Читать книгу Handbuch Qualitätsmanagement im Krankenhaus - Heidemarie Haeske-Seeberg - Страница 134

Moderation mit der Kartentechnik

Оглавление

Eine wichtige Arbeitstechnik in der Moderation von Gruppen ist die Kartentechnik. Sie hat gegenüber einem moderierten Gespräch zahlreiche Vorteile.

Durch die konsequente Visualisierung aller Sachverhalte werden stets mehrere Wahrnehmungskanäle genutzt, was einen höheren Konzentrationsgrad bei den Gruppenteilnehmern hervorruft und einen besseren Gedächtniseffekt für erzielte Zwischenergebnisse und Konsense bewirkt. Keine Information geht verloren, da alles notiert und für alle Teilnehmer gut sichtbar platziert wird.

Die Kartentechnik erleichtert die Interpretation von Sachverhalten und es kann eine Selektion zwischen wesentlichen und unwesentlichen Informationen auf der Basis der Gruppenmeinung stattfinden. Sie unterstützt die Darstellung komplexer Sachverhalte und hilft, unterschiedliche Informationsstände von Gruppenteilnehmern auszugleichen. Sie unterstützt ferner dabei, Sachverhalte für Zusammenfassungen, Standortbestimmungen oder für die Informationsweitergabe in der Gruppe aufzubereiten.

Die Kartentechnik ermöglicht eine wertfreie Darstellung von Kontroversen, Aussagen und Ergebnissen. Sie bietet eine einfache Dokumentation einzelner Arbeitsschritte und erleichtert damit die Nachvollziehbarkeit von Projektschritten. Fertige Poster in Kartentechnik haben einen großen Erinnerungseffekt bei den Gruppenteilnehmern und bilden eine gute Basis für die Protokollierung. Sie könne auch eine authentische Basis für die Weitergabe der Projektergebnisse, der diskutierten und verworfenen Lösungsmöglichkeiten und die Begründungen für den ausgewählten Lösungsvorschlag z. B. bei der Ergebnispräsentation bilden.

Ergebnisse, die mit Hilfe der Kartentechnik erzielt wurden, ziehen eine hohe Identifikation der Gruppenteilnehmer mit dem Ergebnis nach sich.

Die Anwendung der Kartentechnik ermöglicht ferner die anonyme Benennung von Schwachstellen. Gerade in der Einführungsphase von Gruppenarbeit bzw. in der Anfangsphase der Arbeit einer neu zusammengesetzten Gruppe bietet dies für einzelne Gruppenteilnehmer einen willkommenen, wichtigen Schutz, in dem sie Schwachstellen und Verbesserungspotenzial aufzeigen können.

Die Kartentechnik ermöglicht auch in konfliktträchtigen Situationen eine sachliche Benennung von Problemen, Argumenten und Ursachen. Wichtig ist es hier, die richtigen Fragen zu stellen, um sachliche Antworten zu erhalten. Sie unterstützt den Moderator bei der Konzentration einer Gruppe auf einen einheitlichen Diskussionsgegenstand und dämmt Ideenflucht und das Abschweifen vom eigentlichen Thema ein.

Eine Chance gerade für zurückhaltende Teilnehmer ist die automatische Beteiligung aller bei der Ideen- bzw. Gedankensammlung mit der Kartentechnik und eine gleichberechtigte Bewertung der Ergebnisse, die nicht die lebhaften oder dominanten Gruppenteilnehmer bevorzugt.

Es entsteht ein in allen Schritten nachvollziehbarer und damit akzeptanzfähiger Konsensprozess in der Gruppe.

Wie jede Technik, hat auch die Kartentechnik Grenzen. Sie ist nur in Ausnahmefällen geeignet für sehr große Gruppen. Sie ist nur mit entsprechenden Arbeitsmaterialien durchzuführen, wobei bei den meisten benötigten Materialien Improvisationsmöglichkeiten bestehen. Immer wieder versuchen nicht ausgebildete Moderatoren, diese Methode anzuwenden. Das kann dazu führen, dass sie nicht zum gewünschten Erfolg führt und dann von einer Gruppe auch bei späteren Versuchen durch geschulte Moderatoren als ungeeignet abgelehnt wird. Sie ist – soll sie erfolgreich angewendet werden – an einen ausgebildeten Moderator gebunden.

Immer wieder gibt es Situationen, in denen Problemanalyse und -bearbeitung in Gruppen aus verschiedenen Gründen nicht ernsthaft betrieben werden, sondern gewissermaßen als »Alibi« für die Legitimation eines bereits gefassten Entschlusses der Leitung fungieren soll. Auch das gleichberechtigte Miteinander aller Gruppenmitglieder ist nicht wirklich immer gewünscht. Für diese Art der »Pseudo-Problemlösung« ist diese Technik nicht geeignet, denn sie bringt Gruppenmeinungen sehr sicher und deutlich zum Ausdruck und beteiligt alle Gruppenmitglieder an der Meinungsbildung und Argumente- und Ideensuche.

Für Gesprächskontexte, in denen ein intensives Hin und Her von Argumenten erwünscht ist, ist die Kartentechnik ebenfalls ungeeignet. Sie dient eher dem Sammeln, Aufzeigen und Verdichten. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Kartentechnik anzuwenden:

• Kartenabfrage

• Zurufabfrage

• Vorstrukturierte Zurufabfrage

Allen Techniken ist Folgendes gemeinsam:

• Pro Karte wird jeweils nur ein Gedanke notiert.

• Stets sollte nicht nur ein Wort, sondern eine Wortgruppe aus 3–7 Worten gewählt werden.

• Der Gedanke muss groß und auch aus bis zu 5 Metern Entfernung lesbar geschrieben werden (max. 3 Zeilen pro Karte).

• Es sollten nur Druckbuchstaben verwendet werden.

Auf diese Regeln für das Schreiben von Karten werden Gruppenteilnehmer, die diese Methode nicht kennen, hingewiesen.

Handbuch Qualitätsmanagement im Krankenhaus

Подняться наверх