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Ablauf einer schriftlichen Kartenabfrage

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Die Kartenmoderation mit Hilfe der schriftlichen Kartenabfrage läuft in verschiedenen, immer einzuhaltenden Arbeitsschritten ab. Arbeitsschritte einer schriftlichen Kartenabfrage:

1. Karten schreiben, einsammeln und sichtbar anbringen

2. Inhalt der Karten verdeutlichen

3. Auftretende Unstimmigkeiten (»Blitze«) ausdiskutieren

4. Clustern

5. Priorisieren

1. Karten schreiben, einsammeln und sichtbar anbringen:

Der Moderator bringt die zu bearbeitende Fragestellung deutlich sichtbar an der Pinnwand an und erläutert sie zusätzlich. Er kann ein fiktives Beispiel für eine erwartete Antwort geben, muss aber darauf achten, dass das die Äußerungen der Teilnehmer nicht in eine bestimmte Richtung lenkt.

Nun werden alle Teilnehmer gebeten, ihre Gedanken zur Fragestellung nach den o. g. Regeln auf rechteckige Karten zu schreiben. Der Moderator lässt allen Gruppenteilnehmern genügend Zeit für das Notieren auf den Karten und bittet alle Teilnehmer, sich gegenseitig nicht durch Unterhaltung zu stören. In dieser Phase arbeiten alle gleichzeitig und sehr konzentriert.

Am Ende sammelt der Moderator alle Karten ein. In Situationen, in denen die Anonymität der Benennung von Gedanken wichtig ist, werden die Teilnehmer gebeten, ihre Karten verdeckt abzugeben und der Moderator mischt die eingesammelten Karten. In einer solchen Situation ist es auch wichtig, darauf zu achten, dass alle Karten und Stifte von gleicher Farbe sind.

2. Inhalt der Karten verdeutlichen:

Nun werden alle abgegebenen Karten vorgelesen und sichtbar an der Pinnwand angebracht. Dabei wird kontrolliert, ob alle Texte verständlich und lesbar sind. Hat ein Gruppenteilnehmer einen Einwand gegen den Inhalt einer Karte, wird auf der Karte ein roter Blitz angebracht und das Gegenargument auf einer ovalen Karte notiert und ebenfalls sichtbar angebracht ( Abb. 35).

Gerade dieser Arbeitsschritt erfordert sehr viel Sorgfalt. Er ist bei unerfahrenen Moderatoren aber auch der Zeitpunkt, an dem die Gruppenteilnehmer oft nicht genügend in den Prozess einbezogen werden und die Aufmerksamkeit nachlässt. Der Moderator darf nicht allein oder nur mit einigen wenigen Gruppenteilnehmern arbeiten, sondern sollte darauf achten, dass alle Gruppenteilnehmer aktiv bleiben.


Abb. 35: Visualisierung von Argumenten und Gegenargumenten

3. Auftretende Unstimmigkeiten (»Blitze«) ausdiskutieren:

Sind alle Karten aufgehängt, werden die Blitze in der Gruppe ausdiskutiert. Es geht in diesem Arbeitsschritt nur darum, auszudiskutieren, ob das Argument auf der Karte eine Beantwortung der gestellten Frage darstellt oder nicht. Weitergehende Diskussionen sollten vom Moderator nicht zugelassen werden.

Nur, wenn die Gruppe sich für ein Argument entscheidet, bleibt diese Karte auf der Pinnwand, sonst wird sie entfernt. Nur konsensfähige Karten werden weiterbearbeitet.

4. Clustern:

Nun erfolgt das Gruppieren der Karten nach Themenbereichen. Inhaltlich zusammenhängende Karten werden in Clustern zusammengehängt. Dieser Vorgang erfordert bei vielen Karten oder schwer zu strukturierenden Aussagen oft 2–3 Durchgänge durch alle Karten.

Unerfahrene Moderatoren haben oft Probleme bei der Strukturierung der Cluster. In jedem Cluster sollten nur sinnverwandte Karten hängen. Ein neues Cluster sollte begonnen werden, wenn ein wesentlicher, neuer Gedanke auf einer Karte enthalten ist. Weder die Zusammenführung zu vieler Karten in wenige Cluster noch die Zergliederung in zu viele Cluster ist hilfreich. Die Gliederungsstruktur sollte ggf. mit den Gruppenteilnehmern beraten werden. Letztlich entscheidet jedoch der Moderator die Struktur, die dann nicht mehr von den Gruppenteilnehmern diskutiert werden sollte.

Für die einzelnen Cluster werden nun im Dialog gemeinsame Überschriften gewählt und auf runden Karten notiert. Cluster können aus einer Karte bestehen, wenn ein Gedanke nur von einem Teilnehmer notiert wurde. Erfahrungsgemäß sollten jedoch nicht mehr als 6–7 Karten pro Cluster gruppiert werden. Wichtig ist, dass pro Cluster eine Aussage, ein Aspekt dominiert, der isoliert werden und durch die Formulierung der Überschrift präzisiert und von den anderen Clustern abgegrenzt werden kann. Die gruppierten Cluster werden optisch deutlich voneinander abgegrenzt, z. B. durch Umrandung.

5. Priorisieren:

Häufig kommt durch die bisherigen Arbeitsschritte eine Fülle von Gedanken, Ideen, Argumenten, Ursachen zusammen, die nicht alle gleichrangig, gleich wichtig oder gleichermaßen eilig zu beurteilen sind. Es ist also sinnvoll, Priorisierungen vorzunehmen. Wichtig ist, dass der Moderator vorher die Fragestellung, nach der die Prioritäten ausgewählt werden sollen, deutlich macht.

Wenn nun eine Auswahl getroffen werden muss, erhalten alle Teilnehmer eine gleiche Anzahl von Klebepunkten, mit deren Hilfe sie die von ihnen präferierten Cluster kennzeichnen können. Dazu treten alle Gruppenteilnehmer gleichzeitig an die Pinnwand, suchen jeder für sich die präferierten Cluster aus und kleben gleichzeitig ihre Punkte. Dadurch soll verhindert werden, dass eine Beeinflussung der Gruppenteilnehmer untereinander geschieht ( Abb. 36). Die günstige Anzahl der Klebepunkte kann durch eine Faustregel errechnet werden:


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