Читать книгу SF-Abenteuer Paket Februar 2019: Fremde Erden - Harvey Patton - Страница 16

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Die DRANG war ein Schiff mit einem Stahlrumpf. Es war schwer beladen mit Männern und Ausrüstung für die Expedition und dennoch hallte das Kreischen durch das ganze Schiff, als sie den Hafen der fremden Großstadt im Norden erreichten. Irgendetwas auf dem Meeresboden kratzte am Rumpf, als sie darüber fuhren – dann war es vorbei. Kapitän Nikias ordnete eine Kontrolle des Rumpfes an und sein erster Maat Albibiades stieg selbst im Taucheranzug hinunter. Riesige Schiffsskelette lagen auf dem Grund des Hafenbeckens, die sie mit dem Schiff gestreift hatten. Einst mussten viele Schiffe im Hafen gelegen haben und viele waren mit der Zeit gesunken. Die DRANG war zwar noch immer in Ordnung, dennoch kam es zum Streit zwischen Kea Webla und dem Kapitän. Schlussendlich setzte sich, wie sollte es anders sein, der Kapitän durch und befahl, die letzten hundert Meter zum Land mit den Beibooten zurückzulegen.

Er gab Kea Webla zwei Leute mit. Macholas Tulkom war ein Crewman mit Kampferfahrung und Hykkara Sofres war eine Wissenschaftlerin, die Kea selbst für dieses Projekt angefordert hatte. Sie war, seiner Meinung nach, die nächstgrößere Koryphäe in der Archäologie direkt nach ihm und hatte schon mehrere spektakuläre Ausgrabungen geleitet. Unter anderem hatte sie ihre Dissertation über die mysteriöse, ausgestorbene Stufen-Pyramiden-Zivilisation geschrieben, die es überall auf dem Kontinent nahe Buenaire gab.

Ihre These war, dass es sich um frühere Entwicklungsstufen der Wuroiden gehandelt haben musste, da die Bauten eindeutig Artefakte, also künstlich hergestellte Dinge, waren. Andere Wissenschaftler glaubten eher es handele sich um natürlich entstandene Gebilde und wieder andere vertraten die sogenannte Synthese-Position: Das es sich um frühe Bauwerke der Wuroiden handele, bei denen geologische Besonderheiten genutzt worden waren. Die Debatten um die Chronologie waren immer wieder aufs Neue entbrannt und beinahe hätte man ihr die Doktorwürde nicht verliehen.

„Aufgeregt?“, fragte sie Kea Webla, als sie sich in dem motorisierten Beiboot der DRANG dem Festland näherten. Vor ihnen ragten die gigantischen Gebäuderuinen Hunderte von Metern in den Himmel.

„Natürlich“, gab Kea unumwunden zu. „Sehen Sie sich an, was Wuroiden einst gebaut haben müssen.“

Es gab zwischen einigen dieser riesigen Gebäude Abschnitte, die durch Kanäle voneinander getrennt waren. Allerdings waren sie nicht sonderlich tief und mehrmals schrammte das Beiboot über den Grund.

„Wir sollten hier halten und einen trockenen Ort suchen für ein Lager“, entschied Macholas. „Das Boot geht uns sonst noch kaputt. Diese Kanäle sind einfach zu flach.“

„Ich glaube nicht, dass es Kanäle sind“, sagte Kea Webla und schwang sich aus dem Boot. Er trug ein sackartiges Kleidungsstück, das ihn trocken hielt. Das Wasser stand ihm bis zur Brust, doch seine Kleidung war so geschlossen, dass sie nur Hals und Kopf freiließ.

Er trat hier und dort ins brackige Wasser.

„Es ist glatter Boden“, erklärte er, mehr an Hykkara gerichtet als an Macholas. „Das scheint eine Straße zu sein.“

„Eine Straße?“, echote Macholas.

Kea nickte. „Einen Kanal hätten sie tiefer gebaut, vielleicht spitz zulaufend, damit ein Schiffsrumpf genug Platz hat, auch wenn es mal trockene Zeiten gibt. Aber dort hinten“, er deutete auf einen Abschnitt ein Stück weit hinter ihnen, „dort sind Bauten, die an eine Hafenbefestigung denken lassen. Dazwischen liegt ein Bereich, der tief genug war, um immerhin eine Weile mit der DRANG ungehindert zu fahren, also wirklich tief sein muss. Somit ist das hier verdammt flach. Außerdem sehen Sie sich die Gebäude an“, erklärte er. „Sie haben nichts, was auf Halterungen für Boote schließen lässt. Wie komme ich auf einer Wasserstraße von einem Haus zum anderen?“

„Durch Tunnel“, erwiderte Macholas.

Kea Webla lachte und nickte. Er hob entschuldigend die Hände, als ihm kein Argument darauf einfiel. „Guter Punkt. Das müssen wir prüfen, wenn wir können.“

Sie kletterten alle aus dem Boot und warfen einen Anker, damit es nicht abtrieb. Immerhin wussten sie nicht, ob andere Stellen weniger seicht waren als diese. Sie bewaffneten sich mit langen Stöcken, mit denen sie den Weg vor sich abtasteten, und machten sich auf den Weg die Straße hinunter. Die Stöcke hatten sie einfach aus dem Wasser gefischt. Sie waren schon etwas morsch, aber gut genug für ihren Zweck.

Der Weg stieg sanft an und bald waren sie aus dem Wasser heraus. Sie entschieden sich umzukehren und das Boot herzubringen. Anschließend errichteten sie ein Basislager, bei dem sie diverse Zelte aufbauten und einige Stunden damit zubrachten ihre direkte Umgebung zu erkunden. Plötzlich rief Hykkara die beiden anderen, weil sie etwas entdeckt hatte.

Kea Webla besah sich die Stelle am Boden. Vor ihnen befand sich ein kreisrundes Loch.

„Ich habe eine Platte entdeckt, unter der es hinab in ein tiefes Loch geht. Womöglich handelt es sich um ein Tunnelsystem unter der Stadt“, erklärte sie stolz. Kea nickte.

„Vielleicht Wartungstunnel“, stimmte er zu. „War er versiegelt?“

„Nein, allerdings sehr lange nicht bewegt, so wie es aussieht.“

„Ich denke nicht, dass der Kapitän es gut fände, wenn sie da hinunterklettern“, sagte Macholas nun hinter Kea. Dieser drehte sich lächelnd um.

„Raus aus meinen Gedanken!“, sagte er zwinkernd. „Aber seien wir ernst. Der Kapitän ist nicht hier. Ich will mir das einmal ansehen.“

„Wenn es einstürzt ...“, setzte Macholas an, doch Hykkara unterbrach ihn. „Ich gehe!“

Beide sahen sie an.

Sie zuckte die Schultern.

„Macholas hat recht, Webla. Sie sind hier aus anderen Gründen und Sie sind wichtiger. Sie wollen hier Wuroiden finden. Ich bin zudem etwas kleiner, was wichtig sein kann dort unten. Es sind immerhin Tunnel. Also werde ich gehen.“

Kea Webla sah einige Zeit von ihr zu Macholas und in das Loch hinab. Dann nickte er.

„Gut, aber vorher rüsten wir Sie aus.“

Sie eilten die wenigen Schritte zum Lager zurück und versorgten Hykkara mit einer starken Lampe und einem fluoreszierenden Stift. Somit konnte sie an Abzweigungen markieren, woher sie gekommen war. Zudem gaben sie ihr ein breites Messer mit, für den Fall, dass die Tunnel nicht gänzlich leer waren und sich gefährliche Tiere dort eingenistet hatten.

Sie gingen zurück zu der Öffnung im Boden und sahen der Wuroidin dabei zu, wie sie hinabkletterte.

Es gab Sprossen aus rostigem Metall an der Wand der Röhre, was vermuten ließ, dass die Tunnel häufig frequentiert worden waren, als man sie errichtete. Sonst hätte man nicht extra Eisensprossen mit eingebaut, um schnell herauf und herunter zu kommen.

Kea Webla und Macholas verbrachten den Tag abwechselnd damit, die Umgebung etwas zu erkunden, während der jeweils andere am Tunneleingang wartete. Es dauerte mehrere Stunden, bis Hykkara endlich wieder heraufgeklettert kam.

„Was haben Sie entdeckt?“, fragte Kea sofort, als er ihr heraufhalf. Macholas war noch nicht zurück. Er musste aber bald kommen.

„Es ist ein Labyrinth aus Gängen unterschiedlicher Epochen. Manche sind gut begehbar, andere eindeutig nicht dazu gedacht hindurchzugehen. Viele stehen unter Wasser. Der genaue Zweck dieses Tunnelsystem ist mir nicht ganz klar. Ich fand einige Räume, in denen eindeutig jemand gewohnt hat, auch wenn die Insassen schon lange verwest sind. Die Todesursache war nicht klar, manche sind aber eindeutig durch Trümmer eingeschlossen gewesen.“

„Sie haben Wuroiden dort unten entdeckt?“

„Ja, der Anatomie nach schon ...“

„Aber?“

„Ihre Knochen sind aus fremdartigen Kalziumverbindungen, sehr … schwach. Sie waren morsch wie altes Holz“, erklärte Hykkara. Sie hob einen Probenbehälter aus der Umhängetasche, die sie bei sich trug. „Ich hoffe sehr, dass eine Analyse etwas bringt. Möglicherweise hat sich unsere Knochenzusammensetzung massiv geändert in den letzten Jahrtausenden. Das wäre … man müsste einige Grundlagenbücher neu schreiben.“

„Nun, evolutionär wäre das denkbar. Es kann auch durch Umweltfaktoren und Nahrung herbeigeführt worden sein“, überlegte Kea. „Noch etwas?“

„Ich habe in einem Raum die Toten sehr ausführlich untersucht, da sie gut konserviert waren. Ich glaube, sie wurden vom Tod überrascht. Der Raum war durch Geröll verschlossen. Sie wurden darin eingesperrt durch ein Unglück und starben dort drin. Somit bot sich mir eine gewissermaßen konservierte Situation. Sie alle trugen das hier bei sich“, sagte sie und holte ein kleines flaches Plättchen aus ihrer Tasche. Kea nahm es in die Hand. Die Vorderseite fühlte sich wie Glas an, die Hinterseite wie Kunststoff. Es war nicht schwer, groß wie eine Handfläche und man konnte mit dem Daumen fast jeden Punkt auf der Platte erreichen.

Zeichen waren darauf. Sie erinnerten ihn an die Schrift der Straßenschilder. Möglicherweise war es aber auch eine zufällige Ähnlichkeit.

„Was ist das?“

„Ich kann es nicht sagen. Es könnte zu religiösen Zwecken getragen worden sein. Jeder hatte eines, aber nicht alle haben dieselben Zeichen. Manche sind größer als eine Handfläche, manche kleiner.“

„Vielleicht gehörten sie zu einem ausgeklügelten Hierarchiesystem?“

„Auch das kann sein“, stimmte Hykkara zu. Sie sah an sich herunter. „Ich sehe zu, dass ich zum Wasser komme und ein wenig von dem hier abwasche.“

Sie zeigte auf ihre schlammbeschmierte Kleidung

„Gut, kommen Sie danach ins Lager. Macholas wird sicher auch wissen wollen, was Sie entdeckt haben.“

Sie nickte und begab sich zum Kanal.

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