ein.

Solveig macht das nicht alleine. Alle die wichtigen Mitglieder der Familie stehen an ihrer Seite. Die Familientreffen sind in ihren Beschlüssen eindeutig. Macht ist legitim, Machtmißbrauch nicht.

Solveig leitet in der „Schule der Kinder“ an, sie delegiert, sie übergibt Aufgaben an jugendliche Mitglieder und Kinder der Familie, sie beobachtet, koordiniert und schreitet ein, wenn es notwendig erscheint. Solveig kann sich in die Köpfe summen, wie keine Zweite. Sie übertrifft darin inzwischen sogar ihre Tante Chénoa, wenn auch nur im Rahmen kurzer Distanzen.

Innerhalb von fünf Jahren wird Solveig so etwas, wie „das Gewissen“ der Familie. Sie achtet auf die Einhaltung der Regeln. Sie lässt den Kindern der Familie alle erdenklichen Freiheiten, aber es gibt Dinge, die schlussendlich tabu sind. Der Mensch und die Natur sind heilig. Das ist ein ehernes Gesetz, und Solveig trainiert sich jetzt in der Steuerung von Gedanken über große Distanzen hinweg. Sie nimmt faktisch einen Geruch auf, wie ein Wolf, der seine Beute schon aus mehreren Kilometern riecht, oder wie ein Eisbär, der im Winter der arktischen Kälte sogar die Fähigkeit hat, die Robben unter der Eisschicht zu riechen. Sie beginnt solche Kontakte systematisch über lange Distanzen hinweg zu pflegen.

Solveig ist zum Hüter der Schule geworden, zum Lehrer der Kinder. Sie kann inzwischen problemlos zu jedem der Kinder über ihre Energieströme Kontakt aufnehmen, egal, wo sie gerade sind. Sie kann sie rufen. Sie kann mit ihnen drahtlos kommunizieren (ganz ohne Telefon) und sie kann ihre Gedanken lesen. Solveig ist ein sanfter Riese.

So wird Solveig wie ein Metronom, das den Takt und die Schnelligkeit des Takts vorgibt. Es bestimmt den Mittelpunkt des Pendels und den Grad des Ausschlags. Chénoa nennt Solveigs Aufgabe inzwischen am liebsten den „Wächter unseres Gewissens“. Solveig stellt eigenverantwortlich die Leitfäden auf und sie kontrolliert deren Einhaltung.

Schon einmal hatte die Familie schmerzlich erfahren, dass eines der Familienmitglieder all seine Kraft verlor, weil er die Spielregeln aufs Gröbste missachtet hatte. Diese Kräfte sind nicht da, um persönlichen Vorteil daraus zu ziehen.

Dabei weiß Soveig nichts von diesem Volk der Cantara, das auch in ihrem Kopf sitzt und sie anleitet. Nun, sie weiß, dass da irgendetwas ist, das man auch mit dem Begriff „Gott“ beschreiben könnte, und zu dem sie Kontakt aufnehmen kann. Gesehen hat sie dieses „Etwas“ noch nie, und sie weiß auch nicht, dass das Volk der Cantara Solveig aufgebaut hat, diesen neuen sanften Weg zu beschreiten. Sie muss das nicht wissen. Sie ist ein williges Werkzeug in den Händen der Cantara. Sie redet manchmal mit Chénoa darüber, aber die zuckt mit den Schultern. „Du weist, dass unsere Familie eine einzigartige DNA besitzt, die sie von fast allen anderen Menschen unterscheidet. Nenne das Evolution, wenn du willst. Offenbar ist uns dieses Denken angeboren, ebenso wie die Grundlage, solche Fähigkeiten zu entwickeln, wie wir sie haben. Du weist auch, dass niemand, der zu unserer Familie gehört, jemals ernstlich krank wird. Typhus, Scharlach, Pest oder AIDS. Wir sind dagegen immun, so seltsam das auch klingt. Offenbar hat die Natur eingerichtet, eine neue Gattung zu erschaffen, die fähig ist, den Klimawandel unbeschadet zu überstehen. Nehmen wir dieses Schicksal also dankbar an, und sorgen wir dafür, dass alles Erdenkliche getan wird, um unserer Welt ein Stück Gleichgewicht wiederzugeben.“

Die Schamanin

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