Читать книгу Wild Guide Österreich - Hansjörg Ransmayr - Страница 16
ОглавлениеNORD- UND MITTELBURGENLAND
„Ja, mir san mit‘m Radl da“, dieser österreichische Gassenhauer könnte auf das Nordburgenland anspielen, gilt es doch unter Radfahrern als die österreichische Radtourismus-Destination schlechthin. Während in der pannonischen Tiefebene der Wind die Radsportler manchmal ärgern kann, genießen ihn Wind- und Kitesurfer sowie Segler, die zum Beispiel in Podersdorf beste Bedingungen für diese Sportarten vorfinden.
Im Gegensatz zu den anderen Teilregionen des Burgenlandes besteht das Mittelburgenland aus nur einem Bezirk, dem Bezirk Oberpullendorf. Von Weinkennern wird das Mittelburgenland auch gern als „Blaufränkischland“ bezeichnet, weil es diese Rotweinsorte geradezu idealtypisch repräsentiert. Dementsprechend erfreuen sich hier Wanderungen durch die Weinberge, verbunden mit der ein oder anderen Verkostung, großer Beliebtheit.
Einer, der immer da ist
27 Darscho
Darscho ist ungarisch und heißt auf Deutsch „Warmsee“. Im Gegensatz zu allen anderen „Lacken“ im Nationalpark Neusiedler See wird bei dieser nahe Apetlon gelegenen Salzlacke durch künstliche Grundwassereinträge auch in niederschlagsarmen Zeiten die völlige Austrocknung verhindert. Deshalb suchen, wenn viele andere Lacken trockengefallen sind, zahlreiche Wasservögel den Darscho auf, weshalb das 1000 m lange und 500 m breite Gewässer bei Ornithologen als Geheimtipp gilt. Im Frühjahr, Sommer und Herbst dient er als Brut- und Rastplatz für Löffler, Strandläufer, Möwen und Reiher. Der Lackenradweg B20 führt in unmittelbarer Nähe der Lacke vorbei. Besonders schöne Pausen lassen sich hier zum Sonnenuntergang einlegen. Im Winter kann man auf dem kleinen See Schlittschuhfahren.
Auch Weine aus den Anbaugebieten der Region sind nach ihm benannt, und sogar als Lieferant eines Naturheilmittels ist der See bei den Einheimischen beliebt. Dem Schlamm der Lacke wird aufgrund seiner spezifischen Zusammensetzung beim Auftragen auf die Haut eine Heilwirkung bei gewissen Verletzungen und Hautkrankheiten nachgesagt. Allerdings sollte man speziell im Frühjahr bei dieser Nutzung oder überhaupt bei Annäherung an die Wasserfläche sehr vorsichtig sein, weil sich im Schlamm- und Schotterbereich rund um die Lacke Gelege von Bodenbrütern befinden können.
GPS: 47.77026, 16.83938
Anfahrt: Über die B51 nach Apetlon, von dort der Wegweisung zur Lacke folgen.
Es war einmal ...
28 Dorfmuseum Mönchhof
In diesem Freilichtmuseum kann man einen guten Einblick in das traditionelle Alltagsleben von Handwerkern und Bauern im Seewinkel gewinnen. Hier findet man mehr als 30 Gebäude, samt Werkstätten und Arbeitsgeräten, außerdem gibt es im Dorfmuseum laufend Sonderausstellungen. Als besondere Attraktion kann im Außengelände der ehemalige Grenzposten von Andau bestaunt werden. Dieser Grenzübergang mit dem historischen Grenzbalken und dem nachgebauten Grenzhäuschen erinnert an die bewegte Geschichte im burgenländisch-ungarischen Grenzraum. Neben dem Ungarnaufstand 1956 rückte die Grenze auch durch die Fluchtversuche von DDR-Bürgern, die sich in den späten achtziger Jahren über Ungarn nach Österreich absetzen wollten, in den Fokus der Öffentlichkeit. Die grüne Grenze bei Andau nutzte damals auch ein mit seinem Trabi angereister DDR-Bürger für seine Flucht. Der Trabant, den er dabei auf ungarischem Staatsgebiet zurücklassen musste, parkt heute vor dem Grenzbalken im Freilichtmuseum. Gegenüber dem Museum wurde außerdem der nicht mehr genutzte Mönchhofer Bahnhof inklusive Bahnhofsgebäude, Magazin und drei Waggons aufgebaut.
GPS: 47.8735, 16.95113
Anfahrt: Auf der B51 nach Mönchhof, Bahngasse 52.
Direkt an Neusiedls Waterkant
29 Mole West
„Wenn ich hier den See seh, brauch ich kein Meer mehr“ lautet einer der selbstbewussten Sprüche an der schicken Mole West. Tatsächlich kann man, wenn man unter Palmen sitzend, den Blick Richtung Süden über die weite Wasserfläche des Neusiedler Sees schweifen lässt und die Wellen sanft an die Mole branden, exotisch-maritime Gefühle bekommen.
Nach eigenen Angaben fühlt sich das Café-Restaurant einem modernen und offenen Gastronomiekonzept verpflichtet, das ohne Exklusivitätsanspruch für ein breites Zielpublikum da sein will. Eine Besonderheit wird in den Sommermonaten geboten: ein geschmackvoller Picknickkorb mit allerlei feinen Snacks und erlesenen Getränken. Diese Option wird gern sowohl von den Seglern des benachbarten Yachthafens als auch von radfahrenden Familien angenommen.
Legendär sind die hiesigen Sonnenuntergänge, die je nach Jahreszeit und Windverhältnissen auf der großen Seeterrasse oder im „Glashaus“ zusammen mit den kulinarischen Mole-West-Klassikern wie gebackenes Wildschnitzel, Wildragout mit Rotwein oder fangfrischem Fisch genossen werden.
GPS: 47.92871, 16.83433
Anfahrt: A4, Ausfahrt Neusiedl, via B51 zum Yachthafen.
Ausguck über den See
30 Ruine Tabor
Tabor entstammt dem Ungarischen, heißt so viel wie Ausguck und beschreibt treffend die Situierung dieses heimlichen Wahrzeichens der Stadt Neusiedl. Fälschlicherweise wurde die Burgruine lange als Bauwerk aus der Römerzeit angesehen. Tatsächlich wurde sie erst im Mittelalter errichtet und lässt bis heute die Experten rätseln, ob es sich dabei ursprünglich um eine königliche Wohnburg oder doch um einen Wehrturm handelte.
Fest steht jedenfalls, dass der Tabor 1708 zu Verteidigungszwecken mit Holzpfählen und Palisaden befestigt wurde, den anstürmenden Kuruzzen jedoch trotzdem nicht standhielt. Dabei war es bei Weitem nicht das erste Mal, dass die Siedlung rund um den Tabor verwüstet wurde. Bereits um 1683 war dies im Lauf der Zweiten Türkenbelagerung und schon im 13. Jahrhundert durch die Mongolen passiert. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund betrachtet ist dann auch der Stadtname Neusiedl durchaus logisch herleitbar.
GPS: 47.95207, 16.84091
Anfahrt: A4, Ausfahrt Neusiedl, via B51 bis „Am Tabor“.
Wahrlich wehrhaft
31 Purbach am Neusiedler See
Wegen fortwährender Überfälle durch die Türken erhielten die Purbacher 1630 von ihrem Lehnsherrn Nikolaus Esterhazy das Recht, ihre Siedlung mit einer starken Wehrmauer zu umgeben, die heute als die am besten erhaltene des Burgenlandes gilt. Einem dieser Türkenüberfälle verdankt der seit jeher für seine guten Weine bekannte Ort denn auch sein heutiges Wahrzeichen. Die Steinplastik „Purbacher Türke“ befindet sich auf dem Kamin von Haus Türkenstraße 9, welches nur von der Bundesstraße Richtung Breitenbrunn zu sehen ist. Man erzählt sich, dass ein trinkfreudiger türkischer Krieger 1532 dem vorzüglichen Purbacher Wein so sehr zusprach, dass er es verschlief, als seine Truppe wieder aus dem verwüsteten und von den geflüchteten Bewohnern verlassenen Ort abzog. Aus Angst vor der Rache der zurückkehrenden Purbacher versteckte er sich im Kamin, wurde jedoch entdeckt, ausgeräuchert und dem Hausbesitzer als Knecht überlassen. Im Lauf der Zeit nahm der Leibeigene den christlichen Glauben an und wurde in die Dorfgemeinschaft integriert. Nach seinem Tod wurde vom Hausbesitzer zu seiner Erinnerung die Büste auf dem Schornstein errichtet. Außer für seinen historischen Stadtkern und die Wehrmauern ist der Weinort für seine Kellergasse bekannt, die als eine der schönsten des Burgenlands gilt und sich perfekt für eine Einkehr nach einer Wanderung durch die Weinberge eignet.
GPS: 47.91547, 16.69489
Anfahrt: A4, Ausfahrt Neusiedl, via B50 zur Purbacher Kellergasse, dort parken.
Steine, die die Welt bedeuten
32 Steinbruch St. Margarethen
St. Margarethener Kalksandstein fand schon vor 2000 Jahren bei der Errichtung der römischen Siedlung Carnuntum Verwendung. Somit ist der im Kogelberg befindliche, in Nähe des Neusiedler Sees gelegene, Römersteinbruch St. Margarethen österreichweit einer der ältesten noch aktiven Werksteinbrüche. Ab dem 16. Jahrhundert gelangte der Steinbruch in den Besitz der Familie Esterhazy, die diesen Werkstein unter anderem für den Bau des Wiener Stephansdoms, die Wiener Karlskirche und zahlreiche Bauten der Wiener Ringstraße lieferte. Aufgrund seiner historischen Bedeutung wurde der Steinbruch 2001 in die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes aufgenommen.
Der „Weg über den Berg“ führt als aussichtsreicher und in circa einer Stunde zu begehender Rundweg um das Werksgelände, wird von 50 Steinskulpturen namhafter Bildhauer gesäumt und gewährt Einblicke in den Steinbruch, der auch als spektakuläre Open-Air-Arena für jährlich stattfindende Veranstaltungen wie „Oper im Steinbruch“ und die alle fünf Jahre stattfindenden Passionsspiele, genutzt wird. Mit etwas Geschick kann man den Rundweg auch mit dem Mountainbike befahren und sich anschließend im nahe gelegenen St. Margarethener Badeteich abkühlen.
GPS: 47.8026, 16.63546
Anfahrt: A3, Ausfahrt Eisenstadt-Süd, via B52 zum Steinbruch.
Weinort mit Charme
33 Mörbisch
Zahlreiche archäologische Funde bezeugen eine mehr als 5000 Jahre zurückreichende Siedlungsgeschichte des für seine Seebühne bekannten Ortes. Erste Hinweise auf den heutigen Ortsnamen finden sich erstmals 1254 als Possessio Meggyes (ungarisch für kirschenreicher Ort). Heute ist Mörbisch einer der bedeutendsten Weinorte des Burgenlandes. Davon zeugt auch das informative und über schön angelegte Weinwanderwege erreichbare Weindenkmal auf einem Hügel oberhalb des Ortskerns.
Ebendieser Ortskern wird geprägt von den für Mörbisch typischen, als Weltkulturerbe geadelten Hofgassen. Gebildet werden diese durch sogenannte Streckhöfe, die zumeist von vier Bauernfamilien bewohnt wurden und alle einem einheitlichen Architektur- und Funktionskonzept folgten. Bei den Spaziergängen durch die mit reichlich Blumenschmuck versehenen Hofgassen stößt man immer wieder auf ausgezeichnete Fotomotive. Die Seebühne in Mörbisch ist alljährlich Schauplatz opulenter Operetten- und Musicalaufführungen.
GPS: 47.75502, 16.66835
Anfahrt: A3, Ausfahrt Eisenstadt-Süd, via B52 Richtung Mörbisch, zentrumsnah parken
. Einmal volltanken, bitte!
34 Kraftplatz Liebing
An diesem wunderbar stillen, abgeschiedenen Plätzchen im Rabnitztal kann man Baumriesen bestaunen und Kraft tanken. Dazu sollte man hier mindestens 20 Minuten in sich gekehrt verweilen. Rund um die circa 270 Jahre alten und bis zu 10 m im Umfang messenden Kastanienbäume haben Wissenschaftler Kraftfelder ausgewiesen, die denen in Pyramiden gleichen und eine energetisierende Wirkung haben sollen. Vermutlich waren die Bäume eine Schenkung von Kaiserin Maria Theresia, die der Bevölkerung mit den Edelkastanien ein zu damaligen Zeiten beliebtes Grundnahrungsmittel zukommen ließ. Für einen entspannten Aufenthalt wurden Holzliegen aus Kastanien gefertigt und in den stärksten Strahlenfeldern platziert. Infoschilder beschreiben, an welchem Platz man sich bevorzugt aufhalten sollte und wofür oder wogegen man dort Wirkungen erwarten kann. Aus Sicherheitsgründen werden die Bäume regelmäßig von Baumdoktoren inspiziert und bei Bedarf gesichert oder zurückgeschnitten.
GPS: 47.41564, 16.4784
Anfahrt: A3, Ausfahrt Mattersburg, via B55 nach Liebing,ab da Wegweisung folgen.
NaTour pur
35 Kanutouren Leitha
Ab dem Leithahafen Wimpassing bis nach Leithaprodersdorf eignet sich die Leitha selbst für Anfänger bestens als Kanu- und Kajakstrecke. Hier wechseln sich schneller fließende Flussabschnitte mit ruhigeren Passagen sowie Sand- und Schotterbänken ab, die zum Rasten und Baden einladen. In den urwaldähnlichen Auwäldern hat man gute Chancen auf Begegnungen mit Biber, Reihe, Trappe und anderem Getier.
Je nach Ambition und Kondition wählt man die gewünschte Streckenlänge und kann, so man dies rechtzeitig gebucht hat, sich auch mit einer am offenen Feuer zubereiteten Mahlzeit verwöhnen lassen. Sämtliche Touren beinhalten die Miete von Kanus oder Kajaks inklusive Paddel, wasserdichten Behältern und Schwimmwesten. Vor der Abfahrt gibt es eine entsprechende Einweisung auf dem Wasser, ein erfahrener Guide begleitet die Tourteilnehmer*innen und bringt sie nach Abschluss der Fahrt wieder an den Ausgangspunkt zurück
(www.bisamjimm.at).
GPS: 47.92243, 16.43275
Anfahrt: A3, Ausfahrt Pottendorf, B60 bis Weigelsdorf, rechts ab auf B16 bis Wimpassing Leithahafen.
SÜDBURGENLAND
Übers ganze Jahr gesehen ist das Südburgenland selbst innerhalb des „sonnigen“ Burgenlandes die Region mit den allermeisten Sonnentagen. Deshalb und wegen des auch im Winter milden Klimas zieht es viele „Winterflüchtlinge“ ins Südburgenland mit seinen modernen Thermen und den zumeist auch im Winter bespielbaren Golfplätzen.
Im übrigen Jahr lockt das Südburgenland Individualtouristen durch seine malerische Hügellandschaft und das authentische Angebot. Obwohl südlich des Günser Gebirges die höchsten Erhebungen nur knapp 400 m erreichen, ist das hügelige Terrain für Radfahrer oftmals herausfordernd. Auch wenn Steigungen im E-Bike-Zeitalter viel von ihrem Schrecken verloren haben, zieht es die Radsportler unter den burgenländischen Urlaubern eher ins flachere Nordburgenland.
Besonders beliebt sind im Südburgenland Wanderungen durch die Weinberge, verbunden mit zünftigem Einkehren in einem Kellerstöckl und Labung mit regionstypischen Uhudler-Weinen und Brettljausen.
Barrierefreier Waldspaziergang
36 Baumwipfelweg Alt Hodis
Inmitten des Naturparks Geschriebenstein-Irottkö führt der holzbeplankte Weg seine Besucher in 20 m Höhe durch die Baumkronen. Die Betreiber folgen einem ganzheitlichen Ansatz, indem sie versuchen, für ein Miteinander von Mensch und Natur zu sensibilisieren. In vorbildlicher Art und Weise wurde nicht nur der gesamte Baumkronenweg barrierefrei für Rollstuhlfahrer und Gehbehinderte gestaltet, sondern es wurden alle Informations- und Sinnesstationen auch für Blinde und Sehbehinderte didaktisch aufbereitet.
Dafür wurden entlang des 500 m langen Pfades „Sinnesstationen“ installiert, die als Mitmachstationen über die Besonderheiten der hier heimischen Flora und Fauna informieren. Außerdem genießt man von elf Aussichtstürmen einen herrlichen Weitblick bis hinein in die ungarische Provinz Westtransdanubien und kann sich am nahe gelegen Pilzlehrpfad auch noch zu diesem Thema schlau machen.
GPS: 47.32803, 16.37492
Anfahrt: A2, Ausfahrt Lafnitztal, B50 Richtung Oberwart, B53a und B63 bis Dürnbach, links ab auf L375 – bis zum Parkplatz.