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ОглавлениеChristine schaut nachdenklich vor sich hin. Wieder einmal hat sie es sich in der Küche des Reiterhofes, in der ihre Mutter ständig kocht und bäckt, um die fleißigen Stallhelfer zu versorgen, gemütlich gemacht.
„Sorgen?“, fragt ihre Mutti.
„Ach“, sie winkt ab. „Wenn ich nur wüsste, was Olli wirklich in Amerika treibt, wäre mir wohler. Der raubt mir noch den letzten Nerv mit seiner Heimlichtuerei. Hat er dir nichts erzählt?“
„Nein, leider nicht.“
„Mir kommen schon die blödesten Ideen in den Sinn.“
„Das kann ich mir gut vorstellen.“
„Ob Sybille ihn rüber gelockt hat?“
Ihre Mutti schüttelt energisch den Kopf. „Das glaube ich nicht. Die ist doch in Frankreich zurzeit mit einem Adligen liiert.“
„Woher weißt du das?“
„Ich habe ihr Bild auf dem Cover einer der bunten Zeitungen entdeckt. Die kaufe ich ja sonst nicht, aber dieses Exemplar habe ich euch mitgebracht. Schau mal, da hinten auf der Kommode müsste sie liegen.“
Christine erhebt sich etwas schwerfällig und stöhnt. „Oh, mein Kreuz.“
„Schieb es nicht auf das Alter.“ Onkel Heinrich kommt lachend herein. „Dafür hast du noch mindestens dreißig Jahre Zeit.“
„Ich denke eher, das liegt an den zu vielen Kilos. Wie soll man schlank bleiben, wenn es hier immerzu die feinsten Leckereien gibt … mhhh … also hier liegt keine Zeitschrift.“
„Meint ihr das bunte Heft mit der Rabenmutter vorne drauf?“, fragt Onkel Heinrich.
Oma Hedi antwortet: „Ja, genau das. Heinrich, du sollst sie nicht immer so nennen. Stell dir mal vor, Richard und Bertram hören das. Sie leiden so schon genug.“
„Ich bin ganz deiner Meinung. Genau aus diesem Grund habe ich diese Zeitung versteckt. Stellt euch mal vor, die Kinder sehen die Frau, an die sie möglichst nicht mehr erinnert werden sollen. Man muss in den Wunden nicht noch rumstochern.“
„Hast ja recht. Und nenn sie bitte nicht mehr Rabenmutter. Ich habe Richard schon öfter gesehen, dass er hinter Türen steht und lauscht. Er traut sich sicher nicht zu fragen. Außerdem kann Sybille nichts dafür, dass sie so ist wie sie ist. Zumindest war sie so großzügig und hat Olli und Christine die Jungs und nun auch noch das Baby überlassen.“
Onkel Heinrich brummt vor sich hin. „Ich hole euch dann mal die Klatschpresse.“
„Mir lässt es auch keine Ruhe, dass Olli so ein Geheimnis daraus macht.“ Oma Hedi schüttelt den Kopf. „Vielleicht ist es was Familiäres aus seiner Vergangenheit?“
„Er hat doch niemanden mehr, oder?“, fragt Christine. „Als wir über die Gästeliste zu unserer Hochzeit sprachen, meinte er nur, dass keiner mehr leben würde von seiner Sippe.“
„Das weiß ich nicht. Seine Mutter ist mit ihm kurz nach der Geburt erst hierhergezogen und wo sie abgeblieben ist, kann ich gar nicht sagen. Einen Vater habe ich nie gesehen. Warst du denn als Kind nie bei ihm zuhause?“
„Nein. Er war ja ständig bei uns und früh, auf dem Weg zur Schule, haben wir uns alle auf dem Kirchplatz getroffen.“
„Ach, Christine, wirst du denn nie sorgenfrei sein? Immer kommt irgendetwas anderes dazwischen. Olli weiß doch, dass er mit dir über alles reden kann.“
„Leider darf der Anwalt nichts sagen, das kann ich auch verstehen. Zu mir hat Olli gesagt, es wäre dienstlich und in der Agentur zu Markus, es sei privat. Na was denn nun?“
„Warte ab, bis er wieder da ist. Dann klärt sich alles auf. Wo bleibt denn Heinrich nur mit der Zeitung? Heinrich …“, ruft Oma Hedi laut in den Flur. „Seitdem wir nur noch ein paar Pferde hier haben, hat er zu viel Freizeit und mutiert zum kleinen Kind. Erst dachte ich, dass es gut ist, wenn wir nicht mehr so viel zu tun haben. Wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten. Aber so kann es mit ihm nicht weitergehen. Er macht mich ganz kirre.“