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Für mich ergibt sich die Antwort auf die von mir gestellte Frage des Ich-Seins aus dem Betrachten meiner Vergangenheit mit dem notwendigen Abstand.

Diagnosen, die versuchen, mich zu beschreiben und Verhaltensmustern einen Namen zu geben:

‒ Alkohol- und Medikamentenabhängigkeit, seit 13 Jahren abstinent.

‒ eine emotional instabile Persönlichkeit.

‒ manisch-depressiv.

‒ eine schwere seelische Störung.

Außer Zweifel steht, dass ich ohne diese Diagnosen keinen Einblick bekommen hätte, warum ich so oft ungewollt leide, da ich selbst keine anderen Muster kannte, die verhinderten, dass ich mich in unterschiedlichen Situationen selbstschädigend verhielt.

Heute bewohne ICH mein Haus. Und mein Haus ist mein Körper. Zu wissen, was es ist, das in meinem Haus wohnt, nimmt mir die Angst und gibt mir die Kraft, die Zimmer aufteilen zu können. Sie sind beschriftet und ich kenne die Einrichtung. Nicht immer sind alle Türen offen und ich muss darauf achtgeben, dass nicht alle Türen gleichzeitig offen stehen und die Einrichtungen durcheinandergeraten.

Von außen kann ich selbst viel bewirken, zum Beispiel achtsam sein und mein Haus pflegen. Ich wasche und kämme es, ich suche die Nahrung aus und ich passe auf, wer es betreten darf. Das war nicht immer so ...

Ich brauchte Hilfe, um mein Haus und seine Einrichtung kennenzulernen. Das Gebäude und die fünf Zimmer darin nicht ständig zerstören, beschmieren, zerkratzen, vollschütten zu wollen, lerne ich langsam. Ebenso wie zu spüren, wenn es jemand anderer tun möchte.

Ich erkenne langsam, dass ich kein stinkendes Leichenhaus habe.

An manchen Tagen ist es außen rosarot mit weißen Fensterläden und einem blauen Dach. Es gibt einen Garten mit vielen Tieren, Blumen und der Sonne, auch wenn sie nicht scheint. Einen Vorgarten mit einer weißen, alten Bank, einer Klatschmohnwiese und Kapuzinerkresse. Im Haus sind alle Fenster offen, nur die Türen geschlossen. Es existieren alle Farben und vor jedem offenen Fenster wehen weiße, leichte Vorhänge.

An diesen Tagen möchte ich kein anderes Haus.

Menschen sind ebenfalls da. Menschen, die von den Zimmern wissen. An den sonnigen Tagen erzähle ich von den Zimmern, manchmal sogar vom Keller. Aus Stein, feucht und bemoost, ohne Fenster, mit einer schweren Eisentür und einem Meer von Schlössern und Riegeln. Ich kann riechen, was dahinter ist. Schwarz, Dunkelgrün und Dunkelrot, der Boden ist schlammig und glatt. Dort hängt ein Mensch an Ketten, aufgeschnitten, mit seinem Genital im Mund. Bevor ich ihn wieder verlasse, nähe ich ihn zu, damit er nicht verblutet.

DEIN SEIN, GUT SEIN, ICH SEIN, SEIN

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