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6. Kapitel Titus Scispius, der Protektor der Stadt

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Ugerit, der Hohepriester des Baal eilte zu seiner Villa, die sich am Rande der Stadt befand. Das Haus gehörte zu den schönsten Anwesen der Stadt und war als Erste der neu errichteten Villen an die Wasserleitung angeschlossenen worden. Auf einem weitläufigen Grundstück gelegen, war das Haus mit seinen zahlreichen Nebengebäuden nicht nur die Wohnung Ugerits, sondern auch das Protektorat der aufstrebenden Stadt. Das Haupthaus war auf einem Fundament aus massiven Kalksandsteinblöcken, die man aus einem Steinbruch flussabwärts aus dem harten Fels gebrochen hatte, errichtet worden. Auf dem stabilen Fundament ruhten die weiß verputzten Wände, die die Sonnenstrahlen an schönen Tagen reflektierten. Das Dach war mit roten Tonziegeln gedeckt, die in Kombination mit den weißen Wänden ein harmonisches Bild für den Betrachter abgaben. In den vor dem Brennen noch feuchten Tonziegeln hatten einige der Arbeiter ihre Namen eingeritzt. So wurde mancher der Töpfer unsterblich. Ugerit, der ein Doppelleben führte und in seiner bürgerlichen Existenz Protektor und oberster Richter der Stadt war und sich Titus Scispius nannte, war ja auch ein bedeutender, mächtiger Mann und konnte sich den Luxus erlauben, ein solch stattliches Haus zu führen. Und er wollte noch mächtiger werden. Dafür brauchte er seine Anhänger, die er für vollkommen einfältige Idioten hielt. Sie ließen sich von ihm täuschen und ahnten nicht, dass sie nur nützliche Werkzeuge für ihn waren. Werkzeuge, die er nach getaner Arbeit einfach wegwerfen würde. Er lachte böse, niemand würde ihn stoppen können, sein gemeiner Plan war einfach zu gut. Durch eine geheime Tür, die nur er und Portius kannten, betrat er sein Haus. Leise schloss sich hinter ihm die Tür und fügte sich so perfekt in das Mauerwerk ein, dass niemand auch nur ahnen konnte, dass sich hier ein geheimer Zugang zu seinem Anwesen befand. Sein treuer Diener Portius war bereits vor ihm angekommen und wartete aufgeregt vor sich hin murmelnd auf seinen Herren. Er hatte nicht an der Zeremonie teilgenommen und war direkt wieder nach Hause gelaufen. Bei dem Verlassen des geheimen Saales hatte er einen merkwürdigen Fund gemacht. „Hohepriester, schau dir an, was ich gefunden habe!“, sprach Portius seinen Meister an. „Portius, nenne mich hier nicht Hohepriester, wir müssen unser Geheimnis bewahren. Die Wände könnten Ohren haben!“, rügte er seinen treu ergebenen Diener, schaute aber neugierig auf die Kleiderspange, die Portius in der Hand hielt. „Jemand hat sie bei unserer geheimen Zeremonie verloren, aber diese Spange gehört keinem der Anwesenden, ich habe alle gefragt. Wir müssen einen heimlichen Beobachter gehabt haben!“ Aufgeregt zeigte Portius Scispius die Spange, die eindeutig griechischer Herkunft war. Scispius schaute lange Zeit gedankenverloren auf die Spange. Nachdenklich, mit sorgenvollem Blick, drehte er das Schmuckstück in seinen großen Händen. Einen Spion konnte er jetzt, so kurz vor seinem großen Ziel, überhaupt nicht gebrauchen. Zu groß war die Gefahr, entdeckt zu werden. „Portius, es ist gut, dass du so aufmerksam warst. Du weißt, was du zu tun hast.“ Der treue Diener nickte. Sein Herr konnte sich auf ihn verlassen. Schon lange hatten sie sich für eine solche Schwierigkeit einen Plan zurechtgelegt. Scispius machte sich keine großen Sorgen. Portius würde den Eindringling schon entlarven. Auch dieses Mal würde Portius das Richtige und Notwendige veranlassen. „Germanicus wird bald die Stadt erreichen. Die Zeit naht, in der Agrippina ihr Kind zur Welt bringen wird. Wir müssen alles gut vorbereiten und Germanicus in Sicherheit wiegen. Wir müssen ihn hofieren und ihm schmeicheln. Sein Empfang hier in der Stadt muss wie ein Triumphzug eines Kaisers durch Rom sein.“ Titus Scispius begann, sich abzuschminken. Erst jetzt sah man die große Narbe, die er geschickt unter der braunen Schminke versteckt hatte. Ein verbündeter germanischer Krieger hatte ihm diese auf einem Kriegszug mitten in Germanien zugefügt. Es war nur ein Versehen, aber Scispius kannte keine Gnade und kein Vergeben. Er ließ den Krieger gefangen nehmen, vierteilen und steckte seinen Kopf auf einen Pfahl, der tagelang zur Abschreckung der Truppen mitgetragen wurde. Den Rest des Körpers warf er den wilden Tieren zu. „Germanicus ist eitel und leicht zu beeindrucken, wir werden ihn beeinflussen können.“ Portius freute sich für seinen Herrn. Auch er hasste Germanicus, diesen Liebling Kaiser Augustus. Er sehnte den Tag herbei, an dem sein Herr Scispius den Thron des Kaisers und die Herrschaft übernahm. Portius, der immer treue Diener, würde ein mächtiger Mann werden und ein reicher dazu. Jetzt galt es, nur noch abzuwarten. Zufrieden goss sich Titus Scispius ein Glas Rotwein aus dem Ahrtal ein, das er entgegen des allgemeinen Brauches ohne Wasser trank. „Portius, lass die Sklavin Sophia zu mir kommen, ich habe etwas Entspannung verdient.“ Schnell lief der kleine rattenköpfige Diener zur Tür hinaus, um die schöne griechische Sklavin zu holen.

Kjeld und die Verschwörung des Baal

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