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6.

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Schläft sie noch?« Wulf blickte Sigurd entgegen, der auf seine Anweisung hin Wein zu ihr gebracht hatte. »Sie wird es bald wieder.« Sigurd legte seine Arme auf die Reling wie Wulf. Sie starrten hinaus auf die schwarzgraue See.

»Sie war angezogen, lehnte am Bootsrand und döste, schien dem Wein aber nicht abgeneigt ...Glaubst du, sie versteht uns?«, fragte er dann.

»Jedes Wort«, antwortete Wulf, ohne zu überlegen.

»Wie kannst du so sicher sein?«

»Beobachte nur ihre Augen«, erklärte Wulf. »Dass sie so langsam handelt, rührt einzig von einer Verletzung, die sie uns nicht preisgeben will, aber ansonsten versteht sie jedes Wort.«

»Glaubst du, die vom Westdorf haben sie weiter südlich geraubt?« Sigurds Überlegung war auch Wulfs.

»Sehr wahrscheinlich. Doch statt wie blind Beute hinterherzujagen, hätten sie besser daran getan, das Wetter zu beobachten.«

Sigurd verkniff sich seine Antwort. Er verfluchte jene Nordmänner vom Westdorf innerlich. Jedweder Gedanke an eine Vereinigung mit dem Westdorf sollte ausgelöscht sein, allein durch einen solchen Akt. Sie beide wussten das. Und doch hoffte Wulf immer noch, dass es eines Tages wieder nur einen König geben würde, nicht zwei Königreiche und ein weiteres Reich, das sich weigerte, auch nur einen der beiden anzuerkennen.

»Ich bezweifele, dass jemand sie zu sich nehmen wird«, sann Sigurd. »Es wird schwer für sie sein. Es wird ihr ewig anhaften, dass wir sie aus dem Meer gefischt haben. Die Alten werden es für kein gutes Omen halten, einer solchen Frau Schutz zu gewähren.«

Wulf sah ihn von der Seite an, wartete bis Sigurd seinen Blick kreuzte.

»Vielleicht gerade deshalb. Indem wir ihr Schutz gewähren, werden uns die Götter womöglich dankbar sein und unserem Volk etwas Zuwendung zeigen.«

»Ja, eine solche Zuwendung wäre allerdings dringend nötig. Trotzdem befürchte ich, dass der König nicht begeistert sein wird, dass wir sie mitbringen.«

»Das soll eure Sorge nicht sein«, beruhigte ihn Wulf. »Ich werde die Verantwortung übernehmen und ihm erklären, wie wir zu ihr kamen.«

»Nach fünfzehn Jahren kehren wir heim. Fünfzehn Jahre«, wiederholte Sigurd. »Endlich kann ich daheim bei Weib und Kind sein, muss sie nicht nur für einige Wochen besuchen, um dann wieder zu gehen. Ich werde bleiben. Diesmal werde ich bleiben.«

Wulf dachte kurz an sein eigenes Zuhause, im Wald verborgen. Dort wartete niemand mehr auf ihn. Und er war froh darüber.

Im Schatten des Wolfes

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