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Die Verflechtung der politischen Interessen von Etruskern und Griechen
ОглавлениеSchon im 8. Jahrhundert v. Chr. waren die urbanen Zentren in Etrurien, im etruskischen Kernland, wohl organisiert, und von dort dehnte sich die politische Einflusssphäre in die benachbarten Regionen aus (Abb. 8). Der politische Einfluss der Etrusker war damals bereits deutlich in Latium spürbar, im Gebiet der Latiner, das im Süden angrenzte.
Seit dem 7. Jahrhundert v. Chr. waren die Geschicke Italiens im Wesentlichen von drei politischen Kräften bestimmt, von den Etruskern und ihrer Expansionspolitik, von den Griechen der Magna Graecia und ihrem Machtmonopol im Süden sowie von der politischen Einflussnahme der Karthager, die die Konfrontation mit den beiden anderen Big Players nicht scheuten. Die Etrusker machten ihren politischen Einfluss sowohl zu Lande als auch zu Wasser geltend. Dies galt ebenfalls für die griechischen Kolonien, die ihre politischen Interessen in Süditalien sowohl auf dem Land als auch auf den Seerouten vertraten.
Abb. 8: Stadtstaaten der Etrusker in Etrurien (Camporeale 2015: 54)
Die Kontakte mit den Griechen in Süditalien entfalteten sich über einen langen Zeitraum. Für die Präsenz der Etrusker im Süden gibt es zahlreiche konkrete Hinweise, u. zw. in Form von etruskischen Handelswaren (Keramikgefäße). Besonders intensiv waren die Kontakte im südlichen Kampanien und rings um den Golf von Neapel. In jener Region sind auch zahlreiche Inschriftenfunde gemacht worden (Albore Livadie 2010: 168 ff.). Bereits in der Anfangszeit der griechischen Kolonisation kam es über die Handelsbeziehungen hinaus zu engen sozialen Kontakten und auch Familiengründungen zwischen Etruskern und Griechen (Turfa 2007: 165).
Im Süden waren die Siedlungen der Griechen und die von Etruskern kontrollierten Gebiete (Etruria campana) eng benachbart. Dem Werk Gelehrte beim Gastmahl (Deipnosophistae XIV, 632A) des Athenaios von Naukratis (um 200 n. Chr.) ist zu entnehmen, dass der Streifen entlang der amalfitanischen Küste, um den Golf von Salerno herum bis hinunter nach Poseidonia (Paestum) als »etruskischer Golf« bekannt war.
Allein die Karthager waren auf dem Festland nicht präsent und unterhielten einige Handelsstützpunkte lediglich auf den großen Inseln, Sizilien und Sardinien. Die eigentlichen Kontrahenten im westlichen Mittelmeer waren in der Frühzeit Etrusker und Karthager. Gegen Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. kam es zu einem Interessenausgleich zwischen diesen beiden Seemächten, die sich zu einer Allianz zusammenschlossen. Dieser Zusammenschluss, als politisches Gegengewicht, richtete sich ostentativ gegen die Macht der aufstrebenden Kolonien Siziliens und motivierte koordinierte Operationen der etruskischen und karthagischen Seestreitkräfte.
Die politische Allianz der Etrusker und Karthager war erfolgreich. In der Zeit zwischen 540 und 535 v. Chr. besiegte eine vereinigte Streitmacht der Etrusker und Karthager von 120 Schiffen einen Flottenverband phokäischer Griechen, die ihre Ansprüche auf ein Monopol der Handelsroute bis an die Südküste Frankreichs sichern wollten. Die griechische Flotte wurde in den Gewässern vor der Ostküste Korsikas, bei Alalia, besiegt. Damit waren etruskische Handelsinteressen mit den Häfen in Südfrankreich gesichert. Damals stand die etruskische Seeherrschaft auf ihrem Zenith, aber nur wenige Jahrzehnte später erlitt die etruskische Flotte entscheidende Rückschläge in der Auseinandersetzung mit den griechischen Seestreitkräften (s. Kap. 6).