Читать книгу DAS Erste Große BetrugsOpferBUCH - Hedwig v. Knorre - Страница 179
Beispiel 1 • die Lehre der 4 Temperamente
Оглавление...war jahrhundertelang die einzig existierende Persönlichkeits-diagnostik. Bis heute ist sie immer wieder in der Diskussion. Die 4-Temperamentenlehre, entwickelt durch den „Vater der Medizin“ Hippokrates (460 – 370 v. Chr), machte psychiatrische Belange zu einem Belang der Medizin. Er erkannte durch Beobachtung temperamentsmäßige Unterschiede zwischen den Menschen und bot eine Theorie zur Erklärung dieser Unterschiede. Durch die Geschichte bis heute kommen Laien wie Fachleute immer wieder auf diese Lehre zurück. Um 1900 wurden sie in Beziehung zur Körperstruktur gesetzt. Dies Konzept der „konstitutionellen Psychologie“ gewann viele Anhänger, die die Zahl der Typen auf 3 reduzierte, einige jüngere Gelehrte dieser Schule sogar auf die Zweiteilung „introvertiert – extrovertiert“. Um die Jahrhundert-wende versetzte Freud der Theorie der Temperamente einen vernichtenden Schlag mit seiner neuen Idee, die Umwelt des Menschen bestimme sein Verhalten. Es folgte die Entstehung verschiedener psychologischer Theorien und psychotherapeutischer Schulen. Allerdings wurde das Konzept der 4 Temperamente immer wieder aufgegriffen, z.B. von Eysenck, der es Galen zuschreibt und in dessen weitverbeiteten Test es erscheint.
Jedem Temperament werden sowohl Stärken als auch Schwächen zugeordnet. Allgemein wird davon ausgegangen, dass nur wenigen Menschen ein einziges Temperament innewohnt, vielmehr wird von Anteilen gesprochen und von Mischformen 2 er, 3 er oder aller 4 Temperamente. Allerdings soll ein Temperament (prozentual) vor den anderen stärker in Erscheinung treten. Dies kann auch durch Umwelteinflüsse bzw. bewusste Änderung der eigenen Einstellung zum Leben verändert werden.
Die Lehre der 4 Temperamente ist insofern hilfreich, als sie Vokabular zur Verfügung stellt, welches dazu dient, menschliche Eigenschaften in Worte zu fassen, sich selbst und andere in ihrer Verschiedenartigkeit zu beschreiben und zu akzeptieren; sie kommen dem Bedürfnis „Einordnen wollen“ entgegen; auch machen sie Mut, an sich zu arbeiten mit der Perspektive: „es gibt Hoffnung für dich, sobald du aktiv wirst!“ Echte Pathologien kommen dagegen gewöhnlich nicht zur Sprache.
Heute weiß jeder Mediziner, daß die 4 Temperamente nicht den jeweiligen Körpersäften zugeschrieben werden können. Trotzdem hält sich Vokabular und Idee dieser Lehre bruchstückhaft bis in die Neuzeit hinein.
Die 4 Temperamente im Einzelnen:
Sanguiniker
Luft, warmes Blut – leichtblütig; warmes, heiteres, lebhaftes Temperament.
Stärken: extravertiert, gesprächig, begeisterungsfähig, warmherzig, angenehm, freundlich, mitfühlend, sorglos, gastfreundlich, vital, unbekümmert, lebt in der Gegenwart, Fähigkeit zum Genießen, findet rasch Anschluß, geht auf andere ein, amüsant, optimistisch, immer freundlich und lächelnd, bittet schnell um Verzeihung, zartfühlend, verständnisvoll, nimmt Anteil an Freud und Leid anderer, redet mit aufrichtiger Herzlichkeit und Wärme, macht auf den ersten Blick einen guten Eindruck, kennt keine Langeweile, immer für neue Pläne und Ideen zu haben, erzeugt Begeisterung,
Schwächen: labil, willensschwach, ruhelos, undiszipliniert, zu Übertreibungen geneigt, unzuverlässig, egozentrisch, laut, ängstlich, weint schnell, emotional unberechenbar, ruhelos, aufbrausend, Tatsachen aufbauschend, erscheint unecht, mangelnde Selbstbeherrschung, naiv, kindlich, zu überschwenglich, beherrscht das Gespräch, unaufmerksam, schwankend, strebt nach Ehre und Anerkennung, hält Zusagen und Verpflichtungen nicht ein, redet zu viel von sich selbst, entschuldigt eigene Nachlässigkeit, kennt keine Organisation, unpünktlich, zuchtlos, viele unerledigte Arbeiten, leicht abgelenkt, erreicht nicht das Ziel
Berufsgruppen: Schauspieler, Vertreter, Redner, Verkäufer, Krankenpflege und –betreuung, liebevolle Mutter, Führungsqualitäten, aktive Sportler
Melancholiker
Wasser, schwarze Galle – schwerblütig
Stärken: begabt, analytisch, empfindsam, perfektionistisch, ästhetisch, idealistisch, treu, aufopfernd, fast genial, kennt die eigenen Grenzen
Schwächen: ichbezogen, mürrisch, negativ, theoretisch denkend, unpraktisch, ungesellig, kritisch, nachtragend, rachsüchtig, steif, launenhaft, depressiv, stolz, hypochondrisch, leicht gekränkt, schwierig im Umgang, oft unlustig, schnell mutlos,
Berufsgruppen: Künstler, Musiker, Erfinder, Philosophen, Lehrer, Schneider, Koch, Buchhalter, Kosmetikerin, „passiver Sportler“ (Zuschauer), Innenarchitekt, Modeschöpfer, Schriftsteller, Poesie – liest oder dichtet selbst
Choleriker
Feuer, warmblütig; heißes, aktives Temperament
Stärken: willensstark, entschlossen, unabhängig, optimistisch, praktisch, produktiv, entschieden, Führungsqualitäten, vertrauensvoll, furchtlos, unerschrocken, geschickt, gibt nicht leicht auf, gute Menschenkenntnis, setzt andere in Aktion, richtet andere auf, läßt sich von Umständen nicht unterkriegen, trifft intuitiv die richtigen Entscheidungen, scharfsinnig, geistig gewandt, unermüdlicher Einsatz, überaus praktisch, Widerstände beleben, steckt Ziele und erreicht sie auch
Schwächen: zornig, grausam, sarkastisch, dominierend, unüberlegt, stolz, selbstzufrieden, unemotional, aufbrausend, jähzornig, eigensinnig, gleichgültig gegen Bedürfnisse anderer, schroff, ungestüm, hitzig, kennt kein Mitleid, trifft Entscheidungen für Andere, arrogant, rechthaberisch, nutzt Menschen aus, unversöhnlich, überheblich, herrisch, neigt zum Fanatismus, listig, voreingenommen, geht den Dingen nicht auf den Grund
Berufsgruppen: Produzenten, (Bau-)Unternehmer, Führer, Vorsitzender in Vereinigungen, aktive Sportler, Polizeibeamte,
Phlegmatiker
Erde; langsames, kühles Temperament
Stärken: ruhig, bequem, zuverlässig, leistungsfähig, konservativ, praktisch, zur Führung ungeeignet, diplomatisch, humorvoll, verträglich, fröhlich, freundlich, friedliebend, angenehm im Umgang, hat viele Freunde, Witz und trockener Humor, beständig und treu, erteilt Ratschläge nur auf Wunsch, unter Druck leistungsfähig, praktische Arbeitsweise, konservativ, sauber und tüchtig,
Schwächen: geizig, ängstlich, unentschlossen, eher Zuschauer, auf eigenen Schutz bedacht, selbstsüchtig, unmotiviert, mangelhaftes Selbstvertrauen, pessimistisch, furchtsam, Neigung zum Grübeln, lacht selten laut, passiv, gleichgültig, selbtsgerecht, geht den Weg des geringsten Widerstandes, scheut aktives Engagement, schwer zu begeistern, egoistisch, eigensinnig, gibt sich erhaben, faul, träge, scheut Verantwortung, mangelnde Motivation, wirkt entmutigend auf andere, steht Änderungen skeptisch gegenüber
Berufsgruppen: Diplomaten, Buchprüfer, Lehrer, Techniker, Hausfrauen, gute Mütter, gute Köchin, Ratgeber, Handarbeit, Schneider, Verwaltungsangestellte, Sekretärin, „passiver Sportler“(Zuschauer)