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Rundmail vom 19. November
ОглавлениеViva Vietnam!
Nachdem wir unser fünfundfünfzig US-Dollar schweres Visum in Vientiane, der Hauptstadt von Laos, organisiert hatten, machten wir uns am nächsten Tag via Sleepingbus auf die Reise Richtung Vietnam.
Der Bus ist schon für sich ein kleines Erlebnis, sind die »Betten« doch eigentlich nur komplett runtergeklappte Autositze, jeweils drei nebeneinander. Und so saßen/lagen wir die nächsten vierundzwanzig Stunden vom nächsten Passagier eingeengt, nur von ein paar Stopps und dem Grenzübergang unterbrochen.
Um zwei Uhr nachts kamen wir am Grenzposten an, der aber erst um sieben aufmachte. So »mussten« wir die Zeit mit Schlafen überbrücken, bevor der ganze Ausreise-Einreise-Quatsch losging.
Komischerweise mussten wir, nachdem wir unseren Ausreisestempel in Empfang genommen hatten, so circa einen Kilometer laufen, um vom laotischen zum vietnamesischen Grenzposten zu kommen. Dort wurden wir freundlich von einer Kalaschnikow im Fenster begrüßt, an der Handschellen herunterhingen.
Aber insgesamt war der Übergang nicht besonders schwierig oder stressig im Vergleich zum Grenzübergang Thailand-Laos.
An der ersten Raststätte in Vietnam fiel uns schon auf, welch ein großer Unterschied zwischen Thailand und Laos besteht: Praktisch jeder, der an uns vorbeifuhr, winkte uns zu und rief uns mit einem Lächeln »Hello« zu, was uns schon ein bisschen komisch vorkam.
Naja, das hat sich in Hanoi wieder komplett geändert, denn die Hauptstadt hat wirklich Einiges zu bieten und ich persönlich bin total in Hanoi verliebt.
Mein erster Eindruck war jedoch ein anderer, als wir abends um sieben erschöpft von der Fahrt ankamen: Der Verkehr rast an dir vorbei, tausende Roller (vier Millionen in der ganzen Stadt, um exakt zu sein) schlängeln sich hupend kreuz und quer durch den Straßendschungel der Stadt. Mit anderen Worten: laut, dreckig, hektisch.
Alle wollen dir etwas verkaufen und sind dabei mit dir nicht besonders zimperlich.
Am schlimmsten ist, dass du hier noch stärker aufpassen musst, denn du wirst an jeder Ecke gnadenlos abgezockt, weißt du dich nicht händlerisch zu verteidigen.
Naja, neuer Tag, neues Glück.
Als wir uns nach dem Frühstück zu Fuß durch die Altstadt haben treiben lassen, rückten ganz neue Eindrücke ins Licht: Die verwinkelten Straßen und Gassen sind zwar höchst verwirrend, weisen jedoch einen unverkennbaren Charme auf, mit tropischen Bäumen überall auf den Bürgersteigen der etwas größeren Straßen.
Wenn man nicht so gestresst ist, wirken die Hupen gar nicht mehr so laut und der Verkehr ist als Fußgänger eigentlich sehr leicht: Man geht einfach über die Straße und die Roller weichen einem nach dem Fischschwarmprinzip aus.
An jeder Ecke gibt es einzigartige Läden, Straßenrestaurants und andere Kuriositäten zu sehen. Und eigentlich macht das Feilschen ziemlichen Spaß, wenn man einmal das Prinzip verstanden hat.
Wir buchten dann eine dreitägige Tour zur Ha Long Bay, um die sich viele Sagen ranken. Unser Tour Guide erzählte uns von einem riesigen Drachen, der in der Bucht Schutz vor Feinden und Wetter suchte, um sein Baby zu bekommen.
Daher kommt der Name: ha=sinkender, long=Drache.
Die Busfahrt war schon wieder ein Erlebnis für sich, denn obwohl versichert wurde, den besten Busfahrer von ganz Thailand zu haben, rauschte dieser eine halbe Stunde später in ein Moped mit zwei jungen Frauen darauf.
So wurden wir nach fünfzehn Minuten Aufregung in verschiedene Busse umgesiedelt, während unser Bus eines der Mädels ins Krankenhaus brachte, da sie nicht mehr uneingeschränkt laufen konnte.
Wir kamen also mit Verspätung im Hafen an, wo wir an Bord des Bootes gingen.
Nach gutem Essen ging es dann zu der wohl touristischsten Grotte, die ich bis jetzt gesehen habe: Jeder Winkel war mit Lampen ausgeleuchtet und ein gepflasterter Weg wies uns die Richtung.
Danach schifften wir auf den nächsten Programmpunkt unseres bis auf die Sekunde durchgeplanten Trips zu:
Kayaking!
Das war wiederum sehr spaßig. So konnte man mit eigener Kraft die Schönheit, aber auch das schiere Ausmaß dieses von tausenden kleinen und großen Inseln durchzogenen Stückchen Meeres erkunden.
Danach ging es etwas erschöpft und hungrig nach Cat Ba Island, einer der größten Inseln der Bucht. Dort wurden wir (mal wieder per Bus) in unsere nächtliche Bleibe verfrachtet. Das Hotel war der größte Luxus, den ich bis jetzt übernachtungstechnisch auf der Reise erlebt habe: riesige Betten, Air Conditioner, Fan, Fernseher, BALKON, Minibar.
Der nächste Tag ging schon um halb acht los, und wechselte dann zu einem Ausflug in den dortigen Nationalpark, wo wir à la Reinhold Messner zum höchsten Punkt hochkraxelten. Zugegeben: Die Aussicht war traumhaft schön und ein bisschen Abenteuer war auch drin, wenn man es gewagt hat, den völlig verrosteten Aussichtsturm zu besteigen.
Da war das Gefühl der Gefahr allerdings höher, als das Genießen der Aussicht.
Also schnell wieder runter und ab aufs Boot.
Nein stopp, das Wichtigste hätte ich fast vergessen:
Mittagessen und DANN ging es zum Strand ... Zum ersten Mal auf diesem Trip. Kein Wunder, dass ich das erst mal mit nem Stündchen Schlaf gefeiert hab. So gestärkt haben wir dann wieder das Boot und dort unsere Zimmer für die Nacht bezogen.
Der Rest der Tour lässt sich kurz zusammenfassen:
essen, trinken, singen, tanzen, schlafen, essen, Bus!
Fazit: ein sehr schöner Ausflug mit viel Spaß, besonders die Karaoke :D.
Und das trotz des frühen Aufstehens und des sehr strengen Zeitplans.
Die Crew war »topfit oder wat«, wie mittlerweile jeder sagt, und wir haben uns von nichts stören lassen.
Nun waren wir wieder in Hanoi und versuchten, in den zwei verbleibenden Tagen dort unser Sightseeing-Programm aufzuholen.
Am ersten Tag Fahrräder mieten und nach Einkäufen, wie einem Rucksack und einer Uhr für mich, was mich nebenbei beinahe buchstäblich nen Appel und n Ei gekostet hat, ging es los: Wir sind zum Hoa-Lo-Gefängnis gefahren, das von den Franzosen gebaut wurde, um die Revolution flach zu halten, und später im Vietnamkrieg als Gefängnis für englische Piloten diente.
Zu meinem Eindruck: Ich finde, der improvisierte Stacheldraht aus Glasscherben, einbetoniert in die Spitzen der Mauer, sagt schon alles, obwohl die Amis es dort schon etwas besser hatten, wenn man den Fotos und Berichten Glauben schenken kann.
Eigentlich wollten wir an diesem Tag noch ins Revolutionsmuseum, aber das war schon zu. Also, neuer Tag, neues Glück. Im Revolutionsmuseum konnte man viel über die Geschichte des kommunistischen Staats Vietnam erfahren, wenn man sich die Zeitleiste selber zusammenreimte, denn manchmal war das Ganze etwas unstrukturiert. Teilweise konnte man auch an den Formulierungen unter den Bildern erkennen, aus welcher Perspektive berichtet wurde.
Wer kann’s den armen Vietnamesen verdenken: erst die Chinesen, dann die Franzosen, Japaner, wieder Franzosen und Russen und zu guter Letzt die Amis.
Nach dem Museum ging es zum Ho-Chi-Minh-Mausoleum und das mit Motorradtaxis. Von fünf Passagieren kamen nur drei am Mausoleum an. Mara und Gereon wurden irgendwo anders abgeliefert, obwohl ihr Fahrer den anderen den Weg erklärt hatte ...
Naja, nach einer Stunde Warten und Besichtigung sind wir dann zurück ins Hostel und haben die beiden zum Glück wohlerhalten wiedergefunden.
Jetzt hieß es Abschied nehmen von Hanoi und damit bin ich am Anfang der Geschichte angekommen: ich schreibend im Bus auf der Fahrt nach Dong Hoi bzw. jetzt schreibend im Bett in Dong Hoi. Ich schreibe gerade das
ENDE.
Die nächste Episode:
Dong Hoi,
Farmstay oder das tiefste Dschungelerlebnis