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Rundmail vom 25. Dezember
ОглавлениеMeer, Meer, es weihnachtet sehr …
Sooo, liebe Deutschländer,
ich hoffe, ihr habt meine Mails nicht zuu schmerzlich vermisst, dafür gibt es jetzt umso mehr zu erzählen.
Ich sitze gerade in Bangkok, nach einem Monat eines höchst interessanten Aufenthalts in Vietnam mit einem Paar Krücken im Anschlag. Aber zu den Gehhilfen komme ich später.
Aufgehört habe ich letztes Mal, als wir in Dong Hoi ankamen, richtig?
Wo wir eigentlich residiert haben, war ein noch kleineres Örtchen namens Phang Nga auf einer Farm/einem Hotel. Ein insgesamt sehr interessantes Ereignis, da wir mal das Vietnam erleben durften, wie es »wirklich« ist, zumindest auf dem Land.
Ich habe schon einmal angemerkt, dass wir, als wir in Vietnam ankamen, sehr enthusiastisch von den Locals auf und nahe der Raststätte gegrüßt und angelächelt wurden, egal, wo wir hingingen. In Hanoi war das natürlich anders, nicht jedoch in Phang Nga.
Am ersten Tag haben wir mit dem »Farmstay«-Manager Frank eine Tour mit seinen zwei US Army Jeeps zu einem einsamen Strand gemacht.
Von dort aus haben die Amerikaner im Vietnamkrieg ihre Flieger losgeschickt, was die komplette Region zur meist bebombten Region Vietnams machte. Dazu kommt, dass wir dort sehr nah an der »Demilitarised Zone« waren, der Zone, die Vietnams Norden und Süden getrennt hat.
Auf dem Weg dorthin hat sich zum ersten Mal unser erster Eindruck von Vietnam bestätigt. Wir waren die ersten Touristen seit zwei Monaten, die dieses Gebiet besucht haben, und wir wurden behandelt wie Superstars. Jeder einzelne Einwohner hat uns angeguckt, als wären wir eine Fata Morgana. Dann haben fast alle gelächelt und die meisten Kinder sind aus den Häusern gelaufen und haben gewunken und »Hello« gerufen. Das hat sich über die Tage nicht verändert, in meinem Fall ist es sogar noch extremer geworden.
Denn ich habe mir in Phang Nga einen Wunsch erfüllt, der mich schon seit den Anfängen unserer Reise begleitet hat: einmal Trekking durch den Dschungel.
Dort war die Gelegenheit einfach zu gut für mich, denn ich hatte die Chance, in ein Gebiet zu wandern, das 2009 das erste Mal von westlichen Forschern erkundet wurde, um die dortigen Höhlen zu begutachten.
Dabei haben sie dort auch die jetzt größte Höhle der Welt entdeckt.
Dort hat mich meine Zweitages-Tour nicht hingeführt, doch war ich in der allerersten Touristengruppe, die jemals in diesem Dschungel gewandert ist.
Das war also für alle eine große Sache. Es war sogar ein hoher Government Official, zuständig für Tourismus in der Region, mit von der Partie.
Im Fernsehen bin ich zwar nicht gelandet, aber fast. Denn die zweite Tour dorthin, die nach unserer erlaubt wurde, ist vom vietnamesischen Fernsehen begleitet worden.
Wir sind also frühmorgens aufgestanden, um in ein Dorf zu kommen, das wahrscheinlich noch nie Touristen gesehen hat.
Somit war einer unserer Führer, den wir nur den »vietnamesischen Chuck Norris« genannt haben, am ersten Tag sehr angespannt, einfach wegen der Tatsache, dass er nicht wusste, wie er sich verhalten sollte.
Das hat sich am nächsten Tag aber zum Glück geändert, als ihm ein einfacher Weg zum Bauen einer Brücke gezeigt wurde. Dort fällen die Leute einen Baum, der nah am Fluss liegt, und basteln daraus etwas Brückenähnliches. Mit so einer Brücke haben wir übrigens auch einen Fluss überquert.
Oh, fast vergessen! Auf dem Weg zu dem Dorf sind wir an einem Stück Straße vorbeigekommen, das aussieht wie eine Flugzeuglandebahn. Das hatte auch seinen Grund: Von dort aus fand eine Kamikaze-Operation statt, in der ein einziges vietnamesisches Flugzeug losgeschickt wurde, um den amerikanischen Flugzeugträger auszuschalten, von dem die Bomber aufstiegen.
Anders war es nicht zu machen, da alle alternativen Versuche, die Luftkraft der Amis zu schwächen, zu lange dauerten oder buchstäblich in Rauch aufgingen.
Dieser Flieger aber hat es tatsächlich geschafft, viele der US-Flugzeuge zu zerstören und sogar wieder zurück auf festen Boden zu kommen. Er wird immer noch als Kriegsheld gefeiert.
Zurück zur Tour: Ich muss schon sagen, ich habe dort viel gesehen und konnte sogar ein wenig Marmor mitbringen, der dort noch unberührt vorhanden ist. Ich war der erste Deutsche, der jemals eine der dortigen Höhlen erkunden durfte und das war schon sehr eindrucksvoll.
Dort hingekommen, sind wir über einen Pfad, der von Einheimischen benutzt wird, um Timber (ich weiß immer noch nicht, wie das Holz auf Deutsch heißt) oder Gejagtes aus dem Urwald zu beschaffen. Das sind die einzigen Dinge, für die sie wirklich Geld auf die Hand bekommen. Auf dem Weg haben wir auch ein Jägerlager gesehen und zahlreiche Fallen, die dort aufgestellt wurden.
Insgesamt ein einzigartiges Erlebnis, das ich nur weiterempfehlen kann an diejenigen, denen es nichts ausmacht, den ganzen Tag zu schwitzen, als würde es regnen, oder mal so eben einen Fluss zu durchqueren.
Die anderen haben in den zwei Tagen nicht besonders viel gemacht, außer die gute Küche und den Pool des Farmstays zu genießen. So kam ich semi-verdreckt – wir sind nämlich am Schluss noch mal durch nen Fluss gewatet – dort an, während die anderen höchst entspannt auf der Couch gechillt/geschlafen haben.
Am nächsten Tag ging es dann weiter nach Huế.
Dafür haben wir uns ein privates Auto mit Fahrer geholt, um an den Sehenswürdigkeiten der Demilitarised Zone zu stoppen. Sehr eindrucksvoll war ein Tunnelsystem, das mit dreiundzwanzig Metern Tiefe einem kompletten Dorf und später auch noch dem Vietkong Unterschlupf bot.
Es ist schon schwierig, sich vorzustellen, wie dort ganze Familien in 1,5 x 3 Meter-Parzellen lebten, die verbunden waren durch Tunnel, in denen man (wir Europäer) nicht aufrecht stehen kann.
Huế selber war ganz nett und wir haben via Scooter die Stadt auf eigene Faust erkunden können. Das Sehenswerte war eigentlich nur die »Imperial City«, in der ein Kaiser der (ich glaube) Nguyen-Dynastie gelebt hat.
Das wäre noch eindrucksvoller gewesen, wären nicht die Hälfte der Gebäude durch Wetter und Krieg dem Erdboden gleichgemacht worden.
Ansonsten haben wir in den zwei Nächten, die wir dort verbracht haben, nicht sooo viel gemacht.
Doch wurden wir überrascht, als Liam und Mick, die während unseres Vietnam-Aufenthalts Motorräder von Hanoi nach Saigon gefahren haben, im selben Hostel wie wir untergekommen waren. Das musste natürlich erst mal begossen werden und so sind wir recht verkatert nach Nha Trang aufgebrochen.
Dass es dort nichts zu sehen gibt, außer einem sehr schönen Strand, war uns durchaus bewusst und wir nahmen es gern in Kauf, mal nur am Strand rumzuhängen. Problem war nur: Es hat die ganze Zeit geregnet ...
So konnten wir dort nicht allzu viel unternehmen bis auf unseren obligatorischen Rollerausflug aus der Stadt raus, um uns mal anzugucken, wie weit der Tourismus seine Greifer ausgestreckt hat.
Scooter/Mopeds waren für uns übrigens immer eine klasse Methode, das normale Touristen-Programm zu umgehen bzw. es auf eigene Faust zu bestreiten. Außerdem war es sehr günstig und spaßig
Am zweiten Abend haben wir erkannt, nachdem wir mit dem Polizeichef von Nha Trang Pool gespielt und eine Runde ausgegeben bekommen haben, dass es für uns dort nichts mehr zu tun gab.
Also wieder in den Sleepingbus und auf nach Da Lat.
Da Lat ist eine Stadt im Inland Vietnams, etwas in den Bergen gelegen. Dort kamen die Temperaturen für uns wahrscheinlich am Nächsten zu eurem Klima in Deutschland, was ja auch mal okay war.
Da Lat ist eine komische Stadt.
Man fühlt sich dort wie im Disneyland, da alle Häuser irgendwie einen kitschigen Touch haben. Es gibt dort sogar ein Replikat des Eiffelturms. Obwohl Da Lat weiter im Inland liegt, kann man den Tourismus dort an jeder Ecke spüren mit kleinen Themenparks usw.
Auch der Wasserfall, den wir besichtigt haben – natürlich wieder mit Mopeds – brachte keinen Unterschied zum touristischen Flair der Stadt: Alles war von vorne bis hinten für die Besucher durchgeplant, mit einer kleinen Seilbahnstrecke und sogar einer Sommer-Rodelbahn. Natürlich darf auch die kleine Gebühr an jeder »Station« nicht fehlen. Was uns schon recht viel Geld gekostet hat, vergleicht man diesen mit einem Standard-Halbtagsausflug in Asien.
Unser Hotel war dort aber topfit, gerade erst eröffnet, womit uns besondere Aufmerksamkeit galt. Abends haben wir uns die Zeit immer in einer Bar vertrieben (why not bar), in der es einen gänzlich verlassenen Kellerraum mit Pooltisch gab, der ganz klar ein Gentlemen’s-Club-Ambiente aufkommen lassen sollte und dies auch mit Bravour geschafft hat.
So haben wir dort den ganzen Abend Billard gespielt und uns auf den Barhockern in Form von Pferdesätteln einen Cocktail nach dem anderen zu angemessener Westernmusik zu Gemüte geführt.
So auch am letzten Abend. Das war aber keine gute Idee, denn am nächsten Morgen haben wir doch glatt den Wecker überhört und wurden vom Busfahrer, der uns nach Mui Ne bringen sollte, aufgeweckt.
Ich kann nur sagen: Ich habe noch nie so schnell im Leben gepackt!
Nach diesen höchst hektischen fünf Minuten saßen wir also verkatert im Bus nach Mui Ne! Der Bus stellte sich als der blanke Horror heraus mit null Beinfreiheit und verrostet wie eh und je. Tatsächlich hat sich Robbes Voraussage, dass wir es mit der Rostlaube niemals nach Mui Ne schaffen würden, bestätigt, als uns nach mehreren Stunden Fahrt der Reifen geplatzt ist.
Dies stellte sich allerdings als willkommene Pause vom stickigen Gefährt heraus und es hatte noch einen Vorteil: Nach zwanzig Minuten wurden wir für die noch zu bestreitende Stunde vom luxuriösesten Schlafbus abgeholt, den wir bis dahin in Vietnam gesehen hatten. So waren die Ankunft und das Hotelsuchen am Ziel mit stark gehobener Laune wesentlich besser zu ertragen.
Der kleine Strandort Mui Ne ist ein Traum für jeden Liebhaber praller Sonne am Meer und/oder bezaubernder Rollertouren an der Küste und schönster Landschaft vorbei.
Es gibt nur eine einzige Straße im ganzen Ort. Also genau richtig für uns, aber auch genau richtig für Unmengen von Russen, die dort in so großen Zahlen auftauchen, dass die Menüs auch auf Russisch vorhanden sind und viele der Einwohner dort die Sprache »beherrschen«.
Hier haben wir auf unserer Rollertour einen der schönsten Tage in Vietnam verbracht: Zuerst ging es los zu den dort sehr bekannten Sanddünen, die schon fast einer Wüste gleichen. Wir haben es uns natürlich nicht nehmen lassen, uns dort von ein paar Jugendlichen herumführen zu lassen und einmal »Sandschlitten« zu fahren – was aber absolut kein Vergleich zu unserem tollen Pilzberg im Winter ist.
Das Klima in den Dünen ist mörderisch und der Sand ist brüllend heiß. Was diese Expedition stark verkürzt hat. Nach zwanzig Minuten fanden wir klitschnass vor Schweiß mit angeschmolzenen Schuhsohlen zurück zur Straße.
Okaaay, angeschmolzen waren sie nicht, aber es kam dem schon nahe!
Weiter ging die Tour entlang der Küste und später nahmen wir eine Abzweigung ins Inland. Wir hielten Rast an einem Laden, wo sich wahrscheinlich noch nie Touristen hin verirrt hatten und wo lokale Bergwerksarbeiter (so sahen sie wenigstens aus mit ihren orangefarbenen Overalls) sich mit Essen und Zigaretten eindeckten. Wir wurden mit unbestreitbarem Interesse bewirtet und betrachtet, wie es uns mittlerweile schon einige Male in Vietnam passiert war.
Danach machten wir uns auf den Weg zurück und hatten somit das Dreieck unserer Tagesroute auf der Karte vervollständigt.
Hört sich zwar ganz nett an, aber erst mal ist nicht zu erkennen, warum dieser Tag so besonders war, oder? Naja, um das zu beantworten, muss man einfach mal da gewesen sein, mit guter Laune, ausgeschlafen und munter und natürlich einem vollen Tank :D
Die teilweise komplett verlassenen Straßen, die schnurgerade und kilometerweit vom Hügel herunterführen und eine atemberaubende Landschaft preisgeben, das Schnurren des Motors, wenn man den Hügel hinabzischt.
Und die pralle Sonne, deren Hitze vom Fahrtwind ausgeglichen wird ...
Das sagt für mich schon alles!
Wir wären gerne länger dort geblieben. Nur dreht sich das Rad der Zeit immer weiter und wir mussten uns »sputen«, um vor Ablauf unserer Visa noch Saigon und das mysteriöse Phu Quoc Island in Augenschein zu nehmen.
So ging es also weiter nach Saigon, wo wir uns von einer Reisebüro/Guest-House-Besitzerin direkt vom Bus haben »abschleppen« lassen, um ihr Etablissement einer genauen Prüfung zu unterziehen.
Klimaanlage, gute Betten, eigenes Badezimmer, FERNSEHER, EIGENER COMPUTER, BALKON, FÜNF DOLLAR pro Person ...
Rein da und schlafen!!!
Als wir aufgewacht sind, ging es erst einmal zum Frühstück direkt auf unserer Straße.
Bezahlbar und lecker.
Somit ging es gut gestärkt ans Flüge-nach-Bangkok-Buchen für den 10. Dezember und den Bus nach Phu Quoc Island.
Viel haben wir an dem Tag nicht mehr gemacht – bis auf das Essen in einem super Restaurant, das übrigens das einzige Restaurant in Vietnam war, in dem ich das Angebot gesehen habe, Frühlingsrollen selbst zu rollen.
Am nächsten Tag hat uns das Shopping-Fieber gepackt, da Robbe, Gereon und ich einen Männerabend geplant hatten aufgrund Gereons baldiger Abreise nach Indien.
Dafür muss man vorbereitet sein.
Also haben wir uns via Taxi zur Markthalle fahren lassen, wo man praktisch alles rund um den Körper bekommt, von Klamotten über Schuhe und Accessoires bis hin zum Parfüm. Eingedeckt mit schicken Klamotten für günstiges Geld fanden die Mädels es schade, dass wir nicht zusammen ausgingen, wo wir Jungs dieses eine Mal etwas Vernünftiges anziehen würden.
Tja, so ist das mit den Männer-Abenden ...
Aber dieser Abend ist einer der denkwürdigsten in Saigon gewesen: Wir hatten uns die Adresse eines guten Steakhouse geben lassen, weil wir endlich mal wieder ein Stück Rind essen wollten, das nicht so zäh wie Gummisohle war.
Dieses Steakhouse hat unsere Fleischgier in vollsten Zügen befriedigt.
Der nächste Programmpunkt sollte ein Bier in der sagenumwobenen Skybar sein, von der wir aber weder wussten, wie sie hieß, auf welchem Gebäude sie zu finden war bzw. ob es sie überhaupt gab.
Robbe hatte die fantastische Idee, zum Intercontinental Hotel I. zu fahren, sich dort an der Rezeption als Gast auszugeben und Informationen über besagte Bar einzuholen. Dieser Plan wurde aber schnell über den Haufen geworfen, als wir im Hotel-Gebäude ein/e Restaurant/Bar entdeckten (»Abendrot«), die deutsche Küche und Bier anbot.
Das Motto hieß auf einmal: »Ja komm, auf ein Bier.«
Aus dem sind dann doch zwei geworden.
Aber letzten Endes wollten wir unseren Plan nicht aus den Augen verlieren, also rafften wir uns auf.
Plötzlich wurden wir von drei Deutschen angesprochen, die nicht drum herum konnten, unsere Herkunft zu erkennen. Wir kamen ins Gespräch und wurden ganz nach obigem Motto auf EIN Bier eingeladen.
Kai, Henrik und seine Frau Renate waren sehr nette und lustige Gesprächspartner und nach fünf Minuten Smalltalk stellte sich heraus, dass wir uns mit dem GM (General Manager) der Franchise-Kette »Abendrot« und dem GM der Hotelkette I. für Vietnam und Kambodscha unterhielten.
Das war schon interessant, mit den dreien zu sprechen, da sie jobbedingt sehr viel herumgekommen waren. Und so hat sich der Abend im »Abendrot« immer weiter hingezogen. Aus einem Bier wurden unzählige, die für uns zum Glück (der Laden war schweineteuer) umsonst waren.
Mara und ich haben jetzt auf jeden Fall die Adresse eines Vier-Sterne-Hotels in Neuseeland, bei dem wir ins Work-for-Accommodation-Programm einsteigen können.
Spät in der Nacht hat Kai uns noch mitgeschleift an einen Ort, wo nach seiner Beschreibung immer was los war. Lustiger Fakt: genau unsere Straße!
Am nächsten Morgen mussten wir das Ganze erst mal wieder Revue passieren lassen, weil es einfach zu bizarr war, nachdem wir so ein ähnliches Treffen in Nha Trang mit dem Polizeichef hatten.
An diesem Tag wollten wir nicht viel machen, da unsere Gemüter noch kräftig mit Alkoholabbau zu kämpfen hatten. Als wir aber auf den Balkon gingen, um eine zu rauchen, sahen wir auf einmal Mick und Liam, unsere motorradfahrenden Freunde, unten auf der Straße entlanglaufen.
Die Jungs waren auf der Suche nach uns gewesen, da wir sie über Facebook hatten wissen lassen, wo wir wohnten. Also haben wir mit den beiden den Tag und ein Abendessen verbracht, bevor wir um halb neun nach Phu Quoc Island aufbrachen.
Die Insel ist schon ein kleiner Traum für sich, an gewissen Orten zwar bereits touristisch besiedelt (dort ist natürlich auch der einzige Ort, wo man ein Hotel findet), aber noch längst nicht so stark wie die Südinseln Thailands. Leider wird sich das in den nächsten zwei Jahren verändern, denn, wie wir von Henrik erfuhren, ist dort sozusagen das Phuket von Vietnam in Planung.
Das haben wir auch gemerkt, als uns vom übrigens sehr lustigen Fahrer erklärt wurde, dass in der Hauptstadt gerade ein internationaler Hafen in Planung sei, um Kreuzfahrtschiffen die Möglichkeit zu geben, dort Halt zu machen.
Unser Touri-Programm bestand – wie sollte es auch anders sein – darin, Roller zu mieten und die Insel zu erkunden. Das war erst mal sehr schön. Wir haben einen entlegenen Strand gefunden, obwohl wir eigentlich die Wasserfälle besichtigen wollten, die uns angepriesen wurden.
Naja, was soll’s.
Suchen wir uns ein Plätzchen, wo man sich an der Sonne verbrennen kann.
Verbrannt habe ich mich zutiefst, nur leider sehr punktuell und nicht von der Sonne herrührend, sondern von einer Bratpfanne in Form eines Rollermotors, der mir unfreiwillig den Fuß auf großer Fläche scharf angebraten hat. Stadium: well done.
Also machten wir uns nach einem Stärkungsessen und Erster Hilfe in Form eines einheimischen Wundermittels auf den Weg ins Krankenhaus, denn sooo schön sah das nicht aus.
Das war ein sehr unterhaltsamer Aufenthalt, in dessen Rahmen ich sofort behandelt wurde in einem dreckigen Behandlungsraum ...
Meine Versorgung sah so aus, dass mir Kochsalzlösung zur Reinigung über die Verbrennung gegeben wurde, um dem Ganzen noch die richtige Würze zu geben. Dies wurde dann in Stoffe gewickelt zum Ausgaren.
Prognose: drei Tage kein Wasser (sonst quillt der ganze Braten zu sehr auf).
Unsere Bezahlung bestand darin, alles neu zu kaufen, was für meine Versorgung benötigt wurde, sprich so circa 1,50 Euro.
Am nächsten Tag war das gute Stück schon auf beinahe doppelte Größe aufgegangen. Man musste der Sache Ruhe geben, damit der Braten nicht zu blutig wurde.
Drei Tage ruhen lassen – die anderen haben in der Zeit fast genauso wenig gemacht wie ich, haben aber noch einen Wasserfall gefunden –, dann in Bewegung halten, um das Festmahl in Saigon der Krankenhaus-Besatzung zu servieren.
Ein wenig Röntgenstrahlung dazu: Da konnte man sehen, wie es im Inneren des Bratens aussah. War in diesem Fall jedoch überflüssig und nur für die gewisse Note bzw. das Exquisite der Komposition zuständig.
Dann war alles ganz leicht: Noch ein paar antibiotische Gewürze dazu und für ein bis zwei Wochen im Krückengrill schwenken, bis man am Schluss die feinste Schürfwunde hatte, die man sich im Leben zuziehen konnte.
Spaß beiseite, die Krücken sind schon nervig!
Zurück in Saigon haben sich die anderen noch den Independence Palace angeschaut, laut Rest der Gruppe ganz nett, aber nicht zwingend notwendig. Mick hatte in Saigon auf uns gewartet und so haben wir mit ihm noch einen Abschiedsabend gefeiert. Wir gingen noch mal zur »Abendrot«, um mit ihm einmal deutsches Bier zu trinken.
Und wer war da wieder? Natürlich die Herren General Managers, die uns noch einmal auf ein paar Bierchen einluden.
Am nächsten Morgen hieß es dann Abschied nehmen von Saigon und von Mick und schnurstracks nach Bangkok fahren. Dort haben wir eigentlich nur darauf gewartet, dass unser Flug nach Bali ging.
Wir hatten noch genug Zeit für den beim ersten Besuch versäumten Weekend Market, der zwar ähnlich wie andere Märkte ist, aber doch schon ein paar exklusivere Güter beherbergt. Es war auch sehr spannend, dort den artistischen Teeschwenkern zuzuschauen, die den Tee in Pirouetten gießen, von einer Kanne in die andere in Distanzen von ein bis anderthalb Metern.
Sehr schönes Bild.
Den Kings Palace haben wir uns auch noch angeschaut. Was eigentlich ein schönes Ereignis war, aber weniger atemberaubend als gedacht, weil man in fast keines der Gebäude Eintritt hatte. Man konnte in den Tempel des Emerald Buddha, der von der Königsfamilie immer in das der Jahreszeit entsprechende Gewand gekleidet wird.
Ein sehr großes Abbild der uralten Tempelstadt Angkor Wat war auch ansehnlich. Die Tempelstadt befindet sich in Kambodscha und wir hatten sie leider aus zeitlichen Gründen nicht mehr anschauen können. So konnte man wenigstens in kleinen Dimensionen das Wunder dieser riesigen mysteriösen und charmanten Tempelstadt erfahren.
Das darf ich mir auf der nächsten Asienreise auf keinen Fall entgehen lassen :D
So, jetzt bin ich schon fast an dem Punkt angekommen, an dem ich mich gerade befinde. Nur noch ein Flug nach Kuta fehlt, der (wie auch der Flug nach Bangkok) sehr angenehm war, da ich als Mensch mit Gehbehinderung auf Zeit einen Rollstuhl in Begleitung eines Flughafenmitarbeiters bekam. Wir kamen an sämtlichen Schlangen der Kontrollen usw. vorbei, was Mara und mir eine ganze Menge Stress erspart hat, auch mit den balinesischen Visa.
Jetzt gerade befinde ich mich nahe der balinesischen Hauptstadt Denpasar, da Robbes Pass nicht mehr sechs Monate gültig und somit nicht für die Einreise nach Bali geeignet ist. Ein Glück, dass er im Duty Free Shop vorher eine Flasche Alkohol erworben hatte (die Preise auf Bali sind gespenstisch), was die Bestechung des Grenzbeamten ermöglichte, genauso wie sein Dasein auf Bali.
Jetzt muss er hier einen neuen Pass machen lassen.
Zwar habe ich schon ein paar Tage auf Bali verbracht, aber sooo viel ist noch nicht passiert, und um ehrlich zu sein: Das ist ein anderes Kapitel.
Momentan kann ich nur sagen:
Ich freue mich, hier zu sein,
ich freue mich, alle Jungs und Mädels zu sehen,
ich freue mich auf das Haus, das hoffentlich genauso gigantisch schön ist wie beschrieben,
ich freue mich auf Weihnachten,
ich freue mich, dass ich wieder laufen kann (ich habe nur noch keine Schuhe, in denen das Laufen gut funktioniert, daher draußen immer noch auf Krücken),
und ich freue mich, an Weihnachten mal die Familie zu hören und, wenn die Technik es ermöglicht, auch zu sehen,
ich freue mich, wenn/dass es euch gutgeht,
und wünsche euch allen ein frohes Fest und nen gigantischen Rutsch ins neue Jahr!!!!!!
Euer Till