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1. WHO IS WHO IN DER FRÜHZEIT ITALIENS? VÖLKER UND KULTUREN VON DEN ALPEN BIS SIZILIEN

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Italien ist altes Kulturland und hier haben Menschen seit der Altsteinzeit gelebt. Die Präsenz des archaischen Homo sapiens (bzw. auch des Neandertalers) ist durch Funde in Mittelitalien (u. a. in der Grotta Guattari nahe San Felice Circeo südlich von Rom) bezeugt, deren Alter auf ca. 50 000 Jahre datiert wird. Vertreter des anatomisch modernen Menschen (moderner Homo sapiens) sind in Italien seit ca. 43 000 Jahren nachgewiesen (Grotta del Cavallo). Die ältesten Hinweise auf das Kunstschaffen des Frühmenschen findet man in den Höhlenbildern Siziliens und in weiblichen Figurinen (z. B. die Venus von Savignano, Provinz Modena; ca. 25 000 Jahre vor der Jetztzeit); (Leighton 1999). Die Entstehung der Höhlenbilder und Figurinen ist zeitgleich mit der altpaläolithischen Höhlenkunst in Südwestfrankreich und Nordspanien.

Während der mittleren Steinzeit (Mesolithikum) und in der frühen Jungsteinzeit (Neolithikum) werden in Sizilien und auf Sardinien Megalithbauten errichtet, was auf die Zugehörigkeit Italiens zur Kultur der Großsteinsetzungen in der westlichen Mittelmeerregion hindeutet. Die Entwicklung während des Neolithikums steht im Zeichen des Übergangs zum Ackerbau und der Übernahme der Keramikherstellung als innovativer Technologie. Die Jäger und Sammler Unteritaliens waren die Ersten, die in Kontakt mit Ackerbauern auf der anderen Seite der Adria traten. Grund für die Kontakte und die damit verbundenen Fahrten über das Meer war der Tauschhandel mit Obsidian. Aus diesem Grundmaterial konnten vielerlei Werkzeuge (scharfe Klingen, Schaber und Messer) hergestellt werden. Obsidian wurde überwiegend auf den vorgelagerten Inseln im Küstengebiet gewonnen.

Im Kontakt mit den Handelspartnern an den Küsten der Balkanregion und des griechischen Festlandes lernten die italischen Jäger die Welt der Ackerbauern kennen, machten sich mit dem Agrarpaket vertraut und fingen selbst mit der Pflanzenkultivation an. Die Verbreitung des Ackerbaus auf italischem Boden beruht weitgehend auf dem Akkulturationsprozess der einheimischen Jäger und Sammler (Abb. 1).

Abb. 1: Der Obsidianhandel und die Regionen mit frühem Ackerbau (Cunliffe 2008: 116)

Die einheimische Bevölkerung Italiens waren Nachkommen der Urbevölkerung des anatomisch modernen Menschen und dies war die Mehrheitsbevölkerung bis zur Ankunft der Indoeuropäer. In der Zeit zwischen der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. und der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. gelangen Migranten in mehreren Wellen nach Italien und dringen bis in den Süden vor (Cocchi Genick 1994). Die Migranten kamen aus Mitteleuropa, und ihre Verbreitungsrouten in Italien sind an der materiellen Hinterlassenschaft zu erkennen, u. a. an neuen Waffentypen (Bronzedolche, Streitäxte aus Stein). Eingeführt wurde auch eine Tierart, die den altmediterranen Bewohnern Italiens bis dahin unbekannt war, das Pferd.

Die Einwanderer aus dem Norden stellen schon bald die Bevölkerungsmehrheit, und ihre Kultur und Sprache gliedern sich entsprechend von ihren Siedlungsgebieten regional aus. Die Sprachen der seit der späten Bronzezeit in Italien heimischen Populationen, der Italiker, bilden einen eigenen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie (Beekes 2011, Haarmann 2016). Zu den antiken Völkern mit indoeuropäischer Sprache gehören auch Nicht-Italiker, wie die Veneter (im Nordosten), die Lepontier (im Norden), die Messapier (im Südosten) und die Sikeler (in Sizilien). Ob das Elymische, eine der vorgriechischen Sprachen in Sizilien, indoeuropäisch war, ist bislang umstritten. Jedenfalls besteht keine nähere Verwandtschaft mit dem italischen Sprachzweig. Altmediterrane Sprachen und Kulturen haben sich bis in römische Zeit bei den Ligurern (im Nordwesten), Kamunern und Rätern (im Norden), bei den Paläosarden (auf Sardinien) sowie bei den Sikanern (in Sizilien) erhalten.

Die Anfänge Roms

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