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Kapitel 3

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Laffitte lenkte das Auto durch den angenehm dünnen Sonntagsverkehr zurück zum Revier.

"Da wären wir wieder am Anfang angekommen," sagte er vorwurfsvoll zu seinem Chef, der an seiner kalten Pfeife knabberte und vor sich hinbrütete.

"Das war ein totaler Schlag ins Wasser, Zeit vergeudet, ein Mann krankenhausreif geschlagen, zudem noch von Entlassung bedroht. Aber Dupont tut mir echt leid. Chef, können Sie sich nicht ins Mittel legen und Vlassens von seinem Vorhaben abbringen."

"Dazu ist es noch zu früh," sagte Renard enigmatisch und lächelte, wobei aber der scharfe Zug um seinen schmalen Mund noch schärfer wurde.

"Übrigens," murmelte er zwischen den Zähnen, ohne die Pfeife loszulassen, "hier habe ich etwas für Sie." Er zog ein rotbeflecktes Papiertaschentuch aus der Hosentasche und hielt es Laffitte hin: "Bringen Sie es ins Labor. Sie sollen herausfinden, was für ein Zeug das ist: roter Beetesaft, Menschen-, Rinder- oder Schweineblut oder was sonst." Er erwähnte keine Maus, um nicht wieder einen Lachanfall hervorzurufen.

"Mann, Chef," stöhnte der Inspektor bewundernd, "Sie sind doch das hinterhältigste Aas unter der Sonne. Sie haben den Mülleimerdeckel abgewischt!"

"Haben Sie das nicht bemerkt? Gut was? Ist Ihnen übrigens etwas Besonderes in der Wohnung aufgefallen?"

"Sie war bemerkenswert sauber geputzt. Kommt eigentlich selten vor, wenn man so olles Zeug besitzt." Dann stutzte er und rief: "Sie haben nach Fingerabdrücken gesucht!"

"Ja," sagte Renard, "und das Bemerkenswerte daran war, daß nirgendwo welche zu sehen waren. Nicht einmal auf dem Zahnputzglas, oder auf dem Glasbrett oder dem Spiegel oder irgendeiner Schrankecke in der Küche."

"Chef, Sie sind stur wie ein Maulesel! Sie glaubten doch nicht im Ernst, einen Fingerabdruck der Leiche zu finden."

"Ich wundere mich aber über Dinge, die ich nicht sehe. Das Pärchen sah ja auch nichts oder glauben Sie Vlassens etwa, daß er die Taschen Duponts nicht untersucht hat, er war doch nach Ihrer Aussage gut fünf Minuten lang mit ihm allein?"

"Nee, aber bedeutet das alles etwas?"

"Ich weiß nicht." Der Kommissar zog die zernagte Pfeife aus dem Mund:

"Es kann ja sein, daß sie eine wahnsinnig gute Putzfrau haben, die nur mit Gummihandschuhen arbeitet. Aber heute ist Sonntag, keine Putzfrau kommt sonntags, und selbst wenn sie erst gestern da war, müßten doch Abdrücke oder sonst irgendwelche Gebrauchsspuren in der Küche und im Bad sein, aber da war nichts, als wäre sie eben erst gegangen."

"Kann doch sein, daß sie abends spät ins Bett gegangen sind und bis mittags drin blieben, ohne in den anderen Räumen etwas anzufassen."

"Kann sein," sagte Renard sinnend.

"Chef, was soll dieser ganze Kokolores? Die Tote ist nicht Armida Cecchini, die Katze heißt Renaud und nicht Rinaldo, sie gehört dem Nachbarn und nicht dieser Armida. Ein Tasso oder wie er heißt, war auch nicht zu finden: ich hab doch gesehen, wie Sie den Schrank danach absuchten. Armida Cecchini soll tot sein, behauptet Dupont, aber sie lebt. Sie müssen sich auch damit abfinden."

"Warten wir's ab," sagte Renard störrisch.

"Chef," sagte Laffitte nach einer Weile schweigender Fahrt über die Champs Elysées, "woher wußten Sie, daß der Vater dieser Frau Gasparo heißt?"

"Inspektor, lesen Sie denn keine Zeitung? Na ja, Sie sind halt nicht aus Nizza, da kennt jeder diesen Namen. Was meinen Sie, wo all dieser weltliche Luxus herkommt, den wir in der Wohnung der Cecchini gesehen haben, die wohlgemerkt, eine kleine Angestellte ist, sich mit ihrem Gehalt sowas gar nicht leisten könnte. Vom Papa natürlich!"

"Aber vielleicht wird sie von Vlassens ausgehalten?"

"Möglich, aber selbst der würde ihr keinen Monet an die Wand hängen können."

"Tatsächlich," rief Laffitte, "ist mir gar nicht aufgefallen."

"Die Signatur war aber ganz gut zu erkennen."

Verdammt, das war mal wieder eine Lektion in Sachen Aufmerksamkeit, dachte Laffitte.

"Was soll ich denn in der Zeitung nicht gelesen haben?"

"Vor ein, zwei Monaten haben sie den Prozeß gegen Gasparo Cecchini in Nizza wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten eingestellt."

"Worum ging es?"

"Er soll als Pate der Nizzaer Baumafia jahrelang systematisch Beamte bestochen haben, um sich lukrative Aufträge an Land zu ziehen. So gelang es ihm, mehr Gewinn herauszuschlagen als die Konkurrenz. Jetzt will Vater Staat das Geld zurückhaben."

"Warum hat sich die Cecchini dann in so eine abhängige Stellung begeben? Sie hätte doch an der Côte mit dem Geld ihres reichen Vaters ein wundervolles Playgirlleben führen können."

"Stecke ich in ihr drin? Übrigens, der Prozeß geht trotzdem weiter, gegen die leitenden Angestellten seines Unternehmens. Werden sie verurteilt, dann ist auch seine Firma erledigt."

"Und seine Tochter erbt nur Schulden."

"Möglich wär's. Würde mich schon interessieren, ob sie das einzige Kind ist. Übrigens, kommt Ihnen das Pärchen nicht auch seltsam vor: er ist doch fast zwanzig Jahre älter als sie, nach meiner Schätzung?"

"Und hat sie völlig unter dem Pantoffel," fügte Laffitte hinzu, "sie wagte ja ohne seine Erlaubnis kaum einen Pieps zu sagen."

"Ja, er ist ein Pascha, wie er im Buch steht."

Er saugte heftig an der leeren Pfeife. "Laffitte, haben Sie Tabak mit? Ich habe meinen Beutel vergessen."

"Ich habe nur meine Zigaretten."

"Das meine ich ja, schenken Sie mir eine?"

Laffitte reichte ihm eine Marlboro. Der Kommissar zerbröselte sie, stopfte die Krümel in die Pfeife und begann zu rauchen.

"Scheußliches Kraut!" beklagte er sich.

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